DE19841342A1 - Neue Reaktivsysteme aus polymerisierbaren Monomeren , die Peroxide und stabilisierten Boralkylverbindungen enthalten - Google Patents
Neue Reaktivsysteme aus polymerisierbaren Monomeren , die Peroxide und stabilisierten Boralkylverbindungen enthaltenInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft verbesserte Reaktivsysteme für die Polymerisation ethylenisch ungesättigter Verbindungen, enthaltend als erste Komponente die zur Polymerisation befähigten Monomeren sowie als zweite Komponente ein Härtersystem aus Organo-Borverbindungen, die mit geeigneten Oligomeren stabilisiert sind, wobei diese Komponenten zur Applikation gemischt werden, wobei das Kennzeichen darin liegt, dass den Monomerkomponenten ein organisches Peroxid (Perester, Hydroperoxid, Perether und/oder Peranhydrid) zugemischt wird. Dadurch wird unter anderem eine Erniedrigung der Zeit bis zur Erreichung der Endfestigkeit des Polymers erzielt. Die Reaktivsysteme eignen sich zur Fügung von harten Körpermaterialien in menschlichem oder tierischem Gewebe, insbesondere im chirurgischen und/oder zahnmedizinischen Bereich bei der Herstellung von körperresorbierbaren oder körperresistenten Klebern, Zementen und/oder Füllmassen bzw. zur Ausbildung von Kunststoff-Formteilen.
Description
Die vorliegende Erfindung beschreibt Reaktivsysteme, die aus ethylenisch
ungesättigten Monomeren einerseits und aus sauerstoffreaktiven Organo-Bor
verbindungen, die mittels Trägermaterialien stabilisiert sind, andererseits
aufgebaut sind. Die Monomerkomponente enthält zusätzlich geringe Mengen
an Peroxiden.
Die neuen Reaktivsysteme eignen sich prinzipiell für viele
Anwendungsgebiete, beispielsweise für den technischen oder handwerklichen
Arbeitsbereich, sie haben jedoch eine besondere und bevorzugte Bedeutung
für die Anwendung in der Medizin in menschlichem oder tierischem Gewebe.
Sie eignen sich als Binde- bzw. Klebemittel für das Verkleben von
körpereigenem Hartgewebe wie auch für das Verkleben solchen Gewebes mit
Kunststoff und/oder Metall und/oder zur in-situ-Bildung von
Kunststoff-Formteilen bei chirurgischen Arbeiten. Insbesondere werden sie
auf dem Gebiet der reaktiven Klebstoff- bzw. Zementsysteme des
medizinischen und/oder zahnmedizinischen Anwendungsbereiches und im
zuletzt genannten Gebiet auch als Füllmassen verwendet.
Sowohl in der Humanmedizin als auch im Bereich der Tiermedizin finden
zunehmend Kunststoffe auf Polymerbasis sowie durch Reaktionsauslösung
härtbare Reaktivsysteme Bedeutung. Verwiesen sei auf die chirurgischen
und/oder zahnmedizinischen Klebstoffe, Zemente, Füllmassen und
dergleichen, die gewöhnlich nach ihrer Applikation und Implantation in den
lebenden Körper aushärten und dann im Kontakt mit dem lebenden
Organismus verbleiben.
Die vorzugsweise in der Praxis eingesetzten härtbaren Klebstoffe bestehen
üblicherweise aus den folgenden Komponenten:
- - ein oder mehrere radikalisch polymerisierbare, ethylenisch ungesättigte Monomere, die gegebenenfalls in Abmischung mit Inihibitoren gegen eine unerwünschte vorzeitige Reaktionsauslösung vorliegen;
- - ein Startersystem zur Polymerisationsauslösung;
- - Polymere zur Kohäsionsverbesserung und zur Einstellung der Viskosität, sowie gegebenenfalls
- - aktive Füllstoffe zur Verbesserung der mechanischen Eigenschaften.
Ein häufig verwendetes Startersystem zur Polymerisationsauslösung in
ethylenische Doppelbindungen enthaltenden Reaktionssystemen besteht aus
sauerstoffreaktiven Organo-Borverbindungen. Dazu gibt es umfangreiche
Literatur, daher seien folgende Schriften auch nur als eine kleine Auswahl
zitiert: DE 30 41 843, DE 30 41 904, DE 31 43 945, DE 32 01 780,
DE 32 04 504 oder auch DE 32 29 635.
In der DE 39 39 164 sind ebenfalls Startersysteme auf Basis von sauerstoff
aktiven Organo-Borverbindungen beschrieben, die in Kombination mit einem
Trägermaterial vorliegen. Als Träger werden Oligoester von niederen
Hydroxycarbonsäuren eingesetzt. Diese Träger verbessern die Stabilität des
Systems gegenüber Sauerstoff. Damit so reaktive Borverbindungen wie
beispielsweise 9-Borbicyclo[3.3.1]-nonan (9-BBN) überhaupt verarbeitbar und
lagerstabil sind, werden sie in eine Matrix eines Esters aus einem
mehrwertigen Alkohol und eines Oligomers einer Hydroxycarbonsäure
eingebracht.
Aber auch diese Systeme sind nicht optimal, da festgestellt wurde, dass sich
die Lagerstabilität umgekehrt proportional zur Konzentration der
Borverbindung verhält. Daher wären Startersysteme bzw. Reaktivsysteme
wünschenswert, die eine möglichst niedrige Konzentration an Organo-
Borverbindungen enthielten, auch wegen der Toxizität der Borverbindungen,
ohne dass jedoch diese Reduzierung einen nachteiligen Einfluss auf die
Polymerisation hätte.
Die Aufgabe lag daher darin, verbesserte Reaktiv- bzw. Klebstoffsysteme zu
finden, die einen möglichst geringen Gehalt an Organo-Borverbindungen,
enthalten, und wobei die Kriterien wie Topfzeit, Zeit bis zur Erreichung der
Endfestigkeit sowie Festigkeit der Klebung ebenfalls optimiert werden.
Es wurde nun gefunden, dass durch die Zumischung eines Peroxides zur
Monomerkomponente des Reaktionssystems die gewünschten Ergebnisse
erzielt werden konnten. Als Peroxide kommen hier prinzipiell verschiedene
Strukturelemente in Betracht, nämlich sowohl Perester, Hydroperoxide, Per
ether als auch Peranhydride. Dies ist sehr überraschend, denn es war absolut
nicht zu erwarten, dass solche Monomer/Peroxidmischungen handhabbar und
lagerstabil sind, da es oftmals schon schwierig ist, die Monomerkomponenten
alleine stabil zu lagern, d. h. eine unerwünschte Polymerisation zu verhindern.
Gegenstand der Erfindung ist daher ein Zweikomponenten-Reaktivsystem zur
Polymerisation ethylenisch ungesättigter Verbindungen, enthaltend als erste
Komponente zur Polymerisation befähigte Monomere (= Reaktivkomponente)
sowie als zweite Komponente ein Starter- bwz. Härtersystem aus Organo-Bor
verbindungen (= Initiatorkomponente), die mit geeigneten Oligomeren
stabilisiert sind, wobei diese Komponenten zur Applikation gemischt werden,
dadurch gekennzeichnet, dass den Monomeren ein organisches Peroxid
zugemischt wird.
Ferner ist Gegenstand der Erfindung die Verwendung der erfindungsgemäß
verbesserten Reaktivsysteme auf dem Gebiet der Fügung von harten Körper
materialien gegebenenfalls zusammen mit Kunststoff und/oder Metall in
menschlichem oder tierischem Gewebe, insbesondere auch auf dem Gebiet
der reaktiven Klebstoff- bzw. Zementsysteme des chirurgischen und/oder
zahnmedizinischen Bereichs.
Das Peroxid wird dabei in die zu polymerisierenden Monomerkomponenten
eingebracht, das heißt suspendiert oder darin gelöst. Vorzugsweise werden
solche organischen Peroxide verwendet, die sich im Monomersystem lösen.
Das Peroxid steht damit in innigem Kontakt mit den reaktiven Endgruppen der
zu polymerisierenden Substanzen, wodurch der Gesamtverlauf der Polymeri
sation beschleunigt wird. Die Initiierung der Polymerisation erfolgt also einer
seits durch die Einwirkung des Starters auf die ethylenisch ungesättigten
Verbindungen und andererseits zusätzlich durch das Peroxid, das durch den
Starter ebenfalls zum Zerfall gebracht wird und als Polymerisations
beschleuniger wirkt.
Ein großer Vorteil liegt jedoch auch darin, dass durch Zugabe des Peroxides
zum Monomeren der Gehalt an bororganischer Verbindung in der
Initiatorkomponente erniedrigt werden kann, was bezüglich der Toxikologie
eine wichtige Rolle spielt.
Prinzipiell können alle organischen Peroxide, also Perester, Hydroperoxide,
Perether als auch Peranhydride, dafür verwendet werden. Die Auswahl wird
jedoch auch bestimmt durch ihre Verteilung in den zu polymerisierenden
Substanzen, wobei der Lösung gegenüber Suspensionen der Vorzug
gegeben wird. Ferner dürfen die zumischbaren Peroxide oder
Reaktionsbeschleuniger nicht schon bei Raumtemperaturen oder unter 50°C
zum Zerfall neigen. Vorzugsweise werden Peroxide verwendet, die eine
Halbwertszeit bei 80°C im Bereich von Stunden bis Tagen aufweisen.
Als besonders bevorzugte Peroxide haben sich tert.-Butylperoxibenzoat oder
Di-tert.-Butylperoxid herausgestellt.
Die Peroxide werden in einer Menge von 0,005 bis 10 Gew.-%, vorzugsweise
von 0,1 bis 5 Gew.-%, bezogen auf die Monomerkomponenten, zugemischt.
Als Härter- bzw. Starterkomponente werden in den erfindungsgemäßen
Reaktivsystemen Alkyl- und/oder Arylreste aufweisende Borverbindungen
oder bicyclische Organo-Borverbindungen eingesetzt, welche mit geeigneten
Oligomeren stabilisiert bzw. phlegmatisiert sind.
Eine solche Stabilisierung kann vorzugsweise dadurch erfolgen, dass die
entsprechenden organischen Borverbindungen als Gemische mit Oligomeren
oder als Additionsprodukte an ungesättigte Fette oder Oligomere infolge einer
Hydroborierungsreaktion vorliegen. Diese Startersysteme sind dem
Fachmann bekannt und beispielsweise ausführlich beschrieben in den
Dokumenten DE 39 39 164, DE 32 07 263 oder DE 32 07 264. Daher soll hier
im Folgenden nur kurz darauf eingegangen werden.
Eine bevorzugte Art der Stabilisierung der Organo-Borverbindungen besteht
also darin, physikalische Gemische dieser Verbindungen mit Oligomeren
herzustellen. Eine Möglichkeit der Phlegmatisierung besteht darin, die organi
schen Borverbindungen mit einem bei Raumtemperatur flüssigen bis festen,
möglichst körperverträglichen organischen Oligomeren bzw. Polymeren
homogen zu mischen. Dabei kommen als oligomere bzw. polymere
organische Komponenten vorzugsweise bei Raumtemperatur flüssige bis
pastös streichbare Oligoester, Oligoamide und/oder Oligoether in Frage.
Ein besonders bevorzugtes Startersystem besteht aus sauerstoffreaktiven
Organo-Borverbindungen in Kombination mit einem Trägermaterial, welches
als Oligoester von niederen Hydroxycarbonsäuren vorliegt.
Wesentlicher esterbildender Bestandteil dieser Trägermaterialien sind damit
Hydroxycarbonsäuren des bevorzugten C-Zahlbereiches von etwa 2 bis 10.
Besonders wichtige Hydroxycarbonsäuren sind die Glycolsäure und/oder
insbesondere die Milchsäure, die in Form ausgewählter Isomerer oder auch
als Isomerengemisch verwendet werden kann. Geeignet sind weiterhin die
gegebenenfalls isomeren α- oder β-Hydroxypropionsäuren, α-, β- oder
γ-Hydroxybuttersäuren, o-, m- und/oder p-Hydroxybenzoesäure.
Die Oligoester der genannten Hydroxycarbonsäuren können auch unter
Mitverwendung von monofunktionellen und/oder mehrfunktionellen
Reaktanten hergestellt worden sein, die dazu führen, dass als Träger mit
Hydroxylgruppen oder mit Carboxylgruppen terminierte Oligoester der
niederen Hydroxycarbonsäuren vorliegen.
Geeignete Co-Reaktanten sind insbesondere Monoalkohole und/oder
Monocarbonsäuren, wobei entsprechende Verbindungen mit bis zu 6
C-Atomen bevorzugt sind. Als Trägermaterial besonders geeignet sind
allerdings Oligoester, die unter Mitverwendung von mehrwertigen Alkoholen
oder auch von mehrfunktionellen Carbonsäuren hergestellt worden sind. Als
mehrwertige Alkohole kommen 2- bis 4-funktionelle Alkohole, insbesondere
Diole oder auch Glycerin in Betracht. Geeignete mehrfunktionelle
Carbonsäuren sind insbesondere Dicarbonsäuren mit 2 bis 10 C-Atomen.
Die Bildung der Oligoester ist eine übliche Veresterungsreaktion, die in
Gegenwart geeigneter Katalysatoren in an sich bekannter Weise durchgeführt
wird.
Bei beiden Varianten werden die Trägermaterialien bzw. die Oligomeren dann
mit den Organo-Borverbindungen zweckmäßigerweise unter Ausschluss von
Luftsauerstoff abgemischt, wobei gegebenenfalls unter mäßigem Erwärmen
gearbeitet werden kann.
Eine weitere Möglichkeit für ein geeignetes Startersystem besteht darin,
Boralkylverbindungen bereitzustellen, die an Fettsäure- und/oder
Fettalkoholester oder andere Oligomere gebunden sind. Diese
Boralkylverbindungen sind vorzugsweise Umsetzungsprodukte von
Borwasserstoff und/oder wenigstens eine B-H-Bindung aufweisenden
Organo-Borverbindung mit Oligomeren bzw. Polymeren, die additionsbereite
Kohlenstoff-Doppelbindungen enthalten, oder mit Estern olefinisch
ungesättigter Fettsäuren und/oder olefinisch ungesättigter Fettalkohole. Die
Verbindungen können hergestellt werden, indem man die entsprechenden
Ausgangsverbindungen mit additionsbereiten Kohlenstoffdoppelbindungen
der Hydroborierung mit Diboran bzw. mono- und/oder disubstituierten
Boranen unterwirft.
Besonders bevorzugte Matrixmaterialien können Ester ungesättigter Mono
carbonsäuren (ungesättigte Fettsäuren) mit mehrwertigen Alkoholen sein. Als
mehrwertige esterbildende Reaktionskomponenten sind insbesondere
entsprechende Verbindungen einer Funktionalität bis zu 6, vorzugsweise von
2 bis 4, geeignet. So sind in der bevorzugten Ausführungsform als Matrix für
die borhaltigen Substituenten Monocarbonsäuren des angegebenen
C-Zahlbereichs mit mehrwertigen Akoholen - insbesondere mit zweiwertigen,
dreiwertigen oder vierwertigen Alkoholen - verestert.
Es kann dabei zweckmäßig sein, dass die polyfunktionelle Esterkomponente
eine vergleichsweise niedrige Anzahl von Kohlenstoffatomen besitzt, die
beispielsweise im Bereich von 2 bis 10, vorzugsweise im Bereich von 2 bis 6,
liegen kann. Als polyfunktionelle Alkohole eignen sich dementsprechend
besonders die niederen Glycole wie Ethylenglycol, Propylenglycol-1,2, Propy
lenglycol-1,3, die C4-Glycole mit endständigen und/oder innenständigen
Hydroxylgruppen bzw. entsprechende C5- und C6-Verbindungen. Ein beson
ders bevorzugter Alkohol ist das Glycerin oder mehrwertige Alkohole von der
Art des Pentaerythrits. Umgekehrt können monofunktionelle Fettalkohole mit
niederen Polycarbonsäuren, insbesondere niederen Di- oder
Tricarbonsäuren, verestert sein.
Allgemein kommen für die beschriebenen Varianten der Starterkomponente
als Borverbindungen zahlreiche bekannten Boralkyle in Frage. Typische
Vertreter sind beispielsweise 9-Borabicyclo[3.3.1]nonan und dessen Derivate
wie B-Methoxy-9-borabicyclo[3.3.1]nonan, Diisopinocampheylboran,
Dicyclohexylboran, Thexylboran (2,3-Dimethyl-2-butylboran),
3,5-Dimethylborinan oder auch Diisoamylboran.
Von diesen Verbindungen ist das 9-Borabicyclo[3.3.1]nonan (9-BBN) aus
praktischen Gründen ganz besonders bevorzugt.
Eine Zusammenstellung der Herstellungsmöglichkeiten geeigneter Borverbin
dungen findet sich in der Monographie Herbert C. Brown, 1975 "Organic
Synthesis via Boranes", Verlag John Wiley & Sons.
Der Gehalt an bororganischer Verbindung im Startergemisch kann
erfindungsgemäß sehr viel niedriger gewählt werden als es in den bisher
bekannten Härtersystemen der Fall ist. Der Gehalt liegt bei 0,5 bis
10 Gew.-%, vorzugsweise im Bereich von 1 bis 5 Gew.-%, wobei sich die
Angaben hier auf die Borverbindung beziehen. Dies ist ein bedeutender
Vorteil, vor allem auch im Hinblick auf die Toxizität vieler bororganischer
Verbindungen.
Der Borgehalt im fertigen Klebstoffgemisch liegt vorzugsweise im Bereich von
0,005 bis 0,2 Gew.-%.
Die polymerisierbare Komponente der erfindungsgemäßen Reaktivsysteme
sind Gemische aus einem oder mehreren radikalisch polymerisierbaren
Monomeren, Polymeren zur Kohäsionsverbesserung und zur Einstellung der
Viskosität, gegebenenfalls aktiven Füllstoffen zur Verbesserung der
mechanischen Eigenschaften und gegebenenfalls Stabilisatoren.
Als polymerisierbare Monomere sind neben Methylmethacrylat in Kombination
mit Methacrylsäure (Knochenzement) zahlreiche weitere Systeme untersucht
worden, von denen einige praktische Bedeutung gewonnen haben, vergleiche
hierzu J. M. Antonucci, Polymer Science and Technology 14, 357 (1981).
Besonders geeignet als Monomerkomponenten für den Einsatz im Rahmen
dieser Erfindung sind allerdings Oligomerkomponenten, wie sie in den Doku
menten DE 32 05 504 und 32 29 635 beschrieben sind. Es handelt sich
hierbei um Bindemittelsysteme für chirurgische Zwecke, die dadurch
gekennzeichnet sind, dass sie als resorbierbare (Meth)acrylatkomponenten
bei Raumtemperatur flüssige bis feste (Meth)acrylsäureester mit
(Meth)acrylatresten an Polyester-Oligomerketten aus Hydroxycarbonsäuren
enthalten. Diese radikalisch reaktiven Komponenten können dabei einen oder
bevorzugt auch mehrere (Meth)acrylsäurereste an dem Polyester-
Oligosegment aufweisen.
Klebstoffsysteme auf Basis solcher Reaktivkomponenten zeichnen sich durch
eine Vielzahl von hervorragenden Eigenschaften aus. Insbesondere führen
sie zu ausgehärteten Kunststoffen, die vom lebenden Organismus resorbiert
werden können.
Das Polyester-Oligosegment wird in einer bevorzugten Ausführungsform aus
Monohydroxymonocarbonsäuren gebildet, die eine C-Zahl von etwa 20 im
Molekül und insbesondere von etwa 10 nicht überschreiten. Niedere
Hydroxycarbonsäuren mit 2 bis 6 C-Atomen können in diesem
Zusammenhang besonders wichtig sein. Besonders geeignete
Hydroxycarbonsäuren zur Ausbildung dieses Mittelstücks der
(Meth)acrylatverbindungen sind Glycolsäure, die isomeren Milchsäuren, die
gegebenenfalls isomeren α- oder β-Hydroxypropionsäuren, α-, β- oder
γ-Hydroxybuttersäuren, o-, m- und/oder p-Hydroxybenzoesäure. Es können
dabei sowohl bestimmte Isomere der genannten Säuren als auch beliebige
Gemische zum Einsatz kommen.
Die Polyester-Oligomeren sind dabei zweckmäßigerweise unter
Mitverwendung von monofunktionellen und/oder vorzugsweise
mehrfunktionellen Reaktanten hergestellt. Als Co-Reaktanten kommen
insbesondere Monoalkohole und Monocarbonsäuren in Betracht.
Polyfunktionelle Co-Reaktanten bei der Herstellung der Polyester-Oligomeren
sind polyfunktionelle Alkohole, insbesondere 2- bis 4-wertige Alkohole oder
entsprechende Polycarbonsäuren bzw. ihre funktionellen reaktiven Derivate.
Besondere Bedeutung kann hier niederen polyfunktionellen Alkoholen wie
Ethylenglycol, Propandiol, insbesondere 1,2-Propandiol, Glycerin und
dergleichen zukommen.
In allen geschilderten Fällen entstehen modifizierte Ester-Oligomere, die in an
sich bekannter Weise einfach zu den erfindungsgemäß zu verwendenden
(Meth)acrylatverbindungen umgesetzt werden können.
In einer ganz besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird als
Monomerkomponente ein Produkt eingesetzt, welches vorzugsweise aus
Ethylenglycol oder Glycerin, Milchsäure und Glycolsäure aufgebaut ist, wobei
das Produkt aus Ethylenglycol und Milchsäure mit einem durchschnittlichen
Polymerisationsgrad von kleiner 10 besonders bevorzugt ist.
Des Weiteren sind erfindungsgemäße Klebstoffsysteme besonders
bevorzugt, welche insgesamt - also Monomerkomponente und Oligomere zur
Stabilisierung der Borverbindung - aus Bausteinen wie Polyethylenglycol und
Milchsäure bzw. Glycolsäure aufgebaut sind.
Die Polymere, die aus den Reaktivkomponenten entstehen, können abbau
resistent oder körperabbaubar sein. Gleiches gilt für eventuell mitverwendete
vorgebildete Polymere. Auch die Startersysteme, die eine Mitverwendung von
oligomeren oder polymeren Trägern vorsehen, können wahlweise abbau
resistent oder körperresorbierbar ausgebildet sein und in angepasster Weise
mit dem Gesamtsystem kombiniert werden.
Werden körperabbaubare Systeme eingesetzt, sind sowohl in der ethylenisch
ungesättigten Monomerkomponente wie in den gegebenenfalls zu
verwendenden Polymerkomponenten Hydroxycarbonsäurereste,
insbesondere entsprechende Rest der Glycolsäure und/oder Milchsäure
wesentliche Molekülbausteine.
In vielen Fällen kann es zweckmäßig oder notwendig sein, weitere Hilfsstoffe
wie Füllstoffe, beispielsweise Quarzmehl oder dergleichen zuzugeben.
Schließlich kann es zweckmäßig sein, mit geeigneten Farbstoffen bzw.
Pigmenten einzufärben.
Die Mischungsverhältnisse des Startersystems zu der Reaktivkomponente
liegen im üblichen Bereich. Beispielsweise können die Startersysteme im
Mengen von etwa 0,5 bis 30 Gew.-% - bezogen auf den zu polymerisierenden
Anteil - verwendet werden. Hierbei sei jedoch nochmals erwähnt, dass
innerhalb des Startersystems der Gehalt an bororganischer Verbindung
erfindungsgemäß wesentlich erniedrigt ist im Vergleich zum Stand der
Technik.
Die hier beschriebenen Zweikomponenten-Reaktivsysteme werden zur
Fügung - also zum Verkleben - von harten Körpermaterialien, beispielsweise
Knochen miteinander, aber auch mit fremden Materialien wie Kunststoff
und/oder Metall, in menschlichem oder tierischem Gewebe verwendet. Die
Anwendung als Klebstoffe bzw. Zementsysteme im chirurgischen und/oder
zahnmedizinischen Bereich ist dabei bevorzugt.
Weiterhin können die Reaktivsysteme der geschilderten Art zur in-situ-
Herstellung von individuell ausgebildeten Formteilen, insbesondere im
Zusammenhang mit der Verklebung von körpereigenem Hartgewebe,
gegebenenfalls zusammen mit Kunststoff und/oder Metall, verwendet werden.
Die Komponenten des Reaktivsystems, also die Monomerkomponenten und
die Härter- bzw. Starterkomponenten, werden vorzugsweise nach ihrer -
notwendigerweise unter Luftausschluss durchgeführten - Herstellung jeweils
steril verpackt, vorzugsweise werden sie in Kunststoffampullen abgefüllt. Die
Komponenten werden erst direkt bei der Anwendung zum reaktionsbereiten
System vermischt.
Die Lagerung der Monomerkomponenten erfolgt in Ampullen, vorzugsweise in
Materialien mit einem hohen Diffusionskoeffizient für Sauerstoff,
insbesondere geeignet ist ein low density Polyethylen.
Die Starterkomponente dagegen wird ebenfalls vorzugsweise in einem Kunst
stoffmaterial gelagert, das für Sauerstoff einen niedrigen
Diffusionskoeffizienten hat, oder in einem Material, das mit Metallfolien
kaschiert ist.
Vorzugsweise werden die einzelnen Komponenten vor der Abfüllung einer
Sterilfiltration unterworfen. Des Weiteren kann es vorteilhaft sein, dass die
verschlossenen Ampullen mit Wassertoffperoxid-Plasma
oberflächensterilisiert sind.
Gegenstand der Erfindung ist auch ein Zweikomponenten-Reaktivsystem
nach Anspruch 1, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass es in Form eines
gebrauchsfertigen Sets aus zwei oder mehr getrennten Komponenten
vorliegt, dessen eine Komponente die Monomeren und eine andere
Komponente die Härterkomponente beinhaltet.
Das Mischen der einzelnen Komponenten kann vorzugsweise mit an sich
bekannten Mischsystemen aus der (Medizin)-Technik geschehen, wie z. B.
Systemen zur Mischung von Knochenzementen, reaktiven Klebstoffen oder
Abformmassen.
Vorzugsweise wird die Mischung durch eine Zweikomponentenspritze vorge
nommen. Als Beispiel kann die dem Fachmann bekannte Doppel-Kammer-
Spritze mit aufgesetztem Statikmischer genannt werden. Bei diesen
Mischsystemen lassen sich auch das Mischungsverhältnis der Komponenten
einfach einstellen und variieren. Dadurch wird eine exakte Dosierung
gewährleistet sowie eine schnelle Mischung auch ungünstiger
Monomer/Härterverhältnisse. Geeignet sind beispielsweise auch
Mischsysteme der Firma MIXPAC Systems AG.
Durch das erfindungsgemäße Zugeben eines Peroxides zu den
Monomerkomponenten erhält man ein leicht handhabbares System mit
niedrigem Borgehalt. Ferner zeichnet sich das Reaktivsystem durch eine
handhabbare Topfzeit, eine schnelle Härtungsgeschwindigkeit und auch eine
verbesserte Endfestigkeit aus.
Die erfindungsgemäßen Klebstoffe zeichnen sich insbesondere dadurch aus,
dass sie nach dem Mischen der Komponenten 50% ihrer Endfestigkeit
innerhalb weniger als 20 Minuten erreichen.
Die Festigkeit dieser Klebstoffsysteme kann beispielsweise bestimmt werden,
indem man innerhalb der Topfzeit sandgestrahlte und entfettete Eisenbleche
verklebt und die Festigkeit im Zugscherversuch misst.
Bei der Verklebung von hartem Gewebe in der Medizin hängt die erzielte
Festigkeit zusätzlich stark von der Vorbehandlung des Knochenmaterials und
den Lagerbedingungen der gefügten Teile ab. Für die Verwendung im
Organismus sind Festigkeitsmessungen auf entfettetem, trockenem
Knochengewebe wenig aussagekräftig. Relevanter erscheint die Verklebung
von nicht vorbehandelten, feuchten und fetten Knochen und die
Festigkeitsmessung an den erhaltenen Prüfkörpern nach Lagern in
(Blut)Ringer-Lösung. Unter diesen simulierten in-vivo-Bedingungen erzielten
konventionelle Methacrylatklebstoffe und Knochenzemente auf
Knochenmaterial Zugfestigkeiten von ca. 60 N cm-2 (vgl. hierzu G. Giebel et
al. Biomed. Techn. 26, (1981) 170).
Die erfindungsgemäßen Klebstoffe sind somit auch dadurch gekennzeichnet,
dass die Festigkeit auf Knochen in Blut bzw. (Blut)Ringerlösung im
Zugversuch mindestens 0,3 MPa erreicht.
Gegenstand der Erfindung sind auch Reaktionssysteme nach Anspruch 1, die
dadurch gekennzeichnet sind, dass sie im Wesentlichen aus den Bausteinen
Polyethylenglycol und Milchsäure bzw. Glycolsäure aufgebaut sind. Solche
Systeme sind insbesondere zum Aufbau einer abbaubaren Folie geeignet, die
bei Operationen das unerwünschte Zusammenwachsen von Organen
verhindert.
Auch ohne weitere Ausführungen wird davon ausgegangen, dass ein
Fachmann die obige Beschreibung in weitesten Umfang nutzen kann. Die
bevorzugten Ausführungsformen sind deswegen lediglich als beschreibende,
keineswegs als in irgendeine Weise limitierende Offenbarung aufzufassen.
Die vollständige Offenbarung aller vor- und nachstehend aufgeführten Anmel
dungen und Veröffentlichungen sind durch Bezugnahme in diese Anmeldung
eingeführt.
Die folgenden Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern.
In einer Edelstahlrührapparatur werden L-Lactid S und Ethylenglycol vorgelegt
und mit Phosphorsäure versetzt. Unter Stickstoff wird innerhalb von 1 h auf
100°C erhitzt, 15 min bei dieser Temperatur gehalten und dann im Verlauf
von 30 min auf 130°C hochgeheizt. Man hält 5 h bei dieser Temperatur und
füllt dann das Produkt heiß ab.
Die Zusammensetzung und die Oligomereigenschaften sind der Tabelle 1
(Beispiel 1) zu entnehmen.
In einem Dreihalskolben mit Rührer und Wasserabscheider werden die
Oligohydroxycarbonsäure mit Hydroxylendgruppen nach Beispiel 1 und 1,75
Äquivalent Methacrylsäure pro Hydroxylgruppe vorgelegt. Gleichzeitig werden
2000 ppm D,L-Tocopherol und 0,2 Äquivalente Methansulfonsäure
zugegeben. Das Gemisch wird unter schnellem Rühren und Durchleiten von
Luft auf 900 mbar evakuiert und auf 105°C erhitzt. Nach weiterer Reduktion
des Drucks auf 500 mbar wird das gebildete Reaktionswasser am
Wasserabscheider abgetrennt. Nach 3,5 h Reaktionszeit wird der Druck auf
100 mbar gesenkt. Die Reaktion ist beendet, sobald sich 85 bis 90% des zu
erwarteten Reaktionswassers gebildet haben. Das Reaktionsprodukt wird zum
Neutralisieren auf 100°C eingestellt und mit Calciumhydroxid versetzt. Nach
Zugabe von Celite wird 1 h bei 105°C, 500 mbar und einem Luftdurchsatz
von 300 l nachgerührt. Man filtriert die entstandene Suspension heiß und füllt
das erhaltene Filtrat in eine PE-Flasche.
In einem Dreihalskolben wird die Oligohydroxycarbonsäure mit
Hydroxylendgruppen nach Beispiel 1 in Methyl-tert.-butylether gelöst.
Anschließend werden 2 Äquivalente pro Hydroxylgruppe wasserfreies
Kaliumcarbonat suspendiert und innerhalb von 30 min eine Lösung von 0,9
Äquivalenten pro Hydroxylgruppe Methacrylsäurechlorid in Methyl-tert.-
butylether zugetropft. Die Reaktionslösung wird 24 h bei Raumtemp. gerührt
und 48 h ohne Rühren stehengelassen. Der farblose Niederschlag wird
abfiltriert und zweimal mit Methyl-tert.-butylether gewaschen. Die vereinigten
organischen Filtrate werden mit Wasser gewaschen und über
Magnesiumsulfat getrocknet. Nach Abfiltrieren des Trockenmittels wird dieses
noch zweimal mit Methyl-tert.-butylether gewaschen. Nach Zugabe von
500 ppm Ionol (2,6-Di-tert.-butyl-4-methylphenol) wird langsam innerhalb 24 h
bei reduziertem Druck das Lösungsmittel entfernt. Das erhaltene Produkt wird
in einer PE-Flasche gelagert.
Die Zusammensetzung der Ansätze und die Eigenschaften der
polymerisierbaren Oligomeren sind in der Tabelle 2 (Beispiele 2-3) aufgeführt.
In einem Reaktionskolben werden das Methacrylsäurederivat, L-Lactid S.
Magnesiumoxid und Ionol eingewogen und unter Rühren und Lufteinleitung
innerhalb von 30 min auf 100°C erhitzt. Man hält 30 min bei dieser
Temperatur und heizt dann innerhalb von 1 h auf 180°C und hält für 3 h.
Nach dem Abkühlen auf Raumtemperatur wir der Katalysator abfiltriert.
Die Zusammensetzung und die Oligomereigenschaften sind der Tabelle 3
(Beispiele 4-7) zu entnehmen. Als Methacrylsäurederivate wurden Hydroxy
ethylmethacrylat (A) sowie Glycerin-dimethacrylat (B) verwendet.
In einen Rundkolben mit Abziehbogen werden 100 g der Oligohydroxycarbon
säure mit Hydroxylendgruppen nach Beispiel 1 eingefüllt und bei 75°C unter
Rühren für 2 h entgast. Anschließend lässt man über 30 min eine Boran-
Lösung zutropfen. Nach Beendigung der Gasentwicklung destilliert man
anfangs bei 10 mbar, zur vollständigen Entfernung bei 0,1 mbar das
Lösungsmittel ab.
Die Zusammensetzung der Ansätze sind in der Tabelle 4 (Beispiele 8-11)
aufgeführt.
Die in Beispiel 2 und 3 hergestellten Oligohydroxycarbonsäuren mit polymeri
sierbaren Endgruppen werden unter Rühren durch Zutropfen frisch
destillierter Methacrylsäure auf einen Gehalt von 5% eingestellt.
Anschließend werden in diese Monomere die in der Tabelle 5 beschriebenen
Mengen Peroxid eingemischt.
Die Zusammensetzung der Ansätze sind in der Tabelle 5 (Beispiele 12-16)
aufgeführt.
Folgende Versuche, Mischungen mit Peroxid herzustellen, führten nicht zu
homogenen Mischungen
(Tabelle 6, Beispiel 17-19).
Die in Beispiel 4 und 5 hergestellten, mit Oligohydroxycarbonsäuren verester
ten Methacrylsäurederivate werden unter Rühren durch Zutropfen von Tri
ethylenglycol-dimethacrylat (A), Glycerin-dimethacrylat (B) oder dem in
Beispiel 7 hergestellten Methacrylsäurederivat (C) und anschließendem
Einmischen organischer Peroxiverbindungen zu den Reaktivkomponenten
umgesetzt.
Die Zusammensetzung der Ansätze sind in der Tabelle 7 (Beispiele 20-26)
aufgeführt.
a) Mit den dargestellten Makromeren wurden an einseitig sandgestrahlten und
entfetteten Eisenblechen (analog DIN 53 281/53 283) Verklebungen durch
geführt. Die Proben weisen Topfzeiten zwischen zwei und zehn Sekunden auf
und werden nach einer Fügezeit von 6 h bei Raumtemperatur auf ihre Zug
scherfestigkeit überprüft.
b) Ebenso wurden an Spongiosawürfeln Verklebungen durchgeführt. Die
Proben werden nach einer Klebezeit von 5 h bei 37°C in Phosphatpuffer auf
ihre Zugscherfestigkeit überprüft.
Instron Prüfmaschine Typ 4502, bestehend aus Prüfrahmen mit
Traverse, zwei Spannzangen zur Aufnahme der verwendeten
Eisenbleche, sowie 10 kN-Meßdose. Software: Instron Serie IX, Programm
03, Zuggeschwindigkeit: 2 mm/min.
a) Stahlbleche 25 × 100 × 1,5 mm, einseitig sandgestrahlt
b) Spogiosawürfel 2 × 2 × 2 cm, aufgetaut über Nacht in 37°C-warmem
Puffer pH = 7.4, vor der Verklebung 5 min Lagerung in Pferdeserum bei
37°C.
a) Die Stahlbleche sind vor dem Kleben zu
entfetten. Dies geschieht durch zweimalige 15-minütige Behandlung der Teile
in Dichlormethan im Ultraschallbad und anschließendes Abreiben von
anhaftenden Metallteilen durch ein acetongetränktes Papiertuch.
a) Mittels einer Vorrichtungen werden zwei Stahlplättchen so
zusammengefügt, dass sie sich um 1 cm überlappen (250 mm2 Klebefläche).
Ein Stahlplättchen wird auf der Vorrichtung fixiert, der Kleber nach Entlüften
der Mischkanüle aufgetragen, das zweite Stahlplättchen aufgelegt und die
Klebestelle mit einem Gewicht von 5 kg für 5 min belastet. Die verklebten
Stahlplättchen werden aus der Vorrichtung entnommen und bis zur
Wertermittlung an der Instron bei Raumtemperatur gelagert.
b) Die aus dem Pferdeserum entnommenen Spongiosawürfel werden mit
einem Einmaltuch abgetupft, Kleber nach Entlüften der Mischkanüle auf den
Spongiosawürfel aufgetragen, der zweite Spongiosawürfel aufgesetzt und
beide Würfel in einem Schraubstock für 2 min fixiert. Danach wird das nun
verklebte Würfelpaar der Vorrichtung entnommen und bis zur Wertermittlung
bei 37°C in Phosphatpuffer gelagert.
DIN 53283 Prüfung von Metallklebstoffen, Bestimmung der
Klebefestigkeit von einschnittig überlappenden Klebungen (Zugscherversuch).
Die Zusammensetzung der Ansätze und die erzielten Zugscher-Festigkeiten
in der Tabelle 8 (Beispiele 27-54) aufgeführt.
Claims (25)
1. Zweikomponenten-Reaktivsystem zur Polymerisation ethylenisch
ungesättigter Verbindungen enthaltend als erste Komponente
(= Reaktivkomponente) zur Polymerisation befähigte Monomere sowie als
zweite Komponente ein Härtersystem aus Organo-Borverbindungen, das mit
geeigneten Oligomeren stabilisiert ist (= Initiatorkomponente), wobei beide
Komponenten zur Applikation gemischt werden, dadurch gekennzeichnet,
dass den Monomeren ein organisches Peroxid, welches aus der Gruppe der
Perester, Hydroperoxide, Perether und/oder Peranhydride ausgewählt werden
kann, zugemischt wird.
2. Reaktivsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die
Monomerkomponenten Oligohydroxycarbonsäureacrylate oder -methacrylate
sind.
3. Reaktivsystem nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass die
oligomeren Ester unter Mitverwendung von monofunktionellen und/oder
difunktionellen Alkoholen oder Carbonsäuren bzw. Carbonsäureanhydriden
hergestellt wurden.
4. Reaktivsystem nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass die
Monomerkomponenten aus Ethylenglycol oder Glycerin, Milchsäure und
Glycolsäure aufgebaut sind.
5. Reaktivsystem nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, dass das Peroxid in den Monomeren gelöst wird.
6. Reaktivsystem nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch
gekennzeichnet, dass die Peroxide eine Halbwertszeit bei 80°C im Bereich
von Stunden bis Tagen aufweisen.
7. Reaktivsystem nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, dass der Gehalt an Peroxid zwischen 0,005 und 10 Gew.-%,
vorzugsweise zwischen 0,1 und 5 Gew.-%, bezogen auf die Menge der
Monomeren, liegt.
8. Reaktivsystem nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch
gekennzeichnet, dass als Peroxide tert.-Butylperoxibenzoat oder
Di-tert.-Benzoylperoxid verwendet werden.
9. Reaktivsystem nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch
gekennzeichnet, dass als Härterkomponente Alkyl- und/oder Arylreste auf
weisende Borverbindungen oder bicyclische Organo-Borverbindungen ein
gesetzt werden, welche als Gemische mit Oligomeren oder als
Additionsprodukte an ungesättigte Fette oder Oligomere infolge einer
Hydroborierungsreaktion vorliegen.
10. Reaktivsystem nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die
Oligomeren Oligoester von niederen Hydroxycarbonsäuren mit 2 bis 10
C-Atomen sind.
11. Reaktivsystem nach Anspruch 9 oder 10, dadurch gekennzeichnet,
dass als Organo-Borverbindung 9-Borabicyclo-[3.3.1]-nonan verwendet wird.
12. Reaktivsystem nach mindestens einem der Ansprüche 9 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, dass der Gehalt an Borverbindung im Bereich von
0,5 bis 10 Gew.-%, vorzugsweise von 1 bis 5 Gew.-%, bezogen auf die
Härterkomponenten, liegt.
13. Klebstoffsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der
Borgehalt im fertigen Klebstoffgemisch im Bereich von 0,005 bis
0,2 Gew.-% liegt.
14. Klebstoffsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es
50% seiner Endfestigkeit in weniger als 20 Minuten erreicht.
15. Klebstoffe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die
Festigkeit auf Knochen in Blut bzw. Blutringerlösung im Zugversuch
mindestens 0,3 MPa erreicht.
16. Verwendung der Zweikomponenten-Reaktivsysteme nach Anspruch 1
zur Fügung von harten Körpermaterialien gegebenenfalls zusammen mit
Kunststoff und/oder Metall in menschlichem oder tierischem Gewebe.
17. Verwendung nach Anspruch 16, gekennzeichnet durch die Anwendung
auf dem Gebiet der reaktiven Klebstoff- bzw. Zementsysteme des
chirurgischen und/oder zahnmedizinischen Bereichs.
18. Zweikomponenten-Reaktivsystem nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, dass es in Form eines gebrauchsfertigen Sets aus zwei oder
mehr getrennten Komponenten vorliegt, dessen eine Komponente die
Reaktivkomponenten und eine andere Komponente die Härterkomponente
(= Initiatorkomponente) beinhaltet.
19. Reaktivsystem nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, dass beide
Komponenten über eine Zweikammerspritze mit Statikmischer appliziert
werden.
20. Reaktivsystem nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, dass die
Komponenten nach der Herstellung in Kunststoffampullen abgefüllt werden.
21. Kunststoffampullen nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, dass
sich für die Lagerung der Reaktivkomponente vorzugsweise Materialien mit
hohem Diffusionskoeffizient für Sauerstoff eignen, insbesondere low density
Polyethylen (LDPE).
22. Kunststoffampullen nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, dass die
Initiatorkomponente in einem Kunststoffmaterial gelagert wird, das für
Sauerstoff einen niedrigen Diffusionskoeffizienten aufweist oder in Material
gelagert wird, das mit Metallfolien kaschiert ist.
23. Reaktivsystem nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, dass die
Einzelkomponenten getrennt steril hergestellt und verpackt und bei Bedarf
zum gebrauchsfertigen Klebstoffgemisch kombiniert werden.
24. Reaktivsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass es im
Wesentlichen aus den Bausteinen Polyethylenglycol und Milchsäure oder
Glycolsäure aufgebaut ist.
25. Reaktivsystem nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, dass es
zum Aufbau einer abbaubaren Folie geeignet ist, die bei Operationen das
unerwünschte Zusammenwachsen von Organen verhindert.
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