DE3632865A1 - Verbundmaterial und verfahren zu dessen herstellung - Google Patents
Verbundmaterial und verfahren zu dessen herstellungInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verbundmaterial mit hoher mechanischer
Festigkeit und ausgezeichneten Temperatureigenschaften.
Insbesondere betrifft die Erfindung ein Verbundmaterial,
das eine ein Polyamid enthaltende Polymermatrix
und Schichten eines Silicats, das ein Tonmineral darstellt,
enthält, wobei die Polymermatrix und die Silicatschichten
aneinander gebunden und gleichmässig dispergiert sind.
Es wurde versucht, anorganische Materialien, wie Calciumcarbonat
und Tonmineralien (z. B. Glimmer), organischen polymeren
Materialien zuzumischen, um deren mechanische Eigenschaften
zu verbessern. Gemische dieser anorganischen
Additive mit polymeren Materialien bringen jedoch zahlreiche
Nachteile mit sich, z. B. eine Versprödung des Polymeren
aufgrund einer extrem schwachen Wechselwirkung zwischen
Additiv und Matrixpolymer. Der Anteil an anorganischen
Materialien, die zugemischt werden können, ist also sehr
beschränkt. Es sind Techniken bekannt, gemäss denen diese
anorganischen Materialien mit einem Silankupplungsmittel
oder dergl. vorbehandelt werden können, um eine höhere
Affinität zum Matrixpolymer zu gewährleisten. In diesem
Fall liegen jedoch die organischen und anorganischen Materialien
in getrennten Phasen vor, und die Bildung einer
gleichmässigen Dispersion der letztgenannten Materialien
lässt sich nicht erwarten. Somit ergibt sich eine unzureichende
Verstärkungswirkung und eine begrenzte Verbesserung
der Hochtemperatureigenschaften.
Die JA-OS 83 551/1982 ("Polyamid enthaltende Harzmasse")
der gleichen Anmelderin soll diese Schwierigkeiten überwinden.
In dieser Druckschrift wird eine Polymermatrix
beschrieben, die Polyamid und Vermiculit-Schuppen mit einem
Längenverhältnis von nicht unter 5, die im Polyamid dispergiert
sind, enthält. Durch Zugabe der Vermiculit-Schuppen
mit einem hohen Längenverhältnis
(Verhältnis von Länge/Dicke eines Teilchens) sollte die
mechanische Festigkeit der organischen polymeren Materialien
verbessert werden. Die gemäss diesem Verfahren erhaltenen
Harzmassen zeigen im Vergleich zu herkömmlichen Harzen eine
verbesserte mechanische Festigkeit, es bestehen jedoch
Schwierigkeiten dahingehend, dass sich ausreichend hohe
Längenverhältnisse nicht erreichen lassen, da zur Bildung
von Vermiculit-Schuppen eine mechanische Zerkleinerung unerlässlich
ist. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin,
dass eine grosse Additivmenge verwendet werden muss, um unter
Gefahr von Versprödung aufgrund der schwachen intermolekularen
Bindungskraft zwischen der Mineralschicht und
dem Matrixpolymeren die erforderliche Festigkeit zu erreichen.
Es wurden bereits Versuche angestellt, Verbundmaterialien
durch Herstellung eines Polymeren, z. B. Polyamid und Polystyrol,
im Zwischenraum zwischen den Schichten eines Tonmaterials
zu bilden. Mit herkömmlichen Techniken hat es
sich jedoch als schwierig erwiesen, für eine vollständige
Eindringung der Ketten des hergestellten organischen Polymeren
zwischen die Schichten des Tonmaterials zu sorgen.
Daher ist die Quellung des Zwischenschichtenraums im Tonmineral
begrenzt, was zu einer unzureichenden Dispersion
der Silicatschichten in der organischen Matrix führt. Dies
bringt auch eine Verringerung des Längenverhältnisses des
Tonminerals mit sich, was in ungünstiger Weise den verbessernden
Einfluss auf die mechanische Festigkeit beeinflusst.
Ferner ist die Bindung zwischen der Zwischenschichtverbindung
und dem Matrixpolymeren nicht ausreichend
stark. Infolgedessen kann gemäss diesem Verfahren keine
zufriedenstellende Verstärkung erreicht werden.
Die gemäss den vorerwähnten Verfahren erhaltenen Polyamide
weisen eine breite Molekulargewichtsverteilung auf. Das
Verhältnis vom Zahlenmittel des Molekulargewichts zum Gewichtsmittel
des Molekulargewichts (M w /M n ) beträgt 6 oder
mehr.
Für einige Vinylverbindungen ist es möglich, Polymere mit
enger Molekulargewichtsverteilung durch "lebende" Anionpolymerisation
oder durch Gruppenübertragungspolymerisation
(Journal of the American Chemical Society, Bd. 105 (1983),
S. 5706) herzustellen. Jedoch sind diese Techniken nicht
auf Polyamid anwendbar.
Unter diesen Umständen hat die Anmelderin weitere systematische
Untersuchungen durchgeführt, um die vorerwähnten
Schwierigkeiten zu lösen. Diese Bemühungen führten zur vorliegenden
Erfindung.
Aufgabe der Erfindung ist es, neue Verbundmaterialien mit
hoher mechanischer Festigkeit und ausgezeichneten Hochtemperatureigenschaften
sowie ein Verfahren zur Herstellung
dieser Materialien bereitzustellen.
Eine weitere Aufgabe der Erfindung besteht in der Bereitstellung
neuer Verbundmaterialien von enger Molekulargewichtsverteilung
sowie in einem Verfahren zur Herstellung
dieser Materialien.
Das erfindungsgemässe Verbundmaterial umfasst eine ein
Polyamid enthaltende Polymermatrix und Schichten eines in
der Ordnung von Molekülen in der Polymermatrix gleichmässig
dispergierten Silicats, wobei die Silicatschichten
0,7 bis 1,2 nm (7 bis 12 Å) dick sind und der Zwischenschichtabstand
mindestens 2 nm (20 Å) beträgt. Dieses Material
weist eine hohe mechanische Festigkeit und ausgezeichnete
Hochtemperatureigenschaften auf.
Die Verbundmaterialien gemäss einer Ausführungsform der
Erfindung umfassen eine ein Polyamid enthaltende Polymermatrix
und Schichten eines in der Polymermatrix in der
Ordnung von Molekülen gleichmässig dispergierten Silicats,
wobei die Silicatschichten 0,7 bis 1,2 nm (7 bis 12 Å) dick
sind, der Zwischenschichtabstand mindestens 3,0 nm (30 Å)
beträgt und die Silicatschichten mit einem Teil der Polyamidkette
über ionische Bindungen verbunden sind. Diese
Materialien besitzen eine aussergewöhnlich hohe mechanische
Festigkeit und ausgezeichnete Hochtemperatureigenschaften.
Die Verbundmaterialien gemäss einer weiteren Ausführungsform
der Erfindung umfassen eine ein Polyamid enthaltende
Polymermatrix und Schichten eines gleichmässig in der
Ordnung von Molekülen in der Polymermatrix dispergierten
Silicats, wobei die Silicatschichten jeweils 0,7 bis 1,2 nm
(7 bis 12 Å) dick sind, der Zwischenschichtabstand mindestens
2,0 nm (20 Å) beträgt und die Molekulargewichtsverteilung
des Polyamids, ausgedrückt als Verhältnis des Gewichtmittels
eines Molekulargewichts (M w ) zum Zahlenmittel des
Molekulargewichts (M n ), 6 oder weniger beträgt. Diese Materialien
besitzen eine aussergewöhnlich hohe mechanische
Festigkeit und ausgezeichnete Hochtemperatureigenschaften.
Die Molekulargewichtsverteilung des darin enthaltenen Polyamids
ist sehr eng.
Das erfindungsgemässe Verfahren zur Herstellung des Verbundmaterials
umfasst folgende Stufen:
(1) ein Quellmittel wird in Kontakt mit einem Tonmaterial mit einer Kationenaustauschkapazität von 50 bis 200 Milliäquivalent/ 100 g Tonmineral gebracht, um einen Komplex zu bilden, der zur Quellung durch ein Polyamidmonomer bei einer Temperatur über dem Schmelzpunkt des Monomeren in der Lage ist;
(2) der Komplex wird mit dem Polyamidmonomeren vermischt; und
(3) das in Stufe (2) erhaltene Gemisch wird zur Durchführung der Polymerisation auf eine vorgeschriebene Temperatur erwärmt.
(1) ein Quellmittel wird in Kontakt mit einem Tonmaterial mit einer Kationenaustauschkapazität von 50 bis 200 Milliäquivalent/ 100 g Tonmineral gebracht, um einen Komplex zu bilden, der zur Quellung durch ein Polyamidmonomer bei einer Temperatur über dem Schmelzpunkt des Monomeren in der Lage ist;
(2) der Komplex wird mit dem Polyamidmonomeren vermischt; und
(3) das in Stufe (2) erhaltene Gemisch wird zur Durchführung der Polymerisation auf eine vorgeschriebene Temperatur erwärmt.
Das erfindungsgemässe Verfahren, das die drei vorerwähnten
Stufen umfasst, ergibt erheblich verstärkte Verbundmaterialien
von hoher mechanischer Festigkeit und ausgezeichnete
Hochtemperatureigenschaften. Das Verfahren ist auch
kostensparend, da keine anschliessende Verstärkungsbehandlung
(z. B. erneutes Schmelzen nach der Polymerisation)
erforderlich ist.
Beim erfindungsgemässen Verfahren können in der Mischstufe
ein Basenkatalysator und ein Aktivator verwendet werden.
Ferner gestattet es das erfindungsgemässe Verfahren Verbundmaterialien
mit enger Molekulargewichtsverteilung herzustellen.
Das erfindungsgemässe Verfahren führt nicht nur zu Verbundmaterialien
mit den vorerwähnten ausgezeichneten Eigenschaften,
sondern ermöglicht auch den Wegfall einiger
Stufen, die bei herkömmlichen Herstellungsverfahren unerlässlich
sind.
Nachstehend wird das erfindungsgemässe Verbundmaterial
näher erläutert.
Bei der Polymermatrix im erfindungsgemässen Verbundmaterial
handelt es sich um ein Polyamid enthaltendes Harz, d. h.
ein Polyamid oder ein Gemisch aus einem Polyamid mit anderen
Polymeren. Unter Polyamid sind beliebige Polymere
mit Amidbindungen (-CONH-) zu verstehen, beispielsweise
Nylon-66, Nylon-6 und Nylon-11. Je größer der Anteil des
Polyamids in der Polymermatrix ist, desto ausgeprägter
sind die erfindungsgemäss erzielten Wirkungen. Jedoch treten
die erfindungsgemässen Wirkungen auch noch bei Polyamidanteilen
von nur 10 Gewichtsprozent auf.
Bei den Silicatschichten im erfindungsgemässen Verbundmaterial,
die dem Polymermaterial hohe mechanische Festigkeit
und ausgezeichnete Hochtemperatureigenschaften verleihen
sollen, handelt es sich um Schichten aus Aluminium-
oder Magnesium-phyllosilicat von 0,7 bis 1,2 nm (7 bis 12 Å)
Dicke. Diese Phyllosilicate sind negativ geladen (infolge
eines isomorphen Ionenaustausches oder dergl.) und zeigen
je nach der Dicke und Verteilung der negativen Ladungen
unterschiedliche Eigenschaften. Erfindungsgemäss werden
vorzugsweise Silicatschichten verwendet, bei denen der
durch die negativen Ladungen belegte Bereich jeweils 0,25
bis 2,00 nm2 (25 bis 200 Å2) beträgt. Die erfindungsgemässen
Verbundmaterialien umfassen eine ein Polyamid enthaltende
Polymermatrix gemäss den vorstehenden Angaben
und die vorerwähnten Silicatschichten, die gleichmässig in
der Ordnung von Molekülen in der Polymermatrix dispergiert
sind, wobei die Silicatschichten jeweils 0,7 bis
1,2 nm (7 bis 12 Å) dick sind und der Zwischenschichtabstand
mindestens 2,0 nm (20 Å) beträgt.
Der Anteil der in der Polymermatrix dispergierten Silicatschicht
beträgt vorzugsweise 0,5 bis 150 Gewichtsteile
pro 100 Gewichtsteile der Polymermatrix. Liegt dieser Anteil
unter 0,5 Gewichtsteilen, so ist keine ausreichende
Verstärkungswirkung zu erwarten. Übersteigt dieser Anteil
andererseits 150 Teile, so handelt es sich beim gebildeten
Produkt um eine pulverartige Zwischenschichtmasse, die
nicht für Formkörper verwendet werden kann.
Ferner ist es bevorzugt, dass das erfindungsgemässe Verbundmaterial
einen Zwischenschichtabstand von mindestens 3,0 nm
(30 Å) aufweist und die Silicatschicht mit einem Teil der
Polyamidkette über ionische Bindungen kombiniert sind. Je
grösser der Zwischenschichtabstand ist, desto besser sind
die mechanische Festigkeit und die Hochtemperatureigenschaften.
In diesem Fall erfolgt eine Kombination der negativ
geladenen Silicatschichten über ionische Bindungen
mit Ammoniumionen (-NH3⁺), Trimethylammoniumionen
(-N⁺(CH3)3) oder mit Kationen der Formel -NX⁺, in denen
X die Bedeutung H, Cu oder Al hat, (gebildet durch Umsetzung
von Polyamidmonomeren und anorganischen Molekülen).
Diese Kationen werden über kovalente Bindungen an die Hauptkette
oder an Seitenketten des Polyamids gebunden.
Vorzugsweise hat beim erfindungsgemässen Verbundmaterial
die Molekulargewichtsverteilung des enthaltenen Polyamids
einen Wert von 6 oder darunter, ausgedrückt als Verhältnis
des Gewichtsmittels des Molekulargewichts (M w ) zum Zahlenmittel
des Molekulargewichts (M n ).
Nachstehend wird das erfindungsgemässe Verfahren zur Herstellung
des Verbundmaterials näher erläutert.
Die erste Stufe besteht darin, ein Quellmittel in Kontakt
mit einem Tonmaterial mit einer Kationenaustauschkapazität
von 50 bis 200 Milliäquivalent pro 100 g Tonmineral zu
bringen, wobei das Quellmittel am Tonmineral adsorbiert
und ein Komplex gebildet wird, der der Quellung durch ein
Polyamidmonomer bei einer Temperatur über dem Schmelzpunkt
des Monomeren unterliegen kann.
Dies kann erreicht werden, indem man das Tonmineral in
eine wässrige Lösung mit einem Gehalt an dem Quellmittel
eintaucht und anschliessend das behandelte Tonmineral zur
Entfernung von überschüssigen Ionen mit Wasser wäscht oder
indem man eine wässrige Suspension des Tonminerals mit
einem vorher mit einem Quellmittel behandelten Kationenaustauscherharz
vermischt und dadurch den Ionenaustauschvorgang
durchführt.
Beim erfindungsgemäss verwendeten Tonmineral handelt es
sich um ein beliebiges Tonmineral (sowohl natürlich als
auch synthetisch) mit einer Kationenaustauschkapazität von
50 bis 200 Milliäquivalent/100 g und einer großen Kontaktfläche
mit dem verwendeten Monomeren. Typische Beispiele
hierfür sind Smectid-Tonmaterialien (z. B. Montmorillonit,
Saponit, Beidellit, Nontronit, Hectorit und
Stevensit), Vermiculit und Halloysit. Bei einem Tonmineral
dessen Kationenaustauschkapazität 200 Milliäquivalent/100 g
übersteigt, ist die Zwischenschicht-Bindungskraft zu stark,
als dass die gewünschten erfindungsgemässen Verbundmaterialien
erhalten würden. Liegt andererseits die Kapazität
unter 50 Milliäquivalent/100 g, so sind Ionenaustausch
oder Adsorption des Quellmittels (mit einem Gehalt an organischen
oder anorganischen Kationen), was einen wesentlichen
Schritt des erfindungsgemässen Verfahrens darstellt,
nicht ausreichend, so dass es schwierig wird, die erfindungsgemäss
gewünschten Verbundmaterialien herzustellen.
Vorzugsweise wird das Tonmineral vor seiner Verwendung
mittels eines Mischers, einer Kugelmühle, einer Vibrationsmühle,
einer Stiftmühle oder einer Strahlmühle zur gewünschten
Form und Größe zerkleinert.
Beim erfindungsgemässen Verfahren ist ein Ionenaustausch
wesentlich, da Zwischenschicht-Kationen oder austauschbare
Kationen, die üblicherweise in natürlichen und synthetischen
Tonen vorliegen, wie Na⁺, Ca2+, K⁺ und Mg2+, nicht geeignet
sind und für die erfindungsgemässen Zwecke mit anderen
Kationen ausgetauscht werden sollen.
Das Quellmittel dient zur Expansion des Zwischenschichtabstands
in einem Tonmaterial und erleichtert somit die
Aufnahme des Polymeren zwischen den Silicatschichten. Hierbei
handelt es sich um mindestens ein anorganisches Ion,
wie Kupferionen (Cu2+), Wasserstoffionen (H⁺) und Aluminiumionen
(Al3+) oder um mindestens ein organisches
Kation, z. B. 12-Aminododecansäure-Ionen (H3N⁺C12H24COOH)
und Dodecylammoniumionen (H3N⁺C12H25).
Werden in diesem Fall ein basischer Katalysator und ein
Aktivator in der darauffolgenden Mischstufe nicht zugesetzt,
so soll es sich beim organischen Kation vorzugsweise um
ein Kation mit einer Carboxylgruppe handeln. Bei derartigen
carboxylhaltigen Kationen handelt es sich um
solche der Formel X⁺-R-COOH, wobei X⁺ für Ammoniumionen
(NH3⁺) oder Trimethylammoniumionen (-N⁺(CH3)3) und R für
einen Alkylrest steht, der Phenylen
Vinylen (-CH=CH-) Verzweigungen
und andere Bindungen enthalten kann. Typische Beispiele sind
4-Amino-n-buttersäureionen (NH3⁺C3H6COOH), 6-Amino-n-
capronsäureionen (NH3⁺C5H10COOH), ω-Aminocaprylsäureionen
(NH3⁺C7H14COOH), 10-Aminodecansäureionen (NH3⁺C9H18COOH),
12-Aminododecansäureionen (NH3⁺C11H22COOH), 14-Aminotetradecansäureionen
(NH3⁺C13H26COOH), 16-Aminohexadecansäureionen
(NH3⁺C15H30COOH) und 18-Aminooctadecansäureionen
(NH3⁺C17H34COOH). Diese Ionen werden entweder allein oder
in Kombination untereinander verwendet.
Die Tonmineralien mit diesen auf die vorstehend beschriebene
Weise ausgetauschten Ionen besitzen eine katalytische
Aktivität zur Ringöffnungspolymerisation von Lactamen
(z. B. ε-Caprolactam) und sind auch in der Lage, in die so
gebildeten Polyamide oder in die Polyamide, die durch dehydratisierende
Kondensation von Aminosäuren oder Nylonsalzen
gebildet worden sind, zwischen die Silicanschichten
einzudringen. Die Verwendung von derartigen, dem Ionenaustausch
unterworfenen Tonmineralien ermöglicht die Herstellung
der erfindungsgemässen superdispergierten Verbundmaterialien.
Bei der Polymerisation des Polyamidmonomeren
bilden anorganische Ionen Cu.HN⁺- oder H3N⁺-Kationen, die
sich über ionische Bindungen einerseits mit dem Ton und
über Amidverbindungen andererseits mit der Polymerkette verbinden.
Eine derartige Wirkung lässt sich nicht erwarten
von oberflächenaktiven Mitteln, die herkömmlicherweise für die
lipophile Oberflächenbehandlung von Tonmineralien verwendet
werden, bei denen die Fähigkeit zur Initiierung der Polymerisation,
zum Eindringen in das gebildete Polyamid zwischen
den Silicatschichten und zur Verbindung mit der organischen
Polymerkette fehlt.
Das carboxylhaltige organische Kation soll vorzugsweise
eine Grösse von etwa 1,20 bis 5,0 nm2 (120 bis 500 Å2)
(als projizierte Fläche) aufweisen, um (1) in die Lactamverbindung
einzudringen, (2) die Verdampfung des Lactams
zu unterdrücken und (3) eine ausreichende Verstärkung
des Tonminerals zu bewirken. Dieser Grössenbereich entspricht
der Beziehung 12 n 20, wenn R die Bedeutung
-(CH2) n - hat. Wenn die Beziehung n< gilt, so kommt es
nicht zur bereitwilligen Koagulation des behandelten Tonminerals
aus der wässrigen Phase, wodurch Filtrieren und
Waschen stark erschwert werden. Ferner ist die hygroskopische
Beschaffenheit der Oberfläche des Tonminerals unzureichend
und die Lactammoleküle dringen nicht vollständig
zwischen die Silicatschichten ein. Gilt andererseits die
Beziehung n ≦λτ 20, so ist das Quellmittel in Wasser nur
mässig löslich, was den Ionenaustausch sehr erschwert.
Die vorstehend beschriebenen anorganischen und organischen
Kationen sind in der Lage, in die Moleküle des Polyamidmonomeren
zwischen den Silicatschichten des Tonminerals
einzudringen, die Ringöffnungspolymerisation der Lactame
zu initiieren und ferner in die bei fortschreitender Polymerisation
gebildeten Polymeren einzudringen. Der Grund,
warum derartige Kationen speziell diese Eigenschaften aufweisen,
ist nicht klar. Es kann jedoch angenommen werden,
dass im Fall der organischen Ionen deren erhebliche Grösse
dazu beiträgt, den Zwischenschichtenraum erheblich zu erweitern,
und dass die Wechselwirkung zwischen der Carboxylgruppe
dieser Ionen und den Aminogruppen des Polyamidmonomeren
zur wirksamen Aufnahme der Monomermoleküle im erweiterten
Zwischenschichtraum beitragen kann. Vermutlich gilt
das gleiche auch für Cu2+, Al2+ und H⁺. Für diese Ionen
wird auch angenommen, dass sie eine starke Fähigkeit zum
Eindringen in die Monomeren zwischen die Silicatschichten
besitzen, wodurch der Zwischenschichtraum vor Beginn der
Polymerisation erweitert und die Kohäsivkraft zwischen den
Schichten verringert wird.
Werden ein Basenkatalysator und ein Aktivator in der darauffolgenden
Mischstufe verwendet, so werden als Quellmittel
vorzugsweise Ionen eingesetzt, die sich von einer organischen
Verbindung ableiten, die die Polymerisation nicht
verzögern (z. B. von Kohlenwasserstoffen, Aminen, Carbonsäuren,
Alkoholen und halogenierten Verbindungen) abgeleitete
Ionen. Besonders bevorzugt sind Verbindungen, die im Molekül
Onium-Ionen enthalten, die über Kationenaustauschreaktionen
zur Bildung einer starken chemischen Bindung
mit den Silicaten in der Lage sind. Typische Beispiele
für derartige Verbindungen sind Salze mit starken Säuren
von Trimethylamin, Triäthylamin, Hexylamin, Cyclohexylamin,
Dodecylamin, Anilin, Pyridin, Benzylamin, Bis-(aminomethyl)-
benzol, Aminophenole, Äthylendiamin, Hexamethylendiamin,
Hexamethylentetramin, Polyallylamin, Alanin,
4-Aminobuttersäure, 6-Aminocapronsäure, 12-Aminododecansäure
und 16-Aminohexadecansäure. Beispiele für die starken
Säuren sind Salzsäure, Bromwasserstoffsäure, Schwefelsäure
und Phosphorsäure.
Die zweite Stufe beim erfindungsgemässen Verfahren besteht
im Vermischen eines Polyamidmonomeren mit dem in der
ersten Stufe erhaltenen Komplex.
Bei dem in dieser Stufe verwendeten Polyamidmonomeren
handelt es sich um ein Material, das in den erfindungsgemässen
Verbundmaterialien das Matrixpolymer bildet. Beispiele
hierfür sind Aminosäuren, wie 6-Amino-n-capronsäure
und 12-Aminododecansäure, Nylonsalze, wie Hexamethylendiamin-
adipat, und Lactame, wie ε-Caprolactam und Caprylolactam.
Das Mischen von Komplex und Polyamidmonomeren wird unter
Verwendung eines motorbetriebenen Mörsers, einer Vibrationsmühle
oder dergl. durchgeführt.
Soll ein Polyamid mit enger Molekulargewichtsverteilung
erhalten werden, so wird vorzugsweise zusätzlich ein
basischer Katalysator und ein Aktivator in dieser Mischstufe
eingesetzt. In diesem Fall soll es sich beim Monomeren
vorzugsweise um ein Lactam handeln. Lactame sind
cyclische Verbindungen der nachstehend angegebenen Formel
(A), die unter Bildung von Polyamiden einer Ringöffnungspolymerisation
unterliegen,
in der n eine ganze Zahl von 6 bis 12 ist und R Wasserstoff,
einen Alkylrest mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen oder
einen Alkylrest, der ggf. substituiert ist, bedeutet.
Spezielle Beispiele hierfür sind Caprolactam (in der Formel
(A) gilt n = 6 und R = H), Caprylolactam (in der Formel (A)
gilt n = 8 und R = H) und Dodecanolactam (in der Formel (A)
gilt n = 12 und R = H), die bei der Polymerisation Nylon-6,
Nylon-8 bzw. Nylon-12 bilden. Diese polymerisierbaren Lactame
können entweder allein oder in Kombination untereinander
verwendet werden.
Die Zugabe eines basischen Katalysators und eines Aktivators
ruft die anionische Polymerisation der Lactame hervor.
Die Arten und Mengen dieses Katalysators und Beschleunigers
sind die gleichen, wie bei der herkömmlichen anionischen
Polymerisation von polymerisierbaren Lactamen;
vgl. "Nylon Plastics", Hrsg. M. I. Kohan, Interscience, 1973,
S. 457. Typische Beispiele für den basischen Katalysator
sind Natriumhydrid, Natriummethoxid, Natriumhydroxid,
Natriumamid und Kaliumsalze von Lactamen. Diese basischen
Katalysatoren können entweder allein oder in Kombination
untereinander verwendet werden. Die geeignete Menge liegt
im Bereich von 0,01 bis 10 Molprozent des polymerisierbaren
Lactams. Die Polymerisationsgeschwindigkeit wird
zu nieder, wenn die Menge unter 0,01 Molprozent liegt.
Übersteigt dieser Anteil andererseits 10 Molprozent, so
wird es unwahrscheinlich, dass das Molgewicht des erhaltenen
Polyamids ausreichend hoch ist.
Der Beschleuniger bewirkt eine Reaktion mit dem basischen
Katalysator unter Bildung eines aktiven Zwischenprodukts,
das die anionische Polymerisation initiieren kann. Beispiele
hierfür sind N-Acetylcaprolactam, Essigsäureanhydrid,
Kohlendioxid, Phenylisocyanat und Cyanurchlorid.
Diese können allein oder in Kombination untereinander verwendet
werden. Die vorzugsweise eingesetzte Menge beträgt
0,01 bis 5 Molprozent des polymerisierbaren Lactams. Wenn
der Anteil unter 0,01 Molprozent liegt, so ergibt sich eine
zu niedere Polymerisationsgeschwindigkeit. Übersteigt
dieser Anteil andererseits 5 Molprozent, so ist es unwahrscheinlich,
dass das Molekulargewicht des erhaltenen Polyamids
ausreichend hoch ist.
Die letzte Stufe besteht in der Polymerisation des in der
vorstehenden Mischstufe erhaltenen Gemisches, indem man es
auf eine vorgeschriebene Temperatur erwärmt, wodurch man
das gewünschte erfindungsgemässe Verbundmaterial erhält
(Polymerisationsstufe). Das in der Mischstufe erhaltene
Gemisch kann zur Verursachung der Polymerisation sofort
erwärmt werden. Jedoch ist es besser, das Gemisch für eine
bestimmte Zeitdauer bei einer geringfügig über dem Schmelzpunkt
des Polyamidmonomeren liegenden Temperatur zu belassen,
um eine gleichmässige Dispersion des Tonminerals
im Monomeren zu gewährleisten.
Werden in der vorhergehenden Mischstufe kein basischer
Katalysator und Beschleuniger verwendet, so verläuft die
Polymerisation nach einem kationischen Reaktionsmechanismus,
wobei das im System vorhandene Quellmittel als Katalysator
wirkt.
Dieser Polymerisationstyp kann im Temperaturbereich von
200 bis 300°C durchgeführt werden, wobei zur Gewährleistung
eines raschen Polymerisationsfortschritts Temperaturen
zwischen 250 und 300°C bevorzugt werden. Die Polymerisationszeit
variiert je nach Art des Quellmittels und der
Polymerisationstemperatur, liegt jedoch vorzugsweise im
Bereich von 5 bis 24 Stunden. Um genauere Angaben zu
machen, kann die Polymerisation bei 250°C in etwa 5 Stunden
zu Ende geführt werden, wenn ein organisches Ion als
Quellmittel verwendet wird; jedoch sind 10 bis 24 Stunden
zur Beendigung der Reaktion erforderlich, wenn ein anorganisches
Ion eingesetzt wird.
Soll ein Polyamid mit enger Molekulargewichtsverteilung
unter Verwendung eines basischen Katalysators und eines
Beschleunigers hergestellt werden, so kann die anionische
Polymerisation unter üblicherweise angewandten Bedingungen
durchgeführt werden. Die Reaktion verläuft im Temperaturbereich
zwischen 80 und 300°C sehr rasch, jedoch werden Temperaturen
im Bereich von 120 bis 250°C besonders bevorzugt.
Geeignete Polymerisationszeiten variieren mit der angewandten
Polymerisationstemperatur, sollen jedoch im Bereich
von 1 Minute bis 5 Stunden liegen. Wird die Reaktion bei
einer Temperatur im Bereich von 120 bis 250°C durchgeführt,
so sollte sie am günstigsten 5 bis 60 Minuten durchgeführt
werden.
Beim erfindungsgemässen Verfahren kann das System auch mit
Additiven, die gegenüber der Polymerisationsreaktion im
wesentlichen inert sind, wie Glasfasern, Pigmente und
Antioxidantien, versetzt werden.
Die gemäss dem vorstehend erläuterten Verfahren erhaltenen
Verbundmaterialien können direkt beim Spritzgiessen oder
Formpressen (bei erhöhten Temperaturen) eingesetzt werden
oder sie können vor dem Verformen mit Polyamiden oder
anderen Polymertypen vermischt werden. Eine andere Möglichkeit
zur Herstellung von Formkörpern besteht darin, die
Polymerisationsstufe innerhalb einer gewünschten Form
durchzuführen. Ferner können in der Polymerisationsstufe
andere Arten von Katalysatoren, wie Phosphorsäure und
Wasser, zugesetzt werden.
Die Gründe dafür, warum die erfindungsgemässen Verbundmaterialien
charakteristische Eigenschaften aufweisen, sind
nicht vollkommen klar, jedoch lassen sich folgende Überlegungen
anstellen.
Bei den erfindungsgemässen Verbundmaterialien ergibt sich
aufgrund der Vernetzung durch chemische Bindungen zwischen
Polyamidmolekülen und Silicatschichten ein starker Widerstand
gegen eine thermische und mechanische Verformung.
Dies drückt sich in den hohen mechanischen Festigkeiten
(z. B. Zugfestigkeit und Elastizitätsmodul) sowie in den
ausgezeichneten thermischen Eigenschaften (z. B. hoher Erweichungspunkt
und Hochtemperaturfestigkeit) der Materialien
aus. Ihre hohe Formbeständigkeit, Abriebfestigkeit,
glatte Beschaffenheit der Oberfläche, Wasserdurchlässigkeit
und Wasserbeständigkeit ergibt sich aus der gleichmässigen
Dispersion der Silicatschichten. Schliesslich
werden eine Versprödung und andere Schwierigkeiten, die
bei herkömmlichen Verbundmaterialien mit einem Gehalt an
anorganischen Additiven unvermeidlich sind, beseitigt, da
die Silicatschichten in der Ordnung von Molekülen (in einer
Dicke von 1,0 nm (10 Å) oder dergl.) fein dispergiert sind
und fest mit den Ketten der organischen Moleküle kombiniert
sind.
Das erfindungsgemässe Verfahren, das nur drei Stufen umfasst,
(Kontakt, Vermischen und Polymerisation) ergibt
hochverstärkte Verbundmaterialien mit hoher mechanischer
Festigkeit und ausgezeichneten Hochtemperatureigenschaften.
Ferner werden durch das erfindungsgemässe Verfahren einige
Stufen, die bei herkömmlichen Herstellungsverfahren unerlässlich
sind, z. B. eine Verstärkungsbehandlung (wie erneutes
Schmelzen nach der Polymerisation) vermieden, was
eine starke kostensenkende Wirkung hat.
Um genauere Angaben zu machen, zeichnet sich das erfindungsgemässe
Verfahren durch folgendes aus: (1) Wegfall der
Stufen der Oberflächenbehandlung und des Vermischens der
Mineralmaterialien, da die Bildung des Verbundmaterials
in der Polymerisationsstufe verläuft; (2) vereinfachtes
Zerkleinern und Vermischen der Tonmineralien und keine
Gefahr dahingehend, dass aufgrund einer übermässigen Zerkleinerung
das Längenverhältnis verringert wird, da für
die Dispersion der Silicatschichten eine chemische Reaktion
angewandt wird; und (3) hohe Lagerstabilität der Gemische
aus Tonmineral und Polyamidmonomeren oder Polyamid
aufgrund des inerten Verhältnisses zwischen Tonmineral
und Monomeren und Polymeren.
Wenn bei der Mischstufe kein basischer Katalysator und
Aktivator zugesetzt werden, so wirkt das Tonmineral mit
den daran befindlichen ausgetauschten Ionen als Polymerisationsinitiator
für die Polyamidmonomeren (z. B. für die
polymerisierbaren Lactame), wodurch die Notwendigkeit zur
Zugabe eines neuen Katalysators oder einer Stufe einer
Ringöffnungsreaktion zur Bildung einer Aminosäure entfällt.
Werden ein basischer Katalysator und Aktivator in der
Mischstufe zugesetzt, so bewirkt offensichtlich eine
Wechselwirkung zwischen dem basischen Katalysator und dem
Silicat eine engere Molekulargewichtsverteilung des erhaltenen
Polyamids. Ferner können die Verbundmaterialien aus
Silicat und Polyamid nach dem erfindungsgemässen Verfahren
sehr rasch hergestellt werden.
Nachstehend wird die Erfindung anhand von Beispielen näher
erläutert.
Komplexe werden unter Verwendung von Montmorillonit (japanisches
Produkt, Kationenaustauschkapazität 100 Milliäquivalent/
100 g) als Tonmineral und den in Tabelle I aufgeführten
Substanzen als Quellmittel hergestellt, wonach
sich zur Herstellung von Verbundmaterialien eine Polymerisation
von ε-Caprolactam anschliesst.
Zunächst erfolgt ein Austausch von Na⁺ oder Ca⁺ im Montmorillonit
gegen anorganische oder organische Kationen
(in Tabelle I als Quellmittel aufgeführt). Bei Verwendung
von Aluminiumionen (Al3+) als Quellmittel, wird ein Ionenaustausch
durchgeführt, indem man zunächst diese Ionen am
Ionenaustauschharz adsorbiert, das behandelte Harz in eine
Säule packt und eine wässrige Montmorillonitsuspension
immer wieder durch die Säule leitet. Bei den anderen Quellmitteln
wird der Ionenaustauschvorgang durchgeführt, indem
man 10 g Montmorillonit in 1 Liter einer wässrigen Lösung
mit einem Gehalt an dem Chlorid des auszutauschenden
Kations (Konzentration 1 n) taucht, anschliessend wiederholt
filtriert (Büchner-Trichter) und mit Wasser wäscht.
Der auf diese Weise erhaltene, dem Ionenaustausch unterworfene
Montmorillonit wird in einem Mörser in einem bestimmten
Mengenverhältnis mit ε-Caprolactam vermischt.
Das Gemisch wird sodann in einen Aluminiumbehälter gebracht
und 3 Stunden auf 80°C erwärmt, um das Caprolactam für
die Homogenisierung zu entwässern und zu schmelzen. Der
auf diese Weise hergestellte homogene Komplex wird sodann
in ein geschlossenes Gefäss aus korrosionsbeständigem
Stahl gebracht und zur Bildung eines Verbundmaterials
5 Stunden auf 250°C erwärmt. Die Erwärmung erfolgt mit einer
Erwärmungsgeschwindigkeit von 2°C/min in einem DSC
(Differentialkalorimeter) zur Messung der Schmelzwärme.
Die Polyamidausbeute im Produkt wird aus diesen Daten bestimmt.
Der Dispersionsgrad des Produkts wird aus dem
Zwischenschichtabstand des Silicats, der durch Röntgenstrahlenbeugung
gemessen wird, bestimmt. Die Ergebnisse
sind in Tabelle I zusammengestellt.
Aus dem Verbundmaterial Nr. 11 werden durch Spritzgiessen
Probestücke hergestellt, die einem Zugfestigkeitstest
(ASTM D 638M) unterworfen werden. Die Ergebnisse sind in
Tabelle II zusammengestellt, in der auch die Formbeständigkeit,
der dynamische Elastizitätsmodul bei 120°C und
die Wasserabsorption (nach 24-stündigem Eintauchen in
Wasser von 20°C) angegeben sind.
Vergleichsproben (Nr. C1 bis C3) werden auf die gleiche
Weise hergestellt, mit der Abänderung, dass Natriumionen
(Na⁺), Magnesiumionen (Mg2+) bzw. ein oberflächenaktives
Mittel (NH3⁺(CH2)17CH3) anstelle der Quellmittel verwendet
werden. Die Ergebnisse sind ebenfalls in Tabelle I zusammengestellt.
Tabelle II zeigt auch die Versuchsergebnisse von zwei
Vergleichsbeispielen (Nr. C4 und C5), wobei eine Probe
durch Verkneten von 10 g Montmorillonit, der mit einem
Aminosilan vorbehandelt worden ist, und 100 g Nylon-6 und
anschliessendes Spritzgiessen hergestellt worden ist (C4).
Die andere Probe besteht nur aus Nylon-6.
Aus Tabelle II ergibt sich, daß die erfindungsgemässen Verbundmaterialien
den Vergleichsprodukten in Bezug auf die
mechanische Festigkeit und die Hochtemperatureigenschaften
überlegen sind.
Vermiculit (Produkt aus China; Kationenaustauschkapazität
180 Milliäquivalent/100 g) wird in einer Vibrationskugelmühle
(unter Verwendung von Stahlkugeln) gemahlen und
gemäss Beispiel 1 mit 12-Aminododecansäure-Ionen (NH3⁺-
(CH2)11COOH, behandelt. Das auf diese Weise erhaltene behandelte
Vermiculitpulver (25 g) wird mit Hexamethylendiaminadipat
(200 g) vermischt. Das Gemisch wird 5 Stunden
unter einem Stickstoffstrom auf 230°C erwärmt, wodurch man
ein Verbundmaterial erhält.
Dieses Material zeigt bei Messung mit üblicher Röntgenbeugungsanalyse
keinen Peak in bezug auf den Zwischenschichtabstand
(tatsächlicher Zwischenschichtabstand mehr als
10 nm (100 Å)), was eine gleichmässige Verteilung der Vermiculitschicht
anzeigt.
Montmorillonit (Produkt aus Japan; Kationenaustauschkapazität
80 Milliäquivalent/100 g) wird gemäss Beispiel 1 mit
12-Aminododecansäure-Ionen (NH3⁺(CH2)11COOH, behandelt.
Das erhaltene behandelte Montmorillonitpulver (50 g)
wird mit 12-Aminododecansäure (NH2(CH2)11COOH) (50 g) vermischt.
Das Gemisch wird 10 Stunden in einem Stickstoffstrom
auf 240°C erwärmt, wodurch man ein Verbundmaterial
erhält. Der Zwischenschichtabstand dieses Materials ist
bei Messung gemäss Beispiel 2 größer als 10 nm (100 Å).
Eine Suspension von 100 g Montmorillonit (Kunipia F;
Kunimine Industries, Inc.) in 10 Liter Wasser wird mit
51,4 g 12-Aminododecansäure und 24 ml konzentrierter Salzsäure
versetzt. Das Gemisch wird 5 Minuten gerührt. Nach
Filtration werden die festen Bestandteile gesammelt,
gründlich mit Wasser gewaschen und unter vermindertem
Druck getrocknet. Man erhält Montmorillonit, das einem
Austausch mit 12-Aminododecansäure-Ionen unterzogen worden
ist (nachstehend als 12-M abgekürzt).
ε-Caprolactam (100 g) und 12-M (10 g) werden in einem mit
einem Rührer versehenen Reaktor gegeben. Das Gemisch wird
unter Rühren auf 100°C erwärmt. Man erhält eine hochviskose,
homogene Suspension. Natriumhydrid (2,4 g) wird sodann
zugesetzt und die Temperatur auf 160°C angehoben.
Nach Zugabe von N-Acetylcaprolactam (1,37 g) als Aktivator
wird zur Beendigung der Polymerisation weitere 30 Minuten
auf 160°C erwärmt.
Das auf diese Weise erhaltene rohe Polymer wird zerkleinert,
mit heissem Wasser gewaschen und unter vermindertem Druck
getrocknet. Das trockene Polymer löst sich leicht in m-Cresol
in einer Konzentration von 0,25 Gewichtsprozent. Die
Lösung wird der Gelpermeationschromatographie bei 100°C
unterworfen, um die Werte für M w /M n und M n zu bestimmen.
Der Zwischenschichtabstand der Silicatschichten wird durch
Röntgenbeugungsanalyse bestimmt. Die Ergebnisse sind in
Tabelle III zusammengestellt. Der Zwischenschichtabstand
von 12-M beträgt 1,6 nm (16 Å).
Gemäss Beispiel 4 wird ein Verbundmaterial hergestellt,
mit der Abänderung, dass 5 g 12-M verwendet werden. Die
Ergebnisse sind in Tabelle III zusammengestellt.
Ein Verbundmaterial wird gemäss Beispiel 5 hergestellt,
mit der Abänderung, dass die Polymerisation bei 225°C
durchgeführt wird. Die Ergebnisse sind in Tabelle III
zusammengestellt.
Ein Verbundmaterial wird gemäss Beispiel 1 hergestellt,
mit der Abänderung, dass 27,6 g Hexamethylendiamin anstelle
von 12-Aminododecansäure von Beispiel 4 und 5 g
Montmorillonit verwendet werden. Die Ergebnisse sind in
Tabelle III zusammengestellt.
Ein Verbundmaterial wird gemäss Beispiel 4 hergestellt,
mit der Abänderung, dass kein 12-M verwendet wird. Die
Ergebnisse sind in Tabelle III zusammengestellt.
In diesem Fall wird ε-Caprolactam in Abwesenheit eines
basischen Katalysators und Aktivators polymerisiert
(unter Verwendung des Silicats als Polymerisationsinitiator).
Ein Gemisch aus 12-M (5 g) und ε-Caprolactam (100 g) wird
bei 100°C gerührt. Die erhaltene viskose, homogene Suspension
wird 96 Stunden auf 250°C erwärmt, um die Polymerisation
des Caprolactams zu beenden. Das erhaltene
Polymer wird gemäss Beispiel 4 nachbehandelt und untersucht.
Die Ergebnisse sind in Tabelle III zusammengestellt.
Eine während der Polymerisation (48 Stunden nach Polymerisationsbeginn)
entnommene Probe zeigt einen M n -Wert von
nur 1,2 × 104, was eine äusserst niedrige Polymerisationsgeschwindigkeit
anzeigt.
Dieses Beispiel gibt die Daten für handelsübliches Nylon-6
(Amilan CM1017; Toray Industries) wieder.
In Tabelle III sind die Mengen für 12-M und den basischen
Katalysator in Gewichtsprozent, bezogen auf polymerisierbares
Lactam, angegeben. Beim 12-M von Beispiel 7 handelt
es sich um Montmorillonit nach Ionenaustausch mit Hexamethylendiamin-
Ionen.
Aus Tabelle III ist ersichtlich, dass in den Beispielen
4 bis 7 Polyamide mit enger Molekulargewichtsverteilung
erhalten worden sind.
Claims (13)
1. Verbundmaterial mit hoher mechanischer Festigkeit und
ausgezeichneten Hochtemperatureigenschaften, enthaltend
eine ein Polyamid enthaltende Polymermatrix und Schichten
eines gleichmässig in der Ordnung von Molekülen in der
Polymermatrix dispergierten Silicats, wobei die Silicatschichten
0,7 bis 1,2 nm (7 bis 12 Å) dick sind und der
Zwischenschichtabstand mindestens 2 nm (20 Å) beträgt.
2. Verbundmaterial nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
dass die Molekulargewichtsverteilung des
Polyamids, die durch das Verhältnis ihres Gewichtsmittels
des Molekulargewichts (M W ) zu ihrem Zahlenmittel des Molekulargewichts
(M n ) ausgedrückt wird, 6 oder weniger beträgt.
3. Verbundmaterial nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, dass der Anteil der Silicatschichten
0,5 bis 150 Gewichtsteile pro 100 Gewichtsteile
der Polymermatrix beträgt.
4. Verbundmaterial nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, dass die Silicatschichten negativ
geladen sind und ionische Bindungen mit positiv geladenen
Gruppen, die an einem Teil des Polyamids in der
Polymermatrix angeordnet sind, bilden, wobei der Bereich,
der jeweils durch die negativen Ladungen auf den Silicatschichten
belegt ist, im Bereich von 0,25 bis 2,0 nm2
(25 bis 200 Å2) liegt.
5. Verfahren zur Herstellung eines Verbundmaterials mit
hoher mechanischer Festigkeit und ausgezeichneten Hochtemperatureigenschaften,
das folgende Stufen umfasst:
- ein Quellmittel wird in Kontakt mit einem Tonmaterial mit einer Kationenaustauscherkapazität von 50 bis 200 Milliäquivalent pro 100 g Tonmaterial gebracht, um einen Komplex zu bilden, der zur Quellung durch das Polyamidmonomer bei einer Temperatur über dem Schmelzpunkt des Monomeren in der Lage ist,
- der Komplex wird mit dem Polyamidmonomeren vermischt und
- das in der Mischstufe erhaltene Gemisch wird zur Durchführung der Polymerisation auf eine vorgeschriebene Temperatur erwärmt.
- ein Quellmittel wird in Kontakt mit einem Tonmaterial mit einer Kationenaustauscherkapazität von 50 bis 200 Milliäquivalent pro 100 g Tonmaterial gebracht, um einen Komplex zu bilden, der zur Quellung durch das Polyamidmonomer bei einer Temperatur über dem Schmelzpunkt des Monomeren in der Lage ist,
- der Komplex wird mit dem Polyamidmonomeren vermischt und
- das in der Mischstufe erhaltene Gemisch wird zur Durchführung der Polymerisation auf eine vorgeschriebene Temperatur erwärmt.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet,
dass in der Mischstufe zusätzlich ein
basischer Katalysator und ein Aktivator zugesetzt werden.
7. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet,
dass es sich beim Quellmittel um
organische Kationen mit Carboxylgrupen handelt.
8. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet,
dass es sich beim Quellmittel um
mindestens einen Bestandteil aus der Gruppe Aluminiumionen,
Wasserstoffionen und Kupferionen handelt.
9. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet,
dass es sich beim Polyamidmonomeren um ein
Lactam handelt.
10. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet,
dass es sich beim Polyamidmonomeren
um eine Aminosäure handelt.
11. Verfahren nach Anspruch 5 oder 6, dadurch gekennzeichnet,
dass es sich beim Polyamidmonomeren
um ein Nylonsalz handelt.
12. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet,
dass es sich beim basischen Katalysator
um einen Bestandteil aus der Gruppe Natriumhydrid, Natriummethoxid,
Natriumhydroxid, Natriumamid und ein Kaliumsalz
eines Lactams handelt.
13. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet,
dass es sich beim Aktivator um einen
Bestandteil aus der Gruppe N-Acetylcaprolactam, Essigsäureanhydrid,
Kohlendioxid, Phenylisocyanat und Cyanurchlorid
handelt.
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