DE4033343A1 - Werkstoff als ausgangsmaterial zur herstellung von knochenzement und verfahren zu seiner herstellung - Google Patents
Werkstoff als ausgangsmaterial zur herstellung von knochenzement und verfahren zu seiner herstellungInfo
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- A61L2430/00—Materials or treatment for tissue regeneration
- A61L2430/02—Materials or treatment for tissue regeneration for reconstruction of bones; weight-bearing implants
Description
In der Chirurgie und Orthopädie des Bewegungsapparates ist
der Ersatz eines Gelenkes durch ein künstliches Gelenk zu
einem Routineeingriff geworden. Das üblichste Verfahren da
bei ist die Verankerung von Metallprothesenkomponenten im
Knochen mittels einer plastischen Masse, welche auch als
Knochenzement bekannt ist. Die Knochenzemente sind sämtlich
kalt polymerisierende Kunststoffe auf Zweikomponentenbasis,
bestehend aus einem Monomer und einer polymeren Komponente.
Alle im Handel befindlichen üblichen Knochenzemente sind auf
der Basis von Polymethylmethacrylaten hergestellt. Die Ver
suche zum Mischen dieser Knochenzemente haben gezeigt, daß
einerseits die Homogenität und andererseits die Blasenfrei
heit die Hauptprobleme der Mischtechnik von Zweikomponenten
kunststoffen sind. Dies gilt insbesondere auch beim Unter
rühren von Antibiotika, das oft schwierig ist. Hinzu kommt,
daß das geschüttete Pulver beim Mischen aufstäubt und die
Luft kontaminiert. Das Pulver kann in die Atemwege einge
schleust werden und zwar, wie experimentelle Untersuchungen
gezeigt haben, bis in die Höhe des Hauptbronchus. Falls das
Mischen unter Vakuum stattfindet, wird das Polymerpulver
außerdem von der Vakuumpumpe angesaugt. Die Pulverkomponente
ist somit das wesentliche Hindernis für ein geschlossenes
System, welches andererseits aus arbeitsmedizinischer Sicht
sicherlich begrüßenswert wäre. Versuche, das Pulver zu eva
kuieren, sind bisher insofern unvollständig, als es auf
diese Weise nicht gelingt, einen ausreichenden Matrix-Poly
merkugeleinschluß zu garantieren. Noch größere Probleme be
reitet hierbei das Inkorporieren von irgendwelchen Füller
partikeln, wie Röntgenkontrastmitteln oder osteoinduktiven
Substanzen.
Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, die vorste
henden Probleme zu beseitigen und das Handling des Polymer
pulvers zu vereinfachen.
Diese Aufgabe wird durch die Erfindung gelöst. Die Erfindung
geht dabei von dem Grundgedanken aus, die Pulverkomponente
in einen Festkörper in Form eines Konglomerats zu überfüh
ren. Gleichzeitig ermöglicht es die Erfindung, die Porosität
dieses Konglomerats einzustellen und zu standardisieren und
das Polymer so zu festigen, daß ein Evakuieren möglich ist.
Mit der Erfindung ist es möglich, Bedingungen zu schaffen,
die bei der Herstellung des Knochenzements ein homogenes Ge
misch reproduzierbar garantieren, und zwar unabhängig von
dem Geschick oder den Fähigkeiten desjenigen, der das Ge
misch ansetzt. Ein erfindungsgemäß stabilisierter Polymer
verband ist auch gefahrlos zu evakuieren, und zwar vor der
Verpackung oder aber auch nach dem Ansatz.
Die der Erfindung zugrunde liegende Aufgabe wird überra
schenderweise dadurch gelöst, daß die Polymerkomponente des
Knochenzements ähnlich wie Würfelzucker verfestigt wird. Die
Porosität ist auf diese Weise weitgehend einstellbar und
standardisierbar. Unterschiedliche Porositäten lassen sich
gezielt durch Variation der Größe der Polymerpartikel, der
Schüttdichte und der Art der Verbindung der Polymerpartikel
erzielen.
Die erfindungsgemäß verfestigte Polymerkomponente des Kno
chenzements kann einfach und sicher wie eine Patrone gehand
habt werden.
Aufnahmen im Rasterelektronenmikroskop lassen erkennen, daß
erfindungsgemäß zwischen den Polymerpartikeln genügend Raum
für einen stabilen Polymer/Matrix-Verbund verbleibt; damit
sind die Voraussetzungen für ein geschlossenes System ge
schaffen.
Auch eine Vorevakuierung ist auf einfache Weise möglich. Die
Anrührversuche mit erfindungsgemäßen Polymerpatronen lassen
erkennen, daß das Monomer nach seinem Zusatz sehr schnell in
die vorgegebenen kapillaren Hohlräume zwischen den miteinan
der verbundenen Polymerpartikeln eingesaugt wird. Vorzugs
weise erfolgt die Mischung durch einen Teflon-umschichteten
Rührer unter Anwendung von Vakuum. Es hat sich auch gezeigt,
daß die Verteilung des Polymerpulvers erfindungsgemäß we
sentlich gleichmäßiger erfolgt als wenn das Pulver ohne Her
stellung eines Pulverkonglomerats in die Monomerflüssigkeit
eingeschüttet wird, insbesondere bei Vergleich mit Knochen
zementen, bei denen dem Pulverberg das Monomer aufgeschüttet
wird. Wenn das Polymerkonglomerat zur Versiegelung in eine
Folie oder Membran aus PMMA eingeschweißt wird, wird das
PMMA beim Eintauchen in das Monomer angelöst und das Monomer
wird in das Hohlraumsystem des Konglomerats eingesaugt.
Erfindungsgemäß können alle üblichen Knochenzement-Polymer
komponenten verwendet werden. Besonders bevorzugt werden Po
lymere auf der Basis eines Acrylates oder eines Poly
methacrylates, ein Copolymer eines Acrylates und Meth
acrylates oder eine Mischung hieraus verwendet.
Erfindungsgemäß ist es besonders einfach, der in Form eines
Konglomerats vorliegenden Polymerkomponente noch zusätzlich
Füllerpartikel, beispielsweise Röntgenkontrastmittel oder
knocheninduzierende Partikel einzuverleiben. Die Füllerpar
tikel können in Form von Kugeln, Granula oder Fäden vorlie
gen. Bevorzugte Größen der Kugeln sind zwischen 5 und 300 µm
und der Fasern zwischen 500 µm und 5 mm, vorzugsweise nicht
größer als 3,5 mm.
Der erfindungsgemäße und als Ausgangsmaterial zur Herstel
lung von Knochenzement dienende Werkstoff kann auf verschie
dene Weise hergestellt werden; wichtig dabei ist, daß die
Polymerpartikel zu einem Festkörper miteinander verbunden
werden, der auch beim Evakuieren stabil ist. Beispielsweise
können die Polymerpartikel durch Wärme punktförmig miteinan
der verschweißt werden. Hierzu sind üblicherweise Temperatu
ren zwischen 70 und 120°C erforderlich, je nach verwendetem
Ausgangsmaterial. Die Polymerpartikel können auch durch
Druckbeaufschlagung oberflächlich miteinander verbunden wer
den. Der Preßling kann auch durch gleichzeitige Anwendung
von Hitze und Druck verfestigt werden. Bevorzugte Drücke
liegen hier zwischen 1 und 10 bar, vorzugsweise bei etwa
5 bar.
Es ist auch möglich, das Konglomerat durch chemische Behand
lung zu erzeugen, wobei vorzugsweise die Polymerpartikel
oder Granula in eine Form gebracht und mit einem Lösungsmit
tel, wie Acetondampf, durchströmt werden, vorzugsweise unter
gleichzeitigem Evakuieren.
Der erfindungsgemäße Werkstoff in Form eines Konglomerats
oder einer Patrone aus miteinander verschweißten oder durch
Druck verpreßten Polymerpartikeln hat in der Medizintechnik
noch einen weiteren Vorteil. In letzter Zeit werden vermehrt
PMMA-Materialien, die als Knochenzemente zugelassen sind, im
Spritzgußverfahren verwandt. Um bioverträgliche Implantat
körper herzustellen, ist es erforderlich, aus dem Pulverma
terial Granulate herzustellen, die durch die Schnecken in
den Fördermaschinen der Spritzgußmaschinen besser und repro
duzierbarer als Pulver mitlaufen. Diese Granulate wurden
bisher durch Mahlen ausgehärteter Knochenzemente erzeugt.
Erfindungsgemäß ist es nunmehr möglich, die verfestigten Po
lymerpatronen bzw. Konglomerate als ganzes in die Maschine
zu geben, wo sie sich selbst granulieren. Es ist außerdem
auch möglich, die Polymerpatronen oder Konglomerate vorab in
einer Granuliermaschine in einfacher Weise zu Granulat zu
verarbeiten, das für Spritzgußmaschinen geeignet ist. Hier
bei ist es vorteilhaft, die Polymerpartikel bei der Herstel
lung des Werkstoffs bzw. Konglomerats besonders fest zu ver
schweißen; hierzu können höhere Temperaturen von vorzugs
weise 120 bis 180°, besonders bevorzugt etwa 150° angewandt
werden, gegebenenfalls unter gleichzeitiger Druckbeaufschla
gung.
Claims (15)
1. Werkstoff als Ausgangsmaterial zur Herstellung von Kno
chenzement, gekennzeichnet durch ein dreidimensionales
Konglomerat von Polymerpartikeln, welches einen Festkör
per darstellt und ein gleichförmiges Porensystem ein
schließt.
2. Werkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Polymerpartikel aus Präpolymeren aus Polyacrylaten
oder Polymethacrylaten, einem Copolymer eines Acrylates
und eines Methacrylates und/oder einer Mischung dersel
ben bestehen.
3. Werkstoff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeich
net, daß der Werkstoff evakuiert verpackt oder einge
schweißt ist.
4. Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Konglomerat zusätzlich Füllerpar
tikel in Form von Kugeln, Granula und/oder Fäden ent
hält.
5. Werkstoff nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die Füllerpartikel Röntgenkontrastmittel oder knochenin
duzierende Partikel sind.
6. Werkstoff nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeich
net, daß die Füllerpartikel eine Größe zwischen 5 und
300 µm und/oder eine Faserlänge zwischen 500 µm und 5
mm, vorzugsweise bis 3,5 mm aufweisen.
7. Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch ge
kennzeichnet, daß das Polymerkonglomerat in einem Be
hältnis evakuiert oder unter Vakuum eingeschweißt ist,
wobei vorzugsweise eine luftdichte PMMA-Folie verwendet
wird.
8. Werkstoff nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch ge
kennzeichnet, daß die Polymerpartikel zur Ausbildung des
Konglomerats punktförmig verschweißt oder oberflächlich
miteinander verbunden werden.
9. Verfahren zur Herstellung des Werkstoffs nach einem der
Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Poly
merpartikel durch Temperaturen zwischen 70 und 120°C
punktförmig miteinander verschweißt werden.
10. Verfahren zur Herstellung des Werkstoffes nach einem der
Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Poly
merpartikel durch Druckbeaufschlagung miteinander ober
flächlich verbunden werden.
11. Verfahren zur Herstellung des Werkstoffes nach einem der
Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Werk
stoff durch Anwendung von Hitze zwischen 50 und 150°C,
vorzugsweise zwischen 70 und 100°C, unter gleichzeitiger
Druckbeaufschlagung zwischen 1 und 10 bar, vorzugsweise
etwa 3 bis 7 bar, besonders bevorzugt etwa 5 bar, verfe
stigt wird.
12. Verfahren zur Herstellung eines Werkstoffs nach einem
der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das
Konglomerat durch chemische Behandlung erzeugt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß
Pulver aus den Polymerpartikeln unter Anwendung von
Vakuum mit einem Lösungsmittel durchströmt wird, wodurch
die Polymerpartikel oder Granula miteinander verkleben.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß
als Lösungsmittel Acetondämpfe verwendet werden.
15. Verwendung des Werkstoffes nach einem der Ansprüche 1
bis 8 zur Herstellung von Knochenzement, wobei der Werk
stoff durch Zusatz eines Monomers zu einem selbsthärten
den Knochenzement angesetzt und gemischt wird.
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