DE4121626A1 - Verfahren zur herstellung von hydraulische bindemittel enthaltende versteifungsmaterialien, insbesondere gipsbinden - Google Patents
Verfahren zur herstellung von hydraulische bindemittel enthaltende versteifungsmaterialien, insbesondere gipsbindenInfo
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Description
Gipsbinden sind seit langem bekannt und werden in großem
Umfang für orthopädisch-medizinische Zwecke eingesetzt.
Gipsbinden werden bisher üblicherweise hergestellt,
indem man hydratisierten Gips mit einem in Methylen
chlorid gelösten Bindemittel, z. B. einem Bindemittel auf
der Basis modifizierter Cellulose, anteigt und diese
Paste auf Bindenmaterial, z. B. Baumwollgewebe, auf
rakelt. Dann wird das Methylenchlorid durch Verdampfung
entfernt, wodurch der Gips durch das Bindemittel an das
Bindenmaterial gebunden wird. Nun kann das Gips enthal
tende Bindenmaterial geschnitten und gerollt werden,
ohne das der Gips abfällt. Das in Streifen geschnittene,
Gips enthaltende Bindenmaterial wird dann auf perfo
rierte, rohrartige Wickelhülsen relativ locker aufge
rollt. Die so entstandene Gipsbinde wird aktiviert,
indem man sie in Wasser eintaucht. Hierbei bildet der
hydrophil gebundene Gips einen Gipsleim, der sich nach
der Applikation verfestigt und einen sogenannten Gips
verband ergibt.
Dieses Herstellungsverfahren für Gipsbinden weist den
Nachteil auf, daß Lösungsmittel verwendet werden müssen,
z. B. Methylenchlorid, die aus heutiger Sicht allenfalls
in geringen Mengen tolerierbar sind und deren Entfernung
auch aus der Abluft sehr aufwendig und teuer ist. Ähn
lich wird bei der Herstellung von für technische Anwen
dungen geeigneten Versteifungsmaterialien verfahren.
Gemäß einer eigenen, älteren, nicht vorveröffentlichten
Patentanmeldung werden hydraulische Bindemittel enthal
tende Versteifungsmaterialien hergestellt, indem man ein
hydraulisches Bindemittel in Pulverform mit einem reak
tiven Bindemittel vermischt, diese Mischung auf ein
flächiges Material aufbringt, das so beschichtete
flächige Material zu Rollen aufwickelt und vor, während
und/oder nach dem Aufwickeln die Abbindereaktion des
reaktiven Bindemittels ablaufen läßt.
Es wurde nun gefunden, daß man verbesserte hydraulische
Bindemittel enthaltende Versteifungsmaterialien erhält,
wenn man
- - ein hydraulisches Bindemittel in Pulverform auf ein flächiges Material aufbringt,
- - das hydraulische Bindemittel im Kontakt mit dem flächigen Material verdichtet und
- - das so mit verdichtetem hydraulischem Bindemittel ver sehene flächige Material zu Rollen aufwickelt.
Das wesentliche Merkmal der vorliegenden Erfindung ist
das Verdichten des hydraulischen Bindemittels im Kontakt
mit dem flächigen Material. Die Mitverwendung von zu
sätzlichen, vorzugsweise reaktiven, aber auch nichtre
aktiven Bindemitteln ist vorteilhaft. Vorzugsweise führt
man die erfindungsgemäße Verdichtung so durch, daß das
hydraulische Bindemittel dabei seinen pulverigen und
rieselfähigen Charakter verliert. Beispielsweise kann
man so verfahren, daß man ein mit hydraulischem Binde
mittel in einer Menge von 200 bis 800 g/m2 beaufschlag
tes flächiges Material durch einen Walzenspalt führt,
der eine Weite von 0,02 bis 0,3 mm, vorzugsweise 0,05
bis 0,1 mm aufweist. Die Verdichtung ist dann besonders
gut, wenn das hydraulische Bindemittel danach homogen
und opak-transparent aussieht.
Man kann die Verdichtung beispielsweise auch mit Druck
stempeln oder Pressen durchführen.
Eine vorteilhafte Ausführungsform der vorliegenden Er
findung ist dadurch gekennzeichnet, daß man die Verdich
tung des hydraulischen Bindemittels zwischen zwei oder
mehr Lagen flächigen Materials vornimmt, was zu einer
sandwichartigen Struktur des Versteifungsmaterials, z. B.
der Gipsbinde, führt.
Bei einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung befindet sich das hydraulische
Bindemittel in Form von einzelnen Querstreifen auf dem
flächigen Material, so daß eine Strickleiterstruktur
entsteht.
Eine sandwichartige Struktur verleiht dem Verstei
fungsmaterial vor dem Abbinden des hydraulischen
Bindemittels besonders gute Verarbeitungseigenschaften.
Das hydraulische Bindemittel hat auch dann praktisch
keine Tendenz mehr beim Aufrollen oder sonstigen
mechanischen Einflüssen wegzurieseln, wenn es wenig oder
keine reaktive Bindemittel enthält. Die Mitverwendung
von reaktiven Bindemitteln ist trotzdem bevorzugt, da
dann beim Tränken mit Wasser zur Abbindung des hydrau
lischen Bindemittels weniger bis keine Tendenzen zum
Schmieren und Ablaufen auftreten.
Deshalb ist eine besonders günstige Ausführungsform der
vorliegenden Erfindung dadurch gekennzeichnet, daß man
zur Herstellung von medizinisch anwendbaren Gipsbinden
- - ein hydraulisches Bindemittel auf Gipsbasis mit einem reaktivan Bindemittel vermischt,
- - diese Mischung auf ein flächiges Material aufbringt,
- - die so erhaltene Beschichtung mit einem weiteren flächigen Material abdeckt,
- - das Bindemittelgemisch zwischen den flächigen Materialien bis zum Verlust seiner Rieselfähigkeit verdichtet,
- - das so mit einer verdichteten Bindemittelschicht zwischen flächigen Materialien versehene Produkt locker zu Rollen aufwickelt und
- - vor, während und/oder nach dem Aufwickeln die Abbinde reaktion des reaktiven Bindemittels ablaufen läßt.
Als hydraulische Bindemittel kommen insbesondere die
Gipssorten in Frage, die für die medizinische Gipsbin
denherstellung üblich sind. Vorzugsweise handelt es sich
dabei um teilhydratisierte Gipse, z. B. um sogenannte
Stuckgipse, deren Abbindezeit weniger als 10 Minuten be
tragen.
Es kommen aber allein oder im Gemisch auch andere
hydraulische Bindemittel in Frage, insbesondere auch zur
Herstellung von Versteifungsmaterialien für technische
Einsatzzwecke. Als Beispiele seien genannt: andere Gips
modifikationen als Stuckgips, wie α-Gips, β-Gips und
Anhydrit, sowie Portlandzement, Tonerdeschmelzzemente,
Aluminiumsilikat-Schnellzemente, Sorellzemente, Zink
oxidzemente, Puzzolanzemente und sonstige mit Wasser
unter Erhärtung reagierende Mineralpulver mit Zement
charakter. Es kann sich auch um organische oder gemischt
mineralisch-organische Pulver oder Zubereitungen han
deln, die mit Wasser unter Aushärtung reagieren.
Bei den für die Erfindung einzusetzenden hydraulischen
Bindemitteln in Pulverform kann es sich auch um Gemische
aus zwei oder mehreren Komponenten handeln. Dem hydrau
lischen Bindemittel können gegebenenfalls übliche Be
schleuniger, z. B. lösliche Sulfate, oder verzögernde
oder rheologische Stellmittel, z. B. Proteine oder
Cellulose-Derivate, beigefügt sein.
Gegebenenfalls kann das hydraulische Bindemittel im Ge
misch mit reaktiven Bindemitteln zum Einsatz gelangen.
Als reaktive Bindemittel kommen die verschiedensten als
solche bekannten reaktiven Bindemittel oder Bindemittel
gemische in Frage, die vorzugsweise in flüssiger Form
auf das hydraulische Bindemittel aufgebracht werden kön
nen und dann durch Reaktion der Gemisch-Komponenten und/oder
durch den Einfluß von Wärme, Luft, Feuchte, Belich
tung und/oder durch chemische Reaktion mit einem gegebe
nenfalls zusätzlich einzubringenden Reaktionspartner und/oder
mit einem Katalysator, Radikalbildner oder sonsti
gem Starter zu einer Viskositätserhöhung, z. B. infolge
einer Molekulargewichtserhöhung, gebracht werden können.
Die Viskositätserhöhung kann dabei, zumindest teilweise,
im anschließend gebildeten Wickel erfolgen oder in
diesem zu Ende gebracht werden.
Beispiele für reaktive Bindemittel sind: Ohne Zuhilfe
nahme von organischen Lösungsmitteln applizierbare
Silikate vom Wasserglastyp, Gipse oder Zemente bindende
Salze, Epoxide, Polyepoxide, Epoxid-Härter-Kombina
tionen, unter dem Einfluß von Luft, Ionen- oder Radikal
bildnern polymerisierende Doppelbindungssysteme, z. B.
mono-, di- oder polyolefinische Monomere, etwa vom Cyan
acrylat-, Acrylat-, Vinylester-, Allylester- oder Allyl
ethertyp, vom Typ der Silane, Siloxane oder Silikone
(vgl. auch DE-OS 23 57 931), vom Typ der Alkydharze und
reaktiven Alkydharzverdünner, vom Typ der Cyanatharze,
Phenolharze, Formaldehydharze, der Methylolverbindungen,
Methylolether, vom Typ der (Poly-)Isocyanate, die unter
Bildung von Polyurethanen, Polyharnstoffen, Polycarbodi
imiden und/oder Polyisocyanuraten zur Reaktion gebracht
werden können, gegebenenfalls unter Beteiligung der im
Wickel enthaltenan Feuchtigkeit.
Es kommen auch Polycarbonsäuren, Alginate, Aluminate,
Cellulose- und Stärkeverbindungen in Betracht, die z. B.
mit Calciumionen oder Aluminiumionen aus dem hydrau
lischen Bindemittel, mit dem sie in Kontakt kommen,
einer Fällung oder Härtung unterliegen können.
Als reaktive Bindemittel gelangen vorzugsweise Kombina
tionen von einem oder mehreren Polyolen und einem oder
mehreren Polyisocyanaten zum Einsatz. Kombinationen aus
Polyolen und Polyisocyanaten können gegebenenfalls noch
weitere Komponenten enthalten, vorzugsweise solche, die
die Reaktion zwischen dem Polyol und dem Polyisocyanat
verzögern oder beschleunigen. Beschleunigende Zusätze
sind bevorzugt. Solche weitere Komponenten können
gegebenenfalls in Mengen von 0,05 bis 3 Gew.-% (bezogen
auf das Gemisch aus Polyol und Polyisocyanat) eingesetzt
werden.
Als beschleunigende Zusätze kommen z. B. aminische oder
metallorganische Verbindungen oder auch sonstige, in der
Polyurethanchemie als katalytisch wirksam bekannte Ver
bindungen in Frage. Diese können auch, z. B. in Form von
Amingruppen, in dem Polyol integriert sein.
Die Komponenten des reaktiven Bindemittels können in ge
mischter Form, getrennt und gleichzeitig oder vorzugs
weise nacheinander dem pulverförmigen hydraulischen
Bindemittel zugemischt werden.
Dem hydraulischen Bindemittel, vorzugsweise dem Gips,
kann das reaktive Bindemittel beispielsweise in Mengen
von 0 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise 0,5 bis 10 Gew.-%,
insbesondere 2 bis 6 Gew.-%, zugemischt werden. Es ist
vorteilhaft darauf zu achten, daß das Gemisch aus
hydraulischem Bindemittel und reaktivem Bindemittel noch
pulverförmigen, streubaren Charakter behält.
Es ist weiterhin von Vorteil, ein frisch hergestelltes
Gemisch aus hydraulischem und reaktivem Bindemittel un
mittelbar oder innerhalb weniger Stunden nach der Her
stellung auf das flächige Material aufzubringen. Vor dem
Aufbringen auf das flächige Material können dem Gemisch
aus hydraulischem und reaktivem Bindemittel oder einer
einzelnen Komponenten davon gegebenenfalls weitere
Zusatzstoffe, wie Netzmittel, Tenside, Fließhilfsmittel,
Farbpigmente und/oder Biocide, hinzugefügt werden.
Auf einem m2 des flächigen Materials können z. B. 100 bis
1000 g, vorzugsweise 150 bis 800 g, insbesondere 200 bis
600 g hydraulische Bindemittal oder Gemische aus hydrau
lischen und reaktiven Bindemitteln aufgebracht werden.
Bei den bevorzugten reaktiven Bindemitteln, den Kombina
tionen aus Polyolen und Polyisocyanaten, kommen als
Polyole vorzugsweise die in der Polyurethanchemie tech
nisch zur Verwendung kommenden linearen und verzweigten,
vorzugsweise bei Raumtemperatur flüssigen Polyesterpoly
ole und insbesondere Polyetherpolyole in Betracht. Von
besonderem Interesse sind trifunktionelle und höherfunk
tionelle Typen, die durch Anlagerung von Ethylenoxid
und/oder Propylenoxid an tri- und höherfunktionelle
Starter, z. B. an Trimethylolpropan, Glycerin, Penta
erythrit, Sorbit, Zucker oder Zuckergemische, Ammoniak,
Triethanolamin, Ethylendiamin, Polyethylenpolyamin,
Polypropylenpolyamin, Ethanolamin und/oder Diethanolamin
erhalten werden können und OH-Zahlen über 5, vorzugs
weise zwischen 30 und 400, insbesondere zwischen 150 und
300, aufweisen.
Als Polyisocyanate kommen vorzugsweise ebenfalls in der
Polyurethanchemie technisch zur Anwendung kommende ali
phatische, araliphatische, heterocyclische und aroma
tische Polyisocyanate in Betracht. Vorzugsweise werden
solche Polyisocyanate verwendet, deren Dampfdruck im Be
reich 10 bis 50°C sehr niedrig ist. Dann ist bei deren
Handhabung keine Gefährdung zu befürchten. Bei derarti
gen Polyisocyanaten handelt es sich vorzugsweise um bei
Raumtemperatur flüssige Polyisocyanate wie polymeri
siertes, trimerisiertes, biuretisiertes, allophanati
siertes bzw. mit geringen Mengen Wasser umgesetztes
Hexamethylendiisocyanat, Isophorondiisocyanat oder
solche Typen von gegebenenfalls aromatischen Mehrkern
polyisocyanaten, wie sie auf den Wegen der Phosgenierung
von Anilin-Formaldehyd-Kondansaten und deren hydrierten
Formen technisch zugänglich sind. Es kommen auch andere
flüssige Polyisocyanate in Betracht, auch aliphatisch
aromatische Mischtypen, z. B. solche auf Basis Isophoron
diisocyanat oder Toluylendiisocyanat oder sogenannte
Isocyanat-Prepolymere, d. h. Isocyanatgruppsn enthal
tende, vorzugsweise flüssige, oligomere Umsetzungspro
dukte von Polyolen mit Polyisocyanaten.
Es ist von Vorteil, aber nicht zwingend, wenn die Kom
ponenten solcher reaktivan Bindemittelmischungen aus
Polyol und Polyisocyanat ineinander löslich sind. Es
können auch Polyolgemische und/oder Polyisocyanatge
mische zum Einsatz kommen.
Das stöchiometrische Verhältnis von OH- zu NCO-Gruppen
in Polyol-Polyisocyanat-Gemischen kann in weiten Grenzen
schwanken. Vorzugsweise werden mit Abweichungen von +/
50 Gew.-% stöchiometrische Verhältnisse eingehalten. In
speziellen Fällen ist es auch möglich, das Verhältnis
der eingesetzten Polyisocyanate und Polyole bis auf je
weils 3 Gew.-% der stöchiometrisch äquivalenten Menge
oder auch noch darunter zu reduzieren. Besonders bevor
zugt ist der Einsatz von reaktiven Bindemitteln, die 50
bis 90 Gew.-% der in Bezug auf die Polyolkomponente
stöchiometrisch erforderlichen Menge an Polyisocyanat
komponenten enthalten.
Diese Verhältnisse gelten auch dann, wenn man die
reaktive Kombination flüssiger Bindemittelkomponenten
vor, während oder nach dem Eintrag in das pulvrige
hydraulische Bindemittel herstellt.
Als flächiges Material, auf das ein hydraulisches Binde
mittel oder eine Mischung aus hydraulischen und/oder
reaktiven Bindemitteln aufgebracht wird, im folgenden
auch vereinfacht als "Bindengewebe" bezeichnet, kommen
die verschiedensten flexiblen, vorzugsweise textilen
Substrate in Frage. Sie können beispielsweise aus Fäden,
Fasern, Drähten oder Folienbändchen bestehen. Vorzugs
weise handelt es sich um Vliese, Papiere, Gewirke, Ge
stricke oder Gewebe oder Mischformen davon.
Vorzugsweise werden aus Baumwolle gefertigte Bindenge
webe eingesetzt, wie sie für die konventionelle Gips
bindenfertigung üblich sind. Als textile Substrate
kommen aber auch solche in Betracht, die unter Verwen
dung von z. B. Glasfasern, Kohlenstoffasern, Polyaramid
fasern, Metallfasern, Polyolefinfasern, Polyolefin-Hoch
modulfasern, Polyesterfasern, Polyacrylnitrilfasern,
Seide, Polyamidfasern und Fasern aus veredelter Cellu
lose sowie aue Fasergemischen und/oder Fadengemischen
hergestellt worden sind. Auch sogenannte Feinfasern kom
men in Betracht.
Das einlagige oder mehrlagige, vorzugsweise zweilagige
(sandwichartige) angeordnete flächige Material kann vor
oder nach dem Aufbringen des hydraulischen Bindemittels
oder bevorzugt vor oder nach dem der Konfektionierung
dienenden Aufwickeln in Länge bzw. Breite zugeschnitten
werden, z. B. zu Einzelbinden.
Das Aufbringen des pulvrigen Bindemittels kann flächig
oder in Form von Streifen oder sonstigen Mustern im
Umkehr- oder, vorzugsweise im Direktverfahren z. B. durch
Aufstreuen, Aufblasen, Aufrakeln, auf elektrostatische
Weise oder nach beliebigen anderen, keine Lösungsmittel
erfordernden Verfahren erfolgen.
Das Bindemittel kann auf dem flächigen Material eine
homogene Fläche bilden, es kann aber auch in Form von
gegebenenfalls verschiedene Schichtdicken aufweisenden
Streifen, Punkten, durchbrochenen Flächen oder in Form
von Mustern aufgebracht werden, beispielsweise um das
Tränkwasser besser eindringen zu lassen oder um gezielte
Versteifungseffekte zu erreichen. Bevorzugt wird das
Bindemittel in Form von Wickelachsen-parallelen Streifen
oder in Form von Punkten oder Mustern aufgebracht.
Gegebenenfalls kann eine einmal aufgebrachte Schicht des
Bindemittels z. B. durch Rütteln oder durch Vibration,
zur Ausbildung inhomogener Verteilungen und/oder durch
lässigerer Bereiche gebracht werden.
Es ist im allgemeinen von Vorteil, die für das Auf
bringen des Bindemittels eingesetzten Maschinen und
Werkzeuge nichthaftend auszurüsten, z. B. durch Überzüge
aus Polyolefinen, Silikonen, Perfluorpolyethylenen oder
durch die Verwendung von Trennfolien.
Der an den Beschichtungsprozeß anschließende erfindungs
wesentliche Verdichtungsvorgang führt, insbesondere in
Kombination mit einer oder mehreren auf die Beschichtung
aufgelegten flächigen Materialien zu einer verbesserten
Trocken-Handhabbarkeit des Versteifungsmaterials, d. h.
beim mechanischen Handhaben, z. B. Aufwickeln, des noch
nicht hydraulisch abgebundenen Versteifungsmaterials
treten praktisch keine Verluste durch Wegrieseln mehr
auf. Außerdem tritt beim Eintauchen des aufgewickelten
Versteifungsmaterials in Wasser praktisch kein Verlust
mehr durch Ablaufen auf. Dies ist auch der Fall, wenn
das hydraulische Bindemittel in Form von Wickelachsen
parallelen Streifen oder in sonstigen Mustern angeordnet
ist.
Es kann auch mehr als eine Gewebelage unter der
Beschichtung plaziert und/oder das Bindemittel-Pulver
vor dem Verdichtungsprozeß mit mehr als einer Lage
flächigen Material abgedeckt werden. Die einzelnen Lagen
flächigen Materials können gleich- oder verschiedenartig
sein.
Das Verdichten, z. B. durch Pressen, führt überraschend
leicht zu einer Beseitigung der Rieselfähigkeit des
pulverigen, gegebenenfalls reaktive Bindemittel ent
haltenden hydraulischen Bindemittels und kann es auch
an relativ grobmaschigem Bindengewebe fixieren, wie es
für medizinische Gipsbinden bisher üblicherweise verwen
det wird. Das so fixierte Beschichtungsgemisch bleibt
überraschenderweise auch bei Bewegung der Binde, z. B.
bei deren Aufrollung und Handhabung auf dem flächigen
Material oder zwischen mehreren Lagen flächigen
Materials fixiert und rieselt nicht heraus.
Üblicherweise kommen als flächige Materialien Binden
gewebe aus Baumwolle nach Art des Verbandmulls zum Ein
satz. Diese können z. B. 25 bis 35 große und 25 bis 35
kleine Maschen pro cm2, einen leiterartigen rechteckigen
Habitus und paarweise in Abständen von 0,5 bis 1,5 und
1,5 bis 2,5 mm laufende Schuß- und Kettfäden aufweisen.
Selbstverständlich kommen als flächige Materialien auch
andere Gewebe- und Textiltypen in Betracht.
Bei Auflagemengen des pulverigen Bindemittels von z. B.
200 bis 800 g/mZ wird das Verdichten vorzugsweise konti
nuierlich mit einem Durchlauf durch ein oder mehrere
Walzenpaare vorgenommen, wobei deren Walzenachsen vor
zugsweise parallel und zweckmäßigerweise horizontal
übereinander oder nebeneinander angeordnet sind. Bei
Walzen, z. B. solchen aus unprofiliertem, poliertem
Stahl, können dann z. B. Spaltbreiten von 0,02 bis 0,3 mm,
vorzugsweise 0,05 bis 0,1 mm gewählt werden. Diese
Spaltbreiten können sich aber ändern, wenn die Walzen
z. B. mit federnd variablem Spalt arbeiten, wenn es sich
um profilierte Walzen (z. B. Riffelwalzen oder Muster
walzen handelt), oder um Walzen mit einer elastisch
nachgiebigen Kunststoffbeschichtung, z. B. aus Polycarbo
nat oder Gummi. Vorzugsweise wird mit einem Walzenpaar
und ohne Friktion gearbeitet.
Unter Riffelwalzen versteht man solche Walzenpaare, bei
denen eine oder beide Walzen, vorzugsweise nur eine
Walze, einen Zahnrad-ähnlichen Querschnitt senkrecht zur
Achse aufweist. Solche Walzen können auf der Oberfläche
achsparallele, V-förmige Einschnitte enthalten. Die Ver
dichtung erfolgt dann in Form eines Streifenmusters. Der
zwischen den Verdichtungsstreifen liegende Anteil des
Bindemittels ist dann noch pulverig und kann abgesaugt,
abgerieselt oder abgerüttelt und erneut zur Beschichtung
verwendet werden. Beim Aufwickeln eines mit Riffelwalzen
verdichteten Versteifungsmaterials liegen die Streifen
der haftenden Beschichtung parallel zur Wickelachse,
wodurch sich das Material besonders gut auf- und
abwickeln läßt, ohne daß die Beschichtung abspringt.
Bei dieser Ausführungsform der Erfindung können die Ver
dichtungsstreifen z. B. eine Breite von 1 bis 20 mm,
vorzugsweise 2 bis 6 mm aufweisen und die Zwischenräume
zwischen den Verdichtungsstreifen z. B. eine Breite von
0,5 bis 10 mm, vorzugsweise 1 bis 5 mm. Diese Breiten
können in speziellen Fällen auch überschritten werden.
Anstelle des hier näher beschriebenen Verdichtungs
musters in Form achsparalleler Streifen können auch
andere Verdichtungsmuster zur Anwendung kommen, z. B.
diagonal verlaufende Streifen, wellenförmig verlaufende
Streifen oder streifige oder anders angeordnete Folgen
von Punkten. Solche Verdichtungspunkte können z. B.
Durchmesser von 1 bis 20 mm, vorzugsweise 2 bis 5 mm
aufweisen und z. B. wie Kreise, Quadrate, Rechtecke oder
Sterne aussehen. Auch hier können die Maße und Figuren
in speziellen Fällen anders gewählt werden.
Verdichtungen in Form von Streifen oder sonstigen
Mustern kann man nicht nur mit entsprechenden Riffel
walzen erzielen, sondern auch dadurch, daß man zwei
glatte Walzen verwendet und zusätzlich zu dem mit
pulverförmigem Bindemittel beschichteten flächigen
Material flache Plastik- oder Metallteile, z. B. in einer
Strickleiter-Anordnung, durch die Walzen laufen läßt.
Dann wird im wesentlichen dort verdichtet, wo solche
Plastik- oder Metallteile liegen. Beispielsweise kann
man auf diese Weise ein Streifenmuster erhalten, wenn
man ein strickleiterförmiges Band aus z. B. Plastik (etwa
aus üblichen Thermoplasten wie Polyamid, Polycarbonat,
Polyurethan, Polyester oder PVC) oder Metall (etwa aus
Stahl, Aluminium oder Messing) durch die Walzen mit
führt. Ein derartiges strickleiterförmiges Band kann auf
und/oder unter, vorzugsweise unter dem beschichteten
flächigen Material durch die Walzen geführt werden.
Die Verwendung von poliertem (Edel-)Stahl-Walzen wird
bevorzugt. Es kommen aber auch z. B. um die flächigen
Materialien zu schonen, Gummi- oder Kunststoffwalzen als
eine oder beide Walzen eines Walzenstuhls in Frage.
Die Walzen werden vorzugsweise bei Raumtemperatur be
trieben. Es kommen auch erniedrigte oder erhöhte Tempe
raturen in Frage. Im allgemeinen sollte eine Temperatur
von 120°C, vorzugsweise 90°C nicht überschritten wer
den.
Bei einer besonderen Ausführungsform des Verdichtungs
vorgangs wird pulvriges Bindemittel oder Bindemittel
gemisch unmittelbar nach seiner Herstellung in den sich
vor dem Walzenspalt bildenden Zwickel aus zwei flächigen
Materialien in definierter Menge eingestreut oder einge
tragen. Hierzu sind z. B. Schüttelrutschen, Streuaggre
gate und Schlitzdüsen geeignet.
Die Dichte und Durchlässigkeit des zu Rollen aufge
wickelten Materials kann durch den Wickeldruck, d. h.
durch Variation der Zugkräfte beim Wickelprozeß gesteu
ert werden. Vorzugsweise wählt man eine lockere Rollen
wicklung, wie sie auch bei den konventionell hergestell
ten Gipsbinden üblich ist und das Eindringen des Wassers
zum Abbinden des hydraulischen Bindemittels erleich
tert.
Es ist von Vorteil, daß das erfindungsgemäß vorzugsweise
zu verwendende Gemisch aus Gips und zusätzlichem Binde
mittel auch in nicht abgebundenem Zustand nicht mehr zum
Stauben neigt. Das verbessert die Raumluftsituation bei
der Bindenherstellung in besonderem Maße.
Bei aufgewickelten Rollen (= Wickel), die reaktive Bin
demittel enthalten, bindet dieses im Laufe der Zeit ab.
Dieser Abbindeprozeß kann auch in der Endverpackung
stattfinden. Durch den erfindungsgemäßen Verdichtungs
prozeß in Kombination mit einer solchen Abbindung reak
tiver Bindemittel wird das Herausrieseln des in den
Wickel eingebrachten hydraulischen Bindemittels weit
gehend verhindert.
Nach dem erfindungsgemäßen Verdichtungsprozeß in Kombi
nation mit der Abbindung eines reaktiven Bindemittels
liegt das hydraulische Bindemittel in Form eines gebun
denen, verdichteten, feinen Kornes in einer kompakten,
opaken bis weißlichen Beschichtung vor. Überraschen
derweise behindert diese Struktur nicht das Abbinden des
hydraulischen Bindemittels mit Wasser, sondern läßt das
Wasser beim Eintauchen des Wickels für z. B. 1 bis 60
Sekunden, vorzugsweise 2 bis 10 Sekunden, sehr schnell
und gleichmäßig in diesen eindringen. Dabei wird im all
gemeinen nur ein geringer Überschuß an Wasser vom Wickel
aufgenommen. Weiterhin wird auch bei längeren Tauchzei
ten nur wenig hydraulisches Bindemittel mit dem über
schüssigen Wasser aus dem Wickel herausgetragen. Dadurch
wird gegenüber der konventionellen Herstellung von Gips
binden eine signifikante Verbesserung der Sauberkeit bei
der Handhabung solcher mit Wasser getränkter Binden
erreicht. Andererseits wird durch die gebundene Struktur
die Verstreichbarkeit und die Modellierbarkeit der er
findungsgemäß hergestellten Versteifungsmaterialien
nicht oder nur wenig beeinträchtigt.
Wenn man auf die erfindungsgemäße Weise Gipsbinden her
stellt, kann man das Schneiden der Binden, deren Auf
wicklung und Verpackung nach konventionellen Methoden
der Gipsbindenherstellung vornehmen. Gleiches gilt auch
für andere Formen der Anwendung erfindungsgemäß herge
stellter Versteifungsmaterialien.
Erfindungsgemäß erhältliche Versteifungsmaterialien
können z. B. im medizinisch-orthopädischen Bereich, zur
Herstellung von Verbindungselementen, Abdrücken, Masken,
Dübeln und Formkörpern, in der Landwirtschaft und im
Gartenbau, zur Armierung von Kunststoffteilen oder als
Schutzwicklung gegen mechanische und/oder thermische
Einflüsse, zu Isolierungen, zu Brandschutzzwecken, zu
Abdichtzwecken, in der Verbindungstechnik und für die
Armierung und Versteifung von Konstruktionselementen
angewendet werden. Dabei können erfindungsgemäß herge
stellte Versteifungsmaterialien, insbesondere Gipsbin
den, auf übliche Weise aktiviert werden, indem man sie
aufgerollt auf geeignete, z. B. gelochte Hülsen kurz
zeitig in Wasser eintaucht. Die Eintauchzeit kann z. B.
1 bis 30 Sekunden bei einer Temperatur von 0 bis 80°C,
vorzugsweise 15 bis 30°C betragen.
Das erfindungsgemäße Verfahren hat den Vorteil, daß es
staubfrei aber "trocken" ist, d. h. kein Lösungsmittel
benötigt wird. Auch wird keine belastete Abluft erzeugt,
die nur aufwendig und kostspielig zu reinigen wäre. Das
bedeutet gegenüber dem Stand der Technik eine erhebliche
Vereinfachung.
Im folgenden wird das erfindungsgemäße Verfahren bei
spielhaft erläutert. Teile und Prozente beziehen sich
auf das Gewicht, soweit nichts anderes angegeben ist.
In den Beispielen wurden folgende Materialien verwen
det:
10 cm breite und 300 cm lange oder endlose Streifen aus Baumwollgewebe, wie es üblicherweise für die Herstellung von Gipsbinden eingesetzt wird (7 Schußfäden, 10 Kett fäden pro cm2, Maschengröße 1×1 und 1×2 mm, das Metergewicht des Gewebestreifens betrug 2,56 g).
10 cm breite und 300 cm lange oder endlose Streifen aus Baumwollgewebe, wie es üblicherweise für die Herstellung von Gipsbinden eingesetzt wird (7 Schußfäden, 10 Kett fäden pro cm2, Maschengröße 1×1 und 1×2 mm, das Metergewicht des Gewebestreifens betrug 2,56 g).
Gipspulvergemisch, wie es als sogenanntes Halbhydrat
analog Stuckgips für die Gipsbindenfertigung nach kon
ventionellen Verfahren eingesetzt wird.
Polyol A, ein technisches Anlagerungsprodukt von 80 Mol
Propylenoxid und 20 Mol Ethylenoxid an Sorbit, mit einer
OH-Zahl von 175.
Polyol B, ein technisches Anlagerungsprodukt von
gleichen Teilen Ethylenoxid und Propylenoxid an
Glycerin, mit einer OH-Zahl von 250.
Polyol C, ein technisches Anlagerungsprodukt von 60%
Ethylenoxid und 40 % Propylenoxid an Sorbit, mit einer
OH-Zahl von 8.
Isocyanat A, ein technisches Biuretisierungsprodukt von
Hexamethylendiisocyanat mit einem Isocyanatgehalt von
21%.
Isocyanat B, ein technisches Mehrkernpolyisocyanat aus
der Phosgenierung von Anilin-Formaldehyd-Kondensaten,
mit einem Isocyanatgehalt von 31%.
Auf einem schnell laufenden Schaufelmischer
(Lödigemischer) wurden bei Raumtemperatur aus dem Gips
und den Polyolen und Polyisocyanaten folgende Binde
mittelgemische hergestellt, die alle rieselfähig oder
streufähig waren:
200 Teile Gipspulver wurden vorgelegt, dazugegeben wurde
ein Gemisch aus 9,3 Teilen Polyol A und 3,5 Teilen Poly
isocyanat A.
150 Teile Gipspulver wurden vorgelegt, dazugegeben
wurden zunächst 6,9 Teile Polyisocyanat A und dann 10
Teile Polyol A.
150 Teile Gipspulver wurden vorgelegt, dazugegeben wurde
ein Gemisch aus 10 Teilen Polyol A und 4,6 Teilen Poly
isocyanat B.
Vorgelegt wurden 150 Teile Gipspulver, dazugegeben
wurden zunächst 10 Teile Polyol B, dann 4,6 Teile Poly
isocyanat B.
Vorgelegt wurden 100 Teile Gipspulver, dazugegeben
wurden Teile eines Gemisches aus 100 Teilen Polyol C und
1,2 Teilen Polyisocyanat B.
Das 3 m lange Bindengewebe wurde auf eine streifen
förmige und mit einem Trennmittel auf Silikonbasis
besprühte Unterlage aus geglättetem Papier gelegt und
unter einem Streuer so hindurchgefahren, daß in ge
trennten Ansätzen jeweils 1 m2 des Baumwollgewebes mit
jeweils 500 g frisch hergestellten Gemischen 1 bis 5
belegt wurde.
Die jeweils aufgestreute Schicht wurde mit einer nicht
haftend ausgerüsteten Rolle festgedrückt. Dann wurde das
bestreute Bindengewebe durch den auf 0,07 mm Spaltbreite
eingestellten Spalt eines Walzenstuhls mit polierten
Edelstahlwalzen geführt. Hierbei wurde die Beschichtung
auf dem Gewebe zu einer oberflächlich glänzenden festen
opaken Schicht verdichtet, die fest auf dem Bindengewebe
haftete. Dann wurde die Binde auf einen Dorn aus Poly
olefin, der die Gestalt eines gelochten Rohres mit einem
Durchmesser von 1 cm hatte, zu einem Wickel locker aufge
rollt (Gesamtdurchmesser 6 cm). Hierbei wurde im Verlauf
des Aufrollprozesses die verdichtete Schicht zwar in an
nähernd regelmäßigen Abständen senkrecht zur Längsachse
gebrochen, haftete aber auch so an dem Bindengewebe.
Versuch A) wurde wiederholt, jedoch wurde vor dem
Walzenstuhl auf das bestreute Bindengewebe ein zweites
gleichartiges Gewebe aufgelegt, leicht angedrückt und
dann der so gebildete Sandwich durch den Walzenstuhl ge
fahren. Es wurde wiederum eine glänzende, opake, fest
haftende Materialschicht gebildet, die sich ohne abzu
platzen aufrollen ließ.
Der Versuch B) wurde wiederholt, jedoch wurde nun Gips
pulver ohne Zusatz eines reaktiven Bindemittels einge
setzt. Nach dem Verdichten im Walzenstuhl wurde wiederum
ein glänzender, nicht abrieselnder, jedoch weniger
opaker Materialsandwich erhalten und ausgerollt.
Nicht erfindungsgemäß: Der Versuch B) wurde wiederholt,
jedoch wurde der nach dem Aufbringen des zweiten Binden
gewebes und leichtem Andrücken erhaltene lockere Sand
wichverbund direkt, ohne Durchlauf durch den Walzen
stuhl, aufgerollt.
Eine Prüfung des Gipsverlustes bei der trockenen Hand
habung des gemäß den Versuchen A) bis D) hergestellten
Bindenmaterials wurde wie folgt durchgeführt:
Die Wickel wurden in aufgerolltem Zustand 10 Tage ge lagert, um die Abbindereaktion des reaktiven Binde mittels (soweit vorhanden) ablaufen zu lassen. Dann wurde von dem ca. 160 g wiegenden, 3 m Bindenmaterial enthaltendem Wickel auf einem ebenen Drahtsieb 1 m abgerollt und abgeschnitten. Das 1 m lange Bindenstück wurde dann von Hand auf dem Sieb um die lange Achse umgedreht, so daß die Oberseite nach unten zu liegen kam. Diese Prozedur wurde noch zweimal wiederholt, so daß letztlich die ursprüngliche Oberseite unten lag. Dann wurde das Bindenstück von Hand auf dem Sieb auf den ursprünglich verwendeten gelochten Wickeldorn von 1 cm Durchmesser wieder aufgerollt und vom Sieb genommen. Schließlich wurde der bei dieser Prozedur durch das Sieb gerieselte Gips ausgewogen. Je geringer die durchgerie selte Gipsmenge war, desto geringer sind die Gipsver luste bei der Handhabung der Binde, die noch nicht abge bundenen Gips enthält.
Die Wickel wurden in aufgerolltem Zustand 10 Tage ge lagert, um die Abbindereaktion des reaktiven Binde mittels (soweit vorhanden) ablaufen zu lassen. Dann wurde von dem ca. 160 g wiegenden, 3 m Bindenmaterial enthaltendem Wickel auf einem ebenen Drahtsieb 1 m abgerollt und abgeschnitten. Das 1 m lange Bindenstück wurde dann von Hand auf dem Sieb um die lange Achse umgedreht, so daß die Oberseite nach unten zu liegen kam. Diese Prozedur wurde noch zweimal wiederholt, so daß letztlich die ursprüngliche Oberseite unten lag. Dann wurde das Bindenstück von Hand auf dem Sieb auf den ursprünglich verwendeten gelochten Wickeldorn von 1 cm Durchmesser wieder aufgerollt und vom Sieb genommen. Schließlich wurde der bei dieser Prozedur durch das Sieb gerieselte Gips ausgewogen. Je geringer die durchgerie selte Gipsmenge war, desto geringer sind die Gipsver luste bei der Handhabung der Binde, die noch nicht abge bundenen Gips enthält.
Diese Prüfung wurde jeweils dreimal durchgeführt und die
ermittelten Gewichte des abgerieselten Gipsmaterials als
Mittelwert in g/m bestimmt.
Folgende Werte wurden ermittelt:
Die erhaltenen Ergebnisse zeigen eine gute Trockenhand
habbarkeit der Binden, die mit der erfindungsgemäßen
Verdichtung hergestellt werden, sogar, wenn kein
reaktives Bindemittel für das Gipsmaterial verwendet
wird. Die Ergebnisse zeigen auch den Verbesserungs
effekt, der durch die Verwendung von zwei Gewebelagen
erzielt wird.
Analoge Ergebnisse wurden erhalten, wenn anstelle des
Baumwollgewebes ein gleichartiges Gewebe aus Hochmodul-
Polyestergarn verwendet wurde.
Mit den Binden hergestellt gemäß Beispiel 1A), 1B) und
1D) unter Verwendung des Bindemittelgemisches 1 sowie
mit Binden hergestellt nach Beispiel 1C) wurden
folgende Versuche ausgeführt:
Nach dem Austritt aus dem Walzenspalt wurde das mit der Bindemittelschicht versehene Baumwollgewebe auf 3 m abgelängt, auf einen rohrförmigen (1 cm Durchmesser, gelochten Wickeldorn aufgewickelt und dann auf einer Verpackungsanlage in Polyethylen-kaschierte Aluminium folie eingeschweißt, wie es bei der Gipsbindenherstel lung nach konventioneller Methode geschieht, wenn der Wickel vor der Anwendung besonders geschützt werden soll.
Nach dem Austritt aus dem Walzenspalt wurde das mit der Bindemittelschicht versehene Baumwollgewebe auf 3 m abgelängt, auf einen rohrförmigen (1 cm Durchmesser, gelochten Wickeldorn aufgewickelt und dann auf einer Verpackungsanlage in Polyethylen-kaschierte Aluminium folie eingeschweißt, wie es bei der Gipsbindenherstel lung nach konventioneller Methode geschieht, wenn der Wickel vor der Anwendung besonders geschützt werden soll.
Zur Applikation wurden die Wickel nach 2 Wochen aus der
Verpackung genommen. Durch das nach dem Verdichtungs
prozeß inzwischen erfolgte vollständige Abbinden des
reaktiven Bindemittels (soweit vorhanden), waren die
Wickel enthaltend die Binden aus den Beispielen 1A),
1B) und 1D) ohne wesentliches Herausrieseln des Gipses
handhabbar. Alle Wickel wurden 4 Sekunden lang (Typ D
15 Sekunden lang) in Wasser von 18°C senkrecht einge
taucht und manuell etwas gewalkt. Hierbei verlor ledig
lich der Wickel enthaltend die Binde aus Beispiel 1C)
eine merkliche Menge Gips (12 g). Dann wurde ein Zylin
der aus Edelstahl, Durchmesser 8 cm, damit umwickelt und
glattgestrichen. Nach 5 Minuten war der so hergestellte
Gipsverband versteift. Das Härtungsverhalten und die
Applizierbarkeit entsprachen bei den Binden aus den
Beispielen 1A), 1B) und 1D) mit dem Bindemittelge
misch 1 etwa einer auf übliche Weise hergestellten, mit
600 g Gipsmasse pro m2 ausgerüsteten 10 cm-Gipsbinde,
jedoch mit dem Unterschied, daß das Tränkwasser und die
beim Walken herausgedrückte wäßrige Phase erheblich
weniger den Charakter von Gipsbrühe, sondern mehr von
leicht getrübtem Wasser hatte und daher ein wesentlich
sauberes Arbeiten möglich wurde, als bei üblichen Gips
binden.
Nach der Aushärtung wurde der so hergestellte rollen
artig aufgewickelte Gipsverband von dem Zylinder abge
streift und bei 21°C bis zur Gewichtskonstanz
getrocknet.
Dann wurde die 10 cm breite Rolle mit der Seite auf eine
Waage aufgelegt und von oben mittig mit einem 6 cm2-
Rundstempel zusammengedrückt. Die erzielbare maximale
Tragfähigkeit des Wickels wurde dann als Maximumanzeige
auf der Waage abgelesen. Sie ist ein Maß für die Festig
keit des Wickels.
Diese Versuche wurden an verschiedenen Wickeln des
gleichen Typs fünfmal wiederholt und als Meßergebnisse
der Mittelwert der Festigkeit aus den fünf Einzel
messungen erhalten, wie in der folgenden Tabelle
angegeben:
abgesteifter ausgehärteter Gipsverband mit einer Binde aus Beispiel | |
Festigkeit (kg) | |
1 A) mit Bindemittelgemisch 1 | |
63 | |
1 B) mit Bindemittelgemisch 1 | 68 |
1 C) ohne reaktives Bindemittel | 62 |
1 D) mit Bindemittelgemisch 1 | 65 |
Für eine auf übliche Weise hergestellte Gipsbinde (ohne
Verdichtung und ohne reaktives Bindemittel) wurde auf
entsprechende Weise eine Festigkeit von 59 kg er
mittelt.
Das bedeutet, daß nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
die Festigkeiten der erhaltenen Wickel nach dem Abbinden
in der gleichen Größenordnung oder besser liegen, als
bei konventionellen Gipsbinden. Die Ergebnisse zeigen
auch, daß der Sandwichaufbau zu einer Verbesserung der
Festigkeit führt, was in Verbindung mit der lösungs
mittelfreien und technisch einfachen Herstellweise, der
guten Trockenhandhabbarkeit und der geringen Gipsver
luste beim Tränken, einen bedeutenden technischen und
ökologischen Fortschritt bedeutet.
Es wurde wie in Beispiel 1 A) mit dem Bindemittelgemisch
1 und wie in Beispiel 1C) verfahren. Es wurde jedoch
eine Walze des Walzenstuhls durch eine achsparallel
geriffelte Walze mit Stegbreiten von 3,4 mm, Zwischen
raumbreiten von 1,5 mm und Zwischenraumtiefen von 2,5 mm
ersetzt. Die Walzen wurden auf eine Spaltbreite von
0,085 mm zwischen Riffelwalze und glatter Walze einge
stellt. Das Bindengewebe wurde mit 800 g/m2 Bindemittel
gleichmäßig bestreut.
Durch den nunmehr intermittierenden Verdichtungsprozeß
wurde das Bindemittel auf dem Bindengewebe streifen
förmig, quer zur Gewebelänge auf dem Gewebe fixiert. Bei
dem an den Walzenstuhl anschließenden Transport der
Binde zu einer Abläng- und Wickelvorrichtung wurde durch
schwaches Rütteln die nicht durch die Riffeln der Walze
verdichtete Menge Bindemittel durch die Gewebemaschen
abgerieselt und dem Beschichtungsprozeß wieder zuge
führt. Die Verdichtungsbezirke haften auf den Gewebe
bahnen und wurden in den Wickel eingebracht.
Bei dieser Anordnung der Beschichtung ist eine besonders
gute Aufwickelbarkeit und Trockenhandhabbarkeit gegeben.
Beim Tauchen in Wasser reichten bei senkrechtem Ein
tauchen des Wickels Eintauchzeiten von ca. 2 Sek., um
eine vollständige Durchfeuchtung des Wickels zu erzie
len. Das Applikationsverhalten und die Endfestigkeiten
entsprachen den Produkten aus den Beispielen 1A) und
1C).
Analoge Ergebnisse wurden erhalten, wenn auf das Gewebe
eine Abmischung gleicher Gewichtsteile Portlandzement
und Bindemittelgemisch aufgestreut wurde.
Ein 2 Wochen abgelagerter 3 m-Wickel erhalten gemäß 1B)
mit dem Bindemittelgemisch 1 wurde trocken abgerollt und
zu einem Stapel von 20 cm Länge aufgefaltet. Diese Ab
rollen und zu einem Stapel auflegen führte zu geringen
Gipsverlusten durch Abrieseln von weniger als 4,5 g.
Dann wurde der Stapel unter Erhalt seiner Geometrie
3 Sek. in Wasser getaucht, durch Senkrechthalten abge
tropft, wobei nahezu kein Gipsleim ablief und dann als
Longuette in einen auf ein Model gewickelten Handver
steifungsverband (Finger-Handgelenksbereich) eingear
beitet. Hier erfolgte die Erhärtung in Analogie zu kon
ventionellen Gipsverbandsmaterialien im Verlaufe von
3 bis 6 Minuten.
Auf die Klebstoffseite eines 4 m langen und 12 cm brei
ten Textilklebebandes wurden parallel im Abstand von
2 mm gespritzte Streifen aus Polycarbonat von 12 cm
Länge, 3 mm Breite und 2 mm Dicke aufgelegt und festge
preßt, so daß eine Art Panzerkette oder Strickleiter
struktur-Band entstand. Dieses Band wurde unter das Bin
dengewebe gelegt und dann mit 600 g/m2 einer Gips-Binde
mittel-Mischung bestreut, so daß über die Fläche des
Gewebes eine gleichmäßige Bestreuung erfolgte. Das Gips-
Bindemittel-Gemisch war durch intensives Mischen von
200 Teilen Halbhydrat (Gipspulver) zunächst mit 7,65
Teilen des Polyols C erhalten worden.
Anschließend wurde das bestreute Gewebe mit der darun
terliegenden "Panzerkette" durch ein Paar übereinander
angeordnete glatte Edelstahlwalzen (Spaltbreite 2,07 mm)
gefahren. Über eine Umlenkrolle, an der der nicht von
den Polycarbonatelementen der "Panzerkette" verdichtete
Anteil des aufgestreuten Pulvers abrieselte und in den
Streuer zurückgeführt wurde, wurde das nunmehr eine Art
Strickleiter-Struktur aufweisende Bindenmaterial lose
zu einem 6 cm Durchmesser aufweisenden Wickel aufge
rollt. Anschließend wurde der auf einem gelochten, rohr
förmigen Kunststoffwickeldorn von 1 cm Durchmesser be
findliche Wickel in eine dicht schließende Polyethylen
dose verpackt.
Nach 7 Tagen wurde der Wickel entnommen und durch Ein
tauchen in Wasser (19°C, Eintauchzeit 3 Sekunden, senk
rechte Eintauchrichtung) vollständig benetzt. Das ablau
fende Wasser war leicht getrübt und hatte nicht den
Charakter von Gipsbrühe. Die Gipsbinde konnte sehr sau
ber abgewickelt und wie in Beispiel 2 beschrieben in
einen Test-Gipsverband überführt werden. Der Gipsverlust
bei Überprüfung der Trockenhandhabbarkeit entsprechend
Beispiel 1 lag bei 1,5 g/m und die Festigkeit des ent
sprechend Beispiel 2 erhaltenen Test-Gipsverbandes bei
64 kg, also im normalen Rahmen. Aufgrund der Sticklei
terstruktur konnte die Binde dieses Typs ähnlich wie die
gemäß Beispiel 4 erhaltene Binde, jedoch ohne Brechen
der Gipsauflage und daher mit noch geringerem Gipsver
lust zu Longetten aufgerollt und verarbeitet werden.
Claims (10)
1. Verfahren zur Herstellung von hydraulische Binde
mittel enthaltenden Versteifungsmaterialien, da
durch gekennzeichnet, daß man
- - ein hydraulisches Bindemittel in Pulverform auf ein flächiges Material aufbringt,
- - das hydraulische Bindemittel im Kontakt mit dem flächigen Material verdichtet und
- - das so mit verdichtetem hydraulischem Binde mittel versehene flächige Material zu Rollen aufwickelt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Verdichtung des hydraulischen Binde
mittels zwischen 2 oder mehr Lagen flächigen Mate
rials durchführt.
3. Verfahren nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekenn
zeichnet, daß das hydraulische Bindemittel auf dem
flächigen Material in Form von einzelnen Querstrei
fen angeordnet wird.
4. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekenn
zeichnet, daß man zusätzlich zu dem hydraulischen
Bindemittel reaktive Bindemittel beisetzt.
5. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß man medizinisch anwendbare Gipsbinden
herstellt, indem man
- - ein hydraulisches Bindemittel auf Gipsbasis mit einem reaktiven Bindemittel vermischt,
- - diese Mischung auf ein flächiges Material aufbringt,
- - die so erhaltene Beschichtung mit einem wei teren flächigen Material abdeckt,
- - das Bindemittelgemisch zwischen den flächi gen Materialien bis zum Verlust seiner Riesel fähigkeit verdichtet,
- - das so mit einer verdichteten Bindemittel schicht zwischen flächigen Materialien verse hene Produkt locker zu Rollen aufwickelt und
- - vor, während und/oder nach dem Aufwickeln die Abbindereaktion des reaktiven Bindemittels ablaufen läßt.
6. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekenn
zeichnet, daß als hydraulische Bindemittel teilhy
dratisierte Gipse, α-Gips, β-Gips, Anhydrit, Port
landzement, Tonerdeschmelzzement, Aluminiumsilikat-
Schnellzement, Sorellzement, Zinkoxidzement und/
oder Puzzolanzement und als reaktive Bindemittel
Silikate vom Wasserglastyp, Epoxide, Polyepoxide,
Epoxid-Härter-Kombinationen, Cyanacrylate, Acry
late, Vinylester, Allylether, Silane, Siloxane,
Silikone, Alkydharze, reaktive Alkydharzverdünner,
Cyanatharze, Phenolharze, Formaldehydharze, Methy
lolverbindungen, Methylolether und/oder Isocyanate,
die unter Bildung von Polyurethanen, Polyharnstof
fen, Polycarbodiimiden und/oder Polyisocyanuraten
zur Reaktion gebracht werden können, zum Einsatz
gelangen.
7. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 6, dadurch gekenn
zeichnet, daß man auf einen m2 des flächigen Mate
rials 100 bis 1000 g hydraulische Bindemittel oder
Gemische aus hydraulischen und reaktiven Bindemit
teln aufbringt, wobei, bezogen auf hydraulische
Bindemittel, 0 bis 50 Gew.-% reaktive Bindemittel
verwendet werden.
8. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 7, dadurch gekenn
zeichnet, daß man die Verdichtung mittels eines
Durchlaufs durch ein oder mehrere Walzenpaare vor
nimmt.
9. Verfahren nach Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekenn
zeichnet, daß man die Verdichtung in Form von
Streifen oder sonstigen Mustern zwischen zwei glat
ten Walzen vornimmt, durch die man zusätzlich zu
dem mit pulverförmigem Bindemittel beschichteten
flächigen Material flache Plastik- oder Metallteile
hindurchlaufen läßt.
10. Verwendung von Versteifungsmaterialien, hergestellt
nach den Ansprüchen 1 bis 9 im medizinisch/ortho
padischen Bereich, zur Herstellung von Verbindungs
elementen, Abdrücken, Masken, Dübeln und Formkör
pern, in der Landwirtschaft, im Gartenbau, zur Ar
mierung von Kunststoffteilen, als Schutzwickelung
gegen mechanische und/oder thermische Einflüsse,
zu Isolierungen, zu Brandschutzzwecken, zu Abdicht
zwecken, in der Verbindungstechnik oder für die
Armierung und Versteifung von Konstruktionselemen
ten.
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