-
Hintergrund
-
Die
vorliegende Erfindung betrifft Medikamente zur Behandlung von Schmerzen.
Insbesondere betrifft die vorliegende Erfindung die Herstellung von
Medikamenten zur Behandlung von Schmerzen durch peripher wirkende
Verabreichung eines Neurotoxins.
-
Viele,
wenn nicht die meisten Schädigungen des
Körpers
rufen Schmerzen hervor. Im Allgemeinen werden Schmerzen wahrgenommen,
wenn die freien Nervenenden, die die Schmerzrezeptoren in der Haut
sowie in bestimmten inneren Geweben darstellen, mechanischen, thermischen,
chemischen oder anderen schädlichen
Stimuli unterworfen werden. Die Schmerzrezeptoren können Signale
entlang der afferenten Neuronen in das Zentralnervensystem und von
dort zum Gehirn leiten.
-
Die
Ursachen von Schmerzen können
Entzündung,
Verletzung, Krankheit, Muskelkrämpfe
und den Anfang eines neuropatischen Ereignisses oder Syndroms einschließen. Ineffektiv
behandelte Schmerzen können
für die
Person, die sie erleidet, zerstörend
sein, indem sie die Funktion einschränken, die Mobilität reduzieren,
den Schlaf komplizieren und dramatisch die Lebensqualität beeinflussen.
-
Ein
Muskelkrampf kann zur Stimulierung von mechanosensitiven Schmerzrezeptoren
führen,
wodurch die Empfindung von Schmerz hervorgerufen wird. Daher können Schmerzen
von einem Muskelkrampf herrühren
oder von ihm verursacht werden. Zusätzlich kann der Krampf durch
Drücken
auf die Blutgefäße die Schmerzsensoren
indirekt stimulieren, wodurch Ischämie in dem Gewebe hervorgerufen
wird, was wiederum schmerzinduzierende Substanzen freisetzt, die
die Schmerzrezeptoren stimulieren, um Schmerzempfindungen hervorzurufen.
Außerdem
kann ein Muskelkrampf eine lokalisierte pH-Reduktion hervorrufen,
die als Schmerzsignale empfunden werden oder diese hervorrufen kann.
Daher kann Schmerz ein sekundärer
Effekt eines Muskelkrampfes oder von Muskelhypertonie sein.
-
Entzündliche
Schmerzen können
auftreten, wenn Gewebe verletzt ist, was aus Operationen oder aufgrund
eines schädlichen
physikalischen, chemischen oder thermischen Ereignisses oder aufgrund von
Infektion durch ein biologisches Mittel resultieren kann. Wenn ein
Gewebe verletzt ist, kann eine Menge von endogenen Schmerz induzierenden
Substanzen, z.B. Bradykinin und Histamin, aus dem verletzten Gewebe
freigesetzt werden. Die schmerzinduzierenden Substanzen können an
Rezeptoren auf den Enden der sensorischen Nerven binden und dadurch afferente
Schmerzsignale initiieren.
-
Zusätzlich können schmerzinduzierende Substanzen
aus schmerzvermittelnden afferenten Enden freigesetzt werden, und
aus sensorischen Enden freigesetzte Neuropeptide können eine
entzündliche
Antwort verstärken.
Daher kann es während
einer Entzündung
ein Sprießen
von peptidischen peripheren Fasern und einen erhöhten Gehalt an Peptid geben,
wobei viele Fasern eine Koexistenz von Substanz P (SP) und mit dem
Calcitoningen verbundenem Peptid (calcitonin gene related peptide;
CGRP) aufweisen. Die Substanz P kann die Kontraktion von Endothelzellen
hervorrufen, was wiederum zu Plasmaextravasation führt, um
anderen Substanzen (Bradykinin, ATP, Histamin) zu ermöglichen,
Zutritt zu der Stelle der Verletzung und den afferenten Nervenenden
zu bekommen. Die Freisetzung von Substanz P durch das Ende der sensorischen
Nerven kann auch Mastzellen degranulieren. Von diesem Prozess wurde
angenommen, dass er ein wichtiger Faktor bei der neurogenen Entzündung aufgrund
der Freisetzung von Entzündungsmediatoren,
wie Histamin und Serotonin, und der Freisetzung von proteolytischen
Enzymen, die die Herstellung von Bradykinin katalysieren, ist. CGRP
ruft offensichtlich keine Plasmaextravasation hervor, ist aber ein
leistungsfähiger
Vasodilator und wirkt auch synergistisch mit SP und anderen Entzündungsmediatoren,
um die Plasmaextravasation zu verstärken. All die oben aufgeführten Entzündungsmediatoren
können
entweder Nozizeptoren sensibilisieren oder Schmerz erzeugen.
-
Nach
der Aktivierung der primären
sensorisch afferenten Neuronen kann der nächste Schritt bei der Transduktion
von sensorischen Signalen die Aktivierung von Projektionsneuronen
sein, die das Signal über
die Rückenmarkthalamusbahn
zu höheren
Teilen des Zentralnervensystems, wie den Thalamuskernen, tragen.
Die Zellkörper
dieser Neuronen (außer
den mit den Kranialnerven verbundenen) sind im Hinterhorn des Rückenmarks
angeordnet. Hier kann man auch die Synapsen zwischen den primären afferenten
und den Projektionsneuronen finden. Das Hinterhorn ist in einer
Serie von Schichten orgavisiert, die übereinander angeordnet sind,
wobei die Schicht I die dorsalste ist, gefolgt von Schicht II usw. Die
unterschiedlichen Klassen von primären afferenten Neuronen bilden
in unterschiedlichen Schichten Synapsen. Bei kutanen primären afferenten
Nerven bilden C-Fasern Synapsen in Schichten I und II, A-delta-Fasern
in Schichten I, II und V, und A-beta-Fasern in Schichten III, IV und V. Von
tieferen Schichten (V-VII, X) wird angenommen, dass sie in die sensorischen
Wege involviert sind, die von tieferen Geweben, wie den Muskeln
und den Eingeweiden, ankommen.
-
Die
vorherrschenden Neurotransmitter an den Synapsen zwischen primären afferenten
Neuronen und Projektionsneuronen sind Substanz P, Glutamat, CGRP
und Neuropeptid Y. Die Effizienz der Übertragung von diesen Synapsen
kann über
absteigende Wege und durch lokale Interneuronen im Rückenmark
verändert
werden. Diese modulatorischen Neuronen können eine Anzahl von Mediatoren
freisetzen, die entweder hemmend (z.B. Opioidpeptide, Glycin) oder
anregend (z.B. Stickstoffoxid, Cholecystokinin) sind, um einen Mechanismus
zur Steigerung oder Reduktion der Empfänglichkeit für Empfindungen
bereitzustellen.
-
Obwohl
Entzündungsschmerzen
im Allgemeinen reversibel sind und nachlassen, wenn das verletzte
Gewebe repariert oder der schmerzinduzierende Stimulus entfernt
wurde, haben die derzeitigen Methoden zur Behandlung von Entzündungsschmerz viele
Nachteile und Mängel.
So kann die typische orale, parenterale oder topische Verabreichung
eines analgetischen Arzneimittels, um die Symptome von Schmerz zu
behandeln, oder z.B. eines Antibiotikums, um die den Entzündungsschmerz
verursachenden Faktoren zu behandeln, zu einer weitausgebreiteten
systemischen Verteilung des Arzneimittels und zu unerwünschten
Nebenwirkungen führen.
Zusätzlich
leidet die derzeitige Therapie für
Entzündungsschmerz
an einer kurzen Dauer der Arzneimittelwirksamkeit, was häufige Wiederverabreichung des
Arzneimittels erfordert mit einer möglicherweise daraus folgenden
Arzneimittelresistenz, Antikörperentwicklung
und/oder Arzneimittelabhängigkeit
und Sucht, die alle unbefriedigend sind. Ferner erhöht die häufige Arzneimittelverabreichung
die Kosten des Regimes für
den Patienten und kann verlangen, dass der Patient sich daran erinnert,
ein Dosisschema zu befolgen.
-
Beispiele
von Behandlungen für
Entzündungs-
und Muskelschmerzen schließen
nicht-steroide entzündungshemmende
Arzneimittel (non-steroidal anti-inflammatory drugs; NSAIDS), einschließlich Aspirin
und Ibuprofen; und Opioide, wie Morphin, ein.
-
NSAIDs
lindern Schmerzen, indem sie die Produktion von Prostaglandinen
hemmen, die durch das verletzte Gewebe freigesetzt werden. Von Prostaglandinen
wurde gezeigt, dass sie peripher wirkende Mediatoren von Schmerz
und Entzündung
sind, wie bei arthritischen Krankheiten, und eine Reduktion ihrer
Konzentration sorgt für
eine Erleichterung bei den Patien ten. Es wurde vorgeschlagen, dass
Prostaglandine in die Mediierung von Schmerz im Rückenmark
und Gehirn involviert sind, was die schmerzlindernden Effekte von
NSAIDS bei einigen Schmerzzuständen,
die keine Entzündung
oder keinen peripheren Gewebeschaden involvieren, erläutert. Prostaglandine
sind jedoch nur einer von mehreren Schmerzmediatoren. Daher haben
NSAIDS eine Aktivitätsgrenze, über der
ansteigende Dosen nicht mehr Schmerzlinderung liefern. Außerdem haben
sie Nebenwirkungen, die ihre Nützlichkeit
beschränken. Zum
Beispiel können
NSAIDS Irritationen des Magendarmtrakts hervorrufen, und die längere Benutzung
kann zur Entwicklung ausgedehnter Geschwüre im Darm führen. Dies
trifft besonders bei älteren Patienten
zu, die häufig
NSAIDS für
ihre arthritischen Zustände
verwenden.
-
Die
therapeutischen Wirkungen der Opioide sind im Rückenmark. Opioide inhibieren
die Effizienz der Neurotransmission zwischen den primären sensorischen
afferenten Neuronen (hauptsächlich
C-Fasern) und den Projektionsneuronen. Sie erreichen dies, indem
sie eine verlängerte
Hyperpolarisation beider Elemente dieser Synapsen hervorrufen. Die Verwendung
von Opioiden ist wirksam zur Linderung der meisten Arten von akuten
Schmerzen und chronisch malignen Schmerzen. Es gibt jedoch eine
Anzahl chronisch maligner Schmerzzustände, die teilweise oder vollständig resistent
gegenüber
dem Aufheben des Schmerzzustands durch Opioide sind, insbesondere
diejenigen, die bei denen eine Kompression von Nerven, z.B. durch
Tumorbildung, beteiligt ist. Unglücklicherweise haben Opioide
auch unerwünschte
Nebenwirkungen einschließlich:
(1) Unterdrückung
des Atmungssystems, (2) Verstopfung, (3) psychoaktive Effekte einschließlich Sedierung
und Euphorie. Diese Nebeneffekte treten bei Dosen auf, die denjenigen,
die Schmerzlinderung hervorrufen, ähnlich sind, und schränken daher
die Dosen, die dem Patienten verabreicht werden können, ein.
Zusätzlich
sind Opioide, wie Morphium und Heroin, gut bekannte Suchtmittel,
die zu physischer Abhängigkeit
führen,
was auch die Entwicklung der Toleranz mit sich bringt. Mit der Entwicklung
der Toleranz steigen die Dosen eines Arzneimittels, die benötigt werden,
um den gleichen schmerzlindernden Effekt hervorzurufen, mit der
Zeit an. Dies kann zu einem Zustand führen, bei dem die zur Linderung
der Schmerzen benötigten
Dosen aufgrund der zuvor erwähnten Nebenwirkungen
lebensbedrohend sind.
-
Obwohl
von Entzündungen
und Muskelkrämpfen
herrührende
Schmerzen durch mechanische oder chemische Stimulierung des freien
Endes von primären
sensorischen Neuronen initiiert werden können, benötigen neuropathische Schmerzen
keinen anfänglichen
Stimulus auf das periphere freie Nervenende.
-
Neuropathischer
Schmerz ist ein persistentes oder chronisches Schmerzsyndrom, das
aus der Schädigung
des Nervensystems, der peripheren Nerven, des Ganglions der hinteren
Rückenmarkswurzel,
der hinteren Rückenmarkswurzel
oder des Zentralnervensystems resultieren kann.
-
Neuropathische
Schmerzsyndrome schließen
Allodynie, verschiedene Neuralgien, wie post-herpetische Neuralgie
und Trigeminusneuralgie, Phantomschmerzen und komplexe regionale Schmerzsyndrome,
wie Sympathicus-Reflexdystrophie
und Causalgie ein. Causalgie ist oft durch einen spontanen, brennenden
Schmerz in Kombination mit Hyperalgesie und Allodynie gekennzeichnet.
-
Tragischerweise
gibt es kein existierendes Verfahren zur adäquaten, vorhersagbaren und
spezifischen Behandlung von etabliertem neuropathischem Schmerz
(Woolf C. et al., Neuropathic Pain: Aetiology, Symptoms, Mechanisms
and Management, Lancet 1999; 353: 1959-64), da derzeitige Behandlungsmethoden
für neuropathischen
Schmerz daraus bestehen, dass anstelle der Reduktion oder Eliminierung
der empfundenen Schmerzen nur versucht wird, dem Patienten durch
psychologische oder Verhaltenstherapie zu helfen, damit umzugehen.
-
Gängige Verfahren
zur Behandlung von neuropathischem Schmerz schließen z.B.
die Verabreichung von lokalen anästhetischen
Blockierungen gezielt auf Triggerpunkte, periphere Nerven, Plexi,
Dorsalwurzeln und das Sympathikusnervensystem ein. Diese Behandlungen
haben jedoch nur kurzlebige schmerzlindernde Effekte. Zusätzlich bringen
länger wirkende
analgetische Behandlungsverfahren, wie Blockierungen durch Phenolinjektion
oder Cryotherapie, ein bemerkenswertes Risiko der irreversiblen Funktionseinschränkung mit
sich. Ferner hat die chronische epidurale oder intrathekale (zusammen "intraspinale") Verabreichung von
Arzneimitteln, wie Clonidin, Steroiden, Opioiden oder Midazolam,
signifikante Nebenwirkungen und eine fragliche Effizienz.
-
Botulinumtoxin
-
Das
anaerobe, Gram-positive Bakterium Clostridium botulinum erzeugt
ein potentes Polypeptid-Neurotoxin, Botulinumtoxin, das bei Menschen und
Tieren eine neuroparalytische Krankheit hervorruft, die als Botulismus
bezeichnet wird. Die Sporen von Clostridium botulinum werden in
Erde gefunden und können
in unzureichend sterilisierten und verschlossenen Nahrungsmittelbehältern von
heimbasierten Konservenfabriken wachsen, die die Ursache von vielen
der Fälle
von Botulismus sind. Die Wirkungen von Botulismus treten typischerweise
18 bis 36 Stunden nach mit einer Clostridium botulinum-Kultur oder
-Sporen infizierten Nahrungsmitteln auf. Das Botulinumtoxin kann
offensichtlich ungestört
die Auskleidung des Darms durchdringen und periphere Motorneuronen
angreifen. Symptome der Botulinumtoxinvergiftung können von
Schwierigkeiten beim Gehen, Schlucken und Sprechen bis zur Paralyse
der Atemmuskel und dem Tod fortschreiten.
-
Botulinumtoxintyp
A ist das tödlichste,
natürliche
biologische Mittel, das dem Menschen bekannt ist. Etwa 50 Pikogramm
kommerziell erhältliches
Botulinumtoxintyp A (gereinigter Neurotoxinkomplex) (erhältlich von
Allergan, Inc., Irvine, Kalifornien, unter dem Handelsnamen BOTOX® in
100-Einheiten-Ampullen)
ist der LD50 bei Mäusen (d.h. 1 Einheit). Eine Einheit
von BOTOX® enthält etwa
50 Pikogramm des Botulinumtoxintyp A-Komplexes. Interessanterweise ist,
auf einer molaren Basis, Botulinumtoxintyp A etwa 1,8 Milliarden
mal tödlicher
als Diphtherie, etwa 600 Millionen mal tödlicher als Natriumcyanid,
etwa 30 Millionen mal tödlicher
als Cobratoxin und etwa 12 Millionen mal tödlicher als Cholera. Singh,
Critical Aspects of Bacterial Protein Toxins, Seiten 63-84 (Kapitel
4) aus Natural Toxins II, herausgegeben durch B.R. Singh et al.,
Plenum Press, New York (1976) (wo der angegebene LD50 von
Botulinumtoxintyp A von 0,3 ng 1 U entspricht, wird aufgrund der
Tatsache, dass etwa 0,05 ng BOTOX® einer
1 Einheit entspricht, korrigiert). Eine Einheit (U) von Botulinumtoxin
wird als der LD50 bei intraperitonealer
Injektion in weibliche Swiss Webster-Mäuse, die jede 18 bis 20 g wiegen,
definiert.
-
Sieben
immunologisch unterschiedliche Botulinumneurotoxine wurden charakterisiert,
wobei diese die Botulinumneurotoxin-Serotypen A, B, C1,
D, E, F bzw. G sind, von denen jeder durch Neutralisation mit typspezifischen
Antikörpern
unterschieden wird. Die unterschiedlichen Serotypen von Botulinumtoxin
unterscheiden sich durch die Tierspezies, die sie befallen und durch
die Schwere und Dauer der Paralyse, die sie hervorrufen. Zum Beispiel
wurde bestimmt, dass Botulinumtoxintyp A 500 Mal potenter ist, wie
durch die in der Ratte hervorgerufenen Paralyserate gemessen, als
es Botulinumtoxintyp B ist. Zusätzlich
wurde von Botulinumtoxintyp B bestimmt, dass es in Primaten bei
einer Dosis von 480 U/kg, was etwa 12 Mal dem Primaten LD50 von Botulinumtoxintyp A entspricht, nicht
toxisch ist. Botulinumtoxin bindet offensichtlich mit hoher Affinität an cholinerge Motorneuronen,
wird in das Neuron transloziert und blockiert die Freisetzung von
Acetylcholin.
-
Ungeachtet
des Serotyps scheint der molekulare Mechanismus der Toxinvergiftung ähnlich zu sein
und schließt
zumindest drei Schritte oder Stufen ein. Im ersten Schritt des Prozesses
bindet das Toxin an die präsy naptische
Membran des Zielneurons durch eine spezifische Wechselwirkung zwischen
der schweren Kette, H-Kette, und einem Zelloberflächenrezeptor;
von dem Rezeptor wird angenommen, dass er bei jedem Typ Botulinumtoxin
und Tetanustoxin unterschiedlich ist. Das Carboxylendsegment der H-Kette,
HC, scheint wichtig für das Angreifen des Toxins
an der Zelloberfläche
zu sein.
-
In
dem zweiten Schritt quert das Toxin die Plasmamembran der vergifteten
Zelle. Das Toxin wird zuerst von der Zelle durch Rezeptor-mediierte Endozytose
aufgenommen, und ein das Toxin enthaltendes Endosom wird gebildet.
Das Toxin verlässt dann
das Endosom in das Zytoplasma der Zelle. Von diesem Schritt wird
angenommen, dass er durch das Aminoendsegment der H-Kette, HN, mediiert wird, das eine konformationelle
Veränderung
des Toxins als Antwort auf einen pH von etwa 5,5 oder niedriger triggert.
Von Endosomen ist bekannt, dass sie eine Protonenpumpe besitzen,
die den intraendosomalen pH erniedrigt. Der konformationelle Shift
legt hydrophobe Reste in dem Toxin frei, was es dem Toxin ermöglicht,
sich selbst in die endosomale Membran einzubetten. Das Toxin (oder
als Minimum die leichte Kette) transloziert dann durch die endosomale
Membran in das Zytoplasma.
-
Der
letzte Schritt des Mechanismus der Botulinumtoxinaktivität scheint
die Reduktion der Disulfidbindung, die die schwere Kette, H-Kette,
und die leichte Kette, L-Kette, verbindet, mit sich zu bringen. Die
gesamte toxische Aktivität
von Botulinum- und Tetanustoxinen ist in der L-Kette des Holotoxins
enthalten; die L-Kette ist eine Zink (Zn++)-Endopeptidase, die selektiv
Proteine spaltet, die für
die Erkennung und das Andocken von Neurotransmitter-enthaltenden
Vesikeln an der zytoplasmischen Oberfläche der Plasmamembran und die
Fusion der Vesikel mit der Plasmamembran essentiell sind. Tetanusneurotoxin,
Botulinumtoxin B, D, F und G rufen den Abbau von Synaptobrevin (auch
Vesikel-assoziiertes Membranprotein (VAMP) genannt), ein synaptosomales
Membranprotein, hervor. Das meiste des in der zytoplasmatischen
Oberfläche
des synaptischen Vesikels vorhandene VAMP wird als Folge jedes dieser
Spaltungsvorgänge
entfernt. Die Serotypen A und E spalten SNAP-25. Von dem Serotyp
C1 wurde ursprunglich angenommen, dass er
Syntaxin spaltet, aber es wurde herausgefunden, dass er Syntaxin
und SNAP-25 spaltet. Jedes Toxin spaltet spezifisch eine unterschiedliche
Bindung (außer
Tetanus und Typ B, die dieselbe Bindung spalten).
-
Botulinumtoxine
wurden in klinischen Umgebungen für die Behandlung von neuromuskulären Störungen verwendet,
die durch hyperaktive Skelettmuskeln gekennzeichnet sind. Botulinumtoxintyp
A wurde durch die U.S. Food and Drug Administration für die Behandlung
von Blepharospasmus, Strabismus und hämifacialen Spasmen zugelassen. Nicht-Typ
A-Botulinumtoxin-Serotypen haben offensichtlich eine geringere Stärke und/oder
eine kürzere Wirkdauer
im Vergleich zu Botulinumtoxintyp A. Klinische Effekte von peripherem
intramuskulärem
Botulinumtoxintyp A werden gewöhnlich
innerhalb einer Woche nach der Injektion beobachtet. Die typische Dauer
der Entlastung von Symptomen aus einer einzelnen intramuskulären Injektion
von Botulinumtoxintyp A beträgt
durchschnittlich etwa drei Monate.
-
Obwohl
all die Botulinumtoxinserotypen offensichtlich die Freisetzung des
Neurotransmitters Acetylcholin an der neuromuskulären Kontaktstelle hemmen,
tun sie dies durch Beeinflussung unterschiedlicher neurosekretorischer
Proteine und/oder Spalten dieser Proteine an unterschiedlichen Stellen. Zum
Beispiel spalten die Botulinumtypen A und B beide das 25 kiloDalton
(kD) synaptosomal assoziierte Protein (SNAP-25), aber sie greifen
unterschiedliche Aminosäuresequenzen
innerhalb dieses Proteins an. Die Botulinumtoxintypen B, D, F und
G wirken auf Vesikel-assoziiertes Protein (VAMP, auch Synaptobrevin
genannt) ein, wobei jeder Serotyp das Protein an einer unterschiedlichen
Stelle spaltet. Schließlich
wurde von Botulinumtoxintyp C1 gezeigt, dass
es sowohl Syntaxin als auch SNAP-25 spaltet. Diese Unterschiede
im Wirkmechanismus können die
relative Stärke
und/oder Wirkdauer der verschiedenen Botulinumtoxinserotypen beeinflussen.
Signifikanterweise ist bekannt, dass das Zytosol von Pankreas Insel-B-Zellen zumindest
SNAP-25 (Biochem. J. 1; 339 (pt 1): 159-65 (April 1999)) und Synaptobrevin
(Nov. Disord., Mai 1995; 10(3): 376) enthält.
-
Das
Molekulargewicht des Botulinumtoxinproteinmoleküls ist bei allen sieben der
bekannten Botulinumtoxinserotypen etwa 150 kD. Interessanterweise
werden die Botulinumtoxine durch Closteriumbakterien als Komplexe,
umfassend das 150 kD-Botulinumtoxinproteinmolekül zusammen mit assoziierten
Nicht-Toxinproteinen, freigesetzt. Daher kann der Botulinumtoxintyp
A-Komplex durch Clostridiumbakterium als 900 kD-, 500 kD- und 300
kD-Formen hergestellt werden. Die Botulinumtoxintypen B und C1 werden offensichtlich nur als 500 kD-Komplex
erzeugt. Der Botulinumtoxintyp D wird sowohl als 300 kD- als auch 500 kD-Komplex
erzeugt. Schließlich werden
die Botulinumtoxintypen E und F nur als etwa 300 kD-Komplex erzeugt.
Von den Komplexen (d.h. Molekulargewicht größer als etwa 150 kD) wird angenommen,
dass sie ein Nichttoxin-Hämaglutininprotein
und ein Nichttoxin-Nichthämaglutininprotein
enthalten. Diese zwei Nichttoxinproteine (die zusammen mit dem Botulinumtoxinmolekül den relevanten
Neurotoxinkomplex umfassen) können
dazu dienen, dem Botulinumtoxinmolekül Stabilität gegen Denaturierung und Schutz
gegen Verdauungssäuren
zu verleihen, wenn das Toxin aufgenommen wird. Zusätzlich ist
es möglich,
dass die größeren (größer als
etwa 150 kD Molekulargewicht) Botulinumtoxinkomplexe zu einer niedrigeren
Diffusionsrate des Botulinumtoxins weg von der Stelle der intramuskulären Injektion eines
Botulinumtoxinkomplexes führen.
-
In
vitro-Untersuchungen haben angezeigt, dass Botulinumtoxin die Kaliumkationen-induzierte Freisetzung
sowohl von Acetylcholin als auch Norepinephrin aus primären Zellkulturen
des Hirnstammgewebes hemmt. Zusätzlich
wurde berichtet, dass Botulinumtoxin die gesteuerte Freisetzung
sowohl von Glycin als auch von Glutamat in primären Kulturen von Rückenmarksneuronen
hemmt und dass Botulinumtoxin in Hirnsynaptosompräparaten
die Freisetzung jedes der Neurotransmitter Acetylcholin, Dopamin,
Norepinephrin, CGRP und Glutamat hemmt.
-
Botulinumtoxintyp
A kann durch Etablieren und Wachsenlassen von Kulturen von Clostridium botulinum
in einem Fermenter und dann Ernten und Reinigen der fermentierten
Mischung gemäß bekannten
Vorgehensweisen erhalten werden. Alle Botulinumtoxinserotypen werden
anfänglich
als inaktive Einzelkettenproteine erzeugt, die durch Proteasen gespalten
oder eingeschnitten werden müssen,
um neuroaktiv zu werden. Die Bakterienstämme, die die Botulinumtoxinserotypen
A und G herstellen, besitzen endogene Proteasen, und die Serotypen
A und G können
deshalb aus Bakterienkulturen überwiegend in
ihrer aktiven Form gewonnenwerden. Im Gegensatz dazu werden die
Botulinumtoxinserotypen C1, D und E durch
nicht-proteolytische Stämme
synthetisiert und sind deshalb typischerweise nicht aktiviert, wenn
sie aus der Kultur gewonnen werden. Die Serotypen B und F werden
sowohl durch proteolytische als auch nicht-proteolytische Stämme hergestellt
und können
deshalb entweder in der aktiven oder der inaktiven Form gewonnen
werden. Sogar die proteolytischen Stämme, die z.B. den Serotyp Botulinumtoxintyp
B herstellen, spalten jedoch nur einen Teil des hergestellten Toxins.
Der exakte Anteil der eingeschnittenen zu den nicht eingeschnittenen
Molekülen hängt von
der Länge
der Inkubation und der Temperatur der Kultur ab. Daher ist ein bestimmter
Prozentsatz jedes Präparats
von z.B. Botulinumtoxintyp B-Toxin wahrscheinlich inaktiv, was möglicherweise für die bekannte,
signifikant niedrigere Stärke
von Botulinumtoxintyp B im Vergleich zum Botulinumtoxintyp A verantwortlich
ist. Die Gegenwart von inaktiven Botulinumtoxinmolekülen in einem
klinischen Präparat
trägt zur
Gesamtproteinbeladung des Präparats
bei, die mit der gesteigerten Antigenizität in Verbindung gebracht wurde,
ohne zu seiner klinischen Wirksamkeit beizutragen. Zusätz lich ist
bekannt, dass Botulinumtoxintyp B nach intramuskulärer Injektion
eine kürzere
Wirkdauer hat und bei der gleichen Dosis auch weniger wirksam als
Botulinumtoxintyp A ist.
-
Kristallines
Botulinumtoxintyp A mit hoher Qualität kann aus dem Hall A-Stamm
von Clostridium botulinum mit Eigenschaften von > 3 × 107 U/mg, einem A260/A278 von weniger als 0,60 und einem eindeutigen
Muster an Bändern
in der Gelelektrophorese hergestellt werden. Das bekannte Shantz-Verfahren
kann verwendet werden, um kristallines Botulinumtoxintyp A zu erhalten,
wie in Shantz E.J. et al., Properties and Use of Botulinum toxin
and Other Microbial Neurotoxins in Medicine, Microbiol. Rev., 56: 80-99
(1992) ausgeführt
ist. Im Allgemeinen kann der Botulinumtoxintyp A-Komplex aus einer
anaeroben Fermentation durch Kultivieren von Clostridium Botulinum
Typ A in einem geeigneten Medium isoliert und gereinigt werden.
Das bekannte Verfahren kann auch verwendet werden, um nach Abtrennung
der Nicht-Toxinproteine reine Botulinumtoxine zu erhalten, wie z.B.:
gereinigtes Botulinumtoxintyp A mit ungefähr 150 kD Molekulargewicht
mit einer spezifischen Stärke
von 1-2 × 108 LD50 U/mg oder
größer; gereinigtes
Botulinumtoxintyp B mit ungefähr
156 kD Molekulargewicht mit einer spezifischen Stärke von 1-2 × 108 LD50 U/mg oder
größer, und
gereinigtes Botulinumtoxintyp F mit ungefähr 155 kD Molekulargewicht
mit einer spezifischen Stärke
von 1-2 107 LD50 U/mg
oder größer.
-
Botulinumtoxine
und/oder Botulinumtoxinkomplexe können von List Biological Laborstories, Inc.,
Campbell, Kalifornien; the Centre for Applied Microbiology and Research,
Porton Down, GB; Wako (Osaka, Japan); Metabiologics (Madison, Wisconsin) sowie
von Sigma Chemicals, St. Louis, Missouri, erhalten werden.
-
Reines
Botulinumtoxin ist so unbeständig, dass
es im Allgemeinen nicht verwendet wird, um eine pharmazeutische
Zusammensetzung herzustellen. Außerdem sind die Botulinumtoxinkomplexe,
wie der Toxintyp A-Komplex, auch extrem anfällig für Denaturierung aufgrund von
Oberflächendenaturierung, Wärme und
alkalischen Bedingungen. Inaktiviertes Toxin bildet Toxoidproteine,
die immunogen sein können.
Die resultierenden Antikörper
können
einen Patient refraktär
gegenüber
Toxininjektion machen.
-
So
wie bei Enzymen im Allgemeinen sind die biologischen Aktivitäten von
Botulinumtoxine (die intrazelluläre
Peptidasen sind) zumindest teilweise von ihrer dreidimensionalen
Konformation abhängig.
Daher wird Botulinumtoxintyp A durch Wärme, verschiedene Chemikalien,
Oberflächenstrecken
und Oberflächentrocknung
enttoxifiziert. Zusätzlich
ist bekannt, dass eine Verdünnung
des durch das bekannte Kultivieren, Fermentieren und Reinigen erhaltenen Toxinkomplexes
auf die viel, viel niedrigeren Toxinkonzentrationen, die zur Formulierung
von pharmazeutischen Zusammensetzungen verwendet werden, zu einer
schnellen Enttoxifizierung des Toxins führt, außer ein geeignetes Stabilisierungsmittel
ist zugegen. Die Verdünnung
des Toxins von Milligrammmengen zu einer Lösung, enthaltend Nanogramm pro
Milliliter bringt aufgrund des schnellen Verlusts der spezifischen
Toxizität
bei einer so großen
Verdünnung
signifikante Schwierigkeiten mit sich. Da das Toxin Monate oder
Jahre, nachdem die toxinhaltige pharmazeutische Zusammensetzung
formuliert wurde, verwendet werden kann, muss das Toxin mit einem
Stabilisierungsmittel stabilisiert werden. Die einzigen erfolgreichen
Stabilisierungsmittel zu diesem Zweck waren die aus Tieren stammenden
Proteine Albumin und Gelatine. Und wie angegeben, bringt die Gegenwart
von aus Tieren stammenden Proteinen in der Endformulierung potenzielle
Probleme mit sich, da bestimmte stabile Viren, Prione oder andere
infektiöse
oder pathogene Verbindungen, die aus den Donoren durchgetragen wurden,
das Toxin kontaminieren können.
-
Außerdem kann
jede der harschen Bedingungen des pH-, Temperatur- und Konzentrationsbereichs,
die benötigt
werden, um eine Botulinumtoxin-haltige pharmazeutische Zusammensetzung
in ein Toxinversand- und -lagerungsformat (fertig zur Verwendung
oder Rekonstitution durch einen Arzt) zu lyophilisieren (gefrierzutrocknen)
oder vakuumzutrocknen, das Toxin enttoxifizieren. Daher wurden aus
Tieren stammende oder Donorpoolproteine, wie Gelatine und Serumalbumin,
mit einigem Erfolg verwendet, um Botulinumtoxin zu stabilisieren.
-
Eine
kommerziell erhältliche
Botulinumtoxin-haltige pharmazeutische Zusammensetzung wird unter
der Marke BOTOX® (erhältlich von
Allergan, Inc., Irvine, Kalifornien) verkauft. BOTOX® besteht aus
einem gereinigten Botulinumtoxintyp A-Komplex, Albumin und Natriumchlorid,
verpackt in steriler, vakuumgetrockneter Form. Das Botulinumtoxintyp
A wird aus einer Kultur des Hall-Stamms von Clostridium botulinum
hergestellt, die in einem Medium, enthaltend N-Z-Amin und Hefeextrakt,
gezogen wurde. Der Botulinumtoxintyp A-Komplex wird aus der Kulturlösung durch
eine Serie von Säurepräzipitationen zu
einem kristallinen Komplex aufgereinigt, der aus dem aktiven Toxinprotein
mit hohem Molekulargewicht und einem assoziierten Hämagglutininprotein besteht.
Der kristalline Komplex wird in einer Lösung, enthaltend Kochsalzlösung und
Albumin, wieder gelöst
und vor der Vakuumtrocknung steril filtriert (0,2 μm). BOTOX® kann
vor der intramuskulären
Injektion mit steriler, nicht-konzentrierter Kochsalzlösung rekonstituiert
werden. Jede Ampulle BOTOX® enthält etwa 100 Einheiten (U) Clostridium-Botulinumtoxintyp
A-Komplex, 0,5 mg menschliches Serumalbumin und 0,9 mg Natriumchlorid
in einer sterilen, vakuumgetrockneten Form ohne Konservierungsmittel.
-
Um
vakuumgetrocknete BOTOX®-sterile normale Kochsalzlösung ohne
Konservierungsmittel zu rekonstituieren, wird 0,9 % Natriumchlorid-Injektion durch
Aufziehen der richtigen Menge an Verdünnungsmittel in einer Spritze
mit zweckmäßiger Größe verwendet.
Da von BOTOX® angenommen
wird, dass es durch Blasenbildung oder ähnliche heftige Bewegung denaturiert
wird, wird das Verdünnungsmittel
sanft in die Ampulle injiziert. BOTOX® sollte
innerhalb von 4 Stunden nach Rekonstituierung verabreicht werden.
Während
dieser Zeitspanne wird rekonstituiertes BOTOX® in
einem Kühlschrank
(2 bis 8°C)
gelagert. Rekonstituiertes BOTOX® ist
klar, farblos und frei von Partikeln. Das vakuumgetrocknete Produkt
wird in einem Gefrierschrank bei oder unter –5°C gelagert. BOTOX® wird
innerhalb von 4 h, nachdem die Ampulle aus dem Gefrierschrank entnommen
und rekonstituiert wurde, verabreicht. Während dieser 4 Stunden kann
rekonstituiertes BOTOX® in einem Kühlschrank
(2 bis 8°C)
gelagert werden. Rekonstituiertes BOTOX® ist
klar, farblos und frei von Partikeln.
-
Es
wurde berichtet, dass der Botulinumtoxintyp A in klinischem Rahmen
wie folgt verwendet wurde:
- (1) etwa 70 bis
125 Einheiten BOTOX® pro intramuskulärer Injektion
(mehrere Muskeln), um zervikale Dystonie zu behandeln;
- (2) 5 bis 10 Einheiten BOTOX® pro
intramuskuläre Injektion,
um Glabellarlinien (Stirnfalten) zu behandeln (5 Einheiten injiziert
intramuskulär
in den Procerus-Muskel und 10 Einheiten injiziert intramuskulär in jeden
Corrugator supercilii-Muskel);
- (3) etwa 30 bis 80 Einheiten BOTOX®, um
Verstopfung durch Intrasphincterinjektion des Puborectalismuskels
zu behandeln;
- (4) etwa 1 bis 5 Einheiten pro Muskel von intramuskulär injiziertem
BOTOX®,
um Blepharospasmus durch Injektion des lateral pre-tarsal orbicularis
Oculimuskels des Oberlids und des lateral pre-tarsal orbicularis
Oculi des Unterlids zu behandeln;
- (5) um Strabismus zu behandeln, wurden in die Extraokularmuskeln
intramuskulär
zwischen etwa 1 bis 5 Einheiten BOTOX® injiziert,
wobei die injizierte Menge basierend auf der Größe des zu injizierenden Muskels
als auch des Ausmaßes
der gewünschten
Muskelparalyse (d.h. Menge der gewünschten Dioptrinkorrektur)
variiert;
- (6) um Spastizität
der oberen Extremitäten,
folgend auf Gehirnschlag, durch intramuskuläre Injektionen von BOTOX® in
fünf unterschiedlichen Flexormuskeln
der oberen Extremitäten
wie folgt:
(a) Flexor digitorum profundus: 7,5 U bis 30 U
(b)
Flexor digitorum sublimus: 7,5 U bis 30 U
(c) Flexor carpi
ulnaris: 10 U bis 40 U
(d) Biceps brachii: 50 U bis 200 U zu
behandeln. In jeden der fünf
angegebenen Muskeln wurde bei derselben Behandlungssitzung injiziert,
so dass der Patient bei jeder Behandlungssitzung 90 U bis 360 U
BOTOX® in
die Flexormuskeln der oberen Extremität durch intramuskuläre Injektion
erhält;
- (7) um Migräne
zu behandeln, pericranial injiziert (symmetrisch in Glabellar-,
Frontalis- und Temporalis-Muskeln injiziert), Injektion von 25 U
BOTOX® hat
einen signifikanten Vorteil als prophylaktische Behandlung von Migräne im Vergleich zu
Vehikel gezeigt, wie durch abnehmende Messungen von Migränefrequenz,
maximale Schwere, begleitendem Erbrechen und akute Arzneimittelverwendung über die
3-Monatsperiode folgend auf die 25 U Injektion gemessen.
-
Es
ist bekannt, dass Botulinumtoxintyp A eine Wirksamkeit für bis zu
12 Monate haben kann (European J. Neurology 6 (Supp. 4): S111-51150:1999,
und unter bestimmten Umständen so
lang wie 27 Monate (The Laryngoscope 109: 1344-1346: 1999)). Die
gewöhnliche
Dauer einer intramuskulären
Injektion von BOTOX® ist jedoch typischerweise
etwa 3 bis 4 Monate.
-
Wie
ausgeführt,
wurden bestimmte Botulinumtoxine verwendet, um verschiedene Bewegungsstörungen,
wie Zustände
verkrampfter Muskeln, mit einer resultierenden Linderung von Schmerz
zu behandeln. Zum Beispiel ist bekannt, ein Botulinumtoxin zu verwenden,
um Muskelkrämpfe
unter resultierender Linderung sowohl der spasmodischen Muskelhyperaktivität als auch
des Schmerzes, der sekundär
als Ergebnis von oder aufgrund der spasmodischen Muskelaktivität entsteht,
zu behandeln. Zum Beispiel berichteten Cheshire et al., Pain, 1994; 59(1):65-69,
dass Patienten mit myofaskialem Schmerzsyndrom eine Reduktion des
Schmerzes nach Injektion von Botulinumtoxintyp A in Triggerpunkte
wahrnahmen. Siehe auch
WO 94/15629 .
Es wird angenommen, dass Botulinumtoxin A Schmerz reduzieren kann,
indem es die anhaltende Muskelkontraktion reduziert, die den Schmerz überhaupt erst
verursacht oder im Wesentlichen verursacht. Daher kann der Schmerz,
der aus einem Muskelkrampf resultieren oder ihn begleiten kann,
auf dem niedrigeren, lokalen, durch den Krampf hervorgerufenen pH beruhen.
Ein indirekter Effekt der durch ein Botulinumtoxin hervorgerufenen
schlaffen Muskelparalyse ist, dass sie es dem pH ermöglicht,
auf ein physiologisches Niveau zurückzukehren, wodurch die Schmerzreduktion
als sekundärer
Effekt der cholinergen Denervierung der Motorendplatten, die aufgrund der
peripheren Botulinumtoxin-Verabreichung resultieren kann, hervorgerufen
wird.
-
Botulinumtoxin
kann verwendet werden, um Migräne-Kopfschmerz
zu behandeln, der mit Muskelkrämpfen,
vaskulären
Störungen,
Neuralgie und Neuropathie verbunden ist (Binder,
US-Patent Nr. 5,714,468 ). Bemerkenswerterweise
können
Muskelkrampfschmerz, hypertoner Muskelschmerz, Myofaskialschmerz
und Migräne-Kopfschmerz
alle zumindest teilweise an der Herstellung und Freisetzung von
einer oder mehreren nozizeptiven Substanzen aus den Muskeln selbst
während
Perioden von erhöhter
Muskelspannung oder Kontraktion liegen.
-
Der
Erfolg von Botulinumtoxin A bei der Behandlung einer Vielzahl von
klinischen Zuständen
hat zum Interesse an anderen Botulinumtoxinserotypen geführt. Eine
Studie von zwei kommerziell erhältlichen
Botulinumtyp A-Präparaten
(BOTOX® und
Dysport®)
und Präparaten
von Botulinumtoxintypen B und F (beide erhalten von Wako Chemicals,
Japan) wurde durchgeführt,
um die lokale, muskelschwächende
Effizienz, Sicherheit und das antigene Potential zu bestimmen. Die
Botulinumtoxinpräparate
wurden in den Kopf des rechten Gastrocnemiusmuskels (0,5 bis 200,0
Einheiten/kg) injiziert und die Muskelschwäche wurde unter Verwendung
des Maus "digit abduction
scoring"-Assays
(DAS) bewertet. ED50-Werte wurden aus den
Dosisantwortkurven berechnet. Zusätzlichen Mäusen wurden intramuskuläre Injektionen
gegeben, um die LD50-Dosen zu bestimmen. Der therapeutische
Index wurde als LD50/ED50 berechnet.
Separate Gruppen von Mäusen erhielten
Injektionen von BOTOX® in die hinteren Gliedmaßen (5,0
bis 10,0 Einheiten/kg) oder von Botulinumtoxintyp B (50,0 bis 400,0
Einheiten/kg) und wurden auf Muskelschwäche und erhöhten Wasserverbrauch untersucht,
wobei letzterer ein putatives Modell für trockenen Mund ist. Das antigene
Potential wurde durch monatliche intramuskuläre Injektionen bei Kaninchen
untersucht (1,5 oder 6,5 ng/kg für
Botulinumtoxintyp B oder 0,15 ng/kg für BOTOX®).
Die Peakmuskelschwäche
und die Dauer waren für
alle Serotypen dosisbezogen. DAS ED50-Werte
(Einheiten/kg) waren wie folgt: BOTOX®: 6,7,
Dysport®:
24,7, Botulinumtoxintyp B: 27,0 bis 244,0, Botulinumtoxintyp F:
4,3. BOTOX® hatte
eine längere
Wirkdauer als Botulinumtoxintyp B oder Botulinumtoxintyp F. Die Werte
des therapeutischen Indexes waren wie folgt: BOTOX®: 10,5,
Dysport®:
6,3, Botulinumto xintyp B: 3.2. Der Wasserkonsum war bei mit Botulinumtoxintyp
B injizierten Mäusen
größer als
mit BOTOX®,
obwohl Botulinmitoxintyp B zum Schwächen der Muskeln weniger wirksam
war. Nach vier Monaten der Injektion entwickelten 2 von 4 (wenn
mit 1,5 ng/kg behandelt) und 4 von 4 (wenn mit 6,5 ng/kg behandelt) Kaninchen
Antikörper
gegen Botulinumtoxintyp B. In einer getrennten Untersuchung zeigten
0 von 9 BOTOX® behandelten
Kaninchen Antikörper
gegen Botulinumtoxintyp A. DAS-Ergebnisse zeigen an, dass die relativen
Peakstärken
von Botulinumtoxintyp A und Botulinumtoxintyp F gleich sind, und
von Botulinumtoxintyp F größer als
bei Botulinumtoxintyp B sind. In Bezug auf die Wirkdauer war Botulinumtoxintyp
A größer als
Botulinumtoxintyp B, und die Wirkdauer von Botulinumtoxintyp B war
größer als
bei Botulinumtoxintyp F. Wie durch die Werte des therapeutischen
Indexes gezeigt, sind die zwei kommerziellen Präparate von Botulinumtoxintyp
A (BOTOX® und Dysport®)
unterschiedlich. Das Verhalten des erhöhten Wasserkonsums, das folgend
auf die Injektion von Botulinumtoxintyp B in die hinteren Extremitäten beobachtet
wurde, zeigt, dass klinisch signifikante Mengen dieses Serotyps
in die systemische Zirkulation der Maus eindrangen. Die Ergebnisse
zeigen auch an, dass es nötig
ist, die Dosen der anderen Serotypen zu erhöhen, um eine dem Botulinumtoxintyp A
vergleichbare Effizienz zu erreichen. Eine erhöhte Dosis kann Sicherheit mit
sich bringen. Ferner war bei Kaninchen der Typ B antigener als es
BOTOX® war,
möglicherweise
aufgrund der höheren
Proteinbeladung, die injiziert wurde, um eine effektive Dosis von
Botulinumtoxintyp B zu erreichen. Eur. J. Neurol., 1999, Nov., 6(Suppl.
4): S3-S10.
-
Zusätzlich dazu,
dass sie pharmakologische Wirkungen an den peripheren Stellen haben,
können Botulinumtoxine
auch hemmende Effekte im Zentralnervensystem besitzen. Arbeiten
von Weigand et al, Nauny-Schmiedeberg's Arch. Pharmacol., 1976; 292, 161-165,
und Habermann, Nauny-Schmiedeberg's Arch. Pharmacol. 1974; 281, 47-56
zeigten, dass Botulinumtoxin in der Lage ist, durch retrograden
Transport in das Rückenmarksgebiet
aufzusteigen. Als solches kann an ein einem peripheren Ort injiziertes
Botulinumtoxin, z.B. intramuskulär,
retrograd in das Rückenmark
transportiert werden. Die Autoren der hier zitierten Artikel waren
jedoch nicht in der Lage zu zeigen, dass das radiomarkierte Material
intaktes Botulinumtoxin war.
-
Wie
oben diskutiert, kann mit Muskelstörungen verbundener Schmerz,
z.B. Muskelkrampfschmerz und Kopfschmerz verbunden mit vaskulären Störungen,
Neuralgie und Neuropathie, durch die Verwendung von Botulinumtoxin
effektiv behandelt werden. Es gibt jedoch einen klaren Mangel an
verfügbaren Mitteln
für die
Behandlung einer großen
Anzahl anderer Arten von Schmerz. Solche Schmerzen schließen z.B.
nicht mit Muskelstörungen
verbundenen Schmerz, nicht-Kopfschmerz-Neuralgie und Neuropathieschmerz,
Gewebeentzündungsschmerz, Gelenkentzündungsschmerz,
Gewebeentzündungsschmerz,
Krebsschmerz, postoperativen Schmerz, Verletzungsschmerz, ischämischen
Schmerz usw. ein.
-
Versuche
wurden unternommen, um die anderen Schmerzarten zu adressieren,
aber ihr potentieller Erfolg und die mögliche klinische Verwendung sind
derzeit unbestimmt. Zum Beispiel offenbart Foster et al. im
US-Patent Nr. 5,989,545 ,
dass ein Clostridiumneurotoxin, bevorzugt ein Botulinumtoxin, das mit
einer bestimmten angreifenden Einheit chemisch konjugiert oder rekombinant
fusioniert ist, verwendet werden kann, um Schmerz zu behandeln.
-
Acetylcholin
-
Typischerweise
wird nur eine einzige Art eines kleinmolekularen Neurotransmitters
von jeder Art von Neuron im Nervensystem der Säuger freigesetzt. Der Neurotransmitter
Acetylcholin wird durch Neuronen in vielen Gebieten des Gehirns
abgegeben, aber spezifisch durch die großen Pyramidenzellen des Motorcortexes,
durch mehrere unterschiedliche Neuronen im Basalganglion, durch
die Motorneuronen, die die Skelettmuskeln innervieren, durch die
präganglionischen
Neuronen des autonomen Nervensystems (sowohl Sympathatikus als auch
Parasympathikus), durch die postganglionischen Neuronen des Parasympathikusnervensystems
und von einigen der postganglionischen Neuronen des Sympathikusnervensystems.
Im Wesentlichen sind nur die postganglionisch Sympathikusnervenfasern
zu den Schweißdrüsen, die
Piloerectormuskeln und einige Blutgefäße cholinerg, da die meisten
postganglionischen Neuronen des Sympathikusnervensystems den Neurotransmitter
Norepinephin abgeben. In den meisten Fällen hat Acetylcholin einen
anregenden Effekt. Von Acetylcholin ist jedoch bekannt, dass es
hemmende Wirkungen auf einige der peripheren Parasympathikusnervenenden
hat, wie die Hemmung der Herzfrequenz durch den Vagusnerv.
-
Die
efferenten Signale des autonomen Nervensystems werden entweder durch
das Sympathikusnervensystem oder das Parasympathikusnervensystem
durch den Körper
geleitet. Die präganglionischen
Neuronen des Sympathikusnervensystems erstrecken sich von präganglionischen
Symphatikus-Neuronenzellkörpern,
die in dem Intermediolateralhorn des Rückenmarks angeordnet sind.
Die präganglionischen
Sympathikusnervenfasern, die sich vom Zellkörper erstrecken, bilden mit
entweder in einem paravertebralen sympathischen Ganglion oder in
einem prävertebralen
Ganglion angeordneten postganglionischen Neuronen Synapsen. Da die
präganglionischen
Neuronen sowohl des Sympathikus- als auch Parasympathikusnervensystems
cholinerg sind, regt die Anwendung von Acetylcholin in den Ganglien
sowohl Sympathikus- als auch Parasympathikus-postganglionische Neuronen
an.
-
Acetylcholin
aktiviert zwei Arten von Rezeptoren, Muscarin- und Nicotinrezeptoren.
Die Muscarinrezeptoren werden in allen Effektorzellen gefunden,
die durch die postganglionischen Neuronen des Parasympathikusnervensystems
angeregt werden, sowie in denjenigen, die durch die postganglionischen
cholinergen Neuronen des Sympathikusnervensystems angeregt werden.
Die Nicotinrezeptoren werden in den Synapsen zwischen den präganglionischen
und postganglionischen Neuronen sowohl des Sympathikus- als auch
des Parasympathikus gefunden. Die Nicotinrezeptoren sind auch in
vielen Membranen der Skelettmuskelfasern an der neuromuskulären Kontaktstelle
vorhanden.
-
Acetylcholin
wird aus cholinergen Neuronen freigesetzt, wenn kleine, klare, intrazellulare
Vesikel mit der präsynaptischen
neuronalen Zellmembran fusionieren. Eine große Vielzahl von nicht-neuronalen sekretorischen
Zellen, wie das Nebennierenmark (sowie die PC12-Zelllinie) und Pankreas-Inselzellen, setzen
Catecholamine bzw. das Nebenschilddrüsenhormon aus großen Vesikeln
mit dichtem Kern frei. Die PC12-Zelllinie ist ein Klon von Ratten-Pheochromocytomazellen,
das weit verbreitet als Gewebekulturmodell für Studien der sympathoadrenalen
Entwicklung verwendet wird. Botulinumtoxin hemmt die Freisetzung
von beiden Arten von Verbindungen aus beiden Arten von Zellen in
vitro, permeabilisiert (wie durch Elektroporation) oder durch direkte
Injektion des Toxins in die denervierten Zellen. Von Botulinumtoxin
ist auch bekannt, dass es die Freisetzung des Neurotransmitters
Glutamat aus Kortikalsynaptosomzellkulturen blockiert.
-
Eine
neuromuskuläre
Kontaktstelle wird in Skelettmuskeln durch die Nähe von Axonen zu Muskelzellen
gebildet. Ein durch das Nervensystem übermitteltes Signal führt zu einem
Aktionspotential am terminalen Axon, unter Aktivierung von Ionenkanälen und
der resultierenden Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin
aus intraneuronalen synaptischen Vesikeln, z.B. an der Motorendplatte
der neuromuskulären
Kontaktstelle. Das Acetylcholin durchquert den extrazellulären Raum,
um an Acetylcholinrezeptorproteine auf der Oberfläche der
Muskelendplatte zu binden. Sobald ausreichend Bindung aufgetreten
ist, ruft ein Aktionspotential der Muskelzellen spezifische Membranionenkanal-Veränderungen hervor,
was zur Muskelzellkontraktion führt.
Das Acetylcholin wird dann von den Muskelzellen freigesetzt und
durch Cholinesterasen im extrazellulären Raum metabolisiert. Die
Metaboliten werden in das terminale Axon zur Weiterverarbeitung
in weiteres Acetylcholin zurückgeführt.
-
Was
daher benötigt
wird, ist eine effektive, langdauernde, nicht-chirurgische Methode zur Behandlung
von Schmerz, insbesondere Schmerz, der nicht mit einer Muskelstörung oder
Kopfschmerz verbunden sind.
-
Zusammenfassung
-
Die
vorliegende Erfindung erfüllt
dieses Bedürfnis
und erlaubt eine effektive, langdauernde, nicht-chirurgische Methode
zur Behandlung von Schmerzen, insbesondere Schmerzen, die nicht
mit einer Muskelstörung
oder Kopfschmerzen verbunden sind. Insbesondere ist die vorliegende
Erfindung auf die Verwendung von Botulinumtoxin für die Herstellung
eines Medikaments zur peripher wirkenden Verabreichung an einem
Säuger
gerichtet, wobei das Medikament zur Behandlung von Schmerzen, die weder
mit einem Muskelkrampf noch mit Kopfschmerzen verbunden sind, nützlich ist,
worin das Botulinumtoxin eine neuronale Bindungsstelle umfasst,
die für
das Botulinumtoxin nativ ist.
-
Ein
Verfahren zur Behandlung von Schmerzen kann den Schritt der peripher
wirkenden Verabreichung eines Neurotoxins an einen Säuger umfassen.
Die behandelten Schmerzen sind nicht mit einer Muskelstörung, wie
einem Muskelkrampf, verbunden, da angenommen wird, dass der Mechanismus, durch
den die vorliegende Erfindung wirkt, ein schmerzlindernder Effekt
auf die peripheren, sensorisch afferenten Schmerzneuronen ist, anstelle
davon, dass sie einen Effekt auf Motorneuronen hat.
-
Das
Neurotoxin kann eine neuronale Bindungsstelle umfassen, die im Wesentlichen
für das Neurotoxin
nativ ist. Das Neurotoxin kann ein Botulinumtoxin sein, wie einer
der Botulinumtoxintypen A, B, C1, D, E,
F oder G. Bevorzugt ist das Botulinumtoxin Botulinumtoxintyp A.
-
Das
Neurotoxin kann ein modifiziertes Neurotoxin sein, bei dem zumindest
eine Aminosäure entfernt,
modifiziert oder ersetzt ist. Zusätzlich kann das Neurotoxin
zumindest teilweise durch ein rekombinantes Verfahren hergestellt
sein.
-
Das
Neurotoxin kann in einer Menge zwischen etwa 0,01 U/kg und etwa
35 U/kg verabreicht werden, und der behandelte Schmerz kann zwischen etwa
1 Monat und etwa 27 Monaten, z.B. von etwa 1 Monat bis etwa 6 Monaten,
wesentlich gelindert sein.
-
Die
peripher wirkende Verabreichung des Neurotoxins kann vor dem Beginn
eines von dem Patienten wahrgenommenen schmerzvermittelnden Ereignisses
oder Syndroms durchgeführt
werden. Zusätzlich
kann die peripher wirkende Verabreichung des Neurotoxins anschließend an
den Beginn eines von dem Säuger
wahrgenommenen schmerzvermittelnden Ereignisses durchgeführt werden.
-
Eine
detaillierte Ausführungsform
kann den Schritt der peripher wirkenden Verabreichung eines Botulinumtoxins
an einen menschlichen Patienten umfassen, wodurch der Schmerz gelindert
wird, wobei der Schmerz nicht mit einem Muskelkrampf oder Kopfschmerzen
verbunden ist.
-
Ein
weiteres Verfahren kann den Schritt der peripheren Verabreichung
eines Neurotoxins an einen Säuger
umfassen, wobei das Neurotoxin ein Polypeptid ist, umfassend: (a)
eine erste Aminosäuresequenzregion,
umfassend eine neuronale Bindungsstelle vom Wildtyp, die im Wesentlichen
vollständig von
einem Neurotoxin, ausgewählt
aus der Gruppe, bestehend aus den Botulinumtoxintypen A, B, C1, D, E, F, G und Mischungen davon, abgeleitet
ist; (b) eine zweite Aminosäuresequenzregion,
die effektiv ist, um das Polypeptid oder einen Teil davon über eine
Endosommembran zu translozieren; und (c) eine dritte Aminosäuresequenz,
die therapeutische Aktivität hat,
wenn sie in das Zytoplasma einer Zielzelle freigesetzt wird, wobei
die Schmerzen nicht mit einem Muskelkrampf verbunden sind.
-
Die
erste Aminosäuresequenzregion
des Polypeptids kann ein Carboxylende einer schweren Kette, abgeleitet
von dem Neurotoxin, umfassen, und das Neurotoxin kann ein Botulinumtoxin,
wie Botulinumtoxintyp A sein.
-
Die
zweite Aminosäuresequenzregion
des Polypeptids kann ein Aminende einer schweren Kette, abgeleitet
von einem Neurotoxin, ausgewählt
aus der Gruppe, bestehend aus Botulinumtoxintypen A, B, C1, D, E, F, G und Mischungen davon, haben.
Insbesondere kann die zweite Aminosäuresequenzregion des Polypeptids
ein Aminende einer schweren Toxinkette, abgeleitet von Botulinumtoxintyp
A, enthalten.
-
Schließlich kann
die dritte Aminosäuresequenzregion
des Polypeptids eine leichte Toxinkette, abgeleitet von einem Neurotoxin,
ausgewählt
aus der Gruppe, bestehend aus Clostridiumberattitoxin, Butyricumtoxin;
Tetanustoxin; Botulinumtoxintypen A, B, C1,
D, E, F, G und Mischungen davon, umfassen. Die dritte Aminosäuresequenzregion
des Polypeptids kann eine leichte Toxinkette, abgeleitet von Botulinumtoxintyp
A enthalten.
-
Das
Verfahren kann zur Verbesserung der Funktion des Patienten dienen,
wobei das Verfahren den Schritt der peripher wirkenden Verabreichung eines
Botulinumtoxin an einen Patienten umfasst, der einen nicht mit Muskelstörungen verbundenen Schmerz
erlebt, wobei die Funktion des Patienten verbessert wird, wie aus
der Verbesserung eines oder mehrerer der Faktoren des reduzierten
Schmerzes, der reduzierten im Bett verbrachten Zeit, der Verbesserung
des Hörens,
des erhöhten
Aufstehens, des gesünderen
Verhalten und eines variierteren Lebensstils bestimmt wird.
-
Signifikanterweise
umfassen die innerhalb des Umfangs der vorliegenden Erfindung verwendeten
Neurotoxine eine native oder Wildtypbindungsstelle mit einer spezifischen
Affinität
für einen
Nervenzellenoberflächenrezeptor.
Die innerhalb des Umfangs der vorliegenden Erfindung verwendeten Neurotoxine
schließen
neuronal angreifende Einheiten aus, die für das Neurotoxin nicht nativ
sind, da wir herausgefunden haben, dass die vorliegende Erfindung
effektiv durchgeführt
werden kann, ohne dass die Durchführung von Modifikation oder
Entfernungen an der nativen oder Wildtyp-Bindungsstelle des verwendeten
Neurotoxins nötig
ist.
-
Daher
ist die Verwendung eines Neurotoxins mit einem oder mehreren nicht-nativen
Artefakten oder -konstrukten der angreifenden Einheit aus dem Umfang
der vorliegenden Erfindung als unnötig ausgeschlossen, da wir,
wie angegeben, überraschend entdeckt
haben, dass die peripher wirkende Verabreichung eines Neurotoxins
gemäß der vorliegenden Erfindung
eine signifikante Schmerzlinderung bereitstellt, sogar wenn das
Neurotoxin keine nicht native neuronal angreifende Einheit umfasst.
Daher haben wir entdeckt, dass ein Neurotoxin, wie Botulinumtoxintyp
A, nach peripher wirkender Verabreichung Linderung von Schmerz bereitstellen
kann, sogar wenn dem Neurotoxin nicht künstlich oder manipulativ ein Anhängsel aus
einer nicht-nativen neuronal angreifenden Einheit beigefügt wurde.
-
Überraschenderweise
haben wir entdeckt, dass ein Neurotoxin, z.B. ein Clostridiumneurotoxin, mit
einer neuronalen Bindungseinheit vom Wildtyp einem Säuger peripher
wirkend verabreichend werden kann, um Schmerz zu behandeln. Die
neuronale Bindungseinheit vom Wildtyp ist ursprünglich Teil des Neurotoxins.
Zum Beispiel kann Botulinumtoxintyp A mit seiner ursprünglichen
neuronalen Bindungseinheit vom Wildtyp peripher in Mengen zwischen
etwa 0,01 U/kg bis etwa 35 U/kg verabreicht werden, um von einem
Säuger,
wie einem menschlichen Patienten, wahrgenommene Schmerzen zu lindern.
Bevorzugt wird das verwendete Botulinumtoxin peripher in einer Menge
zwischen etwa 0,1 U/kg bis etwa 3 U/kg verabreicht. Signifikanterweise
kann die schmerzlindernde Wirkung der hier offenbarten Verfahren
für einen
Durchschnitt von 1 bis 6 Monaten und unter bestimmten Umständen länger an dauern.
Es wurde berichtet, dass die Wirkung von Botulinumtoxin für bis zu
27 Monaten nach Verabreichung andauern kann.
-
In
einer anderen Ausführungsform
umfasst das Verfahren zur Behandlung von Schmerz die Verabreichung
eines Neurotoxins z.B. eines Clostridiumneurotoxins, an einen Säuger, wobei
sich das Neurotoxin von einem natürlich vorkommenden Neurotoxin durch
zumindest eine Aminosäure
unterscheidet. Das Neurotoxin hat auch eine neuronale Bindungsstelle
vom Wildtyp.
-
In
einer anderen Ausführungsform
umfasst das Verfahren zur Behandlung von Schmerz die Verabreichung
eines Neurotoxins, z.B. eines Clostridiumneurotoxins, an einen Säuger, wobei
das Neurotoxin eine neuronale Bindungsstelle vom Wildtyp eines anderen
Neurotoxinsubtyps hat.
-
Das
Verfahren kann auch zur Behandlung eines postoperativen Schmerzes
dienen, wobei der Schmerz eine Folge des durchgeführten chirurgischen
Eingriffs ist (d.h. der Schmerz wird zumindest teilweise durch den
gemachten Schnitt verursacht). Das Verfahren kann den Schritt der
peripher wirkenden Verabreichung einer wirksamen Menge eines Botulinumtoxins
vor (d.h. bis zu 10 Tage vor der Operation), während oder unmittelbar nach
(d.h. nicht länger
als etwa 6 bis 12 Stunden nach der Operation) einem chirurgischen
Eingriff umfassen, wodurch der postoperative Schmerz gelindert oder
signifikant gelindert wird. Der Umfang unserer Erfindung schließt keine
Verfahren ein, bei denen der chirurgische Eingriff durchgeführt wird,
um einen Muskelkrampf zu behandeln.
-
Die
Methode kann auch zur Behandlung eines viszeralen Schmerzes durch
eine nicht-systemische, lokale Verabreichung eines Botulinumtoxins
in einer wirksamen Menge dienen, um dadurch den viszeralen Schmerz
zu lindern. Ein viszeraler Schmerz ist ein Schmerz, der von dem
Patienten so wahrgenommen wird, als wenn er von einer Stelle in
den Eingeweiden ausgeht, d.h. in einem Organ des Verdauungs-, Atmungs-,
Urogenital- und endokrinen Systems sowie in der Milz, dem Herz und/oder
den Gefäßen. Daher
schließt
viszeraler Schmerz Schmerz im Pankreas, Darm, Magen und den Bauchmuskeln ein.
-
Ein
bevorzugtes Verfahren zur Behandlung von Schmerz umfasst den Schritt
der peripher wirkenden Verabreichung eines Neurotoxins an einen Säuger. Der
behandelte Schmerz stammt im Wesentlichen nicht von einem Muskelkrampf,
weil wir überraschenderweise
entdeckt haben, dass ein Neurotoxin, das gemäß des Umfangs der vorliegenden
Erfindung verwendet wird, verwenden werden kann, um Schmerz zu behandeln,
der nicht einem Muskelkrampf sekundär ist. Daher ist die vorliegende
Erfindung für
die Behandlung von Schmerz anwendbar, der unabhängig von der Anwesenheit oder
Abwesenheit einer Muskelstörung,
wie einem Muskelkrampf, auftritt. Zusätzlich ist die vorliegende
Erfindung auch für
die Behandlung von Schmerz, der nicht einem Muskelkrampf sekundär ist, anwendbar.
So kann ein Patient einen verkrampften oder hypertonen Muskel haben
und auch Schmerz erleben, der nicht sekundär ist, d.h. nicht von dem Muskelkrampf
herrührt oder
von ihm verursacht wird. Zum Beispiel kann ein Patient einen verkrampften
Gliedermuskel haben und gleichzeitig Schmerzen im Rumpf, wie Rückenschmerzen,
erleben. In diesem Beispiel kann das Verfahren die Rückenschmerzen
durch peripher wirkende (d.h. subkutane) Verabreichung eines Neurotoxins
in den Rücken
des Patienten behandeln.
-
Definitionen
-
Die
folgenden Definitionen werden bereitgestellt und gelten hierin:
-
"Leichte Kette" meint die leichte
Kette eines Clostridiumneurotoxins. Sie kann ein Molekulargewicht
von etwa 50 kDa haben und kann als L-Kette, L oder als die proteolytische
Domäne
(Aminosäuresequenz)
eines Clostridiumneurotoxins bezeichnet werden.
-
"Schwere Kette" meint die schwere
Kette eines Clostridiumneurotoxins. Sie kann ein Molekulargewicht
von etwa 100 kDa haben und kann hierin als H-Kette oder als H bezeichnet werden.
-
"HN" meint ein Fragment,
das ein Molekulargewicht von etwa 50 kDa haben kann, von der H-Kette
eines Clostridiumneurotoxins abgeleitet ist und das ungefähr mit dem
aminoterminalen Segment der H-Kette oder dem Teil entsprechend diesem
Fragment in der intakten H-Kette äquivalent ist. Von ihm wird
angenommen, dass es den Teil des natürlichen oder Wildtyps Clostridiumneurotoxins
enthält,
der in die Translokation der L-Kette über eine intrazelluläre endosomale
Membran involviert ist.
-
"HC" meint ein Fragment
(etwa 50 kDa), abgeleitet von der H-Kette eines Clostridiumneurotoxins,
das ungefähr
mit dem carboxylterminalen Segment der H-Kette oder dem Teil entsprechend
diesem Fragment in der intakten H-Kette äquivalent ist. Von ihm wird
angenommen, dass es immunogen ist und den Teil des natürlichen
oder Wildtyp Clostridiumneurotoxins enthält, der in die präsynaptische
Bindung an Motorneuronen mit hoher Affinität involviert ist.
-
"Neuronale Bindungsstelle
vom Wildtyp" meint
den Teil eines Neurotoxins, der für das Neurotoxin nativ ist
und der eine spezifische Bindungsaffinität für einen Rezeptor auf einem
Neuron zeigt. Daher schließt
die Wildtyp oder native neuronale Bindungseinheit eine Bindungseinheit
aus, die dem Neurotoxin nicht nativ ist.
-
"Angreifende Einheit" meint ein Molekül, das eine
spezifische Bindungsaffinität
für einen
Zelloberflächenreptor
besitzt. Die angreifende Einheit ist kein Clostridiumneurotoxin
HC oder keine Peptide, die von HC abgeleitet sind, wobei zumindest eine ihrer
Aminosäuren
entfernt, modifiziert oder ersetzt ist. Die angreifende Einheit
ist ein Molekül,
das kein Clostridiumneurotoxin ist, z.B. kann sie ein Bradykinin
sein.
-
"Lokale Verabreichung" meint eine Verabreichung
durch einen nicht-systemischen
Weg an oder in der Nähe
der Stelle einer Beschwerde, Störung oder
des wahrgenommenen Schmerzes.
-
"Peripher wirkende
(periphere) Verabreichung" meint
eine Verabreichung mittels eines nicht-systemischen Wegs an eine
periphere Stelle an einem Säuger.
Eine periphere Stelle bedeutet im Allgemeinen unter die Haut oder
in einen Skelettmuskel. Peripher wirkende Verabreichung schließt periphere
intramuskuläre,
intraglandulare und subkutane Verabreichungswege ein, aber schließt intravenöse oder
orale Verabreichung aus und schließt ferner jede direkte Verabreichung
an das Zentralnervensystem aus.
-
Zeichnungen
-
Diese
und andere Merkmale, Aspekte und Vorteile der vorliegenden Erfindung
können
aus der folgenden Beschreibung, den Ansprüchen und den begleitenden Zeichnungen
besser verständlich
werden, wo in den 1 und 2 "Injektion" periphere Injektion
oder Verabreichung bedeutet.
-
1 ist
ein Dosisantwortdiagramm, das zeigt, dass ein durch die vorliegende
Erfindung erhältliches
Medikament induzierten Entzündungsschmerz
unter dem Rattenformalinmodell zumindest fünf Tage lindert. Die X-Achse
stellt die Zeit in Minuten nach dem Beginn des Formalinmodells bei
der Ratte dar. Die Y-Achse stellt die Zeit dar, die verwandt wird,
um die formalininjizierte Pfote nach Verwendung von Kontrolle (Salzlösung, n
= 7) und BOTOX® (Botulinumtoxintyp
A gereinigter Neurotoxinkomplex) Injektionen bei Konzentrationen
von 7 U/kg (n = 8), 15 U/kg (n = 5) und 30 U/kg (n = 4) zu heben
und zu lecken. Das BOTOX® wurde 5 Tage vor Beginn
der Formalinexposition injiziert.
-
2 ist
ein Dosisantwortdiagramm, das zeigt, dass ein durch die vorliegende
Erfindung erhältliches
Medikament induzierten Entzündungsschmerz
unter dem Rattenformalinmodell zumindest 12 Tage lindert. Die X-Achse
stellt die Zeit in Minuten nach dem Beginn des Formalinmodells bei
der Ratte dar. Die Y-Achse stellt die Zeit dar, die verwandt wird, um
die formalininjizierte Pfote nach Verwendung von Kontrolle (Salzlösung, n
= 3) und BOTOX® (Botulinumtoxintyp
A gereinigter Neurotoxinkomplex) Injektionen bei Konzentrationen
von 3,5 U/kg (n = 7) und 7 U/kg (n = 8) zu heben und zu lecken.
Das BOTOX® wurde
12 Tage vor Beginn der Formalinexposition injiziert.
-
Beschreibung
-
Die
vorliegende Erfindung basiert auf der Entdeckung, dass die peripher
wirkende Verabreichung eines Neurotoxins eine wirksame Behandlung von
chronischem Schmerz bereitstellen kann. Bemerkenswerterweise hat
das Neurotoxin eine Wildtyp- oder neuronale Bindungsstelle. Der
behandelte Schmerz wird weder durch einen Muskelkrampf verursacht
noch ist der Schmerz Kopfschmerz. Chronischer Schmerz wird aufgrund
des lang anhaltenden, schmerzlindernden Effekts des verwendeten
Neurotoxins verwendet. Die Komponente der neuronalen Bindungsstelle
des Neurotoxins ist eine neuronale Bindungsstelle, die für das ausgewählte Neurotoxin nativ
ist, da wir entdeckt haben, dass die vorliegende Erfindung ohne
Ersatz der neuronalen Bindungsstelle vom Wildtyp durch eine nicht
native oder nicht Wildtyp-angreifende Einheit ausgeführt werden
kann. Die Behandlung von Kopfschmerz liegt nicht innerhalb des Umfangs
der vorliegenden Erfindung, weil die erfindungsgemäß bevorzugten
Stellen der peripher wirkenden Verabreichung eines Neurotoxins den
Kopf und Nacken ausschließen.
-
Vor
unserer Entdeckung wurde ein Neurotoxin, wie Botulinumtoxin, verwendet,
um mit verschiedenen Muskelstörungen
verbundene Schmerzen zu behandeln. Daher ist es bekannt, dass eine
Muskelstörung,
wie ein verkrampfter Muskel, Schmerz hervorrufen kann und dass durch
Behandlung des Krampfes der Schmerz auch gelindert werden kann. Foster
et al. offenbaren, dass das Neurotoxin zur Verwendung bei der Behandlung
von Schmerz mit einer angreifenden Einheit verbunden sein soll,
d.h., dass die Wildtypbindungsstelle eines Clostridiumneurotoxins
vollständig
entfernt und durch eine angreifende Einheit ersetzt sein soll.
-
Überraschenderweise
haben wir entdeckt, dass ein Neurotoxin, das nicht mit einer neuronal
angreifenden Einheit konjugiert, verbunden, verklebt oder fusioniert
wurde, nach den erfindungsgemäßen Verfahren
peripher verabreicht werden kann, um Schmerz zu behandeln. Bevorzugt
beruht der behandelte Schmerz nicht auf einem Muskelkrampf, d.h. der
Schmerz rührt
nicht direkt von oder als sekundäre Folge
von einem Muskelkrampf her. Unsere Erfindung kann verwendet werden,
Schmerz zu behandeln, der aus einer großen Anzahl von neuropathischen,
entzündlichen,
krebsartigen und Traumazuständen
resultiert.
-
Vor
unserer Erfindung war nicht bekannt, dass ein Neurotoxin, wie ein
Botulinumtoxin, verwendet werden könnte, um Schmerz wirksam zu
behandeln, wenn der Schmerz nicht von einem Muskelkrampf oder einem
hypertonen Muskelzustand herrührt.
Der physiologische Mechanismus, durch den die periphere Verabreichung
eines Neurotoxins zu einer langfristigen Linderung von Schmerz führen kann,
ist unklar. Wir merken an, dass unsere Erfindung nicht von der Erhöhung eines
lokalen, niedrigen pH-Niveaus herrührt und diese nicht verlangt,
wogegen der Schmerz aufgrund eines Muskelkrampfs oder eines hypertonen
Muskelzustands einen reduzierten, lokalen pH erzeugen kann. Während ein Muskelkrampf
oder ein hypertoner Muskelzustand durch die anticholinerge Wirkung
eines Neurotoxins, wie eines Botulinumtoxins, auf Motorneuronen
gelindert werden kann, ist unsere Erfindung zusätzlich nicht abhängig von
einem Effekt auf Motorneuronen. Ohne dass es erwünscht ist, an die Theorie gebunden
zu sein, stellen wir die Hypothese auf, dass ein Effekt der peripheren
Verabreichung eines Neurotoxins, wie eines Botulinumtoxins, gemäß der vorliegenden
Erfindung ein schmerzlindernder Effekt auf ein peripheres, sensorisch
afferentes Neuron sein kann. Signifikanterweise ist bei unserer
Erfindung die Schmerzlinderung ein primärer, im Gegensatz zu einem
sekundären,
Effekt nach der peripheren Verabreichung eines Neurotoxins, wie
eines Botulinumtoxins.
-
Daher
basiert die vorliegende Erfindung zumindest zum Teil auf der Entdeckung,
dass ein Neurotoxin mit einer neuronalen Bindungsstelle vom Wildtyp
peripher einem Säuger
verabreicht werden kann, um Schmerz zu lindern. Das erfindungsgemäße Neurotoxin
ist nicht an eine nicht-native angreifende Einheit gekoppelt. Die
erfindungsgemäße Wildtyp-Bindungsstelle
kann ein natürlich
vorkommendes HC-Segment eines Clostridiumneurotoxins
oder eine im Wesentlichen vollständig
von dem HC-Segment des Clostridiumneurotoxins
abgeleitete Aminosäuresequenz
sein.
-
Wie
hiernach verwendet, meint eine Aminosäuresequenz, z.B. eine Wildtypbindungsstelle "abgeleitet von" einer anderen Aminosäuresequenz,
z.B. dem HC-Segment, dass die resultierende
Aminosäuresequenz
exakt so wie die Aminosäuresequenz,
von der sie abgeleitet wird, dupliziert wird; oder dass die resultierende
Aminosäuresequenz
zumindest eine entfernte, modifizierte oder ersetzte Aminosäure im Vergleich
zu der Aminosäuresequenz,
von der sie abgeleitet ist, besitzt.
-
Gemäß einem
breitem Aspekt werden Methoden zur Behandlung von Schmerz bereitgestellt, die
die Verabreichung von effektiven Dosen eines Neurotoxins, z.B. eines
Clostridiumneurotoxins, mit einer neuronalen Bindungs stelle vom
Wildtyp an einen Säuger
umfassen. In einer Ausführungsform schließen die
Methoden die Verabreichung eines Neurotoxins mit einer neuronalen
Bindungsstelle vom Wildtyp, die ursprünglich bereits ein Teil des Neurotoxins
ist, ein. Zum Beispiel kann solch ein Neurotoxin aus der Gruppe,
bestehend aus Berattitoxin und Butyricumtoxin, ausgewählt werden,
von denen jedes bereits eine neuronale Bindungsstelle hat. Das Neurotoxin
kann auch ein Tetanustoxin sein, das auch eine neuronale Bindungsstelle
vom Wildtyp hat. Bevorzugt wird das dem Säuger verabreichte Neurotoxin
aus der Gruppe, bestehend aus den Botulinumtoxintypen A, B, C1, D, E, F oder G, ausgewählt, von denen jedes seine
eigene ursprüngliche
neuronale Bindungsstelle vom Wildtyp hat. Bevorzugter schließen die
Methoden die Verabreichung von Botulinumtyp A mit seiner ursprünglichen
neuronalen Bindungsstelle vom Wildtyp ein. Die Verfahren schließen auch
die Verabreichung einer Mischung von zwei oder mehreren der obigen
Neurotoxine an einen Säuger,
um Schmerz zu behandeln, ein.
-
In
einer anderen Ausführungsform
umfassen die Methoden die Verabreichung eines Neurotoxins, z.B.
eines Clostridiumneurotoxins, an einen Säuger, wobei sich das Neurotoxin
von einem natürlich
vorkommenden Neurotoxin durch zumindest eine Aminosäure unterscheidet.
Zum Beispiel können
Varianten von Botulinumtoxintyp A wie in Biochemistry 1995, 34,
Seiten 15175-15181 und Eur. J. Biochem., 1989, 185, Seiten 197-203
(hierin durch das Zitat in seiner Gänze eingeschlossen) an einen
Säuger
verabreicht werden, um nicht krampfverbundenen Schmerz zu behandeln.
Diese Varianten haben auch neuronale Bindungsstellen vom Wildtyp.
-
In
einer anderen Ausführungsform
werden Methoden bereitgestellt für
die Verabreichung eines Neurotoxins an einen Säuger, um nicht-krampfverursachten
Schmerz zu behandeln, wobei das Neurotoxin eine neuronale Bindungsstelle
vom Wildtyp eines anderen Neurotoxins besitzt. Zum Beispiel umfasst das
Verfahren den Schritt der Verabreichung eines Botulinumtoxintyps
A mit einer Wildtyp-neuronalen Bindungsstelle vom Botulinumtoxintyp
B an einen Säuger.
Alle anderen solcher Kombinationen sind in den Umfang der vorliegenden
Erfindung eingeschlossen.
-
In
einer anderen breiten Ausführungsform schließen Methoden,
um nicht-krampfverbundene Schmerzen zu behandeln, die lokale, periphere
Verabreichung des Neurotoxins an eine tatsächliche oder wahrgenommene
Schmerzstelle im Säuger
ein. In einer Ausführungsform
wird das Neurotoxin subkutan an oder nahe der Stelle des wahrgenommenen Schmerzes
verabreicht, z.B. an oder nahe eines chronisch schmerzenden Gelenks.
In einer anderen Ausfüh rungsform
wird das Neurotoxin intramuskulär an
oder nahe der Stelle des Schmerzes verabreicht, z.B. an oder nahe
eines Neoplasmas am Säuger.
In einer anderen Ausführungsform
wird das Neurotoxin direkt in das Gelenk eines Säugers injiziert, um durch arthritische
Zustände
hervorgerufenen Schmerz zu behandeln oder zu lindern. Auch häufige, wiederholte Injektionen
oder Infusionen des Neurotoxins in eine Stelle von peripherem Schmerz
liegen im Umfang der vorliegenden Erfindung. Wegen des langanhaltenden
therapeutischen Effekts der vorliegenden Erfindung können häufige Injektionen
oder Infusionen des Neurotoxins jedoch unnötig sein. Zum Beispiel kann die
Ausführung
der vorliegenden Erfindung eine analgetische Wirkung pro Injektion
für 2 Monate
oder länger,
z.B. 7 Monate, bei Menschen bereitstellen.
-
Ohne
das erwünscht
ist, die Erfindung auf einen Mechanismus oder auf eine Wirktheorie
zu beschränken,
wird angenommen, dass es die Freisetzung von Neurosubstanzen hemmt,
z.B. Substanz P, aus den peripheren primären sensorischen Enden hemmt,
wenn das Neurotoxin lokal an eine periphere Stelle verabreicht wird.
Wie oben diskutiert, kann eine Freisetzung von Substanz P durch
periphere primäre
sensorische Enden den Schmerztransmissionsprozess hervorrufen oder
zumindest verstärken. Deshalb
wird die Hemmung seiner Freisetzung am peripheren primären sensorischen
Ende den Schmerztransmissionsprozess dämpfen.
-
Zusätzlich dazu,
dass es pharmakologische Wirkungen an der peripheren Stelle der
Verabreichung hat, kann ein durch die vorliegende Erfindung erhältliches
Medikament auch einen schmerzlindernden Effekt aufgrund des retrograden
Transports des Neurotoxins von der Stelle der peripheren (d.h. subkutanen)
Injektion zum Zentralnervensystem haben. Wir haben bestimmt, dass
Botulinumtyp A retrograd von der peripheren Stelle der Verabreichung
zurück zum
Dorsalhorn des Rückenmarks
transportiert werden kann. Vermutlich erfolgt der retrograde Transport über die
primären
afferenten Nerven. Dieser Befund ist konsistent mit der Arbeit durch
Weigand et al., Nauny-Schmiedeberg's Arch. Pharmacol.
1976; 292, 161-165, und Habermann, Nauny-Schmiedeberg's Arch. Pharmacol. 1974; 281, 47-56,
die zeigte, dass Botulinumtoxin in der Lage ist, durch retrograden Transport
in das Rückenmark
aufzusteigen. Daher wurde berichtet, dass intramuskulär injiziertes
Botulinumtoxintyp A retrograd von dem peripheren primären sensorischen
Ende zum zentralen primären
sensorischen Ende transportiert werden kann.
-
Unsere
Entdeckung unterscheidet sich signifikant von der Diskussion in
den im obigen Absatz zitierten Artikeln. Wir haben entdeckt, dass
nach peripherer, subkutaner Verabreichung bei der Ratte Botulinumtoxin
im hinteren Rückenmarkshorn
des Tiers lokalisiert gefunden wurde, d.h. an der Stelle, wo die C-Fasern
Synapsen bilden. Eine subkutane Injektion ist eine Injektion an
einer Stelle, wo sich viele bipolare schmerzleitende Nervenfasern
befinden. Diese sensorischen Fasern laufen von der Peripherie zum Hinterhorn
des Rückenmarks.
Im Gegensatz wurde bei einem oder mehreren der in dem obigen Absatz zitierten
Artikel, nachdem eine intramuskuläre Toxininjektion durchgeführt wurde,
etwas radiomarkiertes Botulinumtoxin in den Ventralwurzeln lokalisiert gefunden.
Die ventrale Wurzel des Rückenmarks
ist da, wo monopolare efferente (herausführende) Motorneuronen angeordnet
sind. Daher führt
das Fachwissen zu der Erwartung, dass Spastizität der peripheren Muskeln als
Folge des retrograden Transports von Botulinumtoxin von der Peripherie
an eine Stelle im Rückenmark
erwartet werden kann.
-
Daher
wurde von den Fachleuten erwartet, dass das Erscheinen eines Neurotoxins,
wie eines Botulinumtoxins, Rückenmark
eines Säugers:
(1) signifikante Spastizität
in dem Empfänger
induzieren; und (2) schädigende
Effekte auf die Rückenmarks- und
Gehirnfunktionen fördern
würde.
Daher wurde in Bezug auf den zitierten nachteiligen Effekt (1) als
Beispiele in Williamson et al., in Clostridial Neurotoxins and Substrate
Proteolysis in Intact Neurons, J. of Biological chemistry 271:13;
7694-7699 (1996) berichtet, dass sowohl Tetanustoxin als auch Botulinumtoxintyp
A die gesteuerte Freisetzung der Neurotransmitter Glycin und Glutamat
aus Rückenmarkszellkulturen
von fötalen
Mäusen
hemmen, während
durch Hagenah et al., in Effects of Type A Botulinum Toxin an the
cholinergic Transmission at Spinal Renshaw Cells and an the Inhibitory
Action at Ia Inhibitory Interneurones, Naunyn-Schmiedeberg's Arch. Pharmacol.
299, 267-272 (1977) berichtet wurde, dass eine direkte intraspinale
Injektion von Botulinumtoxintyp A in experimentell hergestellten,
anästhesierten
Katzen die CNS-Renshaw-Zellaktivität hemmt. Die Hemmung der zentralen
Glycin- und Glutamatneurotransmitterfreisetzung sowie die Herunterregulierung
der Renshaw-Zellaktivität
können
wahrscheinlich beide in vivo zur Förderung einer signifikanten
Hyperaktivität
der Motorneuronen mit begleitender peripherer Muskelspastizität führen.
-
In
Bezug auf den nachteiligen Effekt (2) wird angenommen, dass das
zentrale (im Rückenmark) Vorhandensein
eines Tetanusneurotoxins durch retrograde Bewegung des Tetanustoxins
entlang der ZNS-Neuronen signifikante negative Effekte auf die Rückenmarks-
und Gehirnfunktionen hervorruft, wo durch jeder Wunsch danach, dass
ein verwandtes Neurotoxin, wie ein Botulinumtoxin, im Rückenmark erscheint
(wie durch retrograden Transport), kontraindiziert ist. Bemerkenswerterweise
werden Botulinumtoxin und Tetanustoxin beide von Clostridiumbakterien
erzeugt, allerdings durch unterschiedliche Spezies von Clostridium.
Signifikanterweise haben einige Forscher berichtet, dass Botulinumtoxin
zumindest in gewissem Ausmaß die
bekannte neural aufsteigende Eigenschaft von Tetanustoxin teilt.
Siehe z.B. Habermann E., 125I-Labeled Neurotoxin
from Clostridium Botulinum A: Preparation, Einding to Synaptosomes
and Ascent in the Spinal Cord, Naunyn-Schmiedeberg's Arch. Pharmacol. 281, 47-56 (1974).
-
Unsere
Erfindung stößt überraschenderweise
auf keinen der schädigenden
Effekte (1) oder (2), und die offenbarten peripheren (subkutanen)
Verabreichungsverfahren können
ausgeführt
werden, um eine wirksame langanhaltende Linderung von Schmerz bereitzustellen,
der nicht von einem Muskelkrampf herrührt, und eine allgemeine Verbesserung
der von dem behandelten Patienten erlebten Lebensqualität bereitzustellen.
Der von dem Patienten erlebte Schmerz kann z.B. von Verletzung,
Operation, Infektion, Unfall oder Krankheit (einschließlich Krebs
und Diabetes), einschließlich
neuropathischen Krankheiten und Störungen, herrühren, wobei
der Schmerz nicht primär
von einem Muskelkrampf oder einem hypertonen Muskelzustand herrührt.
-
Sobald
es in dem im Hinterhorn des Rückenmarks
angeordneten, zentralen, primären
sensorischen Ende ist, kann das Neurotoxin ferner die Freisetzung
des Neurotransmitters hemmen, der für die Transmission von Schmerzsignalen
verantwortlich ist, z.B. von Substanz P. Diese Hemmung verhindert die
Aktivierung der Projektionsneuronen in der Rückenmarksthalamusbahn und lindert
dadurch Schmerz. Daher dient die periphere Verabreichung des Neurotoxins
aufgrund ihres nun entdeckten zentralen schmerzlindernden Effekts
als alternatives Verfahren zur zentralen (d.h. intraspinalen) Verabreichung
eines Analgetikums, wodurch die mit der zentralen Verabreichung
eines analgetischen Arzneimittels verbundenen Komplikationen verhindert
werden.
-
Ferner
wurde von Hambermann Experientia 1988; 44:224-226 gezeigt, dass
Butuliniumtoxin die Freisetzung von Noradrenalin und GABA aus Gehirnhomogenisaten
hemmen kann. Dieser Befund legt nahe, dass Botulinumtoxin in die
adrenergen Sympathikusnervenenden und GABA-Nervenenden eindringen
kann. Als solches kann Botulinumtoxin an das Sympathikussystem verabreicht
werden, um eine langanhaltende Blockierung bereitzustellen und Schmerz
zu lindern, z.B. neuropathischen Schmerz. Die Verabreichung eines
Neurotoxins, bevorzugt Botulinumtoxintyp A, stellt den Vorteil einer
andauernden Blockierung ohne das Risiko der permanenten funktionalen
Schädigung
bereit, was mit den derzeit verwendeten Pharmazeutika nicht möglich ist.
-
Die
Menge des verabreichten Neurotoxins kann über einen weiten Bereich gemäß der bestimmten,
zu behandelnden Störung,
ihrer Schwere und anderen verschiedenen Patientenvariablen einschließlich Größe, Gewicht,
Alter und Ansprechverhalten auf die Therapie variieren. Zum Beispiel
wird von dem Ausmaß des
Gebiets des peripheren Schmerzes angenommen, dass er dem Volumen
des injizierten Neurotoxins proportional ist, während von der Menge der Analgesie
für die
meisten Dosisbereiche angenommen wird, dass sie proportional zur Konzentration
des injizierten Neurotoxins ist. Ferner kann die bestimmte Stelle
zur Neurotoxinverabreichung von der Stelle des zu behandelnden Schmerzes
abhängen.
-
Im
Allgemeinen wird die Dosis des zu verabreichenden Neurotoxins mit
dem Alter, dem sich präsentierenden
Zustand und dem Gewicht des zu behandelnden Säugers variieren. Die Stärke des
Neurotoxins ist auch zu bedenken.
-
In
einer erfindungsgemäßen Ausführungsform
können
die therapeutisch wirksamen Dosen eines Neurotoxins, z.B. Botulinumtoxintyp
A, an einer peripheren Stelle bei Mengen zwischen 0,01 U/kg und
etwa 35 U/kg liegen. Ein bevorzugter Bereich zur Verabreichung eines
Neurotoxins mit einer neuronalen Bindungsstelle vom Wildtyp, wie
dem Botulinumtoxintyp A, um eine schmerzlindernde Wirkung bei dem
behandelten Patient zu erreichen, ist etwa 0,01 U/kg bis etwa 35
U/kg. Ein bevorzugterer Bereich zur peripheren Verabreichung eines
Neurotoxins, wie Botulinumtoxintyp A, um eine schmerzlindernde Wirkung
bei dem behandelten Patienten zu erreichen, ist etwa 1 U/kg bis
etwa 15 U/kg. Weniger als etwa 0,1 U/kg kann dazu führen, dass
der gewünschte
therapeutische Effekt weniger als die optimale oder längstmögliche Dauer
hat, während
mehr als etwa 2 U/kg noch immer zu Symptomen der Muskelschlaffheit führen können. Der
bevorzugteste Bereich zur peripheren Verabreichung eines Neurotoxins,
wie des Botulinumtoxintys A, um eine schmerzlindernde Wirkung bei
den behandelten Patienten zu erreichen, ist etwa 0,1 U/kg bis etwa
1 U/kg.
-
Obwohl
Beispiele der Verabreichungswege und Dosierungen bereitgestellt
werden, werden der zweckmäßige Verabreichungsweg
und die Dosis im Allgemeinen von Fall zu Fall durch den behandelnden
Arzt bestimmt. Solche Bestimmungen sind für den Fachmann Routine (siehe
z.B. Harrison's
Principles of Internal Medicine (1998), herausgegeben durch Anthony
Fauci et al., 14. Auflage, veröffentlicht durch
McGraw Hill). Zum Beispiel können der
Weg und die Dosis zur Verabreichung eines erfindungsgemäß verwendbaren
Neurotoxins basierend auf Kriterien, wie den Lösungscharakteristika des ausgewählten Neurotoxins
sowie der Intensität
des wahrgenommenen Schmerzes, ausgewählt werden.
-
Bei
einer anderen breiten Ausführungsform werden
Methoden zur Behandlung von nicht-krampfverbundenem Schmerz bereitgestellt,
die die Verabreichung wirksamer Dosen eines Neurotoxins umfassen,
wobei das Neurotoxin ein einzelnes Polypeptid im Gegensatz zu einem
Dipolypeptid wie oben beschrieben ist.
-
In
einer Ausführungsform
ist das Neurotoxin ein einzelnes Polypeptid mit drei Aminosäuresequenzregionen.
Die erste Aminosäuresequenz
enthält
eine neuronale Bindungsstelle, die im Wesentlichen vollständig von
einem Neurotoxin, ausgewählt aus
der Gruppe, bestehend aus Berattitoxin; Butyricumtoxin, Tetanustoxis;
Botulinumtoxintypen A, B, C1, D, E, F und
G abgeleitet ist. Bevorzugt ist die erste Aminosäuresequenzregion vom Carboxylende
einer schweren Kette, HC, eines Toxins abgeleitet.
Bevorzugter ist die Aminosäuresequenz
von der HC von Botulinumtoxintyp A abgeleitet.
-
Die
zweite Aminosäuresequenz
ist effektiv, um das Polypeptid oder einen Teil davon über eine Endosommembran
in das Zytoplasma eines Neurons zu translozieren. In einer Ausführungsform
umfasst die zweite Aminosäuresequenzregion
des Polypeptids ein Aminende einer schweren Kette, HN,
abgeleitet von einem Neurotoxin, ausgewählt aus der Gruppe, bestehend
aus Berattitoxin; Butyricumtoxin; Tetanustoxin; Botulinumtoxintypen
A, B, C1, D, E, F und G. Bevorzugt umfasst
die zweite Aminosäuresequenzregion
des Polypeptids das Aminende einer schweren Kette, HN,
eines Toxins, abgeleitet von Botulinumtoxintyp A.
-
Die
dritte Aminosäuresequenzregion
besitzt eine therapeutische Aktivität, wenn sie in das Zytoplasma
einer/eines Zielzelle oder -neurons freigesetzt wird. In einer Ausführungsform
umfasst die dritte Aminosäuresequenzregion
des Polypeptids eine leichte Kette des Toxins, L, abgeleitet von
einem Neurotoxin, ausgewählt
aus der Gruppe, bestehend aus Berattitoxin; Butyricumtoxin; Tetanustoxin;
Botulinumtoxintypen A, B, C1, D, E, F und
G. Bevorzugt umfasst die dritte Aminosäuresequenzregion des Polypeptids
eine leichte Kette von Toxin, L, abgeleitet von Botulinumtoxintyp
A.
-
In
einer Ausführungsform
umfasst das Polypeptid eine erste Aminosäuresequenzregion, abgeleitet
von der HC von Tetanustoxin, eine zweite
Aminosäuresequenzregion,
abgeleitet von der HN von Botulinumtoxintyp
B und eine dritte Aminosäuresequenzregion,
abgeleitet von der L-Kette von Botulinumtyp A. In einer bevorzugten
Ausführungsform umfasst
das Polypeptid eine erste Aminosäuresequenzregion,
abgeleitet von der HC von Botulinumtoxintyp
B, eine zweite Aminosäuresequenzregion,
abgeleitet von der HN von Botulinumtoxintyp
A, und eine dritte Aminosäuresequenzregion,
abgeleitet von der L-Kette von Botulinumtyp A. Alle anderen solcher Kombinationen
sind in den Umfang der vorliegenden Erfindung eingeschlossen.
-
In
einer anderen Ausführungsform
umfasst das Polypeptid eine erste Aminosäuresequenzregion, abgeleitet
von der HC des Botulinumtoxintyps A, wobei
die Aminosäuresequenz
zumindest eine entfernte, modifizierte oder ersetzte Aminosäure hat; eine
zweite Aminosäuresequenzregion,
abgeleitet von der HN von Botulinumtoxintyp
A und eine dritte Aminosäuresequenzregion,
abgeleitet von der L-Kette von Botulinumtoxintyp A. Alle anderen
solcher Kombinationen sind in den Umfang der vorliegenden Erfindung
eingeschlossen.
-
Wie
oben angegeben, sind diese Polypeptide Einfachketten und können nicht
so potent sein wie gewünscht.
Um ihre Stärke
zu erhöhen,
kann die dritte Aminosäuresequenzregion
durch ein proteolytisches Enzym, z.B. ein Trypsin, abgespalten werden. Die
unabhängige
dritte Aminosäuresequenzregion kann
durch eine Disulfidbrücke
wieder mit dem ursprünglichen
Peptid verbunden werden. In einer Ausführungsform ist die dritte Aminosäuresequenzregion an
der ersten Aminosäuresequenzregion
wieder mit dem ursprünglichen
Polypeptid verbunden. In einer bevorzugten Ausführungsform ist die dritte Aminosäuresequenzregion
wieder mit der zweiten Aminosäuresequenz
verbunden.
-
Wenn
ein urmodifiziertes Neurotoxin verwendet werden soll, um nicht-krampfverbundenen Schmerz
wie hierin beschrieben zu behandeln, kann das Neurotoxin durch Kultivieren
einer geeigneten Bakterienspezies erhalten werden. Zum Beispiel kann
Botulinumtoxintyp A durch Etablieren und Wachsenlassen von Kulturen
von Clostridium botulinum in einem Fermenter und dann Ernten und
Reinigen der fermentierten Mischung gemäß bekannter Vorgehensweisen
erhalten werden. Alle Botulinumtoxinserotypen werden ursprünglich als
inaktive Einfachkettenproteine synthetisiert, die durch Proteasen gespalten
oder eingeschnitten werden müssen,
um neuroaktiv zu werden. Die Bakterienstämme, die die Botulinumtoxinserotypen
A und G herstellen, besitzen endogene Proteasen, und die Serotypen
A und G können
daher aus Bakterienkulturen hauptsächlich in ihrer aktiven Form
wiedergewonnen werden. Im Gegensatz werden die Botulinumtoxinserotypen
C1, D und E durch nicht-proteolytische Stämme synthetisiert
und sind deshalb typischerweise nicht aktiviert, wenn sie aus der
Kultur wiedergewonnen werden. Die Serotypen B und F werden sowohl
durch proteolytische als auch nicht-proteolyti sche Stämme hergestellt
und können
daher entweder in ihrer aktiven oder inaktiven Form wiedergewonnen
werden. Sogar die proteolytischen Stämme, die z.B. den B-Serotyp von
Botulinumtoxin erzeugen, spalten jedoch nur einen Teil des erzeugten
Toxins. Der exakte Anteil von eingeschnittenen zu nicht-eingeschnittenen
Molekülen
hängt von
der Länge
der Inkubation und der Temperatur der Kultur ab. Daher wird wahrscheinlich
ein bestimmter Prozentsatz jedes Präparats z.B. des Botulinumtoxintyps
B inaktiv sein, was möglicherweise für die bekannte
signifikant niedrigere Stärke
von Botulinumtoxintyp B im Vergleich zum Botulinumtoxintyp A verantwortlich
ist. Das Vorhandensein von inaktiven Botulinumtoxinmolekülen in einem
klinischen Präparat
wird zur Gesamtproteinbeladung des Präparats beitragen, die mit Antigenizität verbunden wurde,
ohne zu seiner klinischen Wirksamkeit beizutragen. Zusätzlich ist
bekannt, dass Botulinumtoxintyp B nach intramuskulärer Injektion
eine kürze
Wirkdauer hat und auch weniger potent ist als Botulinumtoxintyp
A derselben Dosis.
-
Wenn
ein modifiziertes Neurotoxin erfindungsgemäß verwendet werden soll, um nicht-krampfverbundenen
Schmerz zu behandeln, können
rekombinante Techniken verwendet werden, um die gewünschten
Neurotoxine herzustellen. Diese Technik enthält Schritte des Erhaltens von
genetischem Material aus natürlichen
Quellen oder synthetischen Quellen, die Codes für eine neuronale Bindungsstelle,
eine zur Translokation des Neurotoxins oder eines Teils davon effektive
Aminosäuresequenz und
eine Aminosäuresequenz
mit therapeutischer Aktivität
bei Freisetzung in das Zytoplasma einer Zielzelle, bevorzugt eines
Neurons, haben. In einer bevorzugten Ausführungsform haben die genetischen Materialien
Codes für
die HC-, HN- und
L-Kette von Clostridiumneurotoxinen, modifizierten clostridialen Neurotoxinen
und Fragmenten davon. Die genetischen Konstrukte werden zur Amplifikation
in Wirtszellen inkorporiert, indem zuerst das genetische Konstrukt
mit einem Klonierungsvektor, wie Phagen oder Plasmiden, fusioniert
wird. Dann werden die Klonierungsvektoren in die Wirte, bevorzugt
E. coli, eingeführt.
Auf die Expression der rekombinanten Gene in den Wirtszellen folgend
können
die resultierenden Proteine unter Verwendung herkömmlicher
Techniken isoliert werden.
-
Obwohl
rekombinante Techniken für
die Herstellung von modifizierten Neurotoxinen bereitgestellt werden,
können
rekombinante Techniken auch eingesetzt werden, um nicht-modifizierte
Neurotoxine, z.B. Botulinumtoxin A wie es natürlich vorkommt, herzustellen,
da die genetische Sequenz vom Botulinumtoxintyp A bekannt ist.
-
Es
gibt viele Vorteile der rekombinanten Herstellung dieser Neurotoxine.
Zum Beispiel ist die Herstellung von Neurotoxin aus anaeroben Clostridiumkulturen
ein mühsamer
und zeitraubender Prozess, einschließlich eines mehrschrittigen
Reinigungsprotokolls, das verschiedenen Präzipitationsschritte und entweder
verlängerte
und wiederholte Kristallisation des Toxins oder verschiedene Stufen
der Säulenchromatographie
mit sich bringt. Signifikanterweise diktiert die hohe Toxizität des Produkts,
dass das Verfahren unter striktem Containment (BL-3) durchgeführt wird.
Während
des Fermentationsprozesses werden die gefalteten Einfachketten-Neurotoxine durch
endogene Clostridiumproteasen durch einen Prozess, genannt Einschneiden,
aktiviert. Dies bringt die Entfernung von ungefähr 10 Aminosäureresten aus
der Einzelkette mit sich, um die Zweikettenform zu bilden, in der
die zwei Ketten durch eine intraketten-Disulfidbindung kovalent
verbunden bleiben.
-
Das
eingeschnittene Neurotoxin ist viel aktiver als die nicht-eingeschnittene
Form. Die Menge und die präzise
Stelle des Einschneidens variieren mit den Serotypen der das Toxin
produzierenden Bakterien. Die Unterschiede bei der Aktivierung des Einfachketten-Neurotoxins
und daher die Ausbeute an eingeschnittenem Toxin werden durch Variationen des
Typs und der Menge der von einem gegebenen Stamm gelieferten proteolytischen
Aktivität
hervorgerufen. Zum Beispiel werden mehr als 99 des Clostridiumbotulinumtoxintyp
A-Einfachketten-Neurotoxins durch den Hall A-Clostridiumbotulinumstamm
aktiviert, wogegen Typ B und E-Stämme Toxine mit geringerem Ausmaß der Aktivierung
produzierten (0 bis 75 %, abhängig
von der Fermentationszeit). Daher spielt die hohe Toxizität des reifen
Neurotoxins eine Hauptrolle bei der kommerziellen Herstellung von Neurotoxinen
als therapeutische Mittel.
-
Der
Grad der Aktivierung von künstlich
erzeugten Clostridiumtoxinen ist daher ein wichtiger Punkt bei der
Herstellung dieser Materialien. Es wäre ein großer Vorteil, wenn Neurotoxine,
wie Botulinumtoxin und Tetanustoxin, rekombinant in großer Ausbeute
in schnellwachsenden Bakterien (wie heterologen E. coli-Zellen)
als relativ nicht-toxische Einzelketten (oder Einzelketten mit reduzierter
toxischer Aktivität),
die sicher, einfach zu isolieren und einfach in die vollaktive Form
umzuwandeln sind, exprimiert werden könnten.
-
Da
die Sicherheit ein Hauptanliegen ist, wurden frühere Arbeiten auf die Expression
in E. coli und die Reinigung von einzelnen H- und L-Ketten von Tetanus-
und Botulinumtoxinen konzentriert; diese isolierten Ketten sind
selbst nicht toxisch; siehe Li et al., Biochemistry 33:7014-7020
(1994); Zhou et al., Biochemistry 34:15175-15181 (1995); hierin
durch das Zitat eingeschlossen. Der getrennten Produktion dieser
Peptidketten folgend und unter strikt kontrollierten Bedingungen
können
die H- und L-Ketten durch oxidative Disulfidbindungsbildung kombiniert
werden, um die neuroparalytischen Diketten zu bilden.
-
Es
ist bekannt, dass postoperativer Schmerz, resultierend von (d.h.
sekundär
auf) einen Muskelkrampf durch präoperative
Injektion von Botulinumtoxintyp A gelindert werden kann. Developmental
Medicine & Child
Neurology 42; 116-121:2000. Im Gegensatz umfasst unsere Erfindung
Verfahren zur Behandlung von postoperativem Schmerz durch prä- oder perioperative,
periphere Verabreichung eines Botulinumtoxins, wobei der Schmerz
nicht durch einen verkrampften Muskel hervorgerufen wird.
-
Daher
kann ein Patient entweder während der
Operation oder bis zu etwa 10 Tage vor der Operation (wobei die
Operation nicht mit der Korrektur oder Behandlung einer spasmodischen
Muskelzustands verbunden ist) lokal und peripher durch Bolusinjektion
etwa 20 Einheiten bis etwa 300 Einheiten eines Botulinumtoxins,
wie Botulinumtoxintyp A, an oder in der Nähe der Stelle eines prospektiven Schnitts
in die Dermis des Patienten verabreicht bekommen. Die Botulinumtoxininjektion
kann subkutan oder intramuskulär
sein. Die Operation wird nicht durchgeführt, um Schmerz zu behandeln
oder zu lindern, der von einem hyperaktiven oder hypertonen Muskel
stammt, da wir überraschenderweise
entdeckt haben, dass viele Arten von Schmerz, die nicht von einem
Muskelkrampf stammen oder aus ihm folgen, durch die Durchführung unserer
offenbarten Erfindung signifikant gelindert werden können.
-
Zur
Linderung von postoperativen Schmerz kann ein Patient, bei dem eine
Operation zum Zwecke der Tumorentfernung, der Knochentransplantation,
des Knochenersatzes, der Explorationsoperation, des Wundverschlusses,
eine kosmetische Operation, wie Liposuktion, oder eine aus einer
Vielzahl von anderen Arten von möglichen
(Nichtmuskelstörungsbehandlung-)
operativen Prozeduren vorgesehen ist, die einen oder mehreren Schnitten
in und/oder durch die Dermis des Patienten verlangt, gemäß unserer Erfindung
durch periphere Verabreichung von etwa 0,01 U/kg bis etwa 60 U/kg
eines Botulinumtoxins, wie des Botulinumtoxintyps A oder B, behandelt
werden. Die Dauer der signifikanten Linderung von postoperativem
Schmerz kann etwa 2 bis etwa 6 Monaten oder länger betragen.
-
Ein
erfindungsgemäß erhältliches
Medikament kann verbesserte Funktion des Patienten bereitstellen.
Eine "verbesserte
Funktion des Patienten" kann
als Verbesserung definiert werden, die durch Faktoren, wie reduzierter
Schmerz, reduzierte im Bett verbrachte Zeit, verstärktes Aufstehen,
gesünderes
Auftreten, variierterer Lebensstil und/oder Heilung, ermöglicht durch
den normalen Muskeltonus gemessen wird. Eine verbesserte Funktion
des Patienten ist synonym mit einer verbesserten Lebensqualität (quality
of life; QOL). QOL kann unter Verwendung z.B. der bekannten SF-12
oder SF-36 "health
survey scoring"-Verfahren
gemessen werden. SF-36 misst die physische und mentale Gesundheit
eines Patienten in acht Domänen
der physischen Funktion, der Rollenlimitierungen aufgrund von physischen
Problemen, der sozialen Funktion, des körperlichen Schmerzes, der allgemeinen
mentalen Gesundheit, der Rollenlimitierungen aufgrund von emotionalen
Problemen, der Vitalität,
der allgemeinen Gesundheitswahrnehmung. Die erhaltenen Punkte können mit
publizierten Werten, die für
verschiedene allgemeine und Patientenpopulationen erhältlich sind,
verglichen werden.
-
Beispiele
-
Die
folgenden, nicht-beschränkenden
Beispiele statten die Fachleute mit spezifischen bevorzugten Methoden
zur Behandlung von nicht-krampfverbundenem Schmerz innerhalb des
Umfangs der vorliegenden Erfindung aus und sind nicht dazu vorgesehen,
den Umfang der Erfindung zu beschränken. Bei den folgenden Beispielen
können
verschiedene Moden der nicht-systemischen Verabreichung eines Neurotoxins
durchgeführt
werden. Zum Beispiel durch intramuskuläre Bolusinjektion, durch mehrfach-subkutane
Injektionen an dermalen Stellen an oder im Bereich des Schmerzes
oder durch Implantation eines Implantats mit kontrollierter Freisetzung.
-
Beispiel 1
-
Schmerzlinderung durch periphere Verabreichung von
Botulinumtoxintyp A
-
Zwei
Experimente wurden durchgeführt. Sprague-Dawley-Ratten
(etwa 300 bis 350 g) wurden in beiden Experimenten verwendet. Das
in beiden Experimenten verwendete Neurotoxin war BOTOX® (Botulinumtoxintyp
A, gereinigter Neurotoxinkomplex). In dem ersten Experiment gab
es 4 Behandlungs(dosis) gruppen: Kontroll (injizierte Salzlösung)-Ratten
(n = 4), 7 U BOTOX®/kg- Ratten (n = 8), 15
U BOTOX®/kg-Ratten
(n = 5) und 30 U BOTOX®/kg-Ratten (n = 4). Den
Kontroll-Ratten wurden 25 Mikroliter 0,9%iger Salzlösung subkutan
in die Plantaroberfläche
der Hinterpfote des Tiers injiziert. Die Stelle und der Verabreichungsweg
von BOTOX® waren
dieselben wie bei der Salzinjektionskontrollgruppe.
-
Fünf Tage
nach entweder der Salzlösungs- oder
BOTOX®-Injektion
wurden bei jeder der Ratten in allen vier Gruppen 50 Mikroliter
5%iges Formalin an der Stelle injiziert, wo zuvor entweder Salzlösung oder
BOTOX® injiziert
wurden. Das Gliedmaßenheben/-lecken
durch das Testtier wurde dann in 5-Minutenintervallen 1 Stunde aufgezeichnet.
-
Der
zweite Satz des Experiments involvierte das gleiche Protokoll wie
das erste Experiment. In dem zweiten Experiment gab es drei Behandlungs(dosis)
gruppen: Kontroll (injizierte Salzlösung)-Ratten (n = 3), 3,5 U
BOTOX®/kg-Ratten
(n = 7) und 7 U BOTOX®/kg-Ratten (n = 8); und
der Formalintest wurde am 12. Tag nach der ursprünglichen BOTOX®- oder
Salzlösungsinjektion
durchgeführt.
-
Die
Ergebnisse dieser zwei Experimente sind in 1 bzw. 2
gezeigt. Die ersten 5 bis 10 Minuten können als Phase 1 bezeichnet
werden, der Phase 2 folgt. Wie durch die 1 und 2 sowohl 5
Tage als auch 12 Tage nach Injektion zeigen, gab es eine signifikante
dosisabhängige
Schmerzlinderung bei den BOTOX®-behandelten Tieren.
-
Beispiel 2
-
Periphere Verabreichung eines Botulinumtoxins,
um Nichtkrampfschmerz zu lindern
-
Eine
46 Jahre alte Frau stellt sich mit Schmerz lokalisiert im Deltoidbereich
aufgrund eines arthritischen Zustands vor. Der Muskel ist weder
verkrampft noch zeigt er einen hypertonen Zustand. Die Patientin
wird durch eine Bolusinjektion von zwischen etwa 50 Einheiten und
200 Einheiten intramuskulärem
Botulinumtoxintyp A behandelt. Innerhalb 1 bis 7 Tagen nach Neurotoxinverabreichung
ist der Schmerz der Patientin wesentlich gelindert. Die Dauer der
signifikanten Schmerzlinderung beträgt etwa 2 bis etwa 6 Monate.
Schmerzen in der Schulter, dem Arm und der Hand aufgrund von Oesteoporose,
Fixierung der Gelenke, Koronarinsuffizienz, zervikale Osteoarthritis,
lokalisierter Schulterkrankheit oder aufgrund einer verlängerten
Periode der Bettruhe können ähnlich behandelt
werden.
-
Beispiel 3
-
Periphere Verabreichung eines Neurotoxins,
um posttherapeutische Neuralgie zu behandeln.
-
Posttherapeutische
Neuralgie ist eines der hartnäckigsten
chronischen Schmerzprobleme. Die an diesen schrecklich schmerzhaften
Prozess leidenden Patienten sind oft älter, haben kräftezehrende Krankheiten
und sind nicht für
größere chirurgische Eingriffe
geeignet. Die Diagnose wird einfach mittels der Erscheinung der
verheilten Herpesverletzungen und der Geschichte des Patienten gestellt.
Der Schmerz ist intensiv und emotional störend. Posttherapeutische Neuralgie
kann überall
auftreten aber meist im Thorax.
-
Ein
76 Jahre alter Mann zeigt einen Schmerz vom posttherapeutischen
Typ. Der Schmerz ist in der Abdomenregion lokalisiert. Der Patient
wird durch eine Bolusinjektion von zwischen etwa 50 Einheiten und
200 Einheiten Botulinumtoxintyp A subkutan in die abdominale Region
behandelt. Innerhalb von 1-7 Tagen nach der Neurotoxinverabreichung
ist der Schmerz des Patienten wesentlich gelindert. Die Dauer der
signifikanten Schmerzlinderung beträgt etwa 2 bis etwa 6 Monate.
-
Beispiel 4
-
Periphere Verabreichung eines Neurotoxins,
um Nasopharyngealtumorschmerz zu behandeln
-
Diese
Tumoren, meistens schwammförmige Zellkarzinome,
sind gewöhnlich
in der Rosenmuller-Fossa und können
in die Basis des Schädels
eindringen. Schmerz im Gesicht ist häufig. Er hat eine konstante,
dumpfschmerzende Natur.
-
Ein
35 Jahre alter Mann zeigt Schmerz vom Nasopharyngealtumortyp. Der
Schmerz wird in der unteren linken Wange angegeben. Der Patient
wird durch eine Bolusinjektion von zwischen etwa 10 Einheiten und
etwa 35 Einheiten Botulinumtoxintyp A intramuskulär in die
Wange behandelt. Innerhalb von 1 bis 7 Tagen nach Neurotoxinverabreichung
ist der Schmerz des Patienten wesentlich gelindert. Die Dauer der
signifikanten Schmerzlinderung beträgt etwa 2 bis etwa 6 Monate.
-
Beispiel 5
-
Periphere Verabreichung eines Neurotoxins,
um chronischen Entzündungsschmerz
zu behandeln
-
Ein
Patient, Alter 45, zeigt chronischen Entzündungsschmerz in der Brustregion.
Der Patient wird durch eine Bolusinjektion von zwischen etwa 50 Einheiten
und 200 Einheiten intramuskulärem
Botulinumtoxintyp A behandelt. Innerhalb von 1 bis 7 Tagen nach
Neurotoxinverabreichung ist der Schmerz des Patienten wesentlich
gelindert. Die Dauer der signifikanten Schmerzlinderung beträgt etwa
2 bis etwa 6 Monate.
-
Beispiel 6
-
Periphere Verabreichung eines Neurotoxins,
um durch Verbrennungen verursachten Schmerz zu behandeln
-
Ein
Patient, Alter 51, erlebt Schmerz anschließend an schwere und umfassende
Verbrennungen 1. oder 2. Grades am Arm. Der Patient wird durch eine
Bolusinjektion von zwischen 30 Einheiten bis etwa 200 Einheiten
Botulinumtoxintyp A subkutan in den Arm behandelt. Innerhalb von
1 bis 7 Tagen nach Neurotoxinverabreichung ist der Schmerz des Patienten
wesentlich gelindert. Die Dauer der signifikanten Schmerzlinderung
beträgt
etwa 2 bis etwa 6 Monaten.
-
Beispiel 7
-
Periphere Verabreichung eines Neurotoxins,
um Gelenkschmerz zu behandeln
-
Ein
Patient, Alter 63, leidet an Gelenkschmerz, resultierend von Arthritis.
Der Patient wird durch eine Bolusinjektion von zwischen etwa 30
Einheiten und 150 Einheiten intramuskulärem Botulinumtoxintyp A in
die Region des schmerzenden Gelenks behandelt. Innerhalb von 1 bis
7 Tagen nach Neurotoxinverabreichung ist der Schmerz des Patienten
wesentlich gelindert. Die Dauer der signifikanten Schmerzlinderung
beträgt
etwa 2 bis etwa 6 Monate.
-
Beispiel 8
-
Periphere Verabreichung eines Neurotoxins,
um postoperativen Schmerz zu behandeln.
-
Einem
Patienten, Alter 39, werden 1 Stunde bis zu 10 Tagen vor der Operation
lokal und peripher durch Bolusinjektion oder subkutane Injektion
etwa 20 Einheiten bis etwa 300 Einheiten eines Botulinumtoxins,
wie eines Botulinumtoxintyps A, an oder in der Nähe der Stelle eines prospektiven
Schnitts in die Dermis des Patienten verabreicht. Die Botulinumtoxininjektion
kann subkutan oder intramuskulär
sein. Die Operation wird nicht durchgeführt, um eine Muskelstörung, wie
einen hyperaktiven oder hypertonen Muskel, zu behandeln oder zu
lindern. Die Dauer der signifikanten Linderung des postoperativen
Schmerzes beträgt
etwa 2 bis etwa 6 Monate.
-
Beispiel 9
-
Behandlung von Visceralschmerz durch Verabreichung
eines Neurotoxins
-
Ein
männlicher
Patient, Alter 46, stellt sich mit chronischem Abdominalschmerz
von visceralem Ursprung aber von unbekannter Etiologie vor. Als
Hypothese werden ein Tumor oder eine Röhrenverengung angenommen. Subkutanes
oder Intraorganbotuliniumtoxin, wie von etwa 20 Einheiten bis etwa
300 Einheiten Botulinumtoxintyp A, werden subkutan oder in das Organ
(an der Stelle des wahrgenommenen Schmerzes) verabreicht. Innerhalb
von ein bis sieben Tagen ist der Schmerz wesentlich gelindert. Die
Dauer der signifikanten Schmerzlinderung beträgt etwa 2 bis etwa 6 Monate.
-
Obwohl
die vorliegende Erfindung im Detail mit Bezug auf bestimmte bevorzugte
Aspekte beschrieben wurde, sind andere Ausführungsformen, Versionen und
Modifikationen innerhalb des Umfangs der vorliegenden Erfindung
möglich.
Zum Beispiel kann eine große
Vielzahl an Neurotoxinen wirksam in der vorliegenden Erfindung eingesetzt
werden. Zusätzlich
erlaubt die vorliegende Erfindung periphere Verabreichungsmethoden,
um nicht mit Muskelstörungen
verbundenen Schmerz zu lindern, wobei zwei oder mehr Neurotoxine,
wie zwei oder mehr Botulinumtoxine, gleichzeitig oder nacheinander
verabreicht werden. Zum Beispiel kann Botulinumtoxintyp A verabreicht
werden, bis die klinischen Antwort verloren geht oder sich neutralisierende
Antikörper entwickeln,
gefolgt von der Verabreichung von Botulinumtoxintyp E. Alternativ
kann eine Kombination von jeweils zwei oder mehreren der Botulinumtoxinserotypen
A bis G lokal verabreicht werden, um den Beginn und die Dauer des
gewünschten
therapeutischen Ergebnisses zu steuern. Ferner können Nicht-Neurotoxinverbindungen
vor, gleichzeitig mit oder anschließend an die Verabreichung des
Neurotoxins verabreicht werden, um Begleitwirkungen, wie einen gesteigerten
oder schnelleren Beginn der Denervierung, bereitzustellen, bevor
das Neurotoxin, wie ein Botulinumtoxin, beginnt seine therapeutische Wirkung
zu zeigen.