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Gebiet der
Erfindung
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Die vorliegende Erfindung betrifft
Polypeptidliganden, die sich an Rezeptoren binden, die am Zellwachstum
beteiligt sind. Insbesondere betrifft sie Polypeptidliganden, die
sich an den p185HER2-Rezeptor binden.
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Beschreibung
der Hintergrunds und des verwandten Standes der Technik
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Zelluläre Protoonkogene kodieren für Proteine,
die – so
die allgemeine Auffassung – die
normale Zellvermehrung und -differenzierung regulieren. Änderungen
ihrer Struktur oder Amplifikation ihrer Expression führen zu
abnormalem Zellwachstum, und sie wurden mit Karzinogenese assoziiert
(Bishop, J. M., Science 235, 305–311 [1978]; Rhims, J. S.,
Cancer Detection and Prevention 11, 139–149 [1988]; Nowell, P. C.,
Cancer Res. 46, 2203–2207
[1986]; Nicolson, G. L. Cancer Res. 47, 1473–1487 [1987]). Protoonkogene
wurden zum ersten Mal unter Anwendung eines von zwei Verfahren identifiziert.
Im ersten zeigte die molekulare Charakterisierung der Genome transformierender
Retroviren, dass die für
die Transformationsfähigkeit
des Virus verantwortlichen Gene in vielen Fällen modifizierte Versionen
von in den Genomen normaler Zelle vorkommenden Genen sind. Die normale
Version ist das Protoonkogen, das durch Mutation verändert wird,
um das Onkogen entstehen zu lassen. Ein Beispiel für ein solches
Genpaar ist der EGF-Rezeptor und das v-erb-B-Geprodukt. Das viral
kodierte v-erb-B-Genprodukt wurde Kürzung und anderen Änderungen
unterzogen, die es konstitutiv aktivieren und es mit der Fähigkeit
versehen, Zelltransformation zu induzieren (Yarden et al., Ann.
Rev. Biochem. 57, 443–478
[1988]).
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Das zweite Verfahren zum Detektieren
zellulärer
Transformationsgene, die sich dominant verhalten, umfasst die Transfektion
zellulärer
DNA aus Tumorzellen verschiedener Spezies in nichttransformierte
Zielzellen einer heterologen Spezies. Am häufigsten erfolgte dies durch
Transfektion von Human-, Vogel- oder Ratten-DNA in die Mäuse-NIH
3T3-Zelllinie (Bishop, J. M. Science 235, 305–311 [1987]; Rhims, J. S. Cancer
Detection and Prevention 11, 139–149 [19881; Nowell, P. C.
Cancer Res. 46, 2203–2207
[1986]; Nicolson, G. L., Cancer Res. 47, 1473–1487 [1987]; Yarden et al.,
Ann. Rev. Biochem. 57, 443–478
[1988]). Nach mehreren Zyklen genomischer DNA-Isolation und Retransfektion
wurde die Human-DNA oder DNA aus anderen Spezies molekular aus dem
Mäuse-Hintergrund
kloniert und anschließend
charakterisiert. In einigen Fällen
wurden die gleichen Gene nach Transfektion und Klonierung isoliert,
die durch direkte Charakterisierung transformierender Viren identifiziert
worden waren. In anderen Fällen
wurden neuartige Onkogene identifiziert. Ein Beispiel für ein durch
diesen Transfektionstest identifiziertes neuartiges Onkogen ist
das neu-Onkogen. Es wurde von Weinberg et al. in einem Transfektionsexperiment
entdeckt, in dem Anfangs-DNA aus einem Karzinogen-induzierten Ratten-Neuroblastom
abgeleitet wurde (Padhy et al., Cell 28, 865–871 [1982]; Schechter et al.,
Nature 312, 513–516
[1984]). Die Charakterisierung des Rattenneu-Onogens deckte auf,
dass es die Struktur einer Wachstumsfaktorrezeptor-Tyrosin-Kinase
aufweis, Homologie mit dem EGF-Rezeptor besaß und sich von seinem Gegenstück, dem
neu-Protoonkogen, durch eine aktivierende Mutation in seiner Transmembrandomäne unterschied
(Bargmann et al., Cell 45, 649–657
[1986]). Das Human-Gegenstück
von neu ist das HER2-Protoonkogen, das auch als c-erb-B2 bezeichnet
wird (Coussens et al., Science 230, 1137–1139 [1985]; WO 89/06692]).
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Die Assoziation des HER2-Protoonkogens
mit Krebs wurde mittels eines dritten Verfahrens festgelegt, d.
h. mittels der Assoziation mit Brustkrebs beim Menschen. Das HER2-Protoonkogen wurde
zuerst aufgrund seiner Homologie mit dem EGF-Rezeptor in cDNA-Bibliotheken
entdeckt, mit welchem Rezeptor es durchwegs strukturelle Ähnlichkeiten
aufweist (Yarden et al., Ann. Rev. Biochem. 57, 443–478 [1988]).
Wenn radioaktive Sonden aus der für p185HER2 kodierenden
cDNA-Sequenz dazu dienten, DNA-Proben von Brustkrebspatienten zu
screenen, wurde Amplifikation des HER2-Protoonkogens in etwa 30%
der Patientenproben beobachtet (Slamon et al., Science 235, 177-182 [1987]). Weitere
Studien bestätigten,
diese Beobachtung und dehnten die Theorie insofern aus, dass sie
eine wichtige Korrelation zwischen HER2-Protoonkogen-Amplifikation und/oder Überexpression
und beeinträchtigte
Prognosemöglichkeiten
beim Eier- stockkrebs
und nicht-kleinzelligem Lungenkrebs vorschlugen (Slamon et al.,
Science 244, 707–712
[1989]; Wright et al., Cancer Res. 49, 2087–2090 [1989]; Paik et al.,
J. Clin. Oncology 8, 103–112
[1990]; Berchuck et al., Cancer Res. 50, 4087–4091 [1990]; Kern et al.,
Cancer Res. 50, 5184–5191
[1990]).
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Die Assoziation von HER2-Amplifikation/Überexpression
mit aggressiver Malignität
(s. o.) impliziert, dass sie eine wichtige Rolle im Verlauf von
Krebserkrankungen beim Menschen spielen könnte; zwar wurden in der Vergangenheit
zahlreiche tumorassoziierte Zelloberflächen-Antigene beschrieben,
doch scheinen wenige von ihnen eine direkte Rolle in der Entstehung
und im Verlauf von Erkrankungen zu spielen (Schlom et al., Cancer
Res. 50, 820–827
[1990]; Szala et al., Proc. Natl. Acad. Sci. 98, 3542–3546).
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Unter den Protoonkogenen finden sich
jene, die für
zelluläre
Wachstumsfaktoren kodieren, die durch endoplasmatische Kinase-Phosphorylierung
von zytoplasmatischem Protein wirken. Das HER1-Gen (oder erb-B1)
kodiert für
den Epidermis-Wachstumsfaktor(EGF-) Rezeptor. Die β-Kette des
Thrombozyten-Wachstumsfaktors wird vom c-sis-Gen kodiert. Der Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierende
Faktor wird vom c-fms-Gen
kodiert. Das neu-Protoonkogen wurde in Ethylnitrosoharnstoff-induzierten
Ratten-Neurobastomen
identifiziert. Das HER2-Gen kodiert für das 1.255 Aminosäuren große Tyrosin-Kinase-Rezeptor-ähnliche
Glykoprotein p185HER2, das Homologie mit
dem Human-Epidermis-Wachstumsfaktorrezeptor aufweist.
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Die bekannten Rezeptor-Tyrosin-Kinasen
besitzen alle das gleiche allgemeine Strukturmotiv: eine Liganden
bindende extrazelluläre
Domäne
und eine für
die Signaltransduktion und -transformation notwendige intrazelluläre Tyrosin-Kinase-Domäne. Diese
zwei Domänen
sind durch einen einzelnen Abschnitt von etwa 20 größtenteils
hydropoben Aminosäuren,
die als Transmembran-Überspannungssequenz
bezeichnet werden, miteinander verbunden. Man geht davon aus, dass
die Transmembran-Überspannungssequenz
eine Rolle dabei spielt, das durch Ligandenbindung erzeugte Signal
vom Zelläußeren in
das Zellinnere zu übertragen.
Das mit dieser allgemeinen Struktur überein stimmende Human-p185HER2-Glykoprotein, das sich auf der Zelloberfläche befindet,
kann in drei Hauptabschnitte unterteilt werden: eine extrazelluläre Domäne (auch
als ECD oder XCD bezeichnet); eine transmembrane Überspannungssequenz;
und eine zytoplasmatische, intrazelluläre Tyrosin-Kinase-Domäne. Während man
annimmt, dass die extrazelluläre
Domäne
ein Ligandenrezeptor ist, wurde der p185HER2-Ligand
noch nicht zuverlässig
identifiziert.
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Es wurde keine spezifische Ligandenbindung
an p185HER2-Ligand identifiziert, obwohl
Lupu et al., Science 249, 1552–1555
(1989) ein inhibitorisches 30 kDa großes Glykoprotein beschreiben,
das von Human-Brustkrebszellen sekretiert wird und angeblich ein
Ligand für
p185HER2 ist. Lupu et al., Science 249, 1552–1555 (1990);
Proceedings of the American Assoc. for Cancer Research, Bd. 32,
Abstract 297, März 1991)
berichteten über
die Reinigung eines 30 kD-Faktors aus MDA-MB-231-Zellen und eines
75 kD-Faktors aus SK-BR-3-Zellen, der p185HER2 stimuliert.
Der 75 kD-Faktor induzierte der Literatur zufolge die Phosphorylierung
von p185HER2 und modulierte die Zellproliferation
und Koloniebildung von SK-BR-2-Zellen, die den p185HER2-Rezeptor überexprimieren.
Der 30-kD-Faktor konkurriert mit muMab 4D5 um die Bindun an p185HER2 g an p185HER2,
und seine Wachstumswirkung auf SK-BR-3-Zellen hing von der 30 kD-Konzentration
ab (stimulierend bei niedrigen Konzentrationen und inhibitorisch
bei höheren
Konzentrationen). Außerdem
stimulierte er das Wachstum von MDA-MB-468-Zellen (EGF-R-positiv,
p185HER2-negativ), er stimulierte die Phosphorylierung
des EGF-Rezeptors, und er konnte aus SK-BR-3-Zellen erhalten werden.
Im neu-Rattensystem beschreiben Yarden et al., Biochemistry 30,
3543–3550
(1991) einen 35 kDa-Glykoprotein-Kandidatenliganden für den durch
ras-transformierte Fibroblasten sekretierten neu-kodierten Rezeptor.
Dobashi et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 88, 8582–8586 (1991);
Biochem. Biophys. Res. Commun. 179, 1536–1542 (1991) beschreiben einen neu-Protein-spezifischen
Aktivierungsfaktor (NAF), der durch Human-T-Zelllinien-ATL-2 sekretiert
wird und ein Molekulargewicht im Bereich von 8–24 kD afweist. Ein 25 kD-Ligand
aus aktivierten Makrophagen wurde ebenfalls beschrieben (Tarakhovsky
et al., J. Cancer Res. 2188-2196 (1991).
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Verfahren für den In-vivo-Test von Tumoren
unter Verwendung HER2-spezifischer monoklonaler Antikörper und
Verfahren zur Behandlung von Tumorzellen mittels HER2-spezifischer
monoklonaler Antikörper sind
in WO 89/06692 beschrieben.
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Es besteht auf dem Gebiet der Erfindung
weiterhin die Notwendigkeit, jene(n) Liganden zu identifizieren,
der bzw. die p185HER2 aktivieren, und seine
bzw. ihre biologische(n) Funktionen) zu ermitteln, z. B. die Rolle im
Zellwachstum und in der Zelldifferenzierung, in der Zelltransformation
und ich der Schaffung maligner Neoplasmen.
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Demzufolge ist es ein Ziel der Erfindung,
ein oder mehrere neuartige p185HER2-Liganden-Polypeptid(e) zu
identifizieren und zu reinigen, das bzw. die p185HER2 bindet/binden
und stimuliert/stimulieren.
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Ein weiteres Ziel ist die Bereitstellung
von für
Nucleinsäuren
kodierenden neuartigen p185HER2-Bindungsligand-Polypeptiden
in rekombinanter Zellkultur für
therapeutische oder diagnostische Zwecke sowie zur Produktion therapeutischer
Antagonisten zur Verwendung bei bestimmten Stoffwechselstörungen,
wie z. B. die Abtötung,
Hemmung und/oder diagnostische Abbildung von Tumoren und Tumor-induzierenden
Zellen, ohne darauf beschränkt
zu sein.
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Es ist ein weiteres Ziel der Erfindung,
Derivate und modifizierte Formen neuartiger Glykoproteinliganden
bereitzustellen, z. B. Aminosäuresequenz-Varianten,
Fusionspolypeptide, die einen p185HER2-Bindungslignanden
und ein heterologes Protein kombinieren, und kovalente Derivate
eines p185HER2-Bindungsliganden.
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Es ist ein zusätzliches Ziel der Erfindung,
Immunogene zur Bildung von Antikörpern
gegen p185HER2-Bindungsliganden bereitzustellen
sowie Antikörper,
die zur Bindung an solche Liganden fähig sind, und Antikörper, die
einen p185HER2-Bindungsliganden binden und
den Liganden an der Aktivierung von p185HER2 hindern,
zu erhalten. Ein weite res Ziel ist die Herstellung von immunogenen,
die einen p185HER2-Bindungsliganden, fusioniert
mit einem immunogenen heterologen Polypeptid, umfassen.
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Diese und andere Ziele der Erfindung
ergeben sich für
Fachleute auf dem Gebiet nach Durchsicht der gesamten Beschreibung.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Gemäß den Zielen der Erfindung
identifizierten und isolierten die Anmelden neuartige Ligandenfamilien,
die sich an p185HER2 binden. Diese Liganden
werden als Heregulin(HRG-) Polypeptide bezeichnet; zu ihnen zählen HRG-a,
HRG-β1,
HRG-β2,
HRG-β3 und
die andere HRG-Polypeptide, die mit Antikörpern gegen diese Familienmitglieder
kreuzreagieren und/oder die im Wesentlichen homolog sind (Definition
siehe unten). Ein bevorzugtes HRG ist der in 4 gezeigte Ligand und seine Fragmente,
die als HRG-a bezeichnet werden. Andere bevorzugte HRG sind die
in 8 dargestellten
Liganden und ihre Fragmente, die als HRG-β1, HRG-β2 (siehe 12) und HRG-β3 (siehe 13) bezeichnet werden.
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In einem weiteren Aspekt bietet die
Erfindung eine Zusammensetzung, die HRG umfasst, das aus seiner
Quellenumgebung isoliert ist, insbesondere HRG, das frei von kontaminierenden
Human-Polypeptiden ist. HRG wird durch Absorption an Heparin-Sepharose,
Kationen- (z. B. Polyasparaginsäure)
Austauschharze und RP-HPLC gereinigt.
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HRG oder HRG-Fragmente (die auch
durch In-vitro-Verfahren synthetisiert werden können) werden (mittels rekombinanter
Expression oder einer In-vitro-Peptidyl-Bindung) mit einem immunogenen
Polpeptid fusioniert und dieses Fusionspolypeptid seinerseits dazu
verwendet, Antikörper
gegen ein HRG-Epitop zu bilden. Anti-HRG-Antikörper werden aus dem Serum immunisierter
Tiere gewonnen. Alternativ dazu werden monoklonale Antikörper aus
Zellen in vitro oder aus in vivo immunisierten Tieren auf herkömmliche
Weise produziert. Durch Routine-Screening identifizierte bevorzugte
Antikörper
binden sich an HRG, sie kreuzreagieren aber im Wesentlichen nicht
mit anderen bekannten Liganden, wie z. B. EGF, und sie verhindern
die Aktivierung von p185HER2 durch HRG.
Außerdem
werden Anti-HRG-Antikörper
selektiert, die zur spezifischen Bindung an individuelle Familienmitglieder
der HRG-Familie fähig
sind, z. B. HRG-α,
HRG-β1,
HRGβ2, HRG-β3, wodurch sie
als spezifische Antagonisten davon dienen können.
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HRG wird auch in vitro abgeleitet,
um immobilisiertes HRG und markiertes HRG herzustellen, besonders
zwecks Diagnose von HRG oder seinen Antikörpern oder für die Affinitätsreinigung
von HRG-Antikörpern. Immobilisierte
Anti-HRG-Antikörper
eignen sich zur Diagnose (in vitro oder in vivo) oder Reinigung
von HRG. In einer bevorzugten Ausführungsform wird ein Gemisch
von HRG und anderen Peptiden über
eine Säule
geschickt, an der die Anti-HRG-Antikörper gebunden sind.
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Substitutions-, Deletions- oder Insertionsvarianten
von HRG werden durch In-vitro- oder Rekombinationstechniken erzeugt
und z. B. auf Immunkreuzreaktivtät
mit den nativen Formen von HRG sowie auf HRG-Antagonisten- oder
-Agonisten-Aktivität
getestet.
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In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
wird HRG zur Stimulierung der Aktivität von p185HER2 in
normalen Zellen verwendet. In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform
wird eine Variante von HRG als Antagonist verwendet, um die Stimulierung
von p185HER2 zu hemmen.
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HRG, seine Derivate oder seine Antikörper sind
zu physiologisch annehmbaren Vehikeln formuliert, insbesondere zur
therapeutischen Nutzung. Solche Vehikel sind z. B. Depotformulierungen
von HRG oder HRG-Varianten. Es werden auch eine Zusammensetzung,
die HRG und einen pharmazeutisch annehmbaren Träger umfasst, und ein isoliertes
Polypeptid, das mit einem heterologen Polypeptid fusioniertes HRG
umfasst, bereitgestellt.
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In weiteren Aspekten bietet die Erfindung
eine für
HRG kodierende isolierte Nucleinsäure, die mit einer detektierbaren
Gruppe markiert oder unmarkiert sein kann, und eine Nucleinsäuresequenz,
die zu einer für
ein HRG kodierenden Nucleinsäuresequenz
komplementär
ist oder unter strengen Bedingungen an sie hybridisiert.
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Die Nucleinsäuresequenz eignet sich auch
in Hybridisierungsassays hinsichtlich HRG-Nucleinsäure und in einem Verfahren
zur Bestimmung der Gegenwart eines HRG, umfassend das Hybridisieren
der DNA (oder RNA), die für
ein HRG kodiert oder komplementär
dazu ist, an eine Testproben-Nucleinsäure und das Bestimmen der Gegenwart
eines HRG. Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zum Amplifizieren
einer Nucleinsäure-Testprobe,
umfassend das Primen einer Nucleinsäure-Polymerase- (Ketten-) Reaktion
mit Nucleinsäure
(DNA oder RNA), die für
ein HRG kodiert oder komplementär
dazu ist.
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In weiteren Aspekten ist die Nucleinsäure DNA
und umfasst außerdem
einen replizierbaren Vektor, der die Nucleinsäure umfasst, die für ein HRG
kodiert und operabel mit Steuersequenzen verbunden ist, die von einem
durch den Vektor transformierten Wirt erkannt werden; die mit dem
Vektor transformierten Wirtszellen; und ein Verfahren zur Verwendung
einer für
ein HRG kodierenden Nucleinsäure,
um die Produktion von HRG zu bewirken, umfassend die Expression
von HRG-Nucleinsäure
in einer Kultur der transformierten Wirtszellen und die Gewinnung
eines HRG aus der Wirtszellenkultur.
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In weiteren Ausführungsformen bietet die Erfindung
ein Verfahren zur Produktion von HRG, umfassend das Insertieren
eines die Transkription modulierenden Elements in ausreichender
Nähe und
Orientierung zu einer HRG-Nucleinsäure, um deren Transkription
zu beeinflussen (zu unterdrücken
oder zu stimulieren), in die DNA einer Zelle, die die für ein HRG
kodierende Nucleinsäure
enthält,
sowie gegebenenfalls den Schritt des Kultivierens der Zelle, die
das Transkriptions-Modulationselement und eine HRG-Nucleinsäure enthält.
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In weiteren Ausführungsformen bietet die Erfindung
eine Zelle, umfassend die für
ein HRG kodierende Nucleinsäure
und ein exogenes Transkriptions-Modulationselement in ausreichender
Nähe und
Orientierung zu einer HRG-Nucleinsäure, um deren Transkription
zu beeinflussen; und eine Wirtszelle, umfassend die Nucleinsäure, die
für ein
HRG kodiert und operabel mit von der Wirtszelle erkannten exogenen
Steuersequenzen verbunden ist.
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Kurzbeschreibung
der Abbildungen
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1 Reinigung von Heregulin auf Polyasparaginsäure-Säule
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Es wurde eine Polyasparaginsäure-Säulenchromatographie
auf HRG-α durchgeführt und
das Elutionsprofil von Proteinen anhand der A214 gemessen.
Der 0,6 M NaCl-Pool aus dem Heparin-Sepharose-Reinigungsschritt
wurde auf 0,2 M NaCl mit Wasser verdünnt und auf die in 17 mM Na-Phosphat,
pH 6,8 mit 30% Ethanol äquilibrierte
Polyasparaginsäure-Säule geladen.
Ein linearer NaCl-Gradient aus 0,3 bis 0,6 M wurde zum Zeitpunkt
0 initiiert und war nach 30 Minuten abgeschlossen. Fraktionen wurden
im HRG-Tyrosin-Autophosphorylierungsassay
untersucht. Die Fraktionen, die Peak C entsprachen, wurden zwecks
weiterer Reinigung auf C4-RP-HPLC gepoolt.
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2 C4-Reinigung von HRG-2 mit umgekehrten
Phasen
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Bild A: Pool C aus der Polyasparaginsäure-Säule wurde
auf eine C4-HPLC-Säule
(Syn-Chropak RP-4) aufgebracht, äquilbriert
in 0,1% TFA, und die Proteine wurden mit einem linearen Acetonitrilgradienten
mit 0,25%/min eluiert. Es ist die Extinktionsspur für den mit
C4-17 bezeichneten Lauf dargestellt. Für den Test wurden 1 ml-Fraktionen
abgenommen.
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Bild B: 10 μl-Aliquoten der Fraktionen wurden
in HRG-Tyrosin-Autophosphorylierungstest untersucht. Die Werte von
Phosphotyrosin im p185HER2-Protein wurden
durch einen spezifischen Anti-Phosphotyrosin-Antikörper quantifiziert
und in wahllosen Einheiten auf der Abszisse angezeigt.
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Bild C: 10 μl-Fraktionen wurden entnommen
und SDS-Gelelektrophorese auf 4–20
Acrylamid-Gradient-Gelen gemäß dem Verfahren
von Laemmli (Nature 227, 680–685
[1970]) unterzogen. Die Molekulargewichte der Standardproteine sind
links von der die Standards enthaltenden Spur angezeigt. Der Hauptpeak von
Tyrosin-Phosphorylierungsaktivität
in Fraktion 17 war mit einer prominenten 45.000 Da großen Bande (HRG-a)
assoziiert.
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3 SDS-Polyacrylamidgel, das Reinigung
von HRG-α aufweist
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Die Molekulargewichtsmarker sind
in Spur 1 zu sehen. Aliquoten aus dem mit MDA-MB-231 konditioniertem Medium (Spur
2), dem 0,6 M NaCl-Pool aus der Heparin-Sepharose-Säule (Spur
3), Spur C aus der Polyasparaginsäure-Säule (Spur 4) und Fraktion 17
aus der HPLC-Säule
(C4-17) (Spur 5) wurden Elektrophorese auf einem 4–20% Gradienten-Gel
unterzogen und mit Silber eingefärbt.
Die Spuren 6 und 7 enthielten nur Puffer und zeigen die Gegenwart
von Gel-Artefakten im 50–65
kDa-Bereich.
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Die 4a–4d zeigen die abgeleitete
Aminosäuresequenz
der cDNA, die in λgt10her16 (SEQ.-ID Nr. 12 und SEQ.-ID Nr. 13)
enthalten ist. Die Nucleotide sind oben links von jeder Zeile nummeriert
und die Aminosäuren
in aus drei Buchstaben bestehenden Codes unten links von jeder Zeile
nummeriert. Die Nucleotidsequenz, die mit der Sonde entspricht,
umfasst Nucleotide 681–720.
Die wahrscheinliche Transmembran-Domäne sind die Aminosäuren 287–309. Die
6 Cysteine des EGF-Motivs sind 226, 234, 240, 254, 256 und 265. Die
5 potenziellen aus 3 Aminosäuren
bestehenden N-gebundenen Glykosylierungsstellen sind 164–166, 170–172, 208–210, 437–439 und
609–611.
Die potenziellen Serin-Threonin-O-Glykosylierungsstellen sind 209–221. Potenzielle
Serin-Glycin-Dipeptid-Glykosaminoglykan-Additionsstellen sind Aminosäuren 42–43, 64–65 und
151–152.
Das Anfangs-Methioonin (MET) befindet sich an Position 45 in 4, obwohl der verarbeitete
N-terminale Rest S46 ist.
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5 Northern Blot-Analyse von MDA-MB-231
und SKBR3-RNA
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Markiert von links nach rechts sind:
1) MDA-MB-231 polyA minus-RNA (RNA nach Entfernung von polyA-enthaltender
RNA); 2) MDA-MB-231 polyA plus-mRNA (RNA mit polyA); 3) SKBR3 polyA
minus-RNA; und 4) SKBR3 polyA plus-mRNA. Die für diese Analyse verwendete
Sonde war ein radioaktiv (32P) markiertes
internes xhol-DNA-Restriktions-Endonuclease-Fragment aus dem cDNA-Abschnitt
von λgt10her16.
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6 Sequenzvergleiche in der EGF-Proteinfamilie
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Die Sequenzen verschiedener EGF-ähnlicher
Proteine (SEQ.-ID Nr. 14, 15, 16, 17, 18 und 19) um die Cysteindomäne wurden
mit der Sequenz von HRG-α ausgerichtet.
Die Position in 6 der
Cysteine und die Invarianten Glycin- und Argininreste an Positionen
238 und 264 zeigen klar auf, dass HRG-α ein Mitglieder der EGF-Familie
ist. Die Region in 6 mit
der höchsten
Aminosäure-Identität der Familienmitglieder
relativ zu HRG-α (30–40%) befindet
sich zwischen Cys 234 und Cys 265. Die stärkste Identität (40%)
befindet sich zwischen der Heparin-Bindungs-EGF (HB-EGF-) Spezies.
HRG-α besitzt
ein einzelnes 3-Aminosäuren-Insert
zwischen Cys 240 und Cys 254. Potenzielle Transmembran-Domänen sind
mit Kästchen
umrahmt (287–309).
Die Balken zeigen die carboxyterminalen Stellen für EGF und
TGF-α an,
worin proteolytische Spaltung die reifen Wachstumsfaktoren von ihren
Transmembran-assoziierten Proformen abhebt. HB-EGF ist Heparinbindungs-Epidermis-Wachstumsfaktor;
EGF ist Epidermis-Wachstumsfaktor; TGF-α ist transformierender Wachstumsfaktor α; und Schwannoma
ist Schwannoma-abgeleiteter Wachstumsfaktor. Die restlichen Nummern
in 6 entsprechen dem
in 4 angewendeten System.
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7 Stimulierung von Zellwachstum durch
HRG-α
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Drei unterschiedliche Zelllinien
wurden auf Wachstumsreaktionen auf 1 nM HRG-α untersucht. Zellprotein wurde
durch Kristallviolett-Einfärbung
quantifiziert, und die Reaktionen wurden auf unbehandelte Vergleichszellen
normalisiert.
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8a–8d (SEQ.-ID Nr. 7) zeigen
die gesamte potenzielle Kodierungs-DNA-Nucleotidsequenz von HRG-β1 und die
abgeleitete Aminosäuresequenz
der in λher11.1
dbI enthaltenen cDNA (SEQ.-ID Nr. 9). Die Nucleotide sind oben links
von jeder Zeile nummeriert und die Aminosäuren in ihren aus 3 Buchstaben
bestehenden Codes unten links von jeder Zeile nummeriert. Die wahrscheinliche
Transmembran-Aminosäuredomäne umfasst
die Aminosäuren
278–300.
Die 6 Cysteine des EGF-Motifs sind 212, 220, 226, 240, 242 und 251. Die
5 potenziellen aus 3 Aminosäuren
bestehenden N-gebundenen Glykosylierungsstellen sind 150–152, 156–158, 196–198, 428–430 und
600–612.
Die potenziellen Serin-Threonin-O-Glykosylierungsstellen sind 195–207. Potenzielle
Serin-Glycin-Dipeptid-Glykosaminoglykan-Additionsstellen sind Aminosäuren 28–29, 50–51 und
137–138.
Das Anfangs-Methionin (MET) befindet sich an Position 31. HRG-β1 ist zum
N-terminalen Rest S32 verarbeitet.
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9 zeigt
einen Vergleich der Aminosäuresequenzen
von HRG-α und
HRG-β1.
Ein Bindestrich (-) zeigt an, dass sich keine Aminosäure an dieser
Position befindet (SEQ.-ID Nr. 8 und SEQ.-ID Nr. 9). Diese Abbildung
verwendet das Nummerierungssystem der 4 und 6.
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10 zeigt
die Stimulierung von HER2-Autophosphorylierung unter Verwendung
von rekombinantem HRG-α (gemessen
durch HER2-Tyrosin-Phosphorylierung).
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11 veranschaulicht
die Nucleotid- und vermeintliche Aminosäuresequenz von λ15'her13 (SEQ.-ID Nr.
22); das Aminosäurerest-Nummerierungssystem
wird nur in dieser Abbildung angewendet.
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Die 12a–12e stellen die Nucleotidsequenz
von λher
76 dar, das für
HRG-β2 kodiert
(SEQ.-ID Nr. 23). In dieser Abbildung beginnt die Aminosäurerest-Nummerierung
mit dem exprimierten N-terminalen MET; der N-Terminus ist S2.
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Die 13a–13c zeigen die Nucleotidsequenz
von λher78
(kodiert für
HRG-β3;
SEQ.-ID Nr. 24).
Diese Abbildung wendet das Aminosäure-Nummerierungssystem von 12 an; S2 ist der verarbeitete
N-Terminus.
-
Die 14a–14d veranschaulichen die
Nucleotidsequenz von λher84
(kodiert für
HRGβ2-ähnliches Polypeptid;
SEQ.-ID Nr. 25). die Abbildung verwendet das Aminosäure-Nummerierungssystem
von 12; S2 ist der
verarbeitete N-Terminus.
-
Die 15a–15c zeigen Aminosäure-Homologien
zwischen den bekannten Heregulinen (α, β1, β2, β2-ähnlich und β3 in absteigender Reihenfolge)
und veranschaulichen Aminosäure-Insertionen,
-Deletionen oder -Substitutionen, die die unterschiedlichen Formen
ausmachen (SEQ.-ID Nr. 26–30).
Diese Abbildung wendet das Aminosäure-Nummerierungssystem der 12–14 an.
-
Ausführliche Beschreibung der bevorzugten
Ausführungsformen
-
1. Definitionen
-
Im Allgemeinen besitzen die folgenden
Wörter
oder Phrasen bei Verwendung in der vorliegenden Beschreibung, in
den Beispielen und in den Patentansprüchen die angeführte Definition.
-
Heregulin („HRG") ist hierin als jede isolierte Polypeptidsequenz
definiert, die die biologische Aktivität eines in 4, 8, 12, 13 oder 15 dargestellten
Polypeptids und von Fragmenten, Allelen oder tierischen Anlogen
davon aufweist. HRG schließt
jedes bislang identifizierte Polypeptid aus, z. B. jedes bekannte
Polypeptid, das gemäß 35 U.
S. C. 102 denkbar wäre,
insbesondere EFG, TFG-α,
Amphiregulin (Plowman et al., Mol. Cell. Biol. 10, 1969 [1990],
HB-EGF (Higashimaya et al., Science 251, 936 [1991]), Schwannoma-Faktor
oder Polypeptide, die für
Fachleute auf dem Gebiet der Erfindung offenkundig sind.
-
Unter „biologischer Aktivität" ist hierin ein In-vivo-Effektor
oder eine antigene Funktion zu verstehen, die direkt durch ein HRG-Polypeptid
(in seiner nativen oder denaturierten Konformation) oder durch jede
Subsequenz davon durchgeführt
wird. Effektorfunktionen umfassen Rezeptorbindung oder -Aktivierung,
Induktion von Differenzierung, mitogener oder wachstumsfördernder
Aktivität,
Immunmodulation, DNA-Regulationsfunktionen u. dgl., ob sie nun derzeit
bekannt oder inhärent
sind. Antigene Funktionen sind z. B. der Besitz einer epitopen oder
antigenen Stelle, die zur Kreuzreaktion mit Antikörpern gegen
ein natürlich
vorkommendes oder denaturierten HRG-Polypeptid oder Fragment davon
fähig ist.
-
Biologisch aktives HRG umfasst Polypeptide
mit Effektor- und antigener Funktion oder nur einer dieser Funktionen.
HRG umfasst antagonistische Polypeptide gegen HRG, sofern solche
Antagonisten ein Epitop eines native HRG enthalten. Eine wesentliche
bekannte Effektorfunktion von HRG ist seine Fähigkeit, sich an p185HER2 zu binden und die Rezeptor-Tyrosin-Kinase
zu aktivieren.
-
HRG umfasst die translatierte Aminosäuresequenz
von Human-HRG voller Länge
(pro HRG; hierin in den Abbildungen dargestellt); deglykosylierte
oder unglykosylierte Derivate; Aminosäuresequenz-Varianten; und kovalente
Derivate von HRG, sofern sie biologische Aktivität aufweisen. Zwar ist die native
Proform von HRG wahrscheinlich ein Membran-gebundenes Polypeptid,
doch sind auch lösliche
Formen, z. B. Formen ohne funktionale Transmembrandomäne (proHRG
oder seine Fragmente), in dieser Definition enthalten.
-
Die Definition von HRG gilt auch
für Fragmente
von intaktem HRG. Zwei Hauptdomänen
sind innerhalb der Fragmente enthalten. Es handelt sich um die Wachstumsfaktordomäne („GFD"), die homolog zur EGF-Familie
ist und sich etwa an Resten 5216-A227 bis N268-R286 (9, HRG-α; die GFD-Domänen für andere
HRG [15] sind homologe
Sequenzen) befindet. Vorzugsweise sind die GFD für HRG-α, HRG-β1, HRG-β2, HRG-β2-ähnlich und HRG-β3 G175-K241,
G175-K246, G175-K238, G175-K238 bzw. G175-E241 (15).
-
Ein weiteres Fragment von Interesse
ist die N-terminale Domäne
(„NTD"). Die NTD erstreckt
sich vom N-Terminus des verarbeiteten HRG (S2) bis zum Rest, der
an einen Nterminalen Rest der GFD angrenzt, d. h. etwa T172-C182
(15), vorzugsweise
T174. Eine zusätzliche
Gruppe von Fragmenten umfasst die NTD-GFD-Domänen, die das Äquivalent
der extrazellulären
Domänen
von HRG-α und β1-β2 sind.
Ein weiteres Fragment ist das C-terminale Peptid („CTP"), das sich etwa
20 Reste N-terminal zum ersten Rest der Transmembran-Domäne befindet
(entweder alleine oder in Kombination mit dem C-terminalen Rest
des HRG).
-
In bevorzugten Ausführungsformen
ist antigenisch aktives HRG ein Polypeptid, das sich mit einer Affinität von zumindest
etwa 107 l/Mol an einen Antikörper gegen
eine natürlich
vorkommende HRG-Sequenz bindet. Üblicherweise
bindet sich das Polypeptid mit einer Affinität von zumindest etwa 108 l/mol. Am bevorzugtesten ist das antigenisch
aktive HRG ein Polypeptid, das sich an einen Antikörper gegen
eines der HRG in seiner nativen Konformation bindet. HRG in seiner
nativen Konformation ist im Allgemeinen HRG, wie es in der Natur
vorkommt – nicht
denaturiert durch chaotrope Mittel, Wärme oder eine andere Behandlung,
die die dreidimensionale Struktur von HRG substanziell verändert (bestimmt
z. B. durch Migration nicht-reduzierender, nicht-denaturierender
Größenklassierungsgele).
In dieser Bestimmung verwendeter Antikörper ist polyklonaler Kaninchen-Antikörper, der
durch Formulierung von nativem HRG aus einer Nicht-Kaninchen-Spezies
in komplettem Freund-Adjuvans, subkutane Injektion der Formulierung
in Kaninchen und Wiederauffrischen der Immunreaktion durch intraperitoneale
Injektion der Formulierung, bis der Titer des Anti-HRG-Antikörpers ein
Plateau erreicht, gebildet wird).
-
Üblicherweise
besitzt biologisch aktives HRG eine Aminosäuresequenz von zumindest 75%
Aminosäuresequenz-Identität mit einer
HRG-Sequenz, noch bevorzugter mit zu mindest 80%, noch bevorzugter
von zumindest 90%, am bevorzugtesten von zumindest 95% Identität. Identität oder Homologie
in Bezug auf ein HRG-Sequenz ist hierin als Prozentsatz von Aminosäureresten
in der Kandidatensequenz definiert, die mit HRG-Resten in 15 identisch sind – nach dem Ausrichten von Sequenzen
von Einführen
von Zwischenräumen,
falls sich dies als notwendig erweist, um maximale prozentuelle
Homologie zu erzielen, wobei man konservative Substitutionen nicht
als identische Reste auffasst. Keine der N-terminalen, C-terminalen
oder internen Verlängerungen,
Deletionen oder Insertionen in die HRG-Sequenz soll so ausgelegt
werden, dass sie die Homologie beeinflusst.
-
Somit umfassen die biologisch aktiven
HRG-Polypeptide der Erfindung jeweils exprimierte oder verarbeitete
HRG-Sequenz; Fragmente davon mit einer konsekutiven Sequenz von
zumindest 15, 20, 25, 30 oder 40 Aminosäureresten; Aminosäuresequenz-Varianten von HRG,
worin ein Aminosäurerest
N- oder C-terminal zur oder innerhalb der HRG-Sequenz bzw. zum oder
innerhalb ihres Fragments insertiert wurde (Definition siehe oben);
Aminosäuresequenz-Varianten
von HRG-Sequenz oder ihrem Fragment (siehe oben), worin ein Rest
durch einen anderen Rest substituiert wurde. HRG-Polypeptide umfassen
jene, die vorbestimmte Mutationen besitzen, z. B. durch stellengerichtete
oder PCR-Mutagenese. HRG umfasst HRG aus einer Spezies wie z. B.
Kaninchen, Ratten, Schweinen, Primaten (ausschließlich des
Menschen), Pferden, Mäusen
und Schafen sowie Allele oder andere natürlich vorkommende Varianten
der obigen Substanzen; Derivate von HRG oder seiner Fragmente (Definition
siehe oben), worin HRG oder seine Fragmente durch Substitution,
chemische, enzymatische oder andere geeignete Techniken mit einer
anderen Gruppe als einer natürlich
vorkommenden Aminosäure
kovalent modifiziert wurde(n) (z. B. mit einer detektierbaren Gruppe
wie etwa einem Enzym oder Radioisotop); Glykosylierungsvarianten
von HRG (Insertion einer Glykosylierungsstelle oder Deletion einer
beliebigen Glykosylierungsstelle durch Deletion, Insertion oder
Substitution eines geeigneten Rests); und lösliche Formen von HRG, z. B.
HRG-GFD oder jene, die keine funktionale transmembrane Domäne aufweisen.
-
Von besonderem Interesse sind Fusionsproteine,
die HRG-NTD enthalten, aber frei von GFD sind, die üblicherweise
mit der vorliegenden HRG-NTD assoziiert sind. Die ersten 23 Aminosäuren der
NTD sind von geladenen Resten dominiert und enthalten eine Sequenz
(GKKKER; Reste 13–18, 15), die eine starke Ähnlichkeit
zum Konsenssequenz-Motiv für
das nucleare Targeting aufweist (Roberts, Biochim. Biophys. Acta 1008,
263 [1989]). Demzufolge umfasst das HRG Fusionen, in denen die NTD
oder zumindest ein Polypeptid mit den ersten etwa 23 Resten an einem
Terminus mit einem Nicht-HRG-Polypeptid oder einer GFD eines anderen
HRG-Familienmitglieds fusioniert ist. Das Nicht-HRG-Polypeptid ist
in der vorliegenden Ausführungsform
ein regulatorisches Protein, ein Wachstumsfaktor wie z. B. EGF oder
TGF-α oder
ein Polypeptidligand, der sich an einen Zellrezeptor bindet, insbesondere
einen Zelloberflächenrezeptor,
der sich auf der Oberfläche einer
Zelle befindet, deren Regulation erwünscht ist, z. B. einer Krebszelle.
-
In einer weiteren Ausführungsform
ist/sind ein oder mehr Reste 13–18
unabhängig
voneinander variiert, um eine Sequenz zu produzieren, die für das nucleare
Targeting nicht in Frage kommt. Beispielsweise ist G13 zu einem
anderen natürlich
vorkommenden Rest mutiert, z. B. P, L, I, V, A, M, F, K, D oder
S; ein oder mehrere von K14-K16 ist/sind zu anderen natürlich vorkommenden
Resten mutiert, z. B. D, R, K, N, N oder Q; und R18 ist zu einem
anderen natürlich
vorkommenden Rest mutiert, z. B. K, N, D, E, N oder Q. Alle oder
beliebige dieser Reste 13–18
sind auch deletiert, oder es sind externe Reste angrenzend an diese
Reste insertiert; z. B. Reste, die angrenzend an Reste 13–18 insertiert
sind, die die gleichen wie die oben angeführten Substitutionen für die Reste
selbst sind.
-
In einer weiteren Ausführungsform
sind Enzyme oder ist ein nucleares Regulationsprotein wie z. B.
ein transkriptionaler Regulationsfaktor mit HRG-NTR, HRG-NTD-GFD
oder HRG-GFD fusioniert. Das Enzym oder der Faktor ist mit dem N-
oder C-Terminus fusioniert, zwischen der NTD- und GFD-Domäne insertiert
oder für die
Region von NTD zwischen den ersten etwa 23 Resten und der GFD substituiert.
-
„Isoliertes" HRG bezieht sich
hierin auf HG, das identifiziert wurde und frei von Komponenten
seiner natürlichen
Umgebung ist. Kontaminierende Komponenten seiner natürlichen
Umgebung sind z. B. Materialien, die die diagnostischen oder therapeutischen
Nutzungen von HRG beeinträchtigen
würden,
beispielsweise Proteine, Hormone und andere Substanzen. In bevorzugten
Ausführungsformen
ist HRG solcherart gereinigt, dass (1) es mehr als 95 Gew.-%, am
bevorzugtesten mehr als 99 Gew.-%, Protein enthält (bestimmt durch das Lowry-Verfahren
oder ein anderes validiertes Proteinbestimmungs-Verfahren); (2)
man einen ausreichenden Reinigungsgrad erzielt, um zumindest 15
Reste N-terminaler oder interner Aminosäuresequenz unter Verwendung
des bis dato besten im Handel verfügbaren Aminosäure-Sequenators
zu erhalten; oder (3) Homogenität mittels
SDS-PAGE und Coomassieblau oder vorzugsweise Silbereinfärbung erzielt
wird. Zu isoliertem HRG zählt
HRG in situ innerhalb heterologer rekombinanter Zellen, da zumindest
eine Komponente aus der natürlichen
Umgebung von HRG nicht vorhanden ist. Isoliertes HRG umfasst HRG
aus einer Spezies in rekombinanter Zellkultur einer anderen Spezies,
da HRG unter diesen Umständen
keine Quellen-Polypeptide aufweist. Üblicherweise wird jedoch isoliertes
HRG durch zumindest einen Reinigungsschritt erzeugt.
-
Gemäß der Erfindung ist HRG-Nucleinsäure RNA
oder DNA mit mehr als 10 Basen, die für biologisch oder antigenisch
aktives HRG kodiert, komplementär
zur Nucleinsäuresequenz
ist, die für
ein solches HRG kodiert, oder an Nucleinsäuresequenz hybridisiert, die
für solches
HRG kodiert, und unter strengen Bedingungen stabil daran gebunden
bleibt.
-
Vorzugsweise kodiert HRG-Nucleinsäure für ein Polypeptid,
das zumindest 75%, noch bevorzugter zumindest 80%, noch bevorzugter
zumindest 85%, noch bevorzugter zumindest 90%, am bevorzugtesten
zumindest 95%, Sequenzidentität
mit einer HRG-Sequenz
aufweist (siehe 4, 8, 12, 13 oder 15). Vorzugsweise enthält die hybridisierende
HRG-Nucleinsäure
etwa 20, noch bevorzugter zumindest etwa 40, am bevorzugtesten zumindest
etwa 90, Basen. Eine derartige hybridisierende oder komplementäre Nucleinsäure schließt jedoch
Nucleinsäure
aus, die für
EGF, TGF-α,
Amphiregulin, HB-EGF,
Schwannoma-Faktor oder Fragmente oder Varianten davon kodiert, die
für Fachleute
auf dem Gebiet offenkundig sind.
-
Isolierte NRG-Nucleinsäure ist
z. B. Nucleinsäure,
die frei von zumindest einer kontaminierenden Nucleinsäure ist,
mit der sie üblicherweise
in der natürlichen
Quelle von HRG-Nucleinsäure
assoziiert ist. Isolierte HRG-Nucleinsäure ist somit in einer anderen
Form oder Umgebung vorhanden, in der sie in der Natur vorliegt. Isolierte
HRG-kodierende Nucleinsäure
enthält
jedoch NRG-Nucleinsäure
in üblicherweise
HRG-exprimierenden Zellen, worin die Nucleinsäure an einer chromosomalen
Position vorliegt, die sich von jener natürlicher Zellen unterscheidet,
oder durch eine andere DNA-Sequenz flankiert ist als in der Natur.
HRG-kodierende Nucleinsäure
kann in spezifischen Hybridisierungstests verwendet werden, insbesondere
jene Abschnitte von HRG-kodierender Sequenz, die mit anderen bekannten
DNA-Sequenzen nicht hybridisieren, z. B. jene, die für die EGF-ähnlichen
Moleküle
von 6 kodieren.
-
„Strenge Bedingungen" sind jene, die (1)
geringe Ionenstärke
und hohe Temperatur für
das Waschen von z. B. 0,015 M NaCl/0,0015 M Natriumcitrat/0,1% NaDodSO4 bei 50 °C
vorsehen; (2) während
der Hybridisierung ein Denaturierungsmittel wie z. B. Formamid vorsehen,
z. B. 50% (v/v) Formamid mit 0,1% Rinderserumalbumin, 0,1% Ficoll,
0,1% Polyvinylpyrrolidon, 50 mM Natriumphosphatpuffer, pH 6,5 mit
750 mM NaCl, 75 mM Natriumcitrat bei 42°C; oder (3) 50% Formamid, 5 × SSC (0,75
M NaCI, 0,075 M Natriumcitrat), 50 mM Natriumphosphat (pH 6,8),
0,1 % Natriumpyrophosphat, 5 × Denhardt-Lösung, ultraschallbehandelte
Lachssperma-DNA (50 g/ml), 0,1% SDS und 10% Dextransulfat bei 42°C vorsehen,
wobei die Waschungen bei 42°C in
0,2 × SSC
und 0,1% SDS erfolgen.
-
Beispiele für HRG-α-Nucleinsäuren sind Nucleinsäuren oder
Oligonucletoide, die aus einer aus 4a–4d ausgewählten Nucleotidsequenz
bestehen, umfassend mehr als 17 Basen (ausschließlich Nucleinsäuresequenzen
kleiner polydisperser zirkulärer
Human- DNA [HUMPC125],
Hühner-c-mos-Protoonkogen-Homolog
(CHKMOS), Basismembran-Heparinsulfat-Proteoglykan
[HUMBMHSP] und Human-Lipocortin 2-Pseudogen (komplette cds-Region,
HUMLIP2B]), üblicherweise
mehr als 20 Basen, vorzugsweise mehr als 25 Basen, gemeinsam mit
den komplementären
Sequenzen davon.
-
Beispiele für HRG-β1-,
-β2- oder -β3-Nucleinsäuren sind Nucleinsäuren oder
Oligonucleotide, die aus einer aus den 8a–8d, 12a–12e oder 13a–13c ausgewählten Nucleotidsequenz
bestehen, umfassend mehr als 20 Basen (unter Ausschuss der polyA-Sequenz
am 3'-Ende jedes
Gens, siehe Abbildungen), gemeinsam mit den Komplementen solcher
Sequenzen. Vorzugsweise enthält
die Sequenz mehr als 25 Basen. HRG-β-Sequenzen können auch die kleine polydisperse
zirkuläre
DNA-Sequenz (HUMP-C125) ausschließen.
-
In anderen Ausführungsform enthält die HRG-Nucleotidsequenz
eine aus 15 oder mehr Basen bestehende HRG-Sequenz und ist ausgewählt aus
der Sequenz, die für
die HRG-Domäne kodiert
(erstreckt sich vom N-Terminus der GFD bis zum N-Terminus der Transmembran-Sequenz
oder dem Komplement dieser Nucleinsäuresequenz). In Bezug auf HRG-α ist z. B.
die Nucletoidsequenz aus der Sequenz 678–869 (4b) ausgewählt und enthält eine
Sequenz von 15 oder mehr Basen aus diesem Abschnitt der HRG-Nucleinsäure.
-
In anderen Ausführungsformen ist die HRG-Nucleinsäuresequenz
mehr als 14 Basen groß und
ist aus einer Nucleotidsequenz ausgewählt, die für jeden Subtyp charakteristisch
ist, z. B. aus einer Nucleinsäuresequenz,
die für
eine Aminosäuresequenz
kodiert, die für
jeden der HRG-Subtypen charakteristisch ist (oder das Komplement,
dieser Nucleinsäuresequenz).
Diese Sequenzen eignen sich in diagnostischen Assays für die Expression
verschiedener Subtypen sowie für
die spezifische Amplifikation der Subtyp-DNA. Beispielsweise würde die
HRG-α-Sequenz
von Interesse aus der Sequenz ausgewählt sein, die für den einzigen
N-Terminus oder die GFD-Transmembran-Verbindungssequenz kodiert,
z. B. etwa bp771-860. Ebenso ist eine einzigartige HRG-β1-Sequenz eine,
die für
die letzten 15 C-terminalen Aminosäurereste kodiert; diese Sequenz
findet sich in HRG-α nicht.
-
Im Allgemeinen ist die Länge der
HRG-α- oder
HRG-β-Sequenz über die
oben angeführte
Basenanzahl hinaus unwesentlich, da alle derartigen Nucleinsäuren als
Sonden oder Amplifikationsprimer geeignet sind. Die ausgewählte HRG-Sequenz
kann zusätzliche
HRG-Sequenz (entweder die normale Flankierungssequenz oder andere
Regionen der HRG-Nucleinsäure)
sowie andere Nucleinsäuresequenzen
enthalten. Für
die Zwecke der Hybridisierung ist nur die HRG-Sequenz entscheidend.
-
Der Ausdruck „Steuersequenzen" bezieht sich hierin
auf DNA-Sequenzen, die für
die Expression einer operabel verbundenen Kodiersequenz in einem
konkreten Wirtsorganismus notwendig sind. Die Steuersequenzen, die
sich für
Prokaryoten eignen, sind z. B. eine Promotor-, gegebenenfalls eine
Operatorsequenz, eine Ribosomen-Bindungsstelle und möglicherweise
noch relativ unbekannte andere Sequenzen. Man weiß, dass
eukaryotische Zellen Promotoren, Polyadenylationssignale und Enhancer
verwenden.
-
Nucleinsäure ist „operabel verbunden", wenn sie in eine
funktionale Beziehung mit einer anderen Nucleinsäuresequenz gebracht wird. Beispielsweise
ist DNA für
eine Prosequenz oder einen sekretorischen Leader operabel mit DNA
für ein
Polypeptid verbunden, wenn sie als Vorprotein exprimiert ist, das
an der Sekretion des Polypeptids beteiligt ist; ein Promotor oder
Enhancer (Verstärker)
ist operabel mit einer Kodiersequenz verbunden, wenn er die Transkription
der Sequenz beeinfluss T; oder eine Ribosomen-Bindungsstelle ist operabel mit einer
Kodiersequenz verbunden, wenn er so positioniert ist, dass er die
Translation erleichtert. Im Allgemeinen bedeutet „operabel
verbunden", dass
die verbundenen DNA-Sequenzen zusammenhängend und – im Fall eines sekretorischen
Leaders – zusammenhängend und
in Lesephase angeordnet sind. Enhancer müssen allerdings nicht zusammenhängend sein.
Die Verbindung erfolgt durch Ligation an geeigneten Restriktionsstellen.
Wenn solche Stellen nicht existieren, werden syntheti sche Oligonucleotid-Adaptoren
oder -Linker in Einklang mit konventionellen Verfahren verwendet.
-
Ein „exogenes" Element ist hierin als Nucleinsäuresequenz
definiert, die für
die Zelle fremd oder zur Helle homolog ist, aber sich an einer Position
innerhalb der Wirtszellen-Nucleinsäure befindet,
an der das Element üblicherweise
nicht vorkommt.
-
Die Ausdrücke „Zelle", „Zelllinie" und „Zellkultur" werden hierin austauschbar
verwendet, wobei alle diese Termini auch die Nachkommenschaft umfassen.
Die Ausdrücke „Transformanten" und „transformierte Zellen" umfassen hierin
die primären
daraus abgeleiteten Zellen und Kulturen (ohne Berücksichtigung
der Anzahl an Transfers). Es ist ferner zu beachten, dass die gesamte
Nachkommenschaft hinsichtlich des DNA-Gehalts möglicherweise nicht genau identisch
ist, was auf beabsichtigte oder unbeabsichtigte Mutationen zurückzuführen ist.
Mutanten in der Nachkommenschaft, die die gleiche Funktion oder
biologische Aktivität
aufweisen, wie sie in der ursprünglich
transformierten Zelle gescreent wurden, sind ebenfalls enthalten.
Es ergibt sich aus dem Kontext, wo voneinander unterschiedliche
Bezeichnungen beabsichtigt sind.
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„Plasmide" werden durch ein klein geschriebenes „p" identifiziert, vor
und/oder nach dem Großbuchstaben
und/oder Zahlen stehen. Die Ausgangsplasmide sind hierin im Handel
erhältlich, öffentlich
uneingeschränkt
verfügbar
oder können
aus solchen erhältlichen
Plasmiden in Einklang mit veröffentlichten
Verfahren konstruiert werden. Außerdem sind andere gleichwertige
Plasmide auf dem Gebiet der Erfindung bekannt und für Fachleute
offenkundig.
-
„Restriktionsenzym-Verdau" von DNA bezieht
sich auf die katalytische Spaltung der DNA mit einem Enzym, das
nur an bestimmten Positionen in der DNA wirkt. Solche Enzyme werden
als Restriktions-Endonucleasen bezeichnet, und die Stellen, für die jede
spezifisch ist, nennt man eine Restriktionsstelle. Die verschiedenen
hierin verwendeten Restriktionsenzyme sind im Handel erhältlich,
wobei die von den Enzymherstellern an gegebenen Reaktionsbedingungen,
Co-Faktoren und anderen Bedingungen berücksichtigt werden. Restriktionsenzyme
sind üblicherweise
durch Abkürzungen
gekennzeichnet, die aus einem Großbuchstaben, gefolgt von anderen
Buchstaben, die den Mikroorganismus repräsentieren, aus dem jedes Restriktionsenzym
ursprünglich
erhalten wurde, und anschließend
einer das jeweilige Enzym bezeichnenden Zahl bestehen. Im Allgemeinen
wird etwa 1 μg
Plasmid oder DNA-Fragment mit etwa 1–2 Enzymeinheiten in etwa 20 μl Pufferlösung verwendet.
Geeignete Puffer und Substratmengen für bestimmte Restriktionsenzyme
werden vom Hersteller angegeben. Üblicherweise erfolgt etwa einstündige Inkubation
bei 37°C,
doch dies kann je nach Anweisungen des Herstellers variieren. Nach
der Inkubation wird Protein oder Polypeptid durch Extraktion mit
Phenol und Chloroform entfernt und die verdaute Nucleinsäure aus
der wässrigen
Fraktion durch Ethanol-Fällung
gewonnen. An den Verdau mit einem Restriktionsenzym kann sich bakterielle
alkalische Phosphatase-Hydrolyse der terminalen 5'-Phosphate anschließen, um
zu verhindern, dass die zwei restriktionsgespaltenen Enden eines DNA-Fragments
eine geschlossene Schleife bilden („Ringschließung"), die die Insertion
anderer DNA-Fragmente an der Restriktionsstelle erschweren würde. Sofern
nicht anders angeführt
schließt
sich an den Verdau von Plasmiden keine 5'-terminale Dephosphorylierung an. Die
Verfahren und Reagenzien für
die Dephosphorylierung sind konventionell und sind in Kapiteln 1.56–1.61 von
Sambrook et al., Molecular Cloning: A Laboratory Manual, New York,
Cold Spring Harbor Laboratory Press (1989) beschrieben.
-
„Ligation" bezieht sich auf das Verfahren zur
Bildung von Phosphodiester-Bindungen zwischen zwei Nucleinsäurefragmenten.
Um die DNA-Fragmente miteinander zu ligieren, müssen die Enden der DNA-Fragmente
miteinander kompatibel sein. In einigen Fällen sind die Enden nach Endonuclease-Verdau
direkt kompatibel. Es kann jedoch notwendig sein, zuerst die versetzten
Enden, die nach Endonuclease-Verdau gemeinsam produziert wurden,
in stumpfe Enden umzuwandeln, um sie ligationskompatibel zu machen.
Um die Enden abzustumpfen, wird die DNA in einem geeigneten Puffer
zumindest 15 Minuten lang bei 15°C
mit etwa 10 Einheiten Klenow-Fragment von DNA-Polymerase I oder
T4 DNA-Polymerase in Gegenwart der vier Desoxyribonucleotidtriphos phate
behandelt. Die DNA wird dann durch Phenol-Chloroform-Extraktion
und Ethanol-Fällung gereinigt.
Die zu ligierenden DNA-Fragmente werden dann in etwa äquimolaren
Mengen in Lösung
eingebracht. Die Lösung
enthält
auch ATP, Ligasepuffer und eine Ligase wie z. B. T4 DNA-Ligase (etwa
10 Einheiten pro 0,5 μg
DNA). Wenn die DNA in einen Vektor zu ligieren ist, wird der Vektor
zunächst
durch Verdau mit der bzw. den geeigneten Restriktions-Endonuclease(n)
linearisiert. Das linearisierte Fragment wird anschließend mit
bakterieller alkalischer Phosphatase oder Kalbsdarm-Phosphatase
behandelt, um während
des Ligationsschritts Selbstligation zu verhindern.
-
Die Technik der „Polymerase-Kettenreaktion" oder „PCR" bezieht sich hierin
allgemein auf ein Verfahren, in dem winzige Mengen eines spezifischen
Stücks
Nucleinsäure,
RNA und/oder DNA amplifiziert werden (siehe US-Patent 4.683.195
vom 28. Juli 1987). Im Allgemeinen muss Sequenzinformation von den
Enden der Region von Interesse oder darüber hinaus vorliegen, sodass
Oligonucleotid-Primer konstruiert werden können; diese Primer sind hinsichtlich
ihrer Sequenz mit gegenüberliegenden
Strängen
des zu amplifizierenden Templats identisch oder ähneln ihnen. Die 5'-terminalen Nucleotide
der zwei Primer können
mit den Enden des amplifizierten Materials zusammenfallen. PCR kann
dazu dienen, spezifische RNA-Sequenzen, spezifische DNA-Sequenzen
aus genomischer Voll-DNA und cDNA, transkribiert aus zellulärer Voll-RNA,
Bakteriophagen oder Plasmidsequenzen usw. zu amplifizieren. Siehe
für einen
allgemeinen Überblick
Mullis et al., Cold Spring Harbor Symp. Quant. Biol. 51, 263 (1987);
Erlich, Hg., PCR Technology, Stockton Press, NY, 1989. PCR wird hierin
als ein – aber
nicht als einziges – Beispiel
für ein
Nucleinsäure-Polymerase-Reaktionsverfahren
zum Amplifizieren einer Nucleinsäure-Testprobe
betrachtet, das die Verwendung einer bekannten Nucleinsäure (DNA oder
RNA) als Primer umfasst; es wird ferner eine Nucleinsäure-Polymerase
verwendet, um ein spezifisches Stück Nucleinsäure zu amplifizieren oder zu
produzieren oder um ein spezifisches Stück Nucleinsäure zu amplifizieren oder zu
produzieren, das zu einer bestimmten Nucleinsäure komplementär sein kann.
-
Der „HRG-Tyrosin-Autophösphorylierungstest" zum Nachweis der
Gegenwart von HRG-Liganden dient dazu, die Reinigung eines liganden
für den
p185HER2-Rezeptor zu überwachen. Dieser Assay beruht
auf der Annahme, dass ein spezifischer Ligand für den p185HER2-Rezeptor
die Autophosphorylierung des Rezeptors in Analogie zu EGF und seiner
Stimulierung von EGF-Rezeptor-Autophosphorylierung stimuliert. MDA-MB-453-Zellen oder MCF7-Zellen,
die hohe Werte an p185HER2-Rezeptoren, aber
sehr kleine Mengen an Human-EGF-Rezeptoren enthalten, stammten von
der American Type Culture Collection, Rockville, MD (ATCC Nr. HTB-131)
und wurden in Gewebekultur mit 10 Kalbsfötenserum in DMEM/Hams F12-
(1 : 1) Medium gehalten. Für
den Test wurden die Zellen trypsiniert und mit etwa 150.000 Zellen/Napf
in 24-Napf-Schalen (Costar) ausplattiert. Nach der Inkubation mit
Serum-enthaltendem Medium über
Nacht wurden die Zellen 2–18
Stunden vor dem Test in serumfreies Medium gelegt. Testproben von
100 μl-Aliquoten
wurden jedem Napf zugesetzt. Die Zellen wurden 5–30 Minuten lang, typischerweise
30 Minuten lang, bei 37°C
inkubiert und das Medium entfernt. Die Zellen in jedem Napf wurden
mit 100 μl
SDS-Gel-Denaturierungspuffer (Seprosol, Enpotech, Inc.) behandelt
und die Platten 5 Minuten lang bei 100°C erhitzt, um die Zellen zu
lösen und
die Proteine zu denaturieren. Allquote aus jedem Napf wurden Elektrophorese
auf 5–20%
Gradient-SDS-Gelen (Novex, Encinitas, CA, USA) gemäß den Anweisungen
der Herstellerfirma unterzogen. Nachdem die Farbstofffront den Gelboden
erreicht hatte, wurde die Elektrophorese abgeschlossen und eine
Folie aus PVDF-Membran (ProBlott, ABI) auf das Gel gelegt; die Proteine
wurden in einer Blotting-Kammer (BioRad) bei 200 mAmp 30–60 Minuten
lang vom Gel auf die Membran übertragen.
Nach dem Blotting wurden die Membranen mit Tris-gepufferter Salzlösung, die
0,1 Tween 20-Detergenspuffer mit 5% BSA enthielt, 2–18 h lang
inkubiert, um nichtspezifische Bindung zu blockieren, und dann mit
einem Mäuse-Anti-Phosphotyrosin-Antikörper (Upstate
Biological Inc. NY, USA) behandelt. Anschließend wurden die Membranblots
mit Ziegen-Anti-Mäuse-Antikörper (konjugiert
an alkalische Phosphatase) behandelt. Die Gele wurden unter Anwendung
des ProtoBlot-Systems von Promega entwickelt. Nach dem Trocknen
der Membranen wurde die p185HER2 entsprechende
Dichte der Banden in jeder Probenspur mit einem Hewlett Packard
ScanJet Plus Scanner (ange schlossen an einen Macintosh-Computer)
quantifiziert. Die Anzahl an Rezeptoren pro Zelle in den MDA-MB-453- oder
MCF-7-Zellen ist solcherart, dass unter diesen experimentellen Bedingungen
das p185HER2-Rezeptorprotein das Hauptprotein
ist, das markiert ist.
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„Protein-Mikrosequenzieren" erfolgte gemäß dem folgenden
Verfahren. Protein aus dem letzten HPLC-Schritt wurden entweder
durch automatisierten Edman-Abbau mit einem Modell 470A Gasphasen-Sequenzierer
von Applied Biosystems (ausgestattet mit einem 120A PTH-Aminosäure-Analysator)
direkt oder nach Verdau mit verschiedenen Chemikalien oder Enzymen
sequenziert. PTH-Aminosäuren
wurden unter Anwendung des ChromPerfect-Datensystems (Justice Innovations,
Palo Alto, CA, USA) integriert. Die Sequenzinterpretation erfolgte
auf dem Computer VAX 11/785 der Digital Equipment Corporation (Henze)
et al., J. Chromatography 404, 41–52 [1987]). In einige Fällen wurden
Aliquoten der HPLC-Fraktionen auf 5–20% SDS-Polyacrylamidgelen
Elektrophorese unterzogen, auf eine PVDF-Membran elektrotransferiert
(ProBlott, ABI, Foster City, CA, USA) und mit Coomassie Brilliant-Blau
(Matsudaira, P., J. Biol. Chem. 262, 10035-10038 [1987)) eingefärbt. Das spezifische Protein
wurde aus dem Blot für
N-terminales Sequenzieren ausgeschnitten. Um interne Proteinsequenzen
zu bestimmen, wurden HPLC-Fraktionen unter Vakuum (SpeedVac) getrocknet,
in geeigneten Puffern resuspendiert und mit Bromcyan, dem Lysin-spezifischen
Enzym Lys-C (Wako Chemicals, Richmond, VA, USA) oder Asp-N (Boehringer
Mannheim, Indianapolis, IN, USA) verdaut. Nach dem Verdau wurden
die resultierenden Peptide als Gemisch sequenziert oder durch HPLC
auf einer C4-Säule (entwickelt
mit einem Propanol-Gradienten in 0,1 TFA) vor dem Sequenzieren gelöst (siehe
oben).
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II. Verwendung und Herstellung
von HRG-Polypeptiden
-
1. Herstellung
von HRG-Polypeptiden einschließlich
Varianten
-
Das zur Herstellung von HRG-Polypeptiden
zu verwendende System hängt
von der jeweils gewählten HRG-Sequenz
ab. Wenn die Sequenz ausreiched klein ist, wird HRG durch synthetische
In-vitro-Polypeptidverfahren hergestellt. Am häufigsten jedoch wird HRD in
rekombinanter Zellkultur unter Anwendung des unten beschriebenen
Wirtsvektorsystems erzeugt.
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Im Allgemeinen werden Säugetierwirtszellen
verwendet, wobei solche Wirte post-translationale Systeme zur herkömmlichen
Verarbeitung von HRG-Prosequenzen enthalten können oder nicht. Wenn die Wirtszellen
solche Systeme enthalten, ist es möglich, natürliche Subdomänenfragmente
wie z. B. HRG-GFD oder HRG-NTD-GFD aus den Kulturen zu gewinnen.
Wenn nicht, kann die richtige Verarbeitung durch Transformieren
der Wirte mit dem bzw. den erforderlichen Enzymen) oder durch Spalten
des Vorläufers
in vitro erfolgen. Es ist jedoch nicht notwendig, Zellen mit DNA
zu tansformieren, die für
die gesamte Prosequenz für
ein ausgewähltes
HRG kodiert, wenn es erwünscht
ist, nur Fragmente von HRG-Sequenzen wie z. B. HRG-GFD zu produzieren.
Um beispielsweise HRG-GFD zu erzeugen, wird ein Startcodon an das
5'-Ende einer für HRG-GDF
kodierenden DNA ligiert, diese DNA wird dazu verwendet, die Wirtszellen
zu transformieren, und das Produkt wird direkt als die Met-N-terminale
Form exprimiert (auf Wunsch kann das externe Met in vitro oder durch
endogene N-terminate Demethionylasen entfernt werden). Alternativ
dazu wird HRG-GFD als Fusion mit einer Signalsequenz exprimiert,
die durch die Wirtszelle erkannt wird; sie verarbeitet und sekretiert
dann die reife HRG-GFD, wie dies weiter unten beschrieben ist. Aminosäuresequenz-Varianten
nativer HRG-GFD-Sequenzen werden in gleicher Weise produziert.
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HRG-NTD wird in gleicher Weise als
Molekül
voller Länge
erzeugt, jedoch aus der Expression von nur für HRG-NTD kodierender DNA,
wobei das Stopcodon nach einem von S172-C182 angeordnet ist (15).
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Außerdem werden HRG-Varianten
aus für
Protein kodierender DNA exprimiert, worin sowohl die GFD- als auch
die NTD-Domäne
in ihrer richtigen Orientierung vorliegen, aber eine Aminosäure-Insertion,
-Deletion oder -Substitution an der NTD-GFD-Verbindungsstelle aufweisen
(z. B. innerhalb der Sequenz S172-C182). In einer weiteren Aus führungsform
ist ein Stopcodon am 3'-Ende
der NTD-GFD-kodierenden Sequenz positioniert (nach den Resten T/Q222-T245
von 15). Das Ergebnis
ist eine lösliche
Form von HRG-α,
-β1 oder -β2, ohne Transmembran-Sequenz (diese Sequenz
kann auch eine interne Signalsequenz sein, wird aber als Transmembran-Sequenz
bezeichnet). In weiteren Variationen dieser Ausführungsform befindet sich eine
interne Signalsequenz eines anderen Polypeptids an der Stelle der
nativen HRG-Transmembran-Domäne,
oder eine Zytoplasmadomäne
eines weiteren Zellmembran-Polypeptids, z. B. Rezeptor-Kinase, ist
für das
HRG-α- oder
zytoplasmatische HRG-β1-β2-Peptid substituiert.
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In einer weiteren Ausführungsform
sind die NTD-, GFD- und Transmembran-Domänen von HRG und anderen EGF-Familienmitgliedern
füreinander
substituiert, z. B. ist die NTD-äquivalente
Region von EGF für die
NTD von HRG substituiert oder die GFD von HRG für EGF in der verarbeiteten
löslichen
Vorform von EGF substituiert. Alternativ dazu ist eine HRG- oder
EGF-Familienmitglied-Transmembran-Domäne mit dem C-terminalen E236
von HRG-β3 fusioniert.
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In einer weiteren Variante ist die
HRG-Sequenz, die sich von K241 bis zum C-Terminus erstreckt, an ihrem
N-Terminus mit dem C-Terminus eines Nicht-HRG-Polypeptids fusioniert.
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Eine weitere Ausführungsform umfasst die funktionelle
oder strukturelle Deletion der proteolytischen Verarbeitungsstelle
in CTP, die GFD-Transmembran-überspannende
Domäne.
Beispielsweise ist das vermeintliche C-terminate Lysin (K241) von
verarbeitetem HRG-α oder β1-β2 deletiert,
mit einem anderen Rest substituiert, ein anderer Rest als K oder
R ist zwischen K241 und R242 insertiert, oder es wird eine andere inaktivierende
Mutation in der Prosequenz vorgenommen.
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In einer weiteren Ausführungsform
ist die Domäne
eines beliebigen EGF-Familienmitglieds, die sich von (a) ihrem Cystein
(entspricht (b) C221) bis zum C-terminalen Rest des Familienmitglieds
erstreckt, für
die analoge Domäne
von HRG-α,
-β1 oder -β2 substi tuiert (oder mit dem C-Terminus von
HRG-β3 fusioniert). Solche Varianten sind in gleicher
Weise wie das Familienmitglied (und nicht das Stamm-HRG) frei von
Wirtszellen verarbeitet. In komplexeren Ausführungsformen sind andere spezifische
Spaltungsstellen (z. B. Protease-Setellen) in die CTP- oder GFD-Transmembran-überspannende
Domäne
substituiert (etwa Reste T/Q222-T 245 in 15). Beispielsweise ist die Amphiregulin-Sequenz E84-K99 oder
die TGF-α-Sequenz
E44-K58 für
die HRG-α-Reste
E221-K241 substituiert.
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In einer weiteren Ausführungsform
wird eine Variante (mit der Bezeichnung HRG-NTDxGFD) hergestellt, in der (1) der
Lysinrest in der NTF-GFD-Verbindungssequenz VKC (Reste 180–182, 15) deletiert oder (vorzugsweise)
durch einen anderen Rest als R wie z. B. N, A, T oder S substituiert
ist und in der (2) ein Stopcodon in der Sequenz RCT oder RCQ (Reste
220–222, 15) anstelle von C, T (für HRG-α) oder Q
(für HRG(β) eingefügt ist.
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Ein bevorzugter HRG-α-Ligand mit
Bindungsaffinität
für p185HER2 umfasst die Aminosäuren 226–265 von 4. Diese HRG-α-Ligand kann zusätzlich bis
zu 1–20
Aminosäuren
vor Aminosäure
226 in 4 und 1–20 Aminosäuren nach
Aminosäure
265 in 4 umfassen.
Ein bevorzugter HRG-β-Ligand
mit Bindungsaffinität
für p185HER2 umfasst die Aminosäuren 226–265 von B.
Dieser HRG-β-Ligand
kann zusätzlich
bis zu 1–20
Aminosäuren
vor der Aminosäure
226 in 8 und 1–20 Aminosäuren nach
der Aminosäure
265 in 8 enthalten.
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GFD-Sequenzen sind jene, worin ein
oder mehrere Reste, die einem anderen Mitglied der EGF-Familie entsprechen,
deletiert oder substituiert sind oder einen angrenzend daran insertierten
Rest aufweisen. Beispielsweise ist F216 von HRG durch Y, L202 mit
E und F189 mit Y substituiert oder S203-P205 deletiert.
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HRG enthält auch NTD-GFD mit ihrem C-Terminus
in einem der ersten etwa 1–3
extrazellulären
Domänreste
(QKR, Reste 240-243, HRG-α, 15) oder den ersten etwa
1–2 Transmembran-Regionresten.
Außerdem
sind in einigen HRG-GFD-Varianten die Codons an der GFD-Transmembran-Proteolysestelle
durch Substitution, Insertion oder Deletion modifziert. Die GFD-Proteolysestelle
ist die Domäne,
die den C-terminalen GFD-Rest
und etwa 5 Reste N- und 5 Reste C-terminal von diesem Rest enthält. Bislang
wurde weder der natürliche
C-terminale Rest für
HRG-α noch
für HRG-β identifiziert,
obwohl bekannt ist, dass Met-227 terminal und Va1-229 terminal HRG-α-GFD biologisch
aktiv sind. Der native C-Terminus für HRG-α-GFD ist wahrscheinlich Met-227,
Lys-228, Val-229, Gln-230, Asn-231 oder Gln-232, und für HRG-β1-β2-GFD
ist er wahrscheinlich Met-226, Ala-227, Ser-228, Phe-229, Trp-230,
Lys-231 oder (für
HRG-β1) K240 oder (für HRG-β2) K 246.
Der native C-Terminus wird durch C-terminales Sequenzieren problemlos
bestimmt, obwohl es nicht entscheidend ist, dass HRG-GFD den nativen
Terminus aufweist, sofern die GFD-Sequenz die erwünschte Aktivität besitzt.
In einigen Ausführungsformen
der HRG-GFD-Varianten wird bzw. werden die Aminosäure-Modifikation(en)
im CTP hinsichtlich ihrer Fähigkeit
gescreent, Proteolyse in vitro standzuhalten und die Protease, die
für die
Erzeugung von HRG-GFD verantwortlich ist, zu hemmen.
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Falls es erwünscht ist, die HRG-Polypeptide
voller Länge
herzustellen und die 5'-
oder 3'-Enden des konkreten
HRG hierin nicht beschrieben sind, kann es notwendig sein, Nucleinsäuren zu
produzieren, in denen die fehlenden Domänen durch homologe Regionen
aus vollständigeren
HRG-Nucleinsäuren
gebildet werden. Alternativ dazu können die fehlenden Domänen durch
Sondieren von Bibliotheken unter Einsatz der in den Abbildungen
gezeigten DNA oder ihrer Fragmente erhalten werden.
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A. Isolierung von für Heregulin
kodierender DNA
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Die für HRG kodierende DNA kann aus
jeder cDNA-Bibliothek stammen, die aus Gewebe gebildet ist, das
vermutlich HRG-mRNA besitzt und sie in detektierbaren Mengen exprimiert.
HRG-DNA stammt auch aus einer genomischen Bibliothek.
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Bibliotheken werden mit Sonden oder
analytischen Werkzeugen sondiert, um das Gen von Interesse oder
das Protein, für
das es kodiert, zu identifizieren. Für cDNA-Expressions-Bibliotheken
sind geeignete Sonden monoklonale oder polyklonale Antikörper, die
HRG erkennen und sich spezifisch daran binden; Oligonucleotide einer
Länge von
etwa 20–80
Basen, die für
bekannte oder vermutete Abschnitte von HRG-cDNA aus der gleichen
oder einer anderen Spezies kodieren; und/oder komplementäre oder
homologe cDNA oder Fragmente davon, die für das gleiche oder ein hybridisierendes
Gen kodieren. Zweckmäßige Sonden
für das
Screenen genomischer DNA-Bibliotheken sind z. B. Oligonucleotide;
cDNA oder Fragmente davon, die für
die gleiche oder hybridisierende DNA kodieren; und/oder homologe
genomische DNA oder Fragmente davon. Das Screenen der cDNA oder
genomischen Bibliothek mit der ausgewählten Sonde kann unter Anwendung
von Standardverfahren erfolgen, wie sie z. B. in Kapiteln 10–12 von
Sambrook et al., s. o., beschrieben sind.
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Eine andere Möglichkeit zur Isolierung des
für HRG
kodierenden Gens ist die Anwendung von PCR-Methodologie, wie sie
in Kapitel 14 von Sambrook et al., s. o., beschrieben ist. Dieses
Verfahren erfordert die Verwendung von Oligonucleotid-Sonden, die
an HRG hybridisieren. Strategien für die Auswahl von Oligonucleotiden
sind nachstehend erläutert.
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Ein alternatives Verfahren zum Erhalten
des Gens von Interesse ist seine chemische Synthetisierung unter
Anwendung eines der Verfahren von Engels et al., Angew. Chem. Int.
Ed. Engl. 28, 716–734
(1989). Diese Verfahren umfassen Triester-, Phosphit-, Phosphoramidit-
und N-Phosphonat-Techniken, PCR und andere Autoprimer-Verfahren
sowie die Oligonucleotid-Synthese auf festen Trägern. Diese Verfahren können angewendet
werden, wenn die gesamte Nucleinsäuresequenz des Gens bekannt
ist oder wenn die Sequenz der zum Kodierungsstrang komplementären Nucleinsäure verfügbar ist;
wenn alternativ dazu die Ziel-Aminosäuresequenz bekannt ist, kann
man potenzielle Nucleinsäuresequenzen
unter Einsatz bekannter und bevorzugter Kodierungsreste für jeden
Aminosäurerest
ableiten.
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Ein bevorzugtes Verfahren zur Durchführung der
vorliegenden Erfindung ist die Verwendung sorgfältig ausgewählter Oligonucleotidsequenzen
zum Screenen von cDNA-Bibliotheken aus verschiedenen Geweben, vorzugsweise
aus Brust-, Darm-, Speicheldrüsen-,
Plazenta-, Föten-,
Hirn- und Karzinom-Zelllinien des Menschen. Andere biologische Quellen
von für
einen HRG-ähnlichen
Liganden kodierender DNA sind andere Säugetiere und Vögel. Unter
den bevorzugten Säugetieren
finden sich Rinder, Schafe, Pferde, Mäuse und Nagetiere.
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Die als Sonden ausgewählten Oligonucleotidsequenzen
sollten ausreichende Länge
besitzen und ausreichend eindeutig sein, um falsche Positive zu
minimieren. Die konkrete(n) Nucleotidsequenz(en) basiert/basieren
auf konservierten oder hochgradig homologen Nucleotidsequenzen oder
Regionen von HRG-α. Die
Oligonucleotide können
an einer oder mehreren Positionen degeneriert sein. Die Verwendung
degenerierter Oligonucleotide kann von besonderer Bedeutung sein,
wenn eine Bibliothek aus einer Spezies gescreent ist, in der bevorzugte
Codon-Verwendung in dieser Spezies unbekannt ist. Das Oligonucleotid
muss markiert sein, sodass es nach Hybridisierung an DNA in der
gescreenten Bibliothek detektiert werden kann. Das bevorzugte Markierungsverfahren
ist die Verwendung von 32P-markiertem ATP
mit Polynucleotid-Kinase, wie des auf dem Gebiet allgemein bekannt
ist, um das Oligonucleotid radiomarkieren zu können. Es können jedoch auch andere Verfahren
zum Markieren des Oligonucleotids angewendet werden, z. B. Biotinylierung
oder Enzymmarkierung.
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Von besonderem Interesse ist HRG-Nucleinsäure, die
für Polypeptid
voller Länge
kodiert. In einigen bevorzugten Ausführungsformen enthält die Nucleinsäuresequenz
die native HRG-Signal-Transmembran-Sequenz. Nucleinsäure mit
der gesamten Proteinkodiersequenz wird durch Screenen ausgewählter cDNA-
oder genomischer Biobliotheken und – falls erforderlich – unter
Einsatz herkömmlicher
Primer-Verlängerungsverfahren,
wie sie in Kapitel 7.79 von Sambrook et al., s. o., beschrieben
sind, erhalten, um Vorläufer
und Verarbeitungs-Zwischenprodukte von mRNA zu detektieren, die
möglicherweise
nicht revers in cDNA transkribiert wurden.
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Für
HRG kodierende DNA dient dazu, DNA zu isolieren, die für den analogen
Liganden aus anderen Tierspezies kodiert; dies erfolgt mittels Hybridisierung
unter Einsatz der oben beschriebenen Verfahren. Die bevorzugten
Tiere sind Säugetiere,
insbesondere Rinder, Schafe, Pferde, Katzen, Hunde und Nagetiere,
vor allem Ratten, Mäuse
und Kaninchen.
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B. Aminosäuresequenz-Varianten
von Heregulin
-
Aminosäuresequenz-Varianten von HRG
werden durch geeignete Nucleotid-Änderungen in HRG-DNA oder durch
In-vitro-Synthese des erwünschten
HRG-Polypeptids produziert. Zu solchen Varianten zählen z.
B. Deletionen aus – oder
Insertionen oder Substitutionen von – Resten innerhalb der Aminosäuresequenz
für Human-HRG-Sequenzen.
Jede beliebige Kombination von Deletion, Insertion und Substitution
ist möglich,
um zum Endkonstrukt zu gelangen, sofern dieses die erwünschten
Eigenschaften aufweist. Die Aminosäure-Modifikationen können auch
post-translationale Prozesse von HRG-α verändern – sie bewirken z. B. eine Änderung
der Anzahl und Position von Glykosylierungsstellen, der Membran-Verankerungseigenschaften,
der intrazellulären
Position von HRG durch Insertieren, Deletieren oder eine andere
Beeinflussung der Transmembran-Sequenz von nativem HRG, oder der
Suszeptibilität
gegenüber
proteolytischer Spaltung.
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Bei der Konstruktion von Aminosäuresequenz-Varianten
von HRG hängen
die Stelle und die Beschaffenheit der Mutation von der bzw. den
zu modifizierenden HRG-Eigenschaft(en) ab. Die Mutationsstellen
können
individuell oder in Reihe modifiziert sein, z. B. durch (1) Substituieren
zunächst
mit ausgewählten
konservativen Aminosäuren
und dann mit radikaleren Aminosäuren
(je nach den erzielten Ergebnisen), (2) Deletieren des Zielrests
oder (3) Insertieren von Resten anderer Liganden, die an die lokalisierte
Stelle angrenzen.
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Ein nützliches Verfahren zur Identifikation
von HRG-Resten oder -Regionen für
die Mutagenese wird als „Alanin-Scanning-Mutagenese" bezeichnet und wird
von Cunningham und Wells (Science 244, 1081–1085 [1989]) beschrieben.
Hier wird ein Rest oder eine Gruppe von Zielresten identifiziert
(z. B. geladene Reste wie etwa arg, asp, his, lys und glu) und durch
eine neutrale oder negativ geladene Aminosäure ersetzt (am häufigsten
Alanin oder Polyalanin), um die Wechselwirkung der Aminosäuren mit
der wässrigen
Umgebung innerhalb und außerhalb
der Zelle zu beeinflussen. Jene Domänen, die funktionale Sensitivität gegenüber den
Substitutionen aufweisen, werden durch Einsetzen weiterer oder anderer
Varianten an den oder für
die Substitutionsstellen weiterentwickelt. Während somit die Stelle für das Einsetzen
einer Aminosäuresequenz
vorbestimmt ist, muss die Beschaffenheit der Mutation an sich nicht
vorbestimmt sein. Um beispielsweise die Leistungsfähigkeit
einer Mutation an einer bestimmten Stelle zu optimieren, kann ala-Scanning
oder Zufallsmutagenese am Zielcodon oder in der Zielregion erfolgen,
und die exprimierten HRG-Varianten werden hinsichtlich optimaler
Kombination erwünschter
Aktivität
gescreent.
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Es gibt zwei Hauptvariablen in der
Konstruktion von Aminosäuresequenz-Varianten:
die Position der Mutationsstelle und die Beschaffenheit der Mutation.
Es handelt sich hier um Varianten der HRG-Sequenz, die natürlich vorkommende
Allele (die keine Manipulation der HRG-DNA erfordern) oder vorbestimmte
Mutantenformen (produziert durch Mutieren der DNA, entweder um ein
Allel oder eine in der Natur nicht vorkommende Variante zu bilden)
darstellen können.
Im Allgemeinen hängt
die Position und die Beschaffenheit der jeweiligen Mutation von
der zu modifizierenden HRG-Eigenschaft ab. Natürlich sind Variationen, die
z. B. HRG in einen bekannten Rezeptorliganden umwandeln, im Schutzbereich
der Erfindung ebenso wenig enthalten wie andere HRG-Varianten oder
Polypeptidsequenzen, die nicht neuartig sind.
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Aminosäuresequenz-Varianten reichen
im Allgemeinen von etwa 1 bis 30 Resten, noch bevorzugter von 1
bis 10 Resten, typischerweise von etwa 1 bis 5 zusammenhängenden
Resten. Deletionen können
in Regionen geringer Homologie mit anderen Vorläufern der EGF-Familie eingeführt werden,
um die Aktivität
von HRG zu modifizieren. Deletionen aus HRG in Bereichen substanzieller
Homologie mit anderen Sequenzen der EGF-Familie können die
biologische Aktivität
von HRG wahrscheinlich deutlicher modifizieren. Die Anzahl hintereinander
erfolgender Deletionen ist ausgewählt, um die Tertiärstruktur
von HRG in der betroffenen Domäne zu
bewahren, z. B. Cystein-Vernetzung, β-Faltblattstruktur oder α-Helix.
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Aminosäuresequenz-Insertionen umfassen
Amino- und/oder Carboxyl-terminale Fusionen, deren Länge von
einem Rest bis zu Polypeptiden mit 100 oder mehr Resten reichen,
sowie intrasequenzielle Insertionen einzelner oder mehrerer Aminosäurereste.
Intrasequenzielle Insertionen (d. h. Insertionen innerhalb der HRG-Sequenz)
können
im Allgemeinen von etwa 1 bis 10 Resten, noch bevorzugter von 1
bis 5 Resten, am bevorzugtesten von 1 bis 3 Resten, reichen. Beispiele
für terminale
Insertionen sind HRG mit einem N-terminalen Methionylrest (einem
Artefakt der direkten Expression von HRG in bakterieller rekombinanter
Zellkultur) und die Fusion einer heterologen N-terminalen Signalsequenz
mit dem N-Terminus von HRG, um die Sekretion von reifem HRG aus
rekombinanten Wirtszellen zu vereinfachen. Solche Signalsequenzen
werden im Allgemeinen aus den beabsichtigten Wirtszellspezies erhalten
und sind mit ihnen homolog. Geeignete Sequenzen sind STII oder Ipp
für E.
coli, α-Faktor
für Hefe
sowie virale Signale wie z. B. Herpes gD für Säugetierzellen.
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Andere Insertionsvarianten von HRG
umfassen die Fusion des N- oder C-Terminus von HRG mit einem immunogenen
Polypeptid, z. B. mit bakteriellen Polypeptiden wie etwa β-Lactamase
oder einem Enzym, für
das E. coli trp-Locus kodiert, oder Hefeprotein, Rinderserumalbumin
und mit chemotaktischen Polypeptiden. C-terminate Fusionen von HRG-NTD-GFD
mit Proteinen mit langer Halbwertszeit wie z. B. Immunglobulin-Konstantregionen
(oder anderen Immunglobulin-Regionen), Albumin oder Ferritin (siehe
WO 89/02922 vom 6. April 1989) sind ebenfalls hierin enthalten.
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Eine weitere Gruppe von Varianten
von Aminsoäure-Substitutionsvarianten.
In diesen ist zumindest ein Aminosäurerest im HRG-Molekül entfernt
und ein anderer Rest an seine Stelle insertiert. Die Stellen von größtem Interesse
für die
Substitutionsmutagenese sind Stellen, die als aktive Stelle(n) von
HRG identifiziert ist bzw. sind, und Stellen, worin sich die in
HRG-Liganden aus verschiedenen Spezies vorgefundenen Aminosäuren hinsichtlich
ihrer Seitenkettenmasse, Ladung und/oder Hydrophobie substanziell
unterscheiden.
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Der Arminoterminus der zytoplasmatischen
Region von HRF kann mit dem Carboxyterminus heterologer Transmembran-Domänen und
Rezeptoren fusioniert sein, um ein Fusionspolypeptid zu bilden,
das sich für
das intrazelluläre
Signalisieren einer Ligandenbindung an den heterologen Rezeptor
eignet.
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Andere Stellen von Interesse sind
jene, in denen bestimmte Reste von HRG-ähnlichen Liganden (aus verschiedenen
Spezies erhalten) identisch sind. Diese Positionen können für die biologische
Aktivität
von HRG von Bedeutung sein. Diese Stellen, insbesondere jene, die
in eine Sequenz von zumindest drei anderen identisch konservierten
Stellen fallen, sind relativ konservativ substituiert. Solche konservativen
Substitutionen sind aus Tabelle 1 unter der Überschrift „Bevorzugte Substitutionen" ersichtlich. Wenn
solche Substitutionen zu einer Änderung
der biologischen Aktivität
führen,
werden substanziellere Änderungen
(unter „Beispiele
für Substitutionen" in Tabelle 1 aufgelistet
oder weiter unten im Zusammenhang mit Aminosäureklassen erläutert) eingesetzt
und die Produkte gescreent.
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Substanzielle Veränderungen der Funktion oder
immunologischen Identität
von HRG erfolgen durch Auswahl von Substitutionen, die sich hinsichtlich
ihres Einflusses auf (a) die Struktur des Polypeptid-Rückgrats im
Bereich der Substitution, z. B. als Faltblatt- oder Helixkonformation,
(b) die Ladung oder Hydrophobie des Moleküls an der Zielstelle oder (c)
die Masse der Seitenkette signifikant unterscheiden. Natürlich vorkommende Reste
sind in Gruppen unterteilt, die auf gemeinsamen Seitenketten-Eigenschaften
beruhen:
- 1) hydrophob: Norleucin, met, ala,
val, leu, ile;
- 2) neutral hydrophil: cys, ser, thr;
- 3) sauer: asp, glu;
- 4) basisch: asn, gln, his, lys, arg;
- 5) Kettenorientierung beeinflussende Reste: gly, pro; und
- 6) aromatisch; trp, tyr, phe.
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Nicht-konservative Substitutionen
bewirken das Austauschen eines Mitglieds einer dieser Klassen gegen
ein anderes. Solche substituierten Reste können in HRG-Regionen, die homolog
mit anderen Rezeptorliganden sind, oder – noch bevorzugter – in die
nicht-homologen Regionen des Moleküls eingesetzt werden.
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In einer Ausführungsform der Erfindung ist
es wünschenswert,
eine oder mehrere Protease-Spaltungsstellen, die im Molekül vorhanden
sind, zu inaktivieren. Diese Stellen werden durch Kontrolle der
kodierten Aminosäuresequenz
identifiziert. Wenn potenzielle Protease-Spaltungsstellen identifiziert
sind, z. B. an K241 R242, werden sie gegenüber proteolytischer Spaltung
inaktiviert, indem der Zielrest mit einem anderen Rest ersetzt wird,
vorzugsweise einem basischen Rest wie etwa Glutamin oder einem hydrophilen
Rest wie z. B. Serin; durch Deletieren des Rests; oder durch Insertieren
eines Prolylrests unmittelbar nach dem Rest.
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In einer weiteren Ausführungsform
ist jeder beliebige Methionylrest mit Ausnahme des Anfangs-Methionylrests,
oder jeder beliebige Rest, der sich innerhalb von etwa drei Resten
N- oder C-terminal zu jedem solchen Methionylrest befindet, durch
einen anderen Rest substituiert (vorzugsweise gemäß Tabelle
1) oder deletiert. Die Anmelder stellten fest, dass die Oxidation
der 2 GFD M-Reste im Verlauf der E. coli-Expression die GFD- Aktivität stark
zu reduzieren scheint. Somit sind diese M-Reste in Einklang mit
Tabelle 1 mutiert. Alternativ dazu sind etwa 1 bis 3 Reste angrenzend
an solche Stellen insertiert.
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Jeder beliebige Cysteinrest, der
nicht an der Beibehaltung der richtigen Konformation von HRG beteiligt
ist, kann auch – im
Allgemeinen mit Serin – substituiert
sein, um die Oxidationsstabilität
des Moleküls
zu verbessern und abweichende Vernetzung zu verhindern.
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Stellen, die sich für Substitutionen,
Deletionen oder Insertionen oder zur Verwendung als Fragmente eignen,
sind – nummeriert
ab dem N-Terminus von HRG-α in 4 – die Folgenden:
- 1) potenzielle Glykosaminoglykan-Additionsstellen an den Serin-Glycin-Dipeptiden
an 42–43,
64–65, 151–152;
- 2) potenzielle Asparagin-gebundene Glykosylierung an den Positionen
164, 170, 208 und 437, Stellen (NDS) 164–166, (NIT) 170–172, (NTS)
208–210
und NTS (609–611);
- 3) potenzielle O-Glykosylierung in einem Cluster von Serin und
Threonin an 209-218;
- 4) Cysteine an 226, 234, 240, 254, 256 und 265;
- 5) Transmembran-Domäne
an 287–309;
- 6) Schleife 1, begrenzt durch die Cysteine 226 und 240 ; 7)
Schleife 2, begrenzt durch die Cysteine 234 und 254;
- 8) Schleife 3, begrenzt durch die Cysteine 256 und 265; und
- 9) potenzielle Protease-Verarbeitungsstellen an 2–3, 8–9, 23–24, 33–34, 36–37, 45-46; 48–49, 62–63, 66–67, 86–87, 110–11, 123–124, 134–135, 142–143, 272–273, 278–279 und
285–286.
-
Analoge Regionen in HRG-β1 können durch
Verweis auf 9 bestimmt
sein, die analoge Aminosäuren
in HRG-α und
HRG-β1 anführt.
Die analogen HRG-β1-Aminosäuren können – wie oben
in Zusämmenhang mit
HRG-α besprochen – mutiert
oder modifiziert sein. Analoge Regionen in HRG-β2 können durch
Verweis auf 15 bestimmt
werden, die analoge Aminosäuren
in HRG-α,
HRG-β1 und HRG-β2 anführt.
Die analogen HRG-β2-Aminosäuren
können
mutiert oder modifiziert sein, wie dies oben für HRGα oder HRG-β1 besprochen ist.
Die analogen Regionen in HRG-β3 können
durch Verweis auf 15 bestimmt
werden, die analoge Aminosäuren
in HRG-α,
HRG-β1 und HRG-β2 anführt.
Die analogen HRG-β3-Aminosäuren
können
mutiert oder modifiziert sein, wie dies oben für HRG-α, HRG-β1 oder
HRG-β2 besprochen ist.
-
DNA, die für Aminosäuresequenz-Varianten von HRG
kodiert, kann durch eine Vielzahl von auf dem Gebiet bekannten Verfahren
hergestellt werden. Zu diesen Verfahren zählen u. a. die Isolierung aus
einer natürlichen
Quelle (im Fall natürlich
vorkommender Aminosäuresequenz-Varianten)
oder die Herstellung durch Oligonucleotid-mediierte (oder stellengerichtete)
Mutagenese, PCR-Mutagenese und Kassetten-Mutagenese einer früher gebildeten
Variante oder Nicht-Varianten-Vesion von HRG. Diese Techniken können HRG-Nucleinsäure (DNA
oder RNA) oder zu HRG-Nucleinsäure
komplementäre
Nucleinsäure
verwenden.
-
Oligonucleotid-mediierte Mutagenese
ist ein bevorzugtes Verfahren zur Erzeugung von Substitutions-, Deletions-
und Insertionsvarianten von HRG-DNA. Diese Technik ist auf dem Gebiet
der Erfindung allgemein bekannt und wird von Adelman et al., DNA
2, 183 (1983), beschrieben.
-
Im Allgemeinen werden Oligonucleotide
einer Länge
von zumindest 25 Nucleotiden verwendet. Ein optimales Oligonucleotid
besitzt 12 bis 15 Nucleotide, die zum Templat auf beiden Seiten
des bzw. der für
die Mutation kodierenden Nucleotids bzw. Nucleotide vollständig komplementär sind.
Dies stellt sicher, dass das Oligonucleotid richtig an das einzelstrangige
DNA-Templatmolekül
hybridisiert. Die Oligonucleotide werden unter Anwendung auf dem
Gebiet bekannter Techniken problemlos synthetisiert; siehe z. B.
Crea et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 75, 5765 (1978).
-
Einzelstrangiges DNS-Templat kann
durch Denatürieren
doppelstrangiger Plasmid-DNA o. dgl. unter Anwendung herkömmlicher
Verfahren erzeugt werden.
-
Zur Änderung der nativen DNA-Sequenz
(um z. B. Aminosäuresequenz-Varianten
zu erzeugen) wird das Oligonucleotid an das einzelstrangige Templat
unter zweckgemäßen Hybridisierungsbedingungen
hybridisiert. Ein DNA-Polymerisationsenzym, üblicherweise das Klenow-Fragment
von DNA-Polymerase 1, wird dann zugesetzt, um den komplementären Strang
des Templats mit dem Oligonucleotid als Synthese-Primer zu synthetisieren.
Ein Heteroduplex-Molekül
wird somit gebildet, sodass ein Strang der DNA für die mutierte Form von HRG
kodiert und der andere Strang (das ursprüngliche Templat) für die native,
unveränderte
Sequenz von HRG kodiert. Das Heteroduplex-Molekül wird dann zu einer geeigneten
Wirtszelle transformiert, üblicherweise einem
Prokaryoten wie etwa E. coli JM101. Nachdem die Zellen gewachsen
sind, werden sie auf Agarose-Platten
aufgebracht und unter Einsatz des mit 32P-Phosphat
radiomarkierten Oligonucleotid-Primers gescreent, um die bakteriellen
Kolonien zu identifizieren, die die mutierte DNA enthalten. Die
mutierte Region wird dann entfernt und in einen geeigneten Vektor
für die
Proteinproduktion gesetzt, im Allgemeinen einen Expressionsvektor
der Art, wie sie üblicherweise
für die
Transformation eines geeigneten Wirts verwendet wird.
-
Das soeben beschriebene Verfahren
kann solcherart modifiziert werden, dass ein Homoduplex-Molekül geschaffen
wird, in dem beide Plasmidstränge
die Mutationen) aufweisen. Die Modifikationen sind wie folgt: Das
einzelstrangige Oligonucleotid wird – wie oben beschrieben – an das
einzelstrangige Templat anneliert. Ein Gemisch von 3 Desoxyribonucleotiden,
Desoxyriboadenosin (dATP), Desoxyriboguanosin (dGTP) und Desoxyribothymidin
(dTTP), wird mit einem modifizierten Thiodesoxyribocytosin mit Namen
dCTP-(aS) (Amersham Corporation) kombiniert. Dieses Gemsch wird
dem Templat-Oligonucleotid-Komplex zugesetzt. Nach Zugabe von DNA-Polymerase
zu diesem Gemisch wird ein DNA-Strang erzeugt, der mit dem Templat bis
auf die mutierten Basen identisch ist. Außerdem enthält dieser neue DNA-Strang dCTP-(as)
anstelle von dCTP (dient dazu, ihn vor Restriktions-Endonuclease-Verdau
zu schützen).
Nach dem Schneiden des Templatstrangs des doppelstrangigen Heteroduplex
mit einem geeigneten Restriktionsenzym kann der Templatstrang mit
ExollI-Nuclease oder einer anderen zweckgemäßen Nuclease nach der Region,
die die zu mutagenisierende(n) Stelle(n) enthält, verdaut werden. Die Reaktion
wird dann abgebrochen, um das Molekül, das nur teilweise einzelstrangig
ist, zurückzulassen.
Ein kompletter doppeltrangiger DNA-Homoduplex wird dann unter Verwendung
von DNA-Polymerase in Gegenwart aller vier Desoxyribonucleotidtriphosphate,
ATP und DNA-Ligase gebildet. Dieses Homoduplex-Molekül kann anschließend in
ein geeignete Wirtszelle wie etwa E. coli JM101 (s. o.) transformiert
werden.
-
Beispiele für Substitutionen, die für jedes
HRG gelten, sind: S2T oder D; E3D oder K; R4 K oder E; K5R oder
E; E6D oder K; G7P oder Y; R8K oder D; G9P oder Y; K10R oder E;
G11 P oder Y; K12R oder E; G 19P oder Y; S20T oder F; G21 P oder
Y; K22 oder E; K23R oder E; Q38D; S107N; G108P; N120K; D121K; 5122
T; N126S; 1126L; T127S; A163V; N 164K; T165–T174; jeder Rest von I, L,
V, M, F, D, E, R oder K; G 175V oder P; T176S oder V; S177K oder
T; H178K oder S; L179F oder I; V180L oder S; K181 R oder E; A 183N
oder V; E184K oder D; K185R oder E; E186D oder Y; K187R oder D;
T188S oder Q; F189Y oder S; V191 L oder D; N192Q oder N; G193P oder
A; G194P oder A; E195D oder K; F197Y oder I; M198V oder Y; V199L oder
T; K200V oder R; D201 E oder K; L202E oder K; S203A oder T; N204Δ; N204Q;
P205Δ; P205G;
S206T oder R; K207K oder A; Y208P oder F; L2091 I oder D; K211 I
oder D; F216Y oder I; T217H oder S; G218A oder P; A/D219K oder R;
R220K oder A; A235/240/232V oder F; E236/241/233D oder K; E237/242/234D
oder K; L238/''43/2351 oder T; Y239/244/''36F oder T; Q240/245/237N oder K; K241/246/238H
oder R; R242/247/238H oder K; V243/248/239L oder T; L244/249/240I
oder S; T245/250/2415 oder I; I246/251/242V oder T und T247/252/243S
oder I. Spezifisch in Bezug auf HRG-α, T222S, K oder V; E223D, R
oder Q; N224Q, K oder F; V225A, R oder D; P226G, I, K oder F; M227V,
T, R oder Y; K228R, H oder D; V229L, K oder D; Q230N, R oder Y;
N231 Q, K oder Y; Q232N, R oder Y; E233D, K oder T und K 234R, N
oder D (angrenzende K/R-Mutatio nen sind in alternativen Ausführungsform
gepaart, um neue Proteolysestellen zu schaffen). Spezifisch in Bezug
auf HRG-β (jedes
Mitglied) sind Q222N, R oder Y; N223Q, K oder Y; Y224F, T oder R;
V225A, K oder D; M226V, T oder R; A227V, K, Y oder D; S228T, Y oder
R; F229Y, 1 oder K und Y230F, T oder R geeignete Varianten. Spezifisch
in Bezug auf HRG-β1 sind K231 R oder D, H232R oder D; L2331,
K, F oder Y; G234P, R, A oder S; 12351, K, F oder Y; E236D, R oder
A; F2371, Y, K oder A; M238V, T, R oder A und E239D, R oder A geeignete
Varianten. Spezifisch in Bezug auf HRG-β1 und
HRG-β2 sind K231 R oder D geeignete Varianten.
Alternativ dazu kann jeder dieser Reste deletiert oder die angeführten Substituenten
angrenzendend dazu insertiert sein. Außerdem werden etwa 1 bis 10
Varianten kombiniert, um Kombinationen zu bilden. Diese Veränderungen
erfolgen in proHRG, NTD, GFD, NTD-GFD oder anderen Fragmenten oder
Fusionen. Q213-G215, A219 und die etwa 11–21 Reste C-terminal zu C221
unterscheiden sich von den verschiedenen HRG-Klassen. Reste an diesen
werden unter HRG-Klassen oder EGF-Familienmitgliedern wechselseitig
ausgetauscht, deletiert oder ein Rest angrenzend dazu insertiert.
-
DNA, die für HRG-α-Mutanten mit mehr als einer
zu substituierenden Aminosäure
kodiert, kann auf unterschiedliche Weise erzeugt. Werden. Wenn die
Aminosäuren
in der Polypeptidkette nahe beisammen angeordnet sind, können sie
gleichzeitig unter Einsatz eines Oligonucleotids, das für alle erwünschten
Aminosäure-Substitutionen
kodiert, mutiert werden. Wenn hingegen die Aminosäuren in
einer Entfernung voneinander angeordnet sind (getrennt um mehr als
etwa 10 Aminosäuren),
ist es schwieriger, ein einzelnes Oligonucleotid zu erzeugen, das
für alle
erwünschten Änderungen
kodiert. Stattdessen kann eines von zwei alternativen Verfahren
herangezogen werden.
-
PCR-Mutagenese eignet sich zur Herstellung
von Aminosäurevarianten
von HRG-α.
Die nachstehenden Ausführungen
beziehen sich zwar auf DNA, doch ist zu beachten, dass die Technik
auch auf RNA anwendbar ist. Die PCR-Technik bezieht sich im Allgemeinen
auf die folgende Vorgangsweise (vgl. Erlich, s. o., Kapitel von
R. Higuchi, S. 60–70).
Wenn kleine Mengen an Templat-DNA als Ausgangsmaterial in einer
PCR verwendet werden, können
Primer, die sich hinsichtlich ihrer Sequenz nur geringfügig von
der korrespondierenden Region in einer Templat-DNA unterscheiden,
bis zu relativ großen
Mengen eines spezifischen DNA-Fragments verwendet werden, das sich
von der Templatsequenz nur an jenen Positionen unterscheidet, an
denen sich die Primer vom Templat unterscheiden. Für die Einsetzug
einer Mutation in eine Plasmid-DNA ist einer der Primer ausgebildet,
die Position der Mutation zu überlappen
und die Mutation zu enthalten; die Sequenz des anderen Primers muss
mit einem Sequenzabschnitt des entgegengesetzten Plasmidstrangs
identisch sein, doch diese Sequenz kann sich an einer beliebigen
Stelle entlang der Plasmid-DNA befinden. Es ist allerdings vorzuziehen,
dass die Sequenz des zweiten Primers innerhalb von 200 Nucleotiden
von jener des ersten angeordnet ist, sodass am Ende die gesamte
von Primern begrenzte amplifizierte DNA-Region problemlos sequenziert werden
kann. PCR-Amplifikation unter Verwendung eines Primerpaars wie die
soeben beschriebene führt zu
einer Population von DNA-Fragmenten,
die sich an der durch den Primer spezifizierten Mutationsposition und
möglicherweise
auch an anderen Positionen unterscheiden, da das Templatkopieren
etwas fehlerhaft ist.
-
Wenn das Verhältnis zwischen Templat und
Produktmaterial extrem niedrig ist, inkorporiert die überwiegende
Mehrheit von Produkt-DNA-Fragmenten die erwünschte(n) Mutation(en). Dieses
Prouktmaterial dient dazu, die entsprechende Region im Plasmid,
die als PCR-Templat diente, mittels Standard-DNA-Technologie zu
ersetzen. Mutationen an getrennten Positionen können durch Verwendung einer
zweiten Primermutante oder mittels Durchführung einer zweiten PCR mit
anderen Primermutanten und durch gleichzeitiges Ligieren der zwei
resultierenden PCR-Fragmente an das Vektorfragment in einer drei-
oder mehrteiligen Ligation gleichzeitig eingeführt werden.
-
Ein weiteres Verfahren zur Herstellung
von Varianten, die Kassetten-Mutagenese, basiert auf der von Wells
et al., Gene 34, 315 (1985) beschriebenen Technik. Das Ausgangsmaterial
ist das Plasmid (oder ein anderer Vektor), der die zu mutierende
HRG-DNA umfasst. Das oder die Codon(s) in der zu mutierenden HRG-DNA
wird/werden identifi ziert. Es muss eine einzelne Restriktions-Endonuclease-Stelle
auf jeder Seite der identifizierten Mutationsstelle(n) geben. Wenn
keine solchen Restriktionsstellen vorliegen, können sie mittels des oben beschriebenen
Oligonucleotid-mediierten Mutagenese-Verfahrens erzeugt werden,
um sie an den geeigneten Positionen in der HRG-DNA einzusetzen.
Nach der Einführung
der Restriktionsstellen in das Plasmid wird das Plasmid an diesen
Stellen geschnitten, um es zu linearisieren. Ein doppelstrangiges
Oligonucleotid, das für
die Sequenz der DNA zwischen den Restriktionsstellen kodiert, aber
die erwünschte(n)
Mutationen) enthält,
wird durch Standardverfahren synthetisiert. Die zwei Stränge werden
getrennt synthetisiert und dann zusammen unter Anwendung herkömmlicher
Techniken hybridisiert. Dieses doppelstrangige Oligonucleotid wird
als Kassette bezeichnet. Diese Kassette ist ausgebildet, 3'- und 5'-Enden aufzuweisen,
die mit den Enden des linearisierten Plasmids kompatibel sind, sodass
sie direkt mit dem Plasmid ligiert werden kann. Dieses Plasmid enthält nun die
mutierte HRG-DNA-Sequenz.
-
C. Insertion von DNA in
ein Klonierungs- oder Expressionsvehikel
-
Die cDNA oder genomische DNA; die
für natives
oder variantes HRG kodiert, wird in einen replizierbaren Vektor
insertiert, um weiteres Klonieren (Amplifizieren der DNA) oder Expression
vorzunehmen. Es stehen viele Vektoren zur Verfügung, wobei die Auswahl des
geeigneten Vektors von folgenden Fragen abhängt: 1) Soll er für DNA-Amplifikation
oder DNA-Expression verwendet werden? 2) Wie groß ist die in den Vektor zu insertierende
DNA? 3) Wie ist die mit dem Vektor zu transformierende Wirtszelle?
Jeder Vektor enthält
je nach seiner Funktion (Amplifikation oer Expression von DNA) und
der Wirtszelle, für
die er kompatibel ist, verschiedene Komponenten. Die Vektorkomponenten
enthalten u. a. eines oder mehrere der folgenden Elemente: eine Signalsequenz,
einen Replikationsursprung, ein oder mehrere Marker-Gene, ein Enhancer-Element,
einen Promotor und eine Transkriptions-Terminationssequenz.
-
(i) Signalsequenz-Komponente
-
Im allgemeinen kann die Signalsequenz
eine Komponente des Vektors oder ein Teil der in den Vektor insertierten
HRG-DNA sein. Man geht davon aus, dass die native HRG-DNA für eine Signalsequenz
am Aminoterminus (5'-Ende
der für
HRG kodierenden DNA) des Polypeptids kodiert, das während post-translationaler Verarbeitung
des Polypeptids gespalten wird, um den reifen HRG-Polypeptidliganden
zu schaffen, der sich an den p185HER2-Rezeptor
bindet, obwohl eine konventionelle Signalstruktur nicht offensichtlich
ist. Natives proHRG wird aus der Zelle sekretiert, kann aber in
der Membran verbleiben, da es eine transmembrane Domäne und eine
zytoplasmatische Region in der Carboxyl-terminalen Region des Polypeptids
enthält.
Somit ist in einer sekretierten löslichen Version von HRG die
Carboxyl-terminale Domäne
des Moleküls
(einschließlich der
Transmembran-Domäne) üblicherweise
deletiert. Die verkürzte
Variante des HRG-Polypeptids kann aus der Zelle sekretiert werden,
sofern die für
die verkürzte
Variante kodierende DNA für
eine vom Wirt erkannte Signalsequenz kodiert.
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HRG der Erfindung kann nicht nur
direkt, sondern auch als Fusion mit einem heterologen Polypeptid exprimiert
werden, vorzugsweise mit einer Signalsequenz oder einem anderen
Polypeptid mit einer spezifischen Spaltungsstelle an den N- und/oder
C-Termini der reifen Proteins oder Polypeptids. Im Allgemeinen kann
die Signalsequenz eine Komponente des Vektors sein, sie kann aber
auch Teil der in den Vektor insertierten HRG-DNA sein. Im Schutzumfang der Erfindung
sind HRG enthalten, deren native Signalsequenz deletiert und mit
einer heterologen Signalsequenz ersetzt ist. Die ausgewählte heterologe
Signalsequenz sollte eine sein, die von der Wirtszelle erkannt und
verarbeitet wird, d. h. von einer Signal-Peptidase gespalten wird. Für prokaryotische
Wirtszellen, die die native HRG-Signalsequenz nicht erkennen und
verarbeiten, ist die Signalsequenz mit einer prokaryotischen Signalsequenz
substituiert, die z. B. aus der Gruppe der alkalischen Phosphatase-,
Penicillinase-, Ipp- oder wärmestabilen
Enterotoxin II-Leadern ausgewählt
ist. Für
die Hefe-Sekretion kann die native HRG-Signalsequenz mit Hefe-Invertase-, α-Faktor-
oder sauren Phosphatase-Leadern substituiert sein. In der Säuge tierzellen-Expression
ist die native Signalsequenz zweckmäßig, obwohl auch andere Säugetier-Signalsequenzen
in Frage kommen.
-
(ii) Replikationsursprungs-Komponente
-
Sowohl Expressions- als auch Klonierungsvektoren
enthalten im Allgemeinen eine Nucleinsäuresequenz, die es dem Vektor
ermöglicht,
sich in einer oder mehreren ausgewählten Wirtszellen zu replizieren.
Im Allgemeinen ist diese Sequenz in Klonierungsvektoren eine, die
es dem Vektor ermöglicht,
sich unabhängig von
der chromosomalen Wirts-DNA zu replizieren, und enthält Replikationsursprünge autonom
replizierender Sequenzen. Solche Sequenzen sind für eine Vielzahl
an Bakterien, Hefe und Viren allgemein bekannt. Der Replikationsursprung
aus dem Plasmid pBR322 eignet sich für die meisten gramnegativen
Bakterien, der 2 μ-Plasmidursprung
eignet sich für
Hefe, und verschiedene virale Ursprünge (SV40, Polyoma, Adenovirus,
VSV oder BPV) kommen für
Klonierungsvektoren in Säugetierzellen
in Frage. Im Allgemeinen ist die Replikationsursprungs-Komponente
für Säugetier-Expressionsvektorn
nicht erforderlich (der SV40-Ursprung kann typischerweise nur verwendet
werden, da er den frühen
Promotor enthält).
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Die meisten Expressionsvektoren sind „Shuttle"-Vektoren, d. h.
sie sind zur Replikation in zumindest einer Klasse von Organismen
fähig,
können
aber in einen anderen Expressionsorganismus transfiziert werden. Beispielsweise
wird ein Vektor in E. coli kloniert und dann in Hefe oder Säugetierzellen
zwecks Expression transfiziert, obwohl er nicht zur unabhängigen Replikation
des Wirtszellen-Chromosoms fähig
ist.
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DNA kann auch durch Insertion in
das Wirtsgenom amplifiziert werden. Dies erfolgt am besten unter Verwendung
von Bacillus-Spezies als Wirte, z. B. durch Vorsehen einer DNA-Sequenz
im Vektor, die komplementär
zu einer in genomischer Bacillus-DNA vorgefundener Sequenz ist.
Die Transfektion von Bacillus mit diesem Vektor führt zu ho mologer
Kekombination mit dem Genom und Insertion von HRG-DNA. Die Gewinnung
für HRG
kodierender genomischer DNA ist jedoch komplexer als jene eines
exogen replizierten Vektors, da Restriktionsenzym-Verdau zur Exzision
von HRG-DNA erforderlich ist. DNA kann durch PCR ampliziert und direkt
in die Wirtszellen (ohne Replikationskomponente) transfiziert werden.
-
(iii) Selektions-Gen-Komponente
-
Expressions- und Klonierungsvektoren
sollten ein Selektions- bzw. Auswahl-Gen enthalten, das auch als
auswählbarer
Marker bezeichnet wird. Das Gen kodiert für ein Protein, das für das Überleben
oder Wachstum transfomierter Wirtszellen notwendig ist, die in einem
selektiven Kulturmedium gezüchtet
werden. Wirtszellen, die nicht mit dem das Selektions-Gen enthaltenden
Vektor transformiert sind, überleben
im Kulturmedium nicht. Typische Auswahl-Gene kodieren für Proteine,
die (a) Resistenz gegenüber
Antibiotika oder anderen Toxinen verleihen, z. B. Ampicillin, Neomycin,
Methotrexat oder Tetracyclin, (b) auxotrophe Defizienten komplementieren
oder (c) wesentliche Nährstoffe
zuführen,
die aus Komplexmedien nicht erhältlich
sind, z. B. das für
D-Alanin-Racemase für
Bacilli kodierende Gen.
-
Ein Beispiel für ein Selektionssystem verwendet
ein Medikament, um das Wachstum einer Wirtszelle abzubrechen. Jene
Zellen, die erfolgreich mit einem heterologen Gen transformiert
sind, exprimieren ein Protein, das Medikamentenresistenz verleiht,
und überleben
somit das Selektionsregime. Beispiele für eine solch dominierende Auswahl
verwenden die Medikamente Neomycin (Southern et al., J. Molec. Appl.
Genet. 1, 327 [1982]), Mycophenolsäure (Mulligan et al., Science
209, 1422 [1980]), oder Hygromycin (Sugden et al., Mol. Cell. Biol.
5, 410–413
[1985]). Die drei oben angeführten
Beispiele verwenden bakterielle Gene unter eukaryotischer Steuerung,
um Resistenz gegenüber
dem Arzneimittel G418 oder Neomycin (Geneticin), xgpt (Mycophenolsäure) bzw.
Hygromycin zu verleihen.
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Ein weiteres Beispiel für geeignete
auswählbare
Marker für
Säugetierzellen
sind jene, die Identifikation von Zellen ermöglichen, die zur Aufnahme von
HRG-Nucleinsäuren
fähig sind,
z. B. Dihydrofolat-Reductase (DHFR) oder Thymidin-Kinase. Die Säugetierzellen-Transformanten
werden Selektionsdruck ausgesetzt, und nur die Transformanten sind
aufgrund ihrer Ausnahme des Markers ausgebildet, ihn zu überleben.
Der Selektionsdruck wird ausgeübt,
indem die Transformanten unter Bedingungen kultiviert werden, unter
denen die Konzentration des Auswahlmittels im Medium nacheinander
geändert
wird, was zu Amplifikation sowohl des Selektions-Gens als auch der
für HRG
kodierenden DNA führt.
Die Amplifikation ist der Prozess, durch den Gene, nach denen größere Nachfrage
bezüglich
der Produktion eines für
das Wachstum entscheidenden Proteins herrscht, in Tandem innerhalb
der Chromosome aufeinander folgender Generationen rekombinanter
Zellen wiederholt werden. Höhere
Mengen an HRG werden aus der amplifizierten DNA synthetisiert.
-
Beispielsweise werden mit dem DHFR-Selektions-Gen
transformierte Zellen zunächst
durch Kultivieren der Transformanten in einem Kulturmedium identifiziert,
das Methotrexat (Mtx), einen kompetitiven Antagonisten von DHFR,
enthält.
Eine geeignete Wirtszelle ist bei Verwendung von DHFR der Wildform
die Chinahamster-Eierstock- (CHO-) Zelllinie mit DHFR-Aktivitäts-Defizienz,
deren Herstellung und Vermehrung gemäß dem Verfahren von Urlaub
und Chasin, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77, 4216 (1980 erfolgt. Die
transformierten Zellen werden dann höheren Mengen an Methotrexat
ausgesetzt. Dies führt
zur Synthese mehrerer Kopien des DHFR-Gens und gleichzeitig zu mehreren
Kopien anderer die Expressionsvektoren umfassender DNA, z. B. für HRG kodierender
DNA. Dieses Amplifikationsverfahren kann mit jedem anderen geeigneten
Wirt durchgeführt
werden, z. B. ATCC Nr. CCL61 CHO-K1 (trotz der Gegenwart von endogenem
DHFR), wenn z. B. eine DHFR-Genmutante, die gegenüber Mtx
hochgradig resistent ist, verwendet wird (siehe
EP 117.060 ). Alternativ dazu können Wirtszellen
(insbesondere Wirte der Wildform, die endogenes DHFR enthalten),
transformiert oder cotransformiert mit für HRG kodierenden DNA-Sequenzen,
DHFR-Protein der Wildform und ein anderer auswählbarer Marker wie z. B. Aminoglykosid-3'-phosphotransferase (APH)
durch Zellwachstum in Medium selektiert werden, das ein Auswahlmittel
für den
auswählbaren
Marken wie z. B. ein Aminoglykosidin-Antibiotikum wie etwa Kanamycin,
Neomycin oder G418 enthält
(siehe US-Patent 4.965.199).
-
Ein geeignetes Auswahl-Gen zur Verwendung
in Hefe ist das im Hefeplasmid Yrp7 vorhandene trpl-Gen (Stinchcomb
et al., Nature 282, 39 [1979]; Kingsman et al., Gene 7, 141 [1979]
oder Tschemper et al., Gene 10, 157 [1980]). Das trp1-Gen bietet
einen Selektionsmarker für
eine Stammmutante von Hefe, die sich nicht in Tryptophan vermehren
kann, z. B. ATCC Nr. 44076 oder PEP4-1 (Jones, Genetics 85, 12 [1977]).
Die Gegenwart der trpl-Läsion
im Hefe-Wirtszellengenom sorgt dann für eine wirkungsvolle Umgebung
zum Detektieren von Transformation durch Wachstum in Abwesenheit
von Tryptophan. Ebenso werden Leu2-defiziente Wirtsstämme (ATCC
20.622 oder 38.626) durch das Leu2-Gen tragende bekannte Plasmide
komplementiert.
-
(iv) Promotor-Komponente
-
Expressions- und Klonierungsvektoren
enthalten üblicherweise
einen Promotor, der durch den Wirtsorganismus erkannt wird und operabel
mit HRG-Nucleinsäure
verbunden ist. Promotoren sind untranslatierte Sequenzen, die sich
stromauf (5') vom
Startcodon eines strukturellen Gens (im allgemeinen innerhalb von etwa
100 bis 1000 bp) befinden und die Transkription und Translation
einer bestimmten Nucleinsäuresequenz wie
z. B. HRG, mit der sie operabel verbunden sind, steuern. Solche
Promotoren fallen typischerweise in zwei Klassen: induzierbare und
konstitutive. Induzierbare Promotoren sind jene, die ein höheres Ausmaß an Transkription
aus DNA unter ihrer Steuerung als Reaktion auf eine Änderung
der Kulturbedingungen – z.
B. die Gegenwart oder Abwesenheit eines Nährstoffs oder ein Temperaturwechsel – initiieren.
Es sind derzeit zahlreiche Promotoren bekannt, die von einer Vielzahl
potenzieller Wirtszellen erkannt werden. Diese Promotoren werden operabel
mit für
HRG kodierender DNA verbunden, indem der Promotor aus der Quellen-DNA
durch Restriktionsenzym-Verdau entfernt und die isolierte Promotorsequenz
in den Vektor insertiert wird. Sowohl die native HRG-Pro motorsequenz
als auch zahlreiche heterologe Promotoren können dazu dienen, Amplifikation und/oder
Expression von HRG-DNA zu lenken. Allerdings sind heterologe Promotoren
vorzuziehen, da sie im Allgemeinen umfassendere Transkription und
höhere
Ausbeuten an exprimiertem HRG ermöglichen als der native HRG-Promotor.
-
Für
prokaryotische Wirte geeignete Promotoren sind die β-Lactamase-
und Lactose-Promotorsysteme (Chang et al., Nature 275, 615 [1978];
und Goeddel et al., Nature 281, 544 [1979]), alkalische Phosphatase, ein
Tryptophan- (trp-) Promotorsystem (Goeddel, Nucleic Acids Res. 8,
4057 [1980] und
EP 36.776 )
und Hybridpromotoren wie z. B. der tac-Promotor (deBoer et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 80, 21–25 [1983]). Andere bekannte
bakterielle Promotoren kommen allerdings auch in Frage. Ihre Nucleotidsequenzen
wurden bereits veröffentlicht,
wodurch Fachleute auf dem Gebiet der Erfindung in der Lage sind,
sie mit für
HRG kodierender DNA unter Verwendung von Linkern oder Adaptoren
(zwecks Bereitstellung allenfalls erforderlicher Restriktionsstellen)
operabel zu ligieren (Siebenlist et al., Cell 20, 269 [1980]). Promotoren
zur Verwendung in bakteriellen Systemen enthalten im Allgemeinen
auch eine Shine-Dalgarno- (S. D.-) Sequenz, die mit der für HRG kodierender
DNA operabel verbunden ist.
-
Geeignete Promotorsequenzen zur Verwendung
mit Hefewirten sind z. B. die Promotoren für 3-Phosphoglycerat-Kinase
(Hitzeman et al., J. Biol. Chem. 255, 2073 [1980]) oder andere glykolytische
Enzyme (Ness et al., J. Adv. Enzyme Reg. 7, 149 [1968]; und Holland,
Biochemistry 17, 4900 [1978]) wie etwa Enolase, Glyceraldehyd-3-phosphat-Dehydrogenase, Hexokinase,
Pyruvat-Decarboxylase, Phosphofructokinase, Glucose-6-phosphat-Isomerase,
3-Phosphoglycerat-Mutase, Pyruvat-Kinase, Triosephosphat-Isomerase,
Phosphoglucose-Isomerase und Glucokinase.
-
Andere Hefepromotoren, die induzierbare
Promotoren mit dem zusätzlichen
Vorteil der durch Wachstumsbedingungen gesteuerten Transkription
sind, sind die Promotorregionen für Alkohol-Dehydrogenase 2, Isocytochrom
C, Saure Phosphatase, Abbauenzyme, die mit Stickstoff-Metabolismus
assoziiert sind, Metallothionein, Glyceraldehyd-3-phos phat-Dehydrogenase
und für
Maltose- und Galactose-Verwendung verantwortliche Enzyme. Zweckmäßige Vektoren
und Promotoren zur Verwendung in der Hefeexpression sind ausführlich in
Hitzeman et al.,
EP 73.657A beschrieben.
Hefe-Enhancer können
mit Hefe-Promotoren auch vorteilhaft verwendet werden.
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Promotorsequenzen sind für Eukaryoten
bekannt. Praktisch alle eukaryotischen Gene besitzen eine AT-reiche
Region, die sich etwa 25 bis 30 Basen stromauf von jener Stelle
befindet, an der die Transkription initiiert wird. Eine weitere
Sequenz, die sich 70 bis 80 Basen stromauf vom Transkriptionsstart
zahlreicher Gene befindet, ist eine CXCAAT(SEQ.-ID Nr. 1) Region,
worin X jedes beliebige Nucleotid sein kann. Am 3'-Ende der meisten
eukaryotischen Gene ist eine AATAAA-Sequenz (SEQ.-ID Nr. 2) angeordnet,
die das Signal für das
Hinzufügen
des polyA-Schwanzes zum 3'-Ende
der Kodiersequenz sein kann. Alle diese Sequenzen können günstigerweise
in Säugetier-Expressionsvektoren
insertiert werden.
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Die HRG-Gen-Transkription aus Vektoren
in Säugetier-Wirtszellen
wird durch Promotoren gesteuert, die aus den Genomen von Viren wie
z. B. Polyoma-Virus, Geflügelpocken-Virus
(GB-Patent 2.211.504 vom 5. Juli 1989), Adenovirus (z. B. Adenovirus
2), Rinderpapilloma-Virus, Vögel-Sarkomavirus,
Zytomegalievirus, einem Retrovirus, Hepatitis-B-Virus und – am bevorzugtesten – Affenvirus
40 (SV40), aus heterologen Säugetier-Promotoren, z. B.
dem Actin-Promotor oder einem Immunglobulin-Promotor, aus Hitzeschock-Promotoren und
aus dem Promotor, der normalerweise mit HRG-Sequenz assoziiert wird,
stammen, sofern solche Prootoren mit den Wirtszellensystemen verträglich sind.
-
Die frühen und späten Promotoren des SV40-Virus
werden günstigerweise
als SV40-Restriktionsfragment erhalten, das auch den viralen SV40-Replikationsursprung
enthält
(Fiers et al., Nature 273, 113 [1978]; Mulligan und Berg, Science
209, 1422–1427
[1980]; Pavlakis et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 78, 7398–7402 [1981]).
Der unmittelbar frühe
Promotor des Human-Zytomegalievrus wird günstigerweise als HindIII E-Re striktionsframgnet
erhalten (Greenaway et al., Gene 18, 355–360 [1982]). Ein System zur
Expression von DNA in Säugetierwirten
unter Einsatz des Ringer-Papillomavirus als Vektor ist in US-Patent
4.419.446 geoffenbart. Eine Modifikation dieses Systems ist in US-Patent 4.601.978
beschrieben. Siehe auch Gray et al., Nature 295, 503–508 (1982)
betreffend die Expression von für
Immuninterferon in Affenzellen kodierender cDNA; Reyes et al., Nature
297, 598–601
(1982) betreffend die Expression von Human-β-Interferon-cDNA in Mäusezellen
unter der Steuerung eines Thymidin-Kinase-Promotors aus Herpes simplex-Virus;
Canaani und Berg, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 79, 5166–5170 (1982)
betreffend die Expression des Human-Interferon-β1-Gens in kultivierten Mäuseund Kaninchenzellen;
und Gorman et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 79, 6777–6781 (1982)
betreffend die Expression bakterieller CAT-Sequenzen in CV-1-Affennierenzellen,
Hühnerembryo-Fibroblasten,
Chinahamster-Eierstockzellen, HeLa-Zellen und Mäuse-NIH-3T3-Zellen unter Einsatz der langen
terminalen Rous-Sarkomavirus-Wiederholung als Promotor.
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(v) Enhancerelement-Komponente
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Die Transkription eine für HRG kodierenden
DNA der Erfindung durch höhere
Eukaryoten wird oft durch Insertieren einer Enhancer-Sequenz in
den Vektor gesteigert. Enhancer sind cis-wirkende Elemente der DNA
(üblicherweise
von etwa 10–300
bp), die auf einen Promotor einwirken, um dessen Transkription zu
erhöhen.
Enhancer sind relativ orientierungs- und positionsunabhängig und
wurden 5' (Laimins
et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 78, 993 [1981]) und 3' (Lusky et al., Mol.
Cell Bio. 3, 1108 [1983]) zur Transkriptionseinheit, innerhalb eines
Introns (Banerji et al., Cell 33, 729 (1983]) sowie innerhalb der
Kodiersequenz selbst (Osborne et al., Mol. Cell Bio. 4, 1293 [1984])
lokalisiert. Zahlreiche Enhancer-Sequenzen sind aus Säugetier-Genen
bekannt (Globin, Elastase, Albumin, α-Fetoprotein und Insulin). Typischerweise
verwendet man aber einen Enhancer aus einem eukaryotischen Zellvirus.
Beispiele dafür
sind der SV40-Enhancer auf der späten Seite des Replikationsursprungs
(bp 100–270),
der frühe
Zytomegalievirus-Promotor-Enhancer,
der Polyoma-Enhancer auf der späten
Seite des Replikationsursprungs und Adenovirus-Enhancer (siehe auch
Yaniv, Nature 297, 17–18
[1982]) betreffend die Verstärkung
von Elementen zur Aktivierung eukaryotischer Promotoren. Der Enhancer
kann auch an einer Position 5' oder
3' von der HRG-DNA
in den Vektor gespleißt
sein, befindet sich aber vorzugsweise an einer Stelle 5' vom Promotor.
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(vi) Transkriptionsterminations-Komponente
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In eukaryotischen Wirtszellen (Hefe-,
Pilz-, Insekten-, Pflanzen-, Tier-, Human- oder kernhältigen Zellen
aus anderem multizellulären
Organismen) verwendete Expressionsvektoren enthalten auch Sequenzen, die
für die
Termination der Transkription oder für die Stabilisierung der mRNA
erforderlich sind. Solche Sequenzen sind üblicherweise aus den untranslatierten
5'- und manchmal
auch aus den untranslatierten 3'-Regionen eukaryotischer
oder viraler DNA oder cDNA erhältlich.
Diese Regionen enthalten Nucleotidsegmente, die als polyadenylierte
Fragmente im untranslatierten Abschnitt der für HRG kodierenden mRNA transkribiert
sind. Die untranslatierten 3'-Regionen
enthalten auch Transkriptionsterminations-Stellen.
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Die Konstruktion geeigneter Vektoren,
die eine oder mehrere der oben angeführten Komponenten der erwünschten
Kodier- und Steuersequenzen enthalten, sieht die Anwendung von Standard-Ligationstechniken vor.
Isolierte Plasmide oder DNA-Fragmente werden gespalten, zurechtgeschnitten
und in der zur Erzeugung der erforderlichen Plasmide erwünschten
Form religiert.
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Für
die Analyse zur Bestätigung
der korrekten Sequenzen in den konstruierten Plasmiden werden die Ligationsgemische
dazu verwendet, E. coli K12-Stamm 294 (ATCC 31.446) zu transformieren,
und erfolgreiche Transformanten gegebenenfalls durch Ampicillin-
oder Tretracyclin-Resistenz ausgewählt. Plasmide aus den Transformanten
werden gebildet, durch Restriktions-Endonuclease-Verdau analysiert
und/oder durch das Verfahren von Messing et al., Nucleic Acids.
Res. 9, 309 (1981) oder durch das Verfahren von Maxam et al., Methods
in Enzymology 65, 499 (1980) sequenziert.
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Besonders nützlich sind hierin Expressionsvekeotren,
die für
transiente Expression von für
HRG kodierender DNA in Säugetierzellen
sorgen. Im Allgemeinen umfasst die transiente Expression die Verwendung eines
Expressionsvektors, der zur effizienten Replikation in einer Wirtszelle
fähig ist,
sodass diese zahlreiche Kopien des Expressionsvektors akkumuliert
und ihrerseits hohe Werte eines erwünschten Polypeptids synthetisiert,
für das
der Expressionsvektor kodiert. Transiente Expressionssysteme, die
einen zweckmäßigen Expressionsvektor
und eine Wirtszelle umfassen, ermöglichen die praktische und
zuverlässige
Identifikation von Polypeptiden, für die klonierte DNA kodieren,
sowie das rasche Screenen solcher Polypeptide hinsichtlich erwünschter
biologischer oder physiologischer Eigenschaften. Somit sind transiente
Expressionssysteme hierin besonders geeignet, um Analoge und Varianten
von HRG zu identifizieren, die HRG-ähnliche Aktivität aufweisen.
Ein derartiges transientes Expressionssystem ist in der am 29. März 1989
veröffentlichten
EP 309.237 beschrieben. Andere
Verfahren, Vektoren und Wirtszellen, die sich zur Anpassung an die
Synthese von HRG in rekombinanter Wirbeltier-Zellkultur eignen,
sind in Gething et al., Nature 293, 620–625 (1981); Mantei et al., Nature
281, 40–46
(1979); Levinson et al.,
EP 117.060 und
EP 117.058 beschrieben. Ein
besonders geeignetes Expressionsplasmid für Säugetierzellenkultur-Expression
von HRG ist pRKS (
EP 307.247 ).
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D. Selektion und Transformation
von Wirtszellen
-
Zweckmäßige Wirtszellen für das Klonieren
oder Exprimieren von Vektoren sind hierin die oben beschriebenen
prokaryotischen, Hefe- oder höheren
eukaryotischen Zellen. Geeignete Prokaryoten sind z. B. Eubakterien,
z. B. gramnegative oder grampositive Organismen wie etwa E. coli,
Bacilli wie etwa B. subtilis, Pseudomonas-Spezies wie etwa P. aeruginosa,
Salmonella typhimurium oder Serratia marcescans. Ein bevorzugter
E. coli-Klonierungswirt ist E. coli 294 (ATCC 31.446), obwohl auch
andere Stämme
wie z. B. E. coli B, E. coli x1776 (ATCC
31.537) und E. coli W3110 (ATCC 27.325) in Frage kommen. Diese Beispiele
sind lediglich veranschaulichend und keinesfalls einschränkend. Vorzugsweise
sollte die Wirtszelle minimale Mengen proteolytischer Enzyme se kretieren.
Alternativ dazu eignen sich In-vitro-Klönierungsverfahren wie etwa
PCR oder andere Nucleinsäure-Polmyerase-Reaktionen.
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Zusätzlich zu Prokaryoten, sind
eukaryotische Mikroben wie etwa filamentöse Pilze oder Hefe zweckmäßige Wirte
für HRG-kodierende
Vektoren. Saccmaromyces cerevisiae, d. h. gemeine Backhefe, ist
der am häufigsten
verwendete der niederen eukaryotischen Wirts-Mikroorganismen. Doch
einige andere Gattunge, Spezies und Stämme stehen ebenfalls zur Verfügung und
sind hierin auch geeignet, z.. Schizosaccharomyces pombe (Beach
und Nurse, Nature 290, 140 [1981];
EP
139.383 vom 2. Mai 1985), Kluyveromyces-Wirte (U.S.S.N.
4.943.529) wie z. B. K. lactis (Louvencourt et al., J. Bacteriol.
737 [1983]; K. fragilis, K. bulgaricus, K. thermotolerans und K.
marxianus, Yarrowia (
EP 402.226 );
Pichia pastoris (
EP 183.070 ),
Sreekrishna et al., J. Basic Microbiol. 28, 265-278 [1988]); Candida, Trichoderma reesia
(
EP 244.234 ); Neurospora
crassa (Case et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 76, 5259–5233 [1979])
und filamentöse
Pilze wie z. B. Neurospora, Penicillium, Tolypocladium (WO 91/00357
vom 10. Januar 1991) sowie Aspergillus-Wirte wie etwa A. nidulans
(Ballance et al., Biochem. Biophys. Res. Commun. 112, 284–289 [1983]
; Tilburn et al., Gene 26, 205–221
[1983] ; Yelton et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81, 1470–1474 [1984]);
und A. niger (Kelly und Hynes, EMBO). 4, 475-479 [1985]).
-
Geeignete Wirtszellen für die Expression
von glykosyliertem HRG-Polypeptid stammen aus multizellulären Organismen.
Solche Wirtszellen sind zu komplexen Verarbeitungsund Glykosylierungsaktivitäten fähig. Im
Prinzip eignet sich jede höhere
eukaryotische Zellkultur, ob sie nun aus Wirbeltier- oder Wirbellosenkultur stammt.
Beispiele für
Wirbellosenzellen sind Pflanzen- und Insektenzellen. Zahlreiche
bakulovirale Stämme und
Varianten sowie entsprechende permissive Insektenwirtszellen aus
Wirten wie z. B. Spodoptera frugiperda (Raupe), Aedes aegypti (Moskito),
Aedes albopictus (Moskito), Drosophila melanogaster (Fruchtfliege)
und Bombyx mori-Wirtszellen wurden bereits identifiziert (siehe
z. B. Luckow et al, Bio/Technology 6, 47–55 [1988]; Miller et al.,
in Genetic Engineering , Setlow, J. K. et al., Hg. Bd. 8 [Plenum
Publishing, 1986], S. 277–289;
und Maeda et al., Nature 315, 592–594 [1985]). Eine Vielzahl
derartiger Stämme
ist allgemein erhältlich,
z. B. die L-1-Variante von Autographa californica-NPV und der Bm5-Stamm von Bomby mori-NPV,
wobei solche Viren hierin als Virus gemäß der Erfindung verwendet werden
können,
insbesondere zur Transfektion von Spodoptera frugiperda-Zellen. Pflanzenzellkulturen
von Baumwolle, Mais, Kartoffeln, Sojabohnen, Petunien, Tomaten und
Tabak kommen als Wirte in Frage. Typischerweise werden Pflanzenzellen
durch Inkubation mit bestimmten Stämmen des Bakteriums Agrobacterium
tumefaciens transfiziert, das zuvor manipuliert wurde, um HRG-DNA
zu enthalten. Während
der Inkubation der Pflanzenzellkultur mit A. tumefaciens wird die
für HRG kodierende
DNA auf einen Pflanzenzellwirt übertragen,
sodass er transfiziert wird und unter bestimmten Bedingungen HRG-DNA
exprimiert. Außerdem
stehen mit Pflanzenzellen verträgliche
regulatorische und Signalsequenzen zur Verfügung, z. B. die Nopalin-Synthase-Promotor-
und -Polyadenylationssignal-Sequenzen (Depicker et al., J. Mol.
Appl. Gen. 1, 561 (1982]). Darüber
hinaus können
aus der stromaufwärtigen
Region des T-DNA 780-Gens isolierte DNA-Segmente Transkriptionsmengen
von pflanzlich exprimierbaren Genen in rekombinante DNA enthaltenden
Pflanzengeweben aktivieren oder erhöhen (siehe
EP 321.196 vom 21. Juni 1989).
-
Das meiste Interesse gilt jedoch
den Wirbeltierzellen, wobei die Vermehrung von Wirbeltierzellen
in Kultur (Gewebekultur) in den letzten Jahren zu einem Routinevorgang
wurde (Tissue Culture, Academic Press, Kruse und Patterson, Hg.
[1973]). Beispiele für
nützliche
Säugetier-Wirtszelllinien
sind die Affennieren-CV1-Linie, transformiert durch SV40 (COS-7,
ATCC CRL 1651); die Humanembryonieren-Linie (293 oder 293-Zellen, die
für das
Wachstum in Suspensionskultur subkloniert sind; siehe Graham et
al., J. Gen. Virol. 36, 59 [1977]); Babyhamster-Nierenzellen (BHK,
ATCC CCL 10); Chinahamster-Eierstockzellen/-DHFR (CHO, Urlaub und Chasin,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77, 4216 [1980]; Mäuse-Sertolizellen (TM4, Mather,
Biol. Reprod. 23, 243–251
[1980]); Affennierenzellen (CV1 ATCC CCL 70); Nierenzellen aus afrikanischen
Grünen
Meerkatzen (VERO-76, ATCC CRL-1587); Humanzervikalkarzinom-Zellen
(HELA, ATCC CCL 2); Hundenierenzellen (MDCK, ATCC CCL 34); Büffelratte-Leberzellen
(BRL 3A, ATCC CRL 1442); Humanlungenzellen (W138, ATCC CCL 75);
Humanleberzellen (Hep G2, HB 8065), Mäuse-Brusttumor (MMT 060562,
ATCC CCL51); TRI-Zellen (Mather et al., Annals N.Y. Acad. Sci. 383,
44–68
[1982J); MRC 5-Zellen, FS4-Zellen; und eine Humanhepatom-Zelllinie
(Hep G2). Bevorzugte Wirtszellen sind Numanembryonieren-293 und
Chinahamster-Eierstockzellen.
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Die meisten Wirtszellen werden mit
den oben beschriebenen Expressions- oder Kloniervektoren der Erfindung
transfiziert und vorzugsweise transformiert und in herkömmlichem
Nährstoffmedium
kultiviert, das gegebenenfalls zwecks Induktion von Promotoren,
Selektion von Transformanten oder Amplifizieren der für die erwünschten
Sequenzen kodierenden Gene modifiziert ist.
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Transfektion bezieht sich auf die
Aufnahme eines Expressionsvektors durch eine Wirtszelle, gleichgültig ob
Kodiersequenzen exprimiert werden oder nicht. Es sind Fachleuten
auf dem Gebiet der Erfindung zahlreiche Transfektionsverfahren bekannt,
z. B. CaPO4 und Elektroporation. Erfolgreiche
Transfektion erkennt man im Allgemeinen dann, wenn Hinweise auf
das Funktionieren dieses Vektors innerhalb der Wirtszelle auftreten.
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Die Transformation bedeutet die Einsetzung
von DNA in eine Organismus, sodass die DNA entweder als extrachromosomales
Element oder durch chromosomale Integration replizierbar ist. Je
nach der verwendeten Wirtszelle erfolgt die Transformation unter
Anwendung von für
solche Zellen geeigneten Standardtechniken. Die Calciumbehandlung
unter Einsatz von Calciumchlorid, beschrieben in Kapitel 1.82 von
Sambrook et al., s. o., wird im Allgemeinen für Prokaryoten oder andere Zellen
verwendet, die substanzielle Zellwand-Barrieren aufweisen. Die Infektion
mit Agrobacterium tumefaciens dient zur Transformation bestimmter
Pflanzenzellen, wie dies von Shaw et al., Gene 23, 315 (1983) und
WO 89/05859 vom 29. Juni 1989 beschrieben ist. Für Säugetierzellen ohne solche Zellwände ist
das Calciumphosphat-Fällungsverfahren
vorzuziehen, das in den Kapiteln 16.30–16.37 von Sambrook et al.,
s. o., erläutert
ist. Allgemeine Aspekte von Transformationen mit Saugetierzellen-Wirtssystemen
wurden von Axel im US-Patent 4.399.216 vom 16. August 1983 beschrieben.
Transformationen in Hefe erfolgen typischerweise gemäß dem Verfahren
von Van Solingen et al., J. Bact. 130, 946 (1977) und Hsiao et al.,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 76, 3829 (1979). Andere Verfahren zum
Einsetzen von DNA in Zellen, z. B. durch Kerninjektion, Elektroporation
oder Protoplasten-Fusion, kommen ebenfalls in Frage.
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E. Kultivieren der Wirtszellen
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Prokaryotische Zellen zur Produktion
von HRG-Polypeptid der Erfindung werden in geeigneten Medien kultiviert,
wie dies von Sambrook et al., s. o., beschrieben ist.
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Die Säugetier-Wirtszellen zur Produktion
von HRG der Erfindung können
in einer Vielzahl an Medien kultiviert werden. Im Handel erhältliche
Medien wie z. B. Ham's
F10 (Sigma), Minimal Essential Medium (MEM, Sigma), RPMI-1640 (Sigma)
und Dulbecco's Modified
Eagle's Medium (DMEM,
Sigma) eignen sich zum Kultivieren der Wirtszellen. Außerdem eignen
sich die von Ham und Wallace, Meth. Enz. 44 (1979); Barnes und Sato,
Anal, Biochem. 102, 255 (1980); US-Patenten 4.767.866, 4.657.866,
4.927.762 oder 4.560.655; WO 90/03430; WO 87/00195 und US-Patent
Re. 30.985 beschriebenen Medien als Kulturmedien für die Wirtszellen.
Jedes dieser Medien kann gegebenenfalls mit Hormonen und/oder anderen
Wachstumsfaktoren (z. B. Insulin, Transferrin oder Epidermis-Wachstumsfaktor),
Salzen (z. B. Natriumchlorid, Calcium, Magnesium und Phosphat),
Puffern (z. B. HEPES), Nucleosiden (z. B. Adenosin und Thymidin),
Antibiotika (z. B. dem Medikament GentamycinTM),
Spurenelementen (als anorganische Verbindungen definiert, die üblicherweise
in Endkonzentrationen im mikromolekularen Bereich vorhanden sind)
und Glucose oder einer äquivalenten
Energiequelle ergänzt
sein. Allfällige
andere notwendige Ergänzungsstoffe
können
auch in geeigneten Konzentrationen enthalten sein, die für Fachleute
auf dem Gebiet offenkundig sind. Die Kulturbedingungen, z. B. Temperatur,
pH-Wert u. dgl., sind jene, die bereits für die zur Expression aus gewählten Wirtszelle
herrschten und sind für
Fachleute auf dem Gebiet ebenfalls offenkundig.
-
Die hierin angeführten Wirtszellen umfassen
Zellen in In-vitro-Kultur ebenso wie Zellen, die sich in einem Wirtstier
befinden.
-
Es ist weiters möglich, dass HRG der Erfindung
durch homologe Rekombination oder mittels rekombinanter Produktionsverfahren
unter Einsatz von Steuerelementen erzeugt wird, die in Zellen eingeführt werden,
die für
aktuell in der Praxis verwendetes HRG kodierende DNA enthalten.
Beispielsweise wird ein wirkungsvolles Promotor/Enhancer-Element, ein Suppressor
oder ein exogenes Transkriptions-Modulationselement in das Genom
der intendierten Wirtszelle an einer nahen Position und in einer
Orientierung insertiert, die ausreichen, um die Transkription von
für das
erwünschte
HRG kodierender DNA zu beeinflussen. Das Steuerelement kodiert nicht
für HRG
der Erfindung, doch die DNA ist im Wirtszellengenom enthalten. Man
screent als nächstes
hinsichtlich Zellen, die HRG der Erfindung produzieren, oder erhöhter oder
herabgesetzter Expressionswerte.
-
F. Detektieren von Gen-Amplifikation/Expression
-
Die Gen-Amplifikation und/oder -Expression
kann in einer Probe direkt gemessen werden, z. B. durch herkömmliches
Southern-Blotting, Northern-Blotting zur Quantifizierung der Transkription
von mRNA (Thomas, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77, 5201–5205 [1980]),
Dot-Blotting (DNA-Analyse) oder in situ-Hybridisierung; dabei kommt
eine zweckmäßig markierte
Sonde auf der Basis der hierin angeführten Sequenzen zum Einsatz.
Es können
verschiedene Marker verwendet werden, am häufigsten Radioisotope, insbesondere 32P. Andere Techniken kommen allerdings auch
in Frage, z. B. Biotin-modifizierte Nucleotide für die Einsetzung in ein Polynucleotid.
Das Biotin dient dann als Stelle für die Bindung an Avidin oder
Antikörper,
die mit eine Vielzahl an Markern wie z. B. Radionucliden, Fluoreszenzmitteln,
Enzymen o. dgl. markiert sein können.
Alterna tiv dazu können
Antikörper
verwendet werden, die spezifische Doppelstränge, z. B. DNA-Doppelstränge, RNA-Doppelstränge und
DNA-RNA-Hybrid-Doppelstränge
oder DNA-Protein-Doppelstränge
erkennen können.
Die Antikörper
können
ihrerseits markiert und der Assay durchgeführt werden, wenn der Doppelstrang
an eine Oberfläche
gebunden ist, sodass nach Bildung des Doppelstrangs auf der Oberfläche die
Gegenwart von an den Doppelstrang gebundenem Antikörper detektierbar
ist.
-
Die Gen-Expression kann alternativ
dazu durch immunologische Verfahren wie z. B. immunhistochemische
Einfärbung
von Gewebeabschnitten und Testen von Zellkultur oder Körperflüssigkeiten
gemessen werden, um die Expression des Genprodukts direkt zu quantifizieren.
Bei immunohistochemischen Einfärbungstechniken
wird eine Probe typischerweise durch Dehydrierung und Fixierung
gebildet, gefolgt von Reaktion mit markierten Antikörpern, die
für das
Genprodukt spezifisch sind, das dort gekoppelt ist, wo die Marker üblicherweise
visuell detektierbar sind, z. B. enzymatische Marker, fluoreszierende
Marker, lumneszierende Marker u. dgl. Eine besonders sensitive und
hierin geeignete Einfärbungstechnik
ist von Hsu et al., Am. J. Clin. Path. 75, 734–738 (1980) beschrieben.
-
Antikörper, die sich für immunhistochemisches
Einfärben
und/oder Testen von Probenflüssigkeiten eignen,
können
entweder monoklonal oder polyklonal sein und in jedem beliebigen
Tier gebildet werden. Günstigeweise
können
Antikörper
gegen ein natives HRG-Polypeptid oder ein synthetisches Peptid auf
der Basis der hierin geoffenbarten DNA-Sequenzen gebildet werden,
wie dies ausführlicher
im nachstehenden Abschnitt 4 beschrieben ist.
-
G. Reinigung des HRG-Polypeptids
-
HRG wird aus einer zellulären Membranfraktion
gewonnen. Alternativ dazu wird ein proteolytisch gespaltenes oder
gekürztes
lösliches
HRG-Fragment oder eine Subdomäne
aus dem Kulturmedium als lösliche Polypeptide
gewonnen.
-
Wenn HRG in einer anderen Pekombinänten Zelle
als aus menschlichem Ursprung exprimiert wird, ist HRG völlig frei
von Proteinen oder Polypeptiden menschlichen Ursprungs. Es ist jedoch
wünschenswert,
HRG aus rekombinanten Zellproteinen oder Polypeptiden zu reinigen,
um Präparate
zu erhalten, die im Wesentlichen homogen in Bezug auf HRG sind.
In einem ersten Schritt wird das Kulturmedium oder Lysat zentrifugiert, um
Zellbruchstücke
zu entfernen. Die Membran und lösliche
Proteinfraktionen werden anschließend getrennt. HRG wird dann
sowohl von der löslichen
Proteinfraktion (erfordert die Gegenwart einer Protease) als auch
von der Membranfraktion des Kulturlysats gereinigt (dies hängt davon
ab, ob HRG membrangebunden ist). Die folgenden Vorgangsweisen sind
Beispiele für
geeignete Reinigungsverfahren: Fraktionierung auf Immunaffinitäts- oder
lonenaustauschsäulen;
Ethanolfällung,
RP-HPLC; Chromatographie auf Kieselsäure, Heparin-Sepharose oder
einem Kationenaustauschharz wie z. B. DEAE; Chromatofokussieren;
SDS-PAGE; Ammoniumsulfat-Fllung; und Gelfiltration unter Einsatz
von z. B. Sephadex G-75.
-
HRG-Varianten, in denen Reste deletiert,
insertiert oder substituiert wurden, werden in gleicher Weise wie
natives HRG gewonnen, wobei allfällig
substanzielle Änderungen
der Eigenschaften aufgrund der Variation berücksichtigt werden. Beispielsweise
erleichtert die Herstellung einer HRG-Fusion mit einem anderen Protein
oder Polypeptid, z. B. einem bakteriellen oder viralen Antigen,
die Reinigung; eine Immunaffinitätssäule mit
einem Antikörper
gegen das Antigen kann zur Absorption der Fusion dienen. Immunaffinitätssäulen wie
z. B. eine polyklonale Kaninchen-Anti-HRG-Säule können dazu dienen, HRG-Variante
durch deren Bindung an zumindest ein verbleibendes Immunepitop zu
absorbieren. Ein Protease-Hemmer wie z. B. Phenylmethylsulfonylfluorid
(PMSF) kann auch dazu verwendet werden, proteolytischen Abbau während der
Reinigung zu hemmen, wobei Antibiotika enthalten sein können, um
das Wachstum hinzukommender Schmutzstoffe zu verhindern. Es ist
für Fachleute
auf dem Gebiet der Erfindung offenkundig, dass Reinigungsverfahren
für natives HRG
möglicherweise
modifiziert werden müssen,
um Veränderungen
der Eigenschaften von HRG-Varianten nach Expression in rekombinanter
Zellkultur zu berücksichtigen.
-
H. Kovalente Modifikationen
von HRG
-
Kovalente Modifikationen von HRG-Polypeptiden
sind im Schutzbereich der Erfindung enthalten. Sowohl natives HRG
als auch Aminosäuresequenz-Varianten
von HRG sind gegebenenfalls kovalent modifiziert. Eine Art von kovalenter
Modifikation, die ebenfalls im Schutzbereich der Erfindung enthalten
ist, ist ein HRG-Polypeptidfragment. HRG-Fragmente wie z. B. HRG-GDF mit bis
zu etwa 40 Aminosäureresten
werden günstigerweise
durch chemische Synthese oder durch enzymatische oder chemische
Spaltung des HRG-Polypeptids voller Länge oder der HRG-Polypeptidvariante
erzeugt. Andere Arten kovalenter Modifikationen von HRG oder seiner
Fragmente werden in das Molekül
inkorporiert, indem abgezielte Aminosäurereste von HRG oder Fragmenten
davon mit einem organischen Derivatisierungsmittel umgesetzt werden,
das zur Reaktion mit ausgewählten
Seitenketten oder den N- oder C-terminalen Resten fähig ist.
-
Cysteinylreste werden am häufigsten
mit α-Haloacetaten
(und entsprechenden Aminen) wie z. B. Chloressigsäure oder
Chloracetamid umgesetzt, um Carboxymethyl- oder Carboxyaminomethyl-Derivate
zu ergeben. Cysteinylreste werden auch durch Reaktion mit Bromtrifluoraceton, α-Brom-β-(5-imidozoyl)propionsäure, Chloracetylphosphat,
N-Alkylmaleimiden, 3-Nitro-2-pyridyldisulfid, Methyl-2-pyridyldisulfid,
p-Chlormercuribenzoat, 2-Chlormercuri-4-nitrophenol oder Chlor-7-nitrobenzo-2-oxa-1,3-diazol
derivatisiert.
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Histidylreste werden durch Reaktion
mit Diethylpyrocarbonat bei pH 5,5–7,0 derivatisiert, da dieses Mittel
für die
Histidyl-Seitenkette relativ stabil ist. p-Bromphenacylbromid ist
auch geeignet; die Reaktion erfolgt vorzugsweise in 0,1 M Natriumcacodylat
bei pH 6,0.
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Lyisnyl- und aminoterminale Reste
werden mit Bernstein- oder anderen Carbonsäureanhydriden umgesetzt. Die
Derivatisierung dieser Mittel bewirkt die Umkehr der Ladung der
Lysinylreste. Andere zweckmäßige Reagenzien
für die
Derivatisierung von α-Aminohältigen Resten
sind Imidoester wie etwa Methylpicolinimidat; Pyridoxalphosphat;
Pyri doxal; Chlorborhydrid; Trinitröbenzolsulfonsäure; O-Methylisoharnstoff; 2,4-Pentandion;
und Transaminase-katalysierte Reaktion mit Glyoxylat.
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Arginylreste werden durch Reaktion
mit einem oder mehreren herkömmlichen
Reagenzien modifiziert, z. B. Phenylglyoxal, 2,3-Butandion, 1,2-Cyclohexandion
und Ninhydrin. Die Derivatisierung von Argininresten erfordert aufgrund
des hohen pKa der funktionellen Guanidingruppe
, dass die Reaktion unter alkalischen Bedingungen stattfindet. Außerdem können diese
Reagenzien mit den Lysingruppen sowie der Arginin-ε-Aminogruppe
reagieren.
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Die spezifische Modifikation von
Tyrosylresten kann unter besonderer Berücksichtigung der Einführung spektraler
Marker in Tyrosylreste durch Reaktion mit aromatischen Diazonium-Verbindungen
oder Tetranitromethan erfolgen. Am häufigsten werden N-Acetylimidazol
und Tetranitromethan dazu verwendet, O-Acetyltyrosyl-Spezies bzw.
3-Nitroderivate zu erzeugen. Tyrosylreste werden unter Einsatz von 125I oder 131I iodiert, um
markierte Proteine zur Verwendung im Radioimmunassay zu herzustellen,
wobei sich hier das oben beschriebene Chloramin T-Verfahren eignet.
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Carboxyl-Seitengruppen (Aspartyl
oder Glutamyl) werden selektiv durch Reaktion mit Carbodiimiden (R'-N=C=N-R') modifiziert, worin
R und R' unterschiedliche
Alkylgruppen sind, z. B. 1-Cyclohexyl-3-(2-morpholinyl-4-ethyl)carbodiimid
oder 1-Ethyl-3-(4-azonia-4,4-dimethylpenyl)carbodiimid. Außerdem werden
Aspartyl- und Glutamylreste durch Reaktion mit Ammoniumionen in
Asparaginyl- und Glutaminylreste umgewandelt.
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Die Derivatisierung mit bifunktionalen
Mitteln eignet sich zur Vernetzung von HRG mit einer wasserunlöslichen
Trägermatrix
oder Oberfläche
zur Verwendung im Verfahren zur Reinigung von Anti-HRG-Antikörpern. Üblicherweise
verwendete Vernetzer sind z. B. 1,1-Bis(diazoacetyl)-2-phenylethan,
Glutaraldehyd, N-Hydroxysuccinimidester, z. B. Ester mit 4-Azidosalicylsäure, homobifunktionale
Imidoester, z. B. Disuccinimidylester wie etwa 3,3'-Dichiobis(succinimidylpropionat)
und bifunktionale Maleimide wie etwa Bis-N-maleimido-l,8-octan.
Derivatisierungsmittel wie z. B. Methyl-3-[(p-azidophenyl)dithio]propioimidat
liefern photoaktivierbare Zwischenprodukte, die zur Bildung von
Vernetzungen in Gegenwart von Licht fähig sind. Alternativ dazu werden
reaktive wasserunlösliche
Matrizen wie etwa Bromcyan-aktivierte Kohlenhydrate und die reaktiven
Substrate der US-Patente 3.969.287, 3.691.0165, 4.195.128, 4.247.642,
4.229.537 und 4.330.440 zwecks Protein-Immobilisierung verwendet.
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Glutaminyl- und Asparaginylreste
werden häufig
zu den entsprechenden Glutamylbzw. Aspartylresten deamidiert. Alternativ
dazu werden diese Reste unter schwach sauren Bedingungen deamidiert.
Beide Formen dieser Reste fallen in den Schutzumfang der Erfindung.
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Andere Modifikationen sind die Hydroxylierung
von Prolin und Lysin, die Phosphorylierung von Hydroxylgruppen oder
Seryl- oder Threonylresten, die Methylierung der α-Aminogruppen von
Lysin-, Arginin- und Histidin-Seitenketten (T. E. Creighton, Protein:
Structure and Molecular Properties, W. H. Freeman & Co., San Francisco,
S. 79–86
[1983]), die Acetylierung des N-terminalen Amins und die Amidierung
beliebiger C-terminaler Carboxylgruppen.
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HRG ist gegebenenfalls mit einem
Polypeptide, das zu HRG heterolog ist, fusioniert. Das heterologe Polypeptid
ist gegebenenfalls eine Ankersequenz, wie sie z. B. im Zerfalls-Beschleunigungssystem
(DAF) vorkommt; ein Toxin wie z. B. Ricin, Pseudomonas-Exotoxin, Gelonin
oder ein andres Polypeptid, das zum Tod der Zielzelle führt. Diese
heterologen Polypeptide sind durch Seitenketten oder die endständigen Reste
kovalent an HRG gebunden. In ähnlicher
Weise ist HRG an andere Moleküle
gebunden, die gegenüber
einer Ziel-Säugetierzelle
toxisch oder inhibitorisch sind, z. B. Tricothecene oder Antisense-DNA,
die Expression von Ziel-Genen blockiert.
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HRG wird auch durch Verandern seines
nativen Glykosylierungsmusters kovalent modifiziert. Ein oder mehrere
Kohlenhydrat-Substituenten werden modifiziert, indem die Monosaccharid-Komponenten
an einer bestimmten Stelle hinzugefügt, entfernt oder variiert
werden oder indem die Reste in HRG durch Zugabe oder Deletion von
Glykosylierungsstellen modifiziert werden.
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Die Glykosylierung von Polypeptiden
ist typischerweise N- oder O-gebunden. N-gebunden bezieht sich auf
die Befestigung der Kohlenhydratgruppe an der Seitenkette eines
Asparaginrests. Die Tripeptidsequenzen Asparagin-X-Serin und Asparagin-X-Threonin,
worin X jede beliebige Aminosäure
mit Ausnahme von Prolin ist, sind die Erkennungssequenzen für enzymatische
Bindung der Kohlenhydratgruppe an der Asparagin-Seitenkette. Somit
schafft die Gegenwart einer dieser Tripeptidsequenzen in einem Polypeptid
eine potenzielle Glykosylierungsstlle. O-gebundene Glykosylierung
bezieht sich auf die Bindung eines der Zucker N-Acetylgalactosamin,
Galactose oder Xylose an eine Hydroxyaminosäure, am häufigsten Serin oder Threonin,
obwohl 5-Hydroxyprolin oder 5-Hydroxylysin auch in Frage kommen.
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Glykosylierungsstellen werden HRG
hinzugefügt,
indem seine Aminosäuresequenz
solcherart geändert
wird, dass sie eine oder mehrere der oben angeführten Tripeptidsequenzen enthält (für N-gebundene
Glykosylierungsstellen). Die Modifikation kann auch durch Addition
von – oder
Substitution mit – einem
oder mehreren Serin- oder Threoninresten an HRG erfolgen (für O-gebundene
Glykosylierungsstellen). Aus praktischen Gründen wird HRG vorzugsweise
mittels Veränderungen
auf DNA-Ebene modifiziert, insbesondere durch Mutieren der für HRG kodierenden
DNA in vorausgewählten
Basen, sodass Codons erzeugt werden, die in die erwünschten
Aminosäuren
translatieren.
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Chemische oder enzymatische Kopplung
von Glykosiden an HRG erhöht
die Anzahl an Kohlenhydrat-Substituenten. Diese Vorgangsweisen sind
insofern vorteilhaft, als sie keine Produktion des Polypeptids in einer
Wirtszelle erfordern, die zur N- und O-gebunde nen Glykosylierung
fähig ist.
Je nach der angewendeten Kopplungsmethode kann bzw. können der
bzw. die Zucker an (a) Arginin und Histidin, (b) freie Carboxylgruppen,
(c) freie Sulfhydrylgruppen wie z. B. jene von Cystein, (d) freie
Hydroxylgruppen wie z. B. jene von Serin, Threonin oder Tryptophan
oder (f) die Amidgruppe von Glutamin gebunden werden. Diese Verfahren
sind in WO 87/05330 vom 11. September 1987 und in Aplin und Wriston,
CRC Crit. Rev. Biochem, 259–306
(1981) beschrieben.
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Auf einem HRG vorhandene Kohlenhydratgruppen
werden ebenfalls chemisch oder enzymatisch entfernt. Die chemische
Deglykosylierung erfordert, dass man das Polypeptid der Verbindung
Trifluormethansulfonsäure
oder einer äquivalenten
Verbindung aussetzt. Diese Behandlung führt zur Spaltung der meisten
oder aller Zucker mit der Ausnahme des Verbindungszuckers (N-Acetylglucosamin
oder N-Acetylgalactosiamin), während
das Polypeptid intakt bleibt. Die chemische Deglykosylierung wird
von Hakimuddin et al., Arch. Biochem. Biophys. 259, 52 (1987) und
von Edge et al., Anal. Biochem. 118, 131 (1981) beschrieben. Kohlenhydratgruppen
werden mittels einer Vielzahl an Endo- und Exo-Glykosidasen aus
HRG entfernt; siehe Thotakura et al., Meth. Enzymol. 138, 350 (1987).
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Glykosylierung während der Expression in Zellen
wird auch durch Tunicamycin unterdrückt, wie dies von Duskin et
al., J. Biol. Chem. 257, 3105 (1982) erläutert wird. Tunicamycin blockiert
die Bildung von Protein-N-Glykosid-Verknüpfungen.
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HRG wird auch durch Binden von HRG
an verschiedene nicht-proteinhältige
Polymere modifiziert, z. B. Glykol, Polypropylenglykol oder Polyoxyalkylene,
wie dies in den US-Patenten
4.640.835, 4.496.689, 4.301.144, 4.670.417, 4.791.192 oder 4.179.337
beschrieben ist.
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Eine bevorzugte Möglichkeit der Verlängerung
der In-vivo-Halbwertszeit von nichtmembrangebundenem HRG im Kreislauf
ist seine Bindung an ein Polymer, das für verlängerte Halbwertszeit sorgt,
z. B. Polyethylenglykol (PEG); siehe Maxfield et al., Poly mer 16,
505–509
(1975; Bailey, F. E. et al., in Nonionic Surfactants (Schick, M.
J., Hg.), S. 794–821
(1967); Abushowski, A. et al., J. Biol. Chem. 252, 3582–3586 (1977); Abuchowski,
A. et al., Cancer Biochem. Biophys. 7, 175–186 (1984); Katre, N. V. et
al., Proc. Natl. Acad. Sci. 84, 1487–1491 (1987); Goodson, R. et
al., Bio/Technology 8, 343–346
(1990). Die Bindung von PEG konnte einer Publikation zufolge die
Immunogenität
und Toxizität
reduzieren (Abuchowski, A. et al., J. Biol. Chem. 252, 3578–3581 [1977)).
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HRG ist auch in Mikrokapseln, die
z. B. durch Koazervationstechniken oder durch Grenzflächen-Polymerisation
erzeugt werden (z. B. Hydroxymethylcellulose- oder Gelatine-Mikrokapseln
bzw. Poly-(methylmethacrylat)-Mikrokapseln), in kolloidalen Medikamenten-Zufuhrsystemen
(z. B. Liposomen, Alumin-Mikrokügelchen,
Mikroemulsionen, Nano-Teilchen und Nano-Kapseln) oder in Makroemulsionen
eingeschlossen. Solche Techniken sind in Remington's Pharamceutical
Sciences, 16. Ausgabe, Osol, A., Hg., (1980) geoffenbart.
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HRG eignet sich zur Erzeugung von
Antikörpern
als Standards in Tests auf HRG (z. B. durch Markieren von HRG zur
Verwendung als Standard in einem Radioimmunassay, einem Enzym-gebundenen
Immunassay oder einem Radiorezeptor-Assay), in Affinitäts-Reinigungsverfahren
und in kompetitiven Rezeptor-Bindungsassay beim Markieren mit Radioiod,
Enzymen, Fluorophoren, Spin-Markern u. gl.
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Fachleute auf dem Gebiet können Varianten
screenen, um die optimale Variante für den jeweiligen Zweck auszuwählen. Beispielsweise
wird eine Veränderung
der immunologischen Eigenschaft von HRG, z. B. eine Änderung
der Affinität
für ein
bestimmtes Antigen im HER2-Rezeptor, durch einen kompetitiven Immunassay
unter Verwendung eines Standards oder Vergleichs wie z. B. eines
nativen HRG (insbesondere einer nativen HRG-GFD) gemessen. Andere
potenzielle Modifikationen von Protein- oder Polypeptid-Eigenschaften wie
z. B. Redox- oder thermische Stabilität, Hyrophobie, Anfälligkeit
gegenüber
proteolytischem Abbau, Stabilität
in rekombinanter Zellkultur oder in Plasma oder die Neigung zur
Aggregation mit Trägern
oder in Multimere werden durch auf dem Gebiet bekannte Verfahren
untersucht.
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1. Therapeutische
Verwendung von Heregulin-Liganden
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Zwar ist die Rolle von p185HER2 und seiner Liganden im normalem Zellwachstum
und in der Differenzierung unbekannt, doch ist es ein Ziel der Erfindung,
therapeutische Einsatzmöglichkeiten
für die
p185HER2-Liganden der Erfindung zur Förderung
von normalem Wachstum und normaler Entwicklung sowie zur Hemmung von
abnormalem Wachstum, insbesondere in malignen oder neoplastischen
Geweben, zu identifizieren.
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2. Therapeutische
Zusammensetzungen und Verabreichung von HRG
-
Therapeutische Formulierungen von
HRG und HRG-Antikörper
werden durch Vermischen des HRG-Proteins mit dem erwünschten
Reinheitsgrad mit fakultativen physiologisch akzeptablen Trägern, Exzipienten
oder Stabilisatoren (Remington's
Pharmaceutical Sciences, s. o.) in Form von lyophilisiertem Kuchen oder
wässrigen
Lösungen
auf die Lagerung vorbereitet. Annehmbare Träger, Exzipienten oder Stabilisatoren sind
für die
Rezipienten in den verwendeten Dosierungen und Konzentrationen nicht-toxisch;
Beispiele sind Puffer wie etwa Phosphat, Citrat und andere organische
Säuren;
Antioxidanzien wie etwa Asorbinsäure;
niedermolekulare (weniger als etwa 10 Reste) Polypeptide (zur Verhinderung
von Methoxid-Bildung); Proteine wie etwa Serumalbumin, Gelatine
oder Immunglobuline; hydrophile Polymere wie etwa Polyvnylpyrrolidon;
Aminosäuren
wie etwa Glycin, Glutamin, Asparagin, Arginin oder Lysin; Monosaccharide,
Disaccharide oder andere Kohlenhydrate wie etwa Glucose, Mannose
oder Dextrine; Chelatbildner wie etwa EDTA; Zuckeralkohole wie etwa
Mannit oder Sorbit; salzbildenden Gegenionen wie etwa Natrium; und/oder
nicht-ionische Tenside wie z. B. Tween, Pluronics oder Polyethylenglykol
(PEG).
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HRG oder HRG-Antikörper muss
für die
In-vivo-Verabreichung steril sein. Dies wird durch Filtration durch
sterile Filtrationsmembranen vor oder während der Lyophilisierung und
Rekonstitution erreicht. HRG oder HRG-Antikörper wird typischerweise in
lyophilisierter Form oder in Lösung
gelagert.
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Therapeutisches HRG oder HRG-spezifische
Antikörper-Zusammensetzungen
werden im Allgemeinen in einem Behälter mit steriler Zugriffsöffnung,
z. B. einem Beutel für
intravenöse
Lösungen
oder einem Fläschchen
mit einem Stopfen, der mit einer Nadel für subkutane Injektionen durchgestochen
werden kann ist, aufbewahrt.
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HRG, sein Antikörper oder eine HRG-Variante
kann bei Verwendung als Antagonist gegebenenfalls mit anderen Mitteln,
die zur Verwendung für
die Behandlung von Malignität
bekannt sind, kombiniert oder gemeinsam mit ihnen verabreicht werden.
Wenn HRG als Agonist zur Stimulierung des HER2-Rezeptors verwendet
wird (z. B. in Gewebekulturen), kann es mit anderen Wachstum stimulierenden
Zusammensetzungen kombiniert oder gemeinsam mit ihnen verabreicht,
z. B. PDGF, FGF, EGF, Wachstumshormon oder andere Proteinwachstumsfaktoren.
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Die Verabreichung von HRG oder HRG-Antikörper erfolgt
in Einklang mit bekannten Verfahren, z. B. Injektion oder Infusion
auf intravenösem,
intraperitonealem, intrazerebralem, intramuskulärem, intraokularem, intraarteriellem
oder intraläsionalem
Weg oder durch Retard-Freisetzungssysteme (siehe unten). HRG wird kontinuierlich
durch Infusion oder durch Bolusinjektion verabreicht. HRG-Antikörper wird
in gleicher Weise oder durch Verabreichung in den Blutstrom oder
die Lymphe verabreicht.
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Geeignete Beispiee für Retard-Freisetzungspräparate sind
halbdurchlässige
Matrizen fester hydrophober Polymere mit dem Protein, welche Matrizen
als Formteile wie z. B. Filme oder Mikrokapseln vorliegen. Beispiele
für Retard-Freisetzungsmatrizen
sind Polyester, Hydrogele (z. B. Poly(2-hydroxyethyelmethacrylat, z.
B. beschrieben von Langer et al., J. Bomed. Mater. Res. 15, 167–277 [1981]
und Langer, Chem. Tech. 12, 98–105 [1982]
oder Poly(vinylalkohol), Polylactide (US-Patent 3.773.919,
EP 58.481 ), Copolymere von
L-Glutaminsäure
und γ-Ethyl-L-glutamat
(Sidman et al., Biopolymers 22, 547-556 [1983]), nicht-abbaubares Ethylenvinylacetat
(Langer et al., s. o.), abbaubare Milchsäure-Glykolsäure-Copolymere wie z. B. Lupron
Depot
TM (injizierbare Mikrokügelchen,
die aus Milchsäure-Glykolsäure-Copolymer
und Leuprolidacetat bestehen) und Poly-D(–)-3-hydroxybuttersäure (
EP 133,988 ). Während Polymere
wie z. B. Ethylenvinylacetat und Milchsäure-Glykolsäure die Freisetzung von Molekülen über einen
Zeitraum von mehr als 100 Tagen ermöglichen, setzen bestimmte Hydrogele
Proteine über
kürzere
Zeiträume
frei. Wenn eingekapselte Proteine über lange Zeit im Körper verbleiben,
können
sie infolge des Kontakts mit Feuchtigkeit bei 37°C denaturieren und aggregieren, was
zu einem Verlust biologischer Aktivität und möglicherweise zu Veränderungen
der Immunogenität
führt. Es
können
je nach dem betreffenden Mechanismus vernünftige Strategien für die Proteinstabilisierung
entwickelt werden. Wenn man z. B. entdeckt, dass der Aggregationsmechanismus
die Entstehung einer intermolekularen S-S-Bindung durch Thio-Disulfid-Austausch
ist, kann Stabilisierung durch Modifizieren von Sulfhydrylresten,
Lyophilisieren aus sauren Lösungen,
Regulieren des Feuchtigkeitsgehalts, Einsatz geeigneter Additive und
Entwicklung spezifischer Polymermatrix-Zusammensetzungen erzielt
werden.
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Retard-Freisetzungs-HRG oder Antikörper-Zusammensetzungen
enthalten auch liposomal eingeschlossenes HRG oder Antikörper. Liposome
mit HRG oder Antikörper
werden durch an sich bekannte Verfahren erzeugt; siehe
DE 3.218.121 ; Epstein et al., Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 82, 3688–3692
(1985); Hwang et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 77, 4030–4034 (1980);
EP 52.322 ;
EP 36.676 ;
EP
143.949 ;
EP 142.641 ;
JP-Patent 83-118008;
US-Patente 4.485.045 und 4.544.545; und
EP 102.324 . Üblicherweise sind die Liposome
klein (etwa 200–800
Angstrom) und unilamellar, wobei der Lipidanteil mehr als etwa 30
Mol.-% Cholesterin beträgt und
der ausgewählte
Anteil auf die optimale HRG-Therapie abgestimmt ist. Liposome mit
verbesserter Zirkulationszeit sind in US-Patent 5.013.556 geoffenbart.
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Eine weitere Verwendungsmöglichkeit
der Erfindung umfasst das Inkorporieren von HRG-Polypeptid oder
Antikörper
in Formteile. Solche Teile können
zum Modulieren von Zellwachstum und Zellentwicklung verwendet werden.
Außerdem
können
Zellwachstum, Zellteilung und das Eindringen von Tumor mittels dieser Formteile
moduliert werden.
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Eine wirkungsvolle therapeutisch
zu verwendende Menge von HRG oder Antikörper hängt z. B. von den therapeutischen
Zielen, der Verabreichungsweise und dem Zustand des Patienten ab.
Demzufolge ist es notwendig, dass der Therapeut die Dosierung titert
und die Verabreichungsmethode gegebenenfalls ändert, um den optimalen therapeutischen
Nutzen zu erzielen. Eine typische Tagesdosis reicht z. B. von etwa
1 μg/kg bis
zu 100 mg/kg oder mehr (in Abhängigkeit
von den oben angeführten
Faktoren). Typischerweise verabreicht der Kliniker HRG oder Antikörper, bis
eine Dosierung erreicht ist, die den erwünschten Effekt hat. Der Therapieverlauf
wird mittels herkömmlicher
Tests problemlos überwacht.
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3. Heregulin-Antikörper-Herstellung
und therapeutische Nutzung
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Die Antikörper der Erfindung werden durch
routinemäßiges Screenen
erhalten. Polyklonale Antikörper gegen
HRG werden im Allgemeinen durch mehrere subkutane (sc) oder intraperitoneale
(ip) Injektionen von HRG und eines Adjuvans gebildet. Es kann nützlich sein,
HRG oder ein HRg-Fragment mit der Ziel-Aminosäuresequenz an ein Protein zu
binden, das in der zu immunisierenden Spezies immunogen ist, z.
B. Napfschnecken-Hämocyanin,
Serumalbumin, Rinder-Thyroglobulin oder Sojabohnen-Trypsin-Inhibitor;
dies erfolgt unter Einsatz eins bifunktionalen oder derivatisierenden
Mittels, z. B. Maleimidobenzoylsulfosuccinimidester (Konjugation
durch Cysteinreste), N-Hydroxysuccinimid (durch Lysinreste), Glutaraldehyd,
Bernsteinsäuranhydrid, SOCl2 oder R1N=C=NR,
worin R und R1 unterschiedlice Alkylgruppen
sind.
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Die Methode und der Zeitplan der
Immunisierung eines Tiers oder der Entnahme und Kultivierung von Antikörper-produzierenden
Zellen entsprechen im Allgemeinen bekannten und herkömmlichen
Techniken der Antikörper-Stimulierung
und -Produktion. Während
Mäuse häufig immunisiert
werden, ist davon auszugehen, dass beliebige Säugetierprobanden (einschließlich menschlicher
Probanden oder aus ihnen erhaltene Antikörperproduzierende Zellen) immunisiert
werden können,
um Antikörperproduzierende
Zellen zu erzeugen.
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Die Probanden werden typischerweise
gegen HRG oder seine immunogenen Konjugate oder Derivate immunisiert,
indem 1 mg oder 1 μg
HRG-Immunogen (für
Kaninchen bzw. Mäuse)
mit 3 Volumina komplettem Freund'schem
Adjuvans kombiniert werden und die Lösung intradermal an mehreren
Stellen injiziert wird. Einen Monat später erhalten die Versuchstiere
erneut eine Injektion mit 1/5 bis 1/10 der ursprünglichen Menge an Immunogen
in komplettem Freund'schem
Adjuvans durch subkutane Injektion an mehreren Stellen. 7 bis 14
Tage später
wird den Tieren Blut entnommen und das Serum auf Anti-HRG-Antikörper-Titer
getestet. Die Tiere erhalten Auffrischungsimpfung, bis der Titer
ein Plateau erreicht. Vorzugsweise erhalten die Versuchstiere mit
einem Konjugat des gleichen HRG ihre Auffrischungsimpfung, jedoch
an ein unterschiedliches Protein und/oder durch einen unterschiedlichen
Vernetzer gebunden. Konjugate können
in rekombinanter Zellkultur als Proteinfusionen erzeugt werden.
Aggregationsmittel wie z. B. Alaun dienen dazu, die Immunreaktion
zu steigern.
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Nach der Immunisierung werden monoklonale
Antikörper
durch Gewinnung von Lymphzellen – typischerweise Milzzellen
oder Lymphozyten aus Lymphknotengewebe – aus immunisierten Tieren
und Immortalisieren der Zellen in herkömmlicher Weise, z. B. durch
Fusion mit Myelomzellen oder durch Epstein-Barr- (EB-) Virus-Transformation
und Screenen auf Klone, die den erwünschten Antikörper exprimieren,
produziert. Das Hybridom-Verfahren wurde ursprünglich von Kohler und Milstein,
Eur. J. Immunol. 6, 511 (1976) beschrieben und wird sehr häufig angewendet,
um Hybridzelllinien zu er- zeugen,
die hohe Werte monoklonaler Antikörper gegen zahlreiche spezifische
Antigene sekretieren.
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Es ist ferner möglich, Zellen einer Spezies
mit einer anderen zu fusionieren. Es ist aber vorzuziehen, dass
die Quelle des Zellen produzierenden immunisierten Antikörpers und
des Myelom die gleiche Spezies ist.
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Hybridom-Zelllinien, die Anti-HRG
produzieren, werden durch Screenen der Kulturüberstände auf HRG bindenden Antikörper identifiziert.
Dies erfolgt typischerweise durch herkömmliche Immunassays mittels löslicher
HRG-Präparate
oder durch FACS unter Einsatz von zellgebundenem HRG und markiertem
Antikörperkandidaten.
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Die Hybridzelllinien können in
vitro in Zellkulturmedium in Kultur gehalten werden. Die Zelllinien
der Erfindung können
in einer Zusammensetzung, die die kontinuierliche Zelllinie in Hypoxanthin-Aminopterin-Thymidin-
(HAT-) Medium umfasst, ausgewählt
und/oder gehalten werden. Sobald die Hybridom-Zelllinie festgelegt
ist, kann sie in einer Vielzahl nährstoffmäßig adäquater Medien gehalten werden.
Außerdem
können
die Hybrid-Zelllinien in unterschiedlicher Weise konserviert werden,
z. B. mittels Gefrieren und Lagern unter flüssigem Stickstoff. Gefrorene
Zelllinien können
durch erneute Aufnahme der Synthese und Sekretion von monoklonalem
Antikörper
ad infinitum wiederbelebt und kultiviert werden. Der sekretierte
Antikörper
wird aus Gewebekulturüberstand
durch herkömmliche
Verfahren gewonnen, z. B. Fällung,
lonenaustausch-Chromatographie, Affinitätschromatographie o. dgl. Die
hierin beschriebenen Antikörper
werden aus Hybridom-Zellkulturen durch herkömmliche Verfahren zur Reinigung
von IgG oder IgM gewonnen, die bislang dazu dienten, diese Immunglobuline
aus gepooltem Plasma zu reinigen, z. B. Ethanol- oder Polyethylenglykol-Fällungsverfahren. Die
gereinigten Antikörper
werden sterilfiltriert und gegebenenfalls an einen detektierbaren
Marker wie z. B. ein Enzym oder einen Spinmarker zur Verwendung
in diagnostischen Untersuchungen von HRG in Testproben gebunden.
-
Zwar werden routinemäßig monoklonale
Mäuse-Antikörper verwendet,
doch ist die Erfindung nicht darauf beschränkt; Human-Antikörper können ebenfalls
verwendet werden und erweisen sich möglicherweise als bevorzugt.
Solche Antikörper
können
unter Einsatz von Human-Hybridomen erhalten werden (Cote et al., Monoclonal
Antibodies and Cancer Therapy, Alan R. Liss, 77 [1985]). Chimäre Antikörper (Cabilly
et al., Morrison et al., Proc. Natl. Acad. Sci. USA 81, 6851 [1984];
Neuberger et al., Nature 312, 604 [1984]; und Takeda et al., Nature
314, 452 [(1985]) mit einer variablem Mäuse-Anti-HRG-Region und einer konstanten
Humanregion geeigneter biologischer Aktivität (z. B. mit der Fähigkeit,
Humankomplement zu aktivieren und ADCC zu mediieren) liegen ebenso
im Schutzbereich der Erfindung wie humanisierte Anti-HRG-Antikörper, die
durch herkömmliche
CRD-Graftingverfahren erzeugt werden.
-
Techniken zur Bildung rekombinanter
DNA-Versionen der Antigen-Bindungsregionen von Antikörpermolekülen (als
Fab- oder variable Regionsfragmente bekannt), die ohne Erzeugung
monoklonaler Antikörper auskommen,
liegen ebenfalls im Schutzbereich der Erfindung. Man extrahiert
Antikörper-spezifische
Messenger-RNA-Moleküle
aus Immunsystemzellen, die einem immunisierten Versuchstier entnommen
wurden, transkribiert diese in komplementäre DNA (cDNA), kloniert die
cDNA in ein bakterielles Expressionssystem und trifft hinsichtlich
der erwünschten
Bindungseigenschaft eine Auswahl. Das Scripps/Stratagene-Verfahren
verwendet ein Bakteriophagen-λ-Vektorsystem
mit einer Leader-Sequenz, die bewirkt, dass das exprimierte Fab-Protein
in den periplasmatischen Raum migriert (zwischen der bakteriellen
Zellmembran und der Zellwand) oder sekretiert wird. Man kann eine
hohe Anzahl funktionaler Fab-Fragmente rasch produzieren und screenen,
um jene zu identifizieren, die HRG mit den erwünschten Eigenschaften binden.
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Antikörper, die für HRG-α, HRG-β1, HRG-β2 und
HRG-β3 spezifisch sind, können in der oben beschriebenen
Weise produziert und verwendet werden. HRG-α-, HRG-β1-,
HRGβ2- und HRG-β3-spezifische
Antikörper
der Erfindung unterliegen vorzugsweise keiner Kreuzreaktion mit
anderen Mitgliedern der EGF-Familie (6)
oder miteinander.
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Antikörper, die zur spezifischen
Bindung an HRG-NTD, NRG-GFD oder HRG-CTP fähig sind, sind von besonderem
Interesse. Ebenfalls von Interesse sind Antikörper, die zur spezifischen
Bindung an proteolytische Verarbeitungsstellen zwischen der GFD
und Transmembran-Domänen
fähig sind.
Diese Antikörper
werden durch an sich herkömmliche
Verfahren identifiziert. Beispielsweise erhält man durch eines der obigen
Verfahren mittels Immunisierung mit Voll-proHRG eine Bank von Antikörperkandidaten,
die zur Bindung an HRG-ECD oder proHRG fähig sind. Sie können dann
anhand ihrer Fähigkeit
untergliedert werden, sich an die verschiedenen HRG-Domänen zu binden;
dies erfolgt unter Heranziehung herkömmlicher Kartierungstechniken.
Es ist weniger vorzuziehen, wenn für eine vorbestimmte Domäne spezifische
Antikörper
anfänglich
durch Immunisieren des Versuchstiers mit einem Polypeptid gebildet
werden, das im Wesentlichen nur die betreffende Domäne umfasst,
z. B. HRg-GFD frei von NTD- oder CTP-Polypeptiden. Diese Antikörper erfordern
keine Kartierung, es sei denn die Bindung an ein bestimmtes Epitop
ist erwünscht.
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Antikörper, die zur Bindung an proteolytische
Verarbeitungsstellen fähig
sind, sind von besonderem Interesse. Sie werden folgendermaßen produziert:
Durch Immunisieren eines HRG-Fragments, das die CTP-Verarbeitungsstelle
enthält,
mit intaktem HRG oder mit HRG-NTD-GFD und anschließend durch
Screenen hinsichtlich der Fähigkeit,
proteolytische Verarbeitung von HRG zum NTD-GFD-Fragment durch rekombinante
Wirtszellen oder isolierte Zelllinien, die sonst in der Lage sind,
HRG zum Fragment zu verarbeiten, zu blockieren oder zu hemmen. Diese
Antikörper
eignen sich zur Unterdrückung
der Freisetzung von NTD-GFD und daher auch dazu, die Freisetzung
von HTD-GFD und
die Stimulierung des HER-2-Rezeptors zu verhindern. Sie kommen auch
für die
Steuerung von Zellwachstum und -Replikation in Frage. Anti-GFD-Antikörper sind
aus den gleichen Gründen
geeignet, doch sie sind möglicherweise
biologisch nicht so wirkungsvoll wie Antikörper gegen eine Verarbeitungsstelle.
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Es werden Antikörper ausgewählt, die zur Bindung an nur
eines der Mitglieder der HRG-Familie fähig sind, z. B. HRG-α oder eine
der HRG-β-Isoformen.
Da jedes der HRG-Familienmitglieder eine eigene GFD-Transmenbran-Domänen-Spaltungsstelle
besitzt, können
Antikörper,
die spezifisch gegen diese nur einmalig vorhandenen Sequenzen gerichtet
sind, die hochspezifische Hemmung jeder der GFD oder Verarbeitungsstellen
ermöglichen
und dadurch die erwünschten
biologischen Reaktionen verfeinern. Beispielsweise können Brustkarzinomzellen,
die HER-2-abhängig
sind, möglicherweise
nur durch einen einzelnen GFD-Isotyp aktiviert werden; wenn nicht,
kann die aktivierende GFD möglicherweise
nur aus einer bestimmten Verarbeitungssequenz stammen – entweder
auf der HER-2-tragenden Zelle selbst oder auf einer GFD-erzeugenden Zelle.
Diese Identifikation der Ziel-Aktivierungs-GFD oder Verarbeitungsstelle
ist eine unkomplizierte Angelegenheit und umfasst die Analyse von
HER-2-abhängigen
Karzinomen, z. B. durch Analysieren der Gewebe hinsichtlich der
Expression eines HRG-Familienmitglieds (würde dann als therapeutisches
Ziel dienen). Diese selektiven Antikörper werden in gleicher Weise
wie oben produziert – entweder
durch Immunisierung mit der Zielsequenz oder -domäne oder
durch Selektieren aus einer Bank von Antikörpern mit breiterer Spezifität.
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Wie oben erläutert, sollten die Antikörper hohe
Spezifität
und Affinität
für die
Zielsequenz aufweisen. Beispielsweise sollten die gegen GFD-Sequenzen
gebildeten Antikörper
höhere
Affinität
für GFD
aufweisen, als GFD für
den HER-2-Rezeptor besitzt. Solche Antikörper werden durch herkömmliche
Screening-Methoden ausgewählt.
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4. Nicht-therapeutische
Verwendungszwecke von Heregulin und seiner Antikörper
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Die für HRG kodierende Nucleinsäure kann
als Diagnostikum für
gewebespezifische Typisierung verwendet werden. Beispielsweise können Verfahren
wie In-situ-Hybridisierung, Northern und Southern Blotting sowie
PCR-Analyse zur Bestimmung dienen, ob für HRG kodierende DNA und/oder
RNA in dem bzw. den untersuchten Zelltypus bzw. Zelltypen vorhanden
ist bzw. sind. insbesondere kann die Nucleinsäure als spezifische Sonde für bestimmte
Arten von Tumorzellen nützlich
sein, z. B. für
Brustdrüsen,
Magen und Darm-Adenokarzinome, Speicheldrüsen und andere Gewebe, die
p185HER2 enthalten.
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Isoliertes HRG kann in quantitativen
diagnostischen Tests als Standard oder Kontrolle verwendet werden,
womit Proben verglichen werden, die unbekannte Mengen an HRG enthalten.
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Isoliertes HRG kann als Wachstumsfaktor
für In-vitro-Zelkultur
und in vivo verwendet werden, um das Wachstum von Zellen zu unterstützen, die
p185HER2 oder andere analoge Rezeptoren
enthalten.
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HRG-Antikörper eignen sich für diagnostische
Tests betreffend die HRG-Expression in spezifischen Zellen oder
Geweben. Die Antikörper
sind in gleicher Weise wie oben beschriebene HRG markiert und/oder auf
einer unlöslichen
Matrix immobilisiert.
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HRG-Antikörper eignen sich auch zur Affinitätsreinigung
von HRG aus rekombinanter Zellkultur oder natürlichen Quellen. HRG-Antikörper, die
mit anderen HRG nicht detektierbar kreuzreagieren, können dazu dienen,
HRG von anderen bekannten Liganden oder kontaminierendem Protein
zu reinigen.
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Geeignete Diagnosetests für HRG und
seine Antikörper
sind auf dem Gebiet an sich allgemein bekannt. Solche Assays sind
kompetitive und Sandwich-Assays sowie sterische Hinderungsassays.
Kompetitive und Sandwich-Methoden sehen einen Phasentrennschritt
als integralen Bestandteil des Verfahrens vor, während Tests mit sterischer
Hinderung in einem einzelnen Reaktionsgemisch stattfinden. Es werden
im Grunde genommen die gleichen Vorgangsweisen wie für den HRG-Test
und für
die HRG bindenden Substanzen gewählt,
obwohl bestimmte Verfahren je nach dem Molekulargewicht der untersuchten
Substanz gegenüber
anderen bevorzugt sind. Daher wird die zu untersuchende Substanz
hierin als Analyt bezeichnet – ungeachtet ihres
sonstigen Status als Antigen oder Antikörper. Proteine, die sich an
den Analyte binden, werden hierin als Bin dungspartner bezeichnet – ob sie
nun Antikörper,
Zelloberflächen-Rezeptoren
oder Antigene sind.
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Analytische Verfahren für HRG oder
seine Antikörper
verwenden alle eines oder mehrere der folgenden Reagenzien: markierten
Analyten-Analog, immobilisierten Analyten-Analog, markierten Bindungspartner, immobilisierten
Bindungspartner und sterische Konjugate. Die markierten Reagenzien
sind auch als „Tracer" bekannt.
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Der verwendete Marker (eignet sich
auch zum Markieren von für
HRG kodierender Nucleinsäure
als Sonde) ist jede beliebige Funktionalität, die die Bindung von Analyt
und seinem Bindungspartner nicht beeinträchtigt. Es sind zur Verwendung
im Immunassay zahlreiche Marker bekannt, z. B. Gruppen, die direkt
detektierbar sind wie etwa fluorochrome, chemolumineszierende und
radioaktive Marker, sowie Gruppen wie etwa Enzyme, die zur Detektion
umgesetzt oder derivatisiert werden müssen. Beispiele für solche
Marker sind die Radioisotope 32P, 14C, 125I, 3H und 131I, Fluorophore
wie etwa Seltenerd-Chelate oder Fluorescein und seine Derivate,
Rhodamin und seine Derivate, Dansyl, Umbelliferon, Luciferase, z.
B. Glühwürmchen-Luciferase
und bakterielle Luciferase (US-Patent 4.737.456), Luciferin, 2,3-Dihydrophthalazindione,
Meerrettich-Peroxidase (HRP), alkalische Phosphatase, β-Galactosidase,
Glucoamylase, Lysozym, Saccharidoxidasen, z. B. Glucose-Oxidase,
Galactose-Oxidase und Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase, Heterozyklen-Oxidasen
wie etwa Uricase und Xanthin-Oxidase, gekoppelt mit einem Enzym,
das Wasserstoffperoxid verwendet, um einen Farbstoffvorläufer zu
peroxidieren, z. B. HRP, Lactoperoxidase oder Microperoxidase, Biotin/Avidin,
Spinmarker, Bakteriophagenmarker, stabile freie Radikale u. dgl.
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Es stehen herkömmliche Verfahren zur Verfügung, um
diese Marker kovalent an Proteine oder Polypeptide zu binden. Beispielsweise
können
Kopplungsmittel wie etwa Dialdehyde, Carbodiimide, Dirnaleimide, Bisimidate,
bis-diazotiertes Benzidin u. dgl. dazu dienen, die Antikörper mit
den oben beschriebenen fluoreszierenden, chemolumineszierenden und
Enzymmarkern zu markieren. Siehe z. B. US-Patente 3.940.475 (Fluori metrie)
und 3.645.090 (Enzyme); Hunter et al., Nature 144, 945 (1962); David
et al., Biochemistry 13, 1014–1021
(1974); Pain et al., J. Immunol. Methods 40, 219–230 (1981); und Nygren, J.
Histochem. and Cytochem. 30, 407–412 (1982). Bevorzugte Marken
sind hierin Enzyme wie z. B. Meerrettich-Peroxidase und alkalische
Phosphatase. Die Bindung eines solchen Markers (z. B. der Enzyme)
an den Antikörper
ist ein herkömmliches
Manipulationsverfahren für
Fachleute auf dem Gebiet von Immuntests. Siehe z. B. O'Sullivan et al., „Methods
for the Preparation of Enzyme-antibody Conjugates for Use in Enzyme
Immunoassay", in
Methods in Enzymology, J. J. Langone und H. Van Vunakis Hg., Bd.
73 (Academic Press, New York, NY, 1981), S. 147–166. Solche Bindungsverfahren
eignen sich zur Verwendung mit HRG oder seinen Antikörpern, von denen
alle proteinhältig
sind.
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Andere Tests, die als kompetitive
oder Sandwich-Assays bekannt sind, wurden hinlänglich beschrieben und sind
im Bereich der kommerziellen Diagnostik allgemein vorhanden.
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Kompetitive Assays beruhen auf der
Fähigkeit
eines Tracer-Analogs, mit dem Testprobenanalyten um eine begrenzte
Anzahl an Bindungsstellen auf einem gemeinsamen Bindungspartner
zu konkurrieren. Der Bindungspartner wird im Allgemeinen vor oder
nach der Kometition insolubilisiert; der Tracer und der an den Bindungspartner
gebundene Analyt werden dann vom ungebundenen Tracer und Analyten
getrennt. Diese Trennung erfolgt durch Dekantieren (sofern der Bindungspartner
vorinsolubilisiert wurde) oder durch Zentrifugieren (sofern der
Bindungspartner nach der kompetitiven Reaktion gefällt wurde).
Die Menge des Testprobenanalyten ist umgekehrt proportional zur
Menge an gebundenem Tracer (gemessen anhand der Menge an Markersubstanz).
Dosis-Reaktions-Kurven mit bekannten Mengen an Analyt werden erstellt
und mit den Testergebnissen verglichen, um die Menge an in der Testprobe
vorhandenem Analyten quantitativ zu bestimmen. Diese Assays werden
als ELISA-Systeme bezeichnet, wenn Enzyme als detektierbare Marker
verwendet werden.
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Eine weitere Kategorie von kompetitivem
Assay sind „homogene" Tests, die keine
Phasentrennung erfordern. Hier wird ein Konjugat eines Enzyms mit
dem Analyten gebildet und solcherart verwendet, dass bei Bindung
des Anti-Analyten am Analyten die Gegenwart des Anti-Analyten die
Enzymaktivität
modifiziert. In diesem Fall sind HRG oder seine immunologisch aktiven
Fragmente mit einer bifunktionalen organischen Brücke zu einem
Enzym wie z. B. Peroxidase verbunden. Konjugate werden zur Verwendung
mit Anti-HRG solcherart ausgewählt,
dass die Bindung des Anti-HRG-Antikörpers die Enzymaktivität des Markers
inhibiert oder potenziert. Dieses Verfahren wird sehr häufig unter
der Bezeichnung EMIT durchgeführt.
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Sterische Konjugate werden in Verfahren
auf Basis sterischer Hinderung für
homogene Tests verwendet. Diese Konjugate werden durch kovalente
Bindung eines niedermolekularen Haptens an einen kleinen Analyten
synthetisiert, sodass Antikörper
gegen Hapten im Wesentlichen nicht in der Lage ist, das Konjugat gleichzeitig
wie Anti-Analyt zu binden. Unter den Testbedingungen bindet der
in der Testprobe vorhandene Analyt Anti-Analyt, wodurch Anti-Hapten
das Konjugat binden kann, was zu einer Veränderung der Beschaffenheit
des Konjugathaptens führt,
z. B. zu einer Veränderung
der Fluoreszenz, wenn das Hapten ein Fluorophor ist.
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Sandwich-Assays eignen sich besonders
zur Bestimmung von HRG oder HRG-Antikörpern. In sequenziellen Sandwich-Assays
wird ein immobilisierter Bindungspartner dazu verwendet, Testprobenanalyt
zu adsorbieren, die Testprobe wird z. B. durch Waschen entfernt,
der gebundene Analyt dient zum Adsorbieren von markiertem Bindungspartner,
und gebundenes Material wird dann vom restlichen Tracer getrennt.
Die Menge an gebundenem Tracer ist direkt proportional zum Testprobenanalyten.
In „simultanen" Sandwich-Assays
wird die Testprobe vor der Zugabe des markierten Bindungspartners
nicht getrennt. Ein sequenzieller Sandwich-Assay unter Einsatz eines
monoklonalen Anti-HRG-Antikörpers
als ein Antikörper
und eines polyklonalen Anti-HRG-Antikörpers als anderer Antikörper eignet
sich zur Untersuchung von Proben auf HRG-Aktivität.
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Die obigen Ausführungen betreffen Beispiele
für diagnostische
Untersuchungen hinsichtlich HRG und Antikörpern. Andere Verfahren, die
für die
Bestimmung dieser Analyten heute oder in Zukunft entwickelt werden,
sind im Schutzbereich der Erfindung enthalten, z. B. die oben beschriebenen
Bioassays.
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HRG-Polypeptide können für Affinitätsreinigung von Rezeptoren
wie z. B. p185HER2 und ähnlichen Rezeptoren verwendet
werden, die Bindungsaffinität
für HRG
besitzen, insbesondere HRG-α,
HRG-β1, HRG-β2 und HRG-β3. HRG-α,
HRG-β1, HRG-β2 und HRG-β3 können
dazu dienen, Fusionspolypeptide zu bilden, worin der HRG-Abschnitt
für Affinitätsbindung
an Nucleinsäuren
und Heparin geeignet ist.
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HRG-Polypeptide können als Liganden für das kompetitive
Screening potenzieller Agonisten oder Antagoisten für die Bindung
an p185HER2 verwendet werden. HRG-Varianten
kommen als Standards oder Vergleiche in HRG-Tests in Frage, sofern
sie durch das verwendete analytische System erkannt werden, z. B.
Anti-HRG-Antikörper.
Antikörper,
der zur Bindung an denaturiertes HRG oder ein Fragment davon in
der Lage ist, wird in Tests verwendet, in denen HRG vor dem Assay
denaturiert wird; in diesem Test wird das denaturierte HRG oder
Fragment als Standard oder Vergleich verwendet. Vorzugsweise werden
HRG-α, HRG-β1,
HRG-β2 und HRG-β3 detektierbar markiert, und es erfolgt ein
Kompetitionstest für
gebundenes p185HER2 unter Anwendung von
herkömmlichen
Assayverfahren.
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Die hierin beschriebenen Verfahren
und Vorgangsweisen unter Verwendung von HRGα können ebenso auf HRG-β1,
HRG-β2 und HRG-β3 sowie andere neuartige HRG-Liganden und
ihre Varianten angewendet werden. Die folgenden Beispiele dienen
lediglich der Veranschaulichung und sind keinesfalls einschränkend.
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BEISPIELE
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Beispiel 1
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Herstellung
von Brustkrebs-Überständen
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HRG-α wurde aus dem Überstand
des Human-Brustkarzinom-MDA-MB-231 isoliert. HRG wurde in Zellkultur
freigesetzt und von diesem isoliert.
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a. Zellkultur
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MDA-MB-231, Human-Brustkarzinomzellen,
erhältlich
bei der ATCC (ATCC HTB 25), wurden zunächst von 25 cm2 großen Gewebekulturkolben
auf 890 cm2 große Kunststoff-Rollflaschen
(Corning, Corning, NY, USA) durch Reihenpassagieren maßstabsvergrößert und
der Seed Train im Maßstab
der Rollflaschen gehalten. Um die Zellen zu passagieren und den
seed train zu halten, wurden die Kolben und die Rollflaschen zunächst mit
Phosphat-gepufferter Salzlösung
(PBS) gespült
und dann mit Trypsin/EDTA (Sigma, St. Louis, MO, USA) 1–3 Minuten
lang bei 37°C
inkubiert. Die gelösten
Zellen wurden dann mehrmals in frischem Kulturmedium, das Rinderfötenserum
(FBS; Gibco, Grand Island, NY, USA) enthielt, pipettiert, um Zellklumpen aufzubrechen
und das Trypsin zu inaktivieren. Die Zellen wurden schließlich in
einem Verhältnis
von 1 : 10 in frisches Medium aufgeteilt, in neue Kolben oder Flaschen
gefüllt,
bei 37°C
inkubiert und fast bis zur Konfluenz gezüchtet. Das Wachstumsmedium,
in dem die Zellen gehalten wurden, war eine kombinierte DME/Ham'sF-12-Mediumformulierung,
die hinsichtlich der Konzentrationen einiger Aminosäuren, Vitamine, Zucker
und Salze modifiziert und mit 5% FBS ergänzt war. Das gleiche Hauptkulturmedium
wird für
die serumfreie Ligandenproduktion verwendet und mit 0,5% Primatone
RL (Sheffield, Norwich, NY, USA) ergänzt.
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b. Produktion im großen Maßstab
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MDA-MB-231-Zellwachstum im großen Maßstab wurde
durch Verwendung von Percell Biolytica-Mikroträgern (Hyclone Laboratories,
Logan, UT; USA) aus gewichteter vernetzter Gelatine erzielt. Die
Mikroträger wurden
zunächst
hydriert, autoklaviert und gespült
(gemäß den Empfehlungen
des Herstellers). Zellen aus 10 Rollflaschen wurden mit Trypsin
behandelt und einem Impfungs-Zentrifugengefäß zugegeben, das 3 l Wachstumsmedium
und 10–20
g hydrierte Mikroträger
enthielt. Die Zellen wurden etwa 1 Stunde lang vorsichtig geführt und
in einen 10 l-Fermentor mit Instrumenten übertragen, der 7 l Wachstumsmedium
enthielt. Die Kultur wurde bei 65–75 U/min geschüttelt, um
die Mikroträger
in Suspension zu halten. Der Fermentor wurde bei 37°C und der
pH-Wert bei 7,0–7,2 gehalten
(dies erfolgte durch Zugabe von Natriumcarbonat und CO). Man ließ Luft und
Sauerstoffgase durchperlen, um die Kultur bei etwa 40% Luftsättigung
zu halten. Die Zellpopulation wurde mikroskopisch mit einem fluoreszierenden
Vitalfarbstoff (Fluoresceindiacetat) überwacht und mit Trypanblau-Färbung verglichen,
um die relative Lebensfähigkeit
der Zellen und den Grad an Mikroträger-Invasion durch die Zellen
zu beurteilen. Die Veränderung
der Zell-Mikroträger-Aggregatgröße wurden
durch mikroskopische Fotografie dokumentiert.
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Sobald die Mikroträger zu 90–100% konfluent
waren, wurde die Kultur mit serumfreiem Medium gewaschen, um das
Serum zu entfernen. Dies erfolgte durch Abbrechen des Schüttelns und
anderer Steuerungsmöglichkeiten,
sodass sich die Träger
am Gefäßboden setzen
konnten. Etwa 9 l des Kulturüberstands
wurden aus dem Gefäß gepumpt
und mit einem gleichen Volumen serumfreiem Medium ersetzt (dem gleichen
Hauptkulturmedium wie oben, ergänzt
mit Primatone RL oder nicht). Die Mikroträger wurden kurz resuspendiert
und der Vorgang wiederholt, bis eine 1000fache Entfernung von FBS
erzielt wurde. Die Zellen wurden anschließend 3–5 Tage lang in serumfreiem
Medium inkubiert. Die Glucose-Konzentration in der Kultur wurde
täglich überwacht
und gegebenenfalls mit Zugaben von Glucose ergänzt, um die Konzentration im
Fermentor bei oder über
1 g/l zu halten. Zum Zeitpunkt der Ernte waren die Mikroträger gesetzt
(siehe oben), und der Überstand wurde
aseptisch entfernt und zwecks Reinigung bei 2–8°C gelagert. Frisches serumfreies
Medium wurde in den Fermentor gefüllt, die Mikroträger wurden
resuspendiert, und die Kultur wurde wie oben inkubiert und geerntet.
Diese Vorgangsweise könnte
vier Mal wiederholt werden.
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Beispiel 2
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Reinigung
von Wachstumsfaktor-Aktivität
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Konditioniertes Medium (10–20 l) aus
MDA-MB-231-Zellen wurden durch Zentrifugieren bei 10.000 U/min in
einer Sorvall-Zentrifuge geklärt,
durch einen 0,22 μm-Filter
filtriert und dann 10– bis
50fach (etwa 25fach) mit einer Minitan Tangential Flow Unit (Millipor
Corp.) mit einer 10 kDa-Cutoff-Polysulfon-Membran bei Raumtemperatur
konzentriert. Alternativ dazu wurde das Medium mit einer 2,5 1-Amicon
Stirred Cell bei 4 °C mit
einer YM3-Membran konzentriert. Nach der Konzentration wurde das
Medium nochmals bei 10.000 U/min zentrifugiert und der Überstand
in 35–50
ml-Aliquoten bei –80°C gefroren.
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Heparin-Sepharose stammte von Pharmacia
(Piscatawy, NJ, USA) und wurde gemäß den Anweisungen des Herstellers
erzeugt. 5 ml des Harzes wurden in eine Säule gepackt, ausgiebig gewaschen
(100 Säulenvolumina)
und mit PBS äquilibriert.
Das konzentrierte konditionierte Medium wurde aufgetaut, durch einen 0,22 μm-Filter
filtriert, um Teilchenmaterial zu entfernen, und mit einer Flussrate
von 1 ml/min auf die Heparin-Sepharose-Säule geladen. Die normale Ladung
bestand aus 30–50
ml 40fach konzentriertem Medium. Nach dem Beladen wurde die Säule mit
PBS gewaschen, bis die Extinktion bei 280 nm zur Grundlage zurückkehrte
(vor Beginn der Elution des Proteins). Die Säule wurde bei 1 ml/min mit
aufeinander folgenden Salzschritten von 0,3 M, 0,6 M, 0,9 M und
(gegebenenfalls) 2,0 M NaCl (gebildet in PBS) eluiert. Jeder Schritt
wurde fortgesetzt, bis die Extinktion zur Grundlinie zurückkehrte
(üblicherwise
6–10 Säulenvolumina).
Es wurden Fraktionen mit einem Volumen von 1 ml gesammelt. Alle
jedem Wasch oder Salzschritt entsprechenden Fraktionen wurden gesammelt
und für
den nachfolgenden Test im MDA-MB-453-Zellassay gelagert.
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Ein Großteil der Tyrosinphosphorylierungs-Stimulierungsaktivität wurde
im 0,6 M NaCl-Pool
festgestellt, der für
den nächsten
Reinigungsschritt verwendet wurde. Aktive Fraktionen aus der Heparin-Sepharose-Chromatographie
wurden getaut, dreifach mit entionisiertem Wasser (MilliQ) verdünnt, um
die Salzkonzentration zu reduzieren, und auf eine Polyasparaginsäure-Säule geladen
(PolyCAT A, 4,6 × 100
mm, PolyLC, Columbia, MD, SA), die in 17 mM Na-Phosphat, pH 6,8, äquilibriert
war. Alle Puffer aus diesem Reinigungsschritt enthielten 30% Ethanol,
um die Auflösung
von Protein auf dieser Säule
zu verbessern. Nach dem Laden wurde die Säule mit Äquilibrierungspuffer gewaschen
und mit einem linearen Salzgradienten von 0,3 M bis 0,6 M NaCl in
17 mM Na-Phosphatpuffer,
pH 6,8, eluiert. Die Säule
wurde mit 1 ml/min beladen und entwickelt, und 1 ml-Fraktionen wurden
mittels Gradientenelution gesammelt. Fraktionen wurden bei 4°C gelagert.
Mehrere Heparin-Sepharose- und PolyCat-Säulen wurden verarbeitet, um
ausreichend Material für
den nächsten
Reinigungsschritt zu erhalten. Ein typisches Extinktionsprofil aus
der PolyCat A-Säule
ist in 1 zu sehen.
Aliquoten von 10–25 μl wurden
jeder Fraktion zwecks Untersuchung und SDS-Gelanalyse entnommen.
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Tyrosinphosphorylierungs-Stimulierungsaktivität wurde
in allen eluierten Fraktionen der PolyCAT A-Säule festgestellt – die meiste
Aktivität
in den Fraktionen, die Peak C des Chromatogramms entsprachen (Salzkonzentration
von etwa 0,45 M NaCl). Diese Fraktionen wurden gesammelt und mittels
Zugabe von 0,1 Vol.-% TFA auf 0,1% Trifluoressigsäure (TFA)
eingestellt. 2 Volumina entionisiertes Wasser wurden zugesetzt, um
das Ethanol und Salz vom vorherigen Schritt zu verdünnen, und
die Probe weiterer Reinigung auf HPLC unter Verwendung einer C4-Reverse-phase-Säule (SynChropak
RP-4, 4,6 × 100
mm), äquilibriert
in einem Puffer aus 0,1% TFA in Wasser mit 15% Acetonitril, unterzogen.
Der HPLC-Prozess erfolgte bei Raumtemperatur mit einer Durchflussrate
von 1 ml/min. Nach dem Laden der Probe wurde die Säule in 0,1%
TFA/15% Acetonitril reäquilibriert.
Ein Gradient von Acetonitril wurde solcherart gebildet, dass über einen
Zeitraum von 10 Minuten die Acetonitril-Konzentration von 15 auf
25% anstieg (1%/min). Anschließend
wurde die Säule
mit einem Gradienten von 25 bis 40% Acetonitril während eines
Zeitraums von 60 min (0,25%/min) entwickelt. Es wurden 1 ml-Fraktionen abgenommen,
zwecks Verhinderung von Verdampfung abgedeckt und bei 4 °C gelagert.
Aliquoten von 10–50 μl wurden
entnommen, unter Vakuum bis zur Trockene eingeengt (SpeedVac) und mit
Assaypuffer (PBS mit 0,1% Rinderserumalbumin) für den Tyrosinphosphorylierungs-Test
rekonstituiert. Außerdem
wurden Aliquoten von 10-50 μl entnommen
und wie oben für
die Analyse durch SDS-Gelelektrophorese getrocknet. Ein typisches
HPLC-Profil ist aus 2 ersichtlich.
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Ein Haupt-Aktivitätspeak wurde in Fraktion 17
(2B) festgestellt.
Durch SDS-Gelanalyse stellte man fest, dass Fraktion 17 eine einzige
Hauptproteinspezies enthielt, die mit dem Standard eines Molekulargewichts
von 45.000 co-migrierte (2C, 3). In anderen Präparaten
co-migrierte die Gegenwart des 45 kD-Proteins mit der Stimulierung
von Tyrosin-Phosphorylierungsaktivität im MDA-MB-453-Zellassay.
Die chromatographischen Eigenschaften des 45 kD-Proteins waren atypisch;
im Gegensatz zu vielen anderen Proteinen im Präparat eluierte das 45 kD-Protein
aus der Reversed-Phase-Säule
nicht innerhalb von 2 oder 3 Fraktionen. Stattdessen eluierte es über 5–10 Fraktionen.
Dies ist möglicherweise
auf extensive posttranslationale Modifikationen zurückzuführen.
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a. Proteinsequenz-Bestimmung
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Fraktionen mit dem 45 kD-Protein
wurden unter Vakuum für
das Aminosäuren-Sequenzieren
getrocknet. Proben wurden in 70% Ameisensäure erneut gelöst und für die Nterminale
Sequenzierung in einen Dampfphasen-Sequenzierer von Applied Biosystems,
Inc., Modell 470 A geladen. Man erhielt keine erkennbare N-terminate
Sequenz, und dies legt den Schluss nahe, dass der N-terminale Rest
blockiert war. Ähnliche
Ergebnisse wurden erzielt, als das Protein zunächst auf einem SDS-Gel laufen
gelassen und auf ProBlott-Membran transgeblottet und die 45 kD-Bande
nach der Lokalisierung durch rasche Einfärbung mit Coomassie-Brilliantblau
exzidiert wurde.
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Die interne Aminosäuresequenz
wurde erhalten, indem die das 45 kD-Protein enthaltenden Fraktionen partiellem
Verdau unter Einsatz von Bromcyan (zwecks Spalten an Methioninresten),
Lysin-C (zwecks Spalten an der C-terminalen Seite von Lysinresten)
oder Asp-N (zwecks Spalten an der N-terminalen Seite von Aspartinsäureresten)
unterzogen wurden. Proben wurden nach dem Verdau direkt sequenziert
oder die Peptide zunächst
durch HPLC-Chromatographie auf einer Synchrom C4-Säule (4000
A, 2 × 100
mm), äquilibriert
in 0,1% TFA und eluiert mit einem 1-Propanol-Gradienten in 0,1 TFA,
gelöst.
Peaks aus dem chromatographen Lauf wurden vor dem Sequenzieren unter
Vakuum getrocknet.
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Nach dem Sequenzieren des Peptids
im Peak Nr. 15 (Lysin C-15) wurden mehrere Aminosäuren auf jedem
Zyklus des Laufs identifiziert. Nach einer sorgfältigen Analyse war klar, dass
die Fraktion das gleiche Grundpeptid mit verschiedenen N-Termini
enthielt, was zu der Vielzahl an Aminosäuren in jedem Zyklus führt. Nach
der Dekonvolution wurde die folgende Sequenz bestimmt (SEQ.-ID Nr.
3):
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(Die Reste in Klammern waren unsicher,
während
ein X einen Zyklus darstellt, in dem es nicht möglich war, die Aminosäure zu identifizieren.)
Die Anfangsausbeute betrug 8,5 pMol. Diese Sequenz mit 24 Aminosäuren stimmte
mit keinem zuvor bekannten Protein überein. Rest 1 wurde später anhand
der cDNA-Sequenz als Cys und Rest 9 als korrekt identifiziert. Die
unbekannten Aminosäuren
an den Positionen 15 und 22 stellten sich als Cys bzw. Cys heraus.
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Das Sequenzieren auf den Proben nach
Bromcyan- und Asp-N-Verdau, jedoch ohne Trennung durch HPLC, erfolgte,
um die cDNA-Sequenz zu bestätigen.
Die erhaltenen Sequenzen sind aus Tabelle I ersichtlich, und sie
bestätigen
die Sequenz für
das 45 kD-Protein
(aus der cDNA-Sequenz abgeleitet). Der N-Terminal des Proteins scheint
mit einer unbekannten Blockiergruppe blockiert zu sein. Einmal zeigte
direktes Sequenzieren der 45 kD-Bande aus einem PVDF-Blot die folgende
Sequenz mit sehr geringer anfänglicher
Ausbeute (0,2 pMol; SEQ.-ID Nr. 4):
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(Unbestimmbare Reste sind durch „X" gekennzeichnet,
während
vorläufige
Reste in Klammern angeführt
sind.) Diese Sequenz stimmt mit einer Sequenz überein, die am Serin an Position
46 in der Nähe
des vorliegenden N-Terminus der HRG-cDNA-Sequenz beginnt; dies legt
nahe, dass der N-Terminus des 45 kD-Proteins an diesem oder vor
diesem Punkt in der Sequenz angeordnet ist.
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Beispiel 3
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Klonieren und Sequenzieren
von Human-Heregulin
-
Die cDNA-Klonierung des p185
HER2-Liganden fand wie folgt statt. Ein Abschnitt
der Lysin C-15-Peptid-Aminosäuresequenz
wurde dekodiert, um eine Sonde für
cDNA zu konstruieren, die für
den 45 kD-HRG-α-Liganden
kodieren. Das folgende aus 39 Resten bestehende achtfach degenerierte
Desoxyoligonucleotid, das der Aminosäuresequenz (SEQ.-ID Nr. 5)
NH-2-...AEKEKTFXVNGGE entsprach, wurde chemisch synthetisiert (SEQ.-ID
Nr. 6):
-
Der unbekannte Aminosäurerest
(gekennzeichnet durch X in der Aminosäuresequenz) erhielt ein Cystein
zugewiesen, um die Sonde zu konstruieren. Diese wurde radioaktiv
phosphoryliert und dazu verwendet, die unter wenig strengen Bedingungen
erfolgende Hybridisierung einer Oligo dT-geprimten cDNA-Bibliothek, konstruiert
aus der Human-MDA-MB-231-Zellen-mRNA
in ?gt10, zu screenen (Huyung et al., 1984, in DNA Cloning, Bd.
1: A Practical Approach, D. Glover, Hg., S. 49–78 (IRL Press Oxford). DNA-Sequenzanalyse
zeigte, dass diese zwei Klone identisch waren.
-
Die 2010 bp-cDNA-Nucleotidsequenz
von λgt10her16
(4) enthält einen
einzigen langen offenen Leserahmen von 669 Aminosäuren, beginnend
mit Alanin an Nucleotidpositionen 3–5 und endend mit Glutamin
an Nucleotidpositionen 2007–2009.
Es wurde kein Stopcodon in der translatierten Sequenz vorgefunden; eine
spätere
Analyse von HRG-β-Klonen
zeigte allerdings, dass das an Nucleotidpositionen 135–137 kodierte Methionin
das Anfangs-Methionin war. Nucleotid-Sequenzhomologie mit der Sonde
existiert zwischen und einschließlich der Basen 681–719. Homologie
zwischen jenen Aminosäuren,
für die
die Sonde kodiert, und den die Sonde flankierenden mit der Aminosäuresequenz,
die für
das Lysin C-15-Fragment bestimmt ist, bestätigt, dass der isolierte Klon
zumindest für
das Lysin C-15-Fragment des 45 kD-Proteins kodiert.
-
Hydropathie-Analyse zeigt die Gegenwart
einer stark hydrophoben Aminosäureregion
einschließlich der
Reste 287–309
(4) – ein Indikator
dafür,
dass dieses Protein eine Transmembran- oder interne Signalsequenzdomäne enthält und somit
an der Zellmembran verankert ist.
-
Die aus 669 Aminosäuren bestehende
Sequenz, für
die die 2010 bp-cDNA-Sequenz kodiert, enthält potenzielle Stellen für Asparagin-gebundene
Glykosylierung (Winzler, R. in Hormonal Proteins and Peptids, Li, C.
H., Hg., S. 1–15,
Academic Press, New York [1973]) an Positionen Asparagin 164, 170,
208, 437 und 609. Eine potenzielel O-Glykosylierungsstelle (Marshall,
R. D. Biochem. Soc. Symp. 40, 17–26 [1974]) befindet sich in
der Region, die ein Cluster von Serin- und Threoninresten an Aminosäurepositionen 209–218 enthält. 3 Stellen
potenzieller Glykosaminoglykan-Addition (Goldstein, L. A. et al.
Cell 56, 1063–1072
[1989]) sind an den Serin-Glycin-Dipeptiden an den Aminosäuren 42–43, 64–65 und
151–152
positioniert. Die Glykosylierung ist wahrscheinlich für die Diskrepanz
zwischen dem errechneten NW von etwa 26 kD für die (extrazelluläre) NTD-GFD-Region
von HRG und dem beobachteten NW von etwa 45 kD für gereinigtes HRG verantwortlich.
-
Diese Aminosäuresequenz weist einige gemeinsame
Merkmale mit der EGF-Familie transmembran-gebundener Wachstumsfaktoren
auf (Carpenter, G. und Cohen, S., Ann. Rev. Biochem, 48, 193–216 [1979];
Massenque, J., J. Biol. Chem. 265, 21393–21396 [1990]): 1) das Vorhandensein
einer Vorform jedes Wachstumsfaktors, aus der die reife Form proteolytisch
freigesetzt wird (Gray, A. Dull, T. J. und Ullrich, A., Nature 303,
722-725 [1983];
Bell, G. I. et al., Nuc. Acid Res. 14, 8427–8477 [1986]; Derynck, R. et
al., Cell 287–297
[1984]); 2) die Konservierung von 6 Cysteinresten, die sich typischerweise über einem
Abschnitt von ewta 40 Aminosäuren
erstrecken (das EGF-ähnliche
strukturelle Motiv) (Savage, R. C. et al., J. Biol. Chem. 248, 7669–7672 [1973];
HRG-α-Cysteine
226, 234, 240, 254, 256 und 265); und 3) das Vorhandensein einer Transmembran-Domäne, die
proximal zur Carboxy-terminalen Seite der EGF-homologen Region auftritt (4 und 6).
-
Die Ausrichtung der Aminosäuresequenzen
in der Region des EGF-Motivs und flankierender Transmembran-Domänen mehrerer
Human-EGF-ähnlicher
Proteine (6) zeigt,
dass zwischen dem 1. und 6. Cystein des EGF-Motivs HRG dem Heparin-Bindungs-EGFähnlichen
Wachstumsfaktor (HB-EGF) am meisten ähnelte (50%) (Higashiyama,
S. et al., Science 251, 936–939
[1991]). In der gleichen Region ist HRG – 35% homolog mit Amphiregulin
(AR) (Plowman, G.D. et al., Mol. Cell. Biol. 10, 1969–1981 [1990]), – 32 homolog mit
transformierendem Wachstumsfaktor a (TGF-α) (8), 27% homolog mit EGF (Bell,
G. I. et al., Nuc Acid. Res. 14, 8427–8446 [1986]) und 39% homolog
mit dem aus Schwanoma abgeleiteten Wachstumsfaktor (Kimura, N. et
al., Nature 348, 257-260
[1980]). Disulfidbindungen zwischen Cysteinresten im EGF-Motiv wurden
für EGF bestimmt
(Savage, R. C. et al., J. Biol. Chem. 248, 7669–7672 [1973]). Diese Disulfide
definieren die sekundäre
Struktur dieser Region und begrenzten drei Schleifen. Durch Nummerieren
der Cysteine, beginnend mit 1 auf dem aminoterminalen Ende, ist
Schleife 1 durch Cysteine 1 und 3 begrenzt; Schleife 2 durch Cysteine 2
und 4; und Schleife 3 durch Cysteine 5 und 6. Obwohl die exakte
Disulfid-Konfiguration in der Region für die anderen Familienmitglieder
nicht bestimmt wurde, zeigt die strikte Beibehaltung der 6 Cysteine
sowie mehrerer anderer Reste, d. h. Glycin 238 und 262 und Arginin
an Position 264, dass sie auch höchstwahrscheinlich
die gleiche Anordnung aufweisen. HRG-α und EGF besitzen beide 13 Aminosäuren in
Schleife 1. HB-EGF-Amphregulin (AR) und TGF-α besitzen 12 Aminosäuren in
Schleife 1. Jedes Mitglied besitzt 10 Reste in Schleife 2, außer HRG-α, das 13
aufweist. Alle 5 Mitglieder besitzen in der 3. Schleife 8 Reste.
-
EGF, AR, HB-EGF und TGF-α werden alle
aufgrund ihrer Transmembran-Domäne
als Membran-verankerte Proteine neu synthetisiert. Die Proproteine
werden anschließend
verarbeitet, um reife aktive Moleküle zu liefern. im Fall von
TGF-α gibt
es Hinweise darauf, dass die Membran-assoziierten Proformen der
Moleküle auch
biologisch aktiv sind (Brachmann, R. et al., Cell 56, 691–700 [1989]),
ein Charakteristikum, das auch für HRG-α gelten könnte. EGF
wird als ein transmembraner 1 168-Aminosäuren-gebundener proEGF synthetisiert,
der auf dem aminoterminalen Ende zwischen Arginin 970 und Asparagin
971 sowie am Carboxy-terminalen Ende zwischen Arginin 1023 und Histidin
1024 gespalten ist (Carpenter, G. und Cohen, S., Ann Rev. Biochem.
48, 193–216
[1979]), um das aus 53 Aminosäuren
bestehende reife EGF-Molekül
zu erhalten, das die aus 3 Schleifen und 3 Disulfidbindungen bestehende
typische Struktur enthält.
Das aus 252 Aminosäuren bestehende
proAR wird zwischen Asparaginsäure
100 und Serin 101 sowie zwischen Lysin 184 und Serin 185 gespalten,
um eine aus 84 Aminosäuren
bestehende Form von reifem AR zu liefern; eine aus 78 Aminosäuren bestehende
Form wird durch NN2-terminate Spaltung zwischen
Glutamin 106 und Valin 107 erzeugt (Plowman, G. D. et al., Mol.
Cell. Biol. 10, 1969–1981
[1990]). HB-EGF wird mittels Spaltung zwischen Arginin 73 und Valin 74
sowie an einer zweiten Stelle etwa 84 Aminosäuren weg in Carboxy-terminaler
Richtung von seinem primären
208 Aminosäuren-Translationsprodukt
in seine vorgeschlagene 84 Aminosäuren-Form verarbeitet (Higashiyama,
S. et al. und Klagsburn, M, Science 251, 936–939 (1991]). Die 160 Aminosäuren umfassende
Proform von TGF-α wird
mittels Spaltungen zwischen Alanin 39 und Valin 40 auf einer Seite
und stromabwärtige
Spaltung zwischen Alanin 89 und Valin 90 in ein reifes 50 Aminosäuren umfassendes
Protein umgewandelt (Derynck et al., Cell 38, 287–297 [1984]).
Für jedes
der oben beschriebenen Moleküle
findet COOH-terminate Verarbeitung im Bereich statt, der vom 6.
Cystein des EGF-Motivs und dem Beginn der Transmembran-Domäne begrenzt
wird.
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Die Reste zwischen dem 1. und dem
6. Cystein von HRG weisen die größte Ähnlichkeit
(45%) mit NP-EGF auf. In dieser gleichen Region sind sie zu 35%
identisch mit AR, zu 32% identisch mit TGF-α und zu 27% identisch mit EGF
Außerhalb
des EGF-Motivs besteht wenig Ähnlichkeit
zwischen HRG und anderen Mitgliedern der EGF-Familie, EGF, AR HB-EGF
und TGF-α sind
alle aus Membran-verankerten Proproteinen abgeleitet, die auf beiden
Seiten der EGF-Struktureinheit verarbeitet werden, um 50–84 reife
Aminosäureproteine (16–19) zu
liefern. Wie andere EGF-Familienmitglieder scheinen die HRG aus
einer Membran-gebundenen Proform abgeleitet zu sein, doch sie erfordern
nur eine einzige Spaltung (C-terminal zum Cystein-Cluster), um reifes
Protein zu produzieren.
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HRG kann seine biologische Funktion
zur Geltung bringen, indem es sich an Rezeptor bindet und die Transduktion
eines Wachstums-modulierenden Signals auslöst. Dies kann als lösliches
Molekül
oder vielleicht als Membran-verankerte Form erfolgen, wie dies manchmal
bei TGF-α der
Fall ist (Brachmann, R. et al., Cell 56, 691–700 [1989]). Im Gegenzug oder
zusätzlich
zur Stimulierung von Signaltransduktion kann HRG durch eine Zielzelle
internalisiert werden, d. h. es kann mit den regulierenden Regionen
anderer Regulator-Gene in Wechselwirkung treten und somit direkt
die Botschaft zum Zellkern übermitteln.
Die Möglicheit,
dass HRG einige seiner Wirkungen durch einen Mechanismus wie diesen
mediiert, wird durch die Tatsache nahe gelegt, dass ein potenziel les
Kernpositionssignal (Roberts, Biochem-Biophys. Acta 1008, 263–280 [1989])
in der Region um die 3 Lysinreste an Positionen 58–60 besteht
(4).
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Die Isolierung von HRG-α-cDNA voller
Länge erfolgt
unter Verwendung der DNA-Sequenz aus 4, um
zusätzliche
cDNA-Sequenzen aus der cDNA-Bibliothek auszuwählen, die aus Human-Mda-MB-231
besteht. cDNA-Klone voller Länge,
die für
HRG-α kodieren,
werden durch Identifizieren von für HRG-α kodierender cDNA, die sowohl
in 3'- als auch
in 5'-Richtung länger sind,
und durch anschließendes
Spleißen
eines Verbunds der unterschiedlichen cDNA erhalten. Zusätzliche
cDNA-Bibliotheken werden dann je nach Bedarf konstruiert. Die 3
Typen möglicher
cDNA-Bibliotheken: 1) OligodT-geprimt, worin vor allem Abschnitte
von Polyadenosinresten geprimt sind, 2) zufallsgeprimt mittels kurzer
synthetischer Desoxyoligonucleotide, die für keine bestimmte mRNA-Region
spezifisch sind, und 3) spezifisch geprimt unter Verwendung kurzer
synthetischer Desoxyoligonucleotide, die für eine erwünschte Region der mRNA spezifisch
sind. Verfahren zur Isolierung solcher cDNA-Bibliotheken sind oben
angeführt.
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Beispiel 4
-
Detektion
von HRG-α-mRNA-Expression
durch Northern-Analysen
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Northern Blot-Analyse von MDA-MB-231
und SK-BR-3-Zelen-mRNA unter sehr strengen Bedingungen zeigt zumindest
5 Hybridisierungsbanden in MDA-MB-231-mRNA, worin eine 6,4 Kb-Bande
vorherrscht; andere schwächere
Banden befinden sich an 9,4, 6,9, 2,8 und 1,8 Kb (5). Keine Hybridisierungsbande liegt
in SK-BR-3-mRNA vor (p185HER2 wird von dieser
Zelllinie überexprimiert.
Das Vorhandensein dieser Vielzahl an Messages in MDA-MB-231-Zellen
zeigt entweder alternatives Spleißen des Gens, verschiedene
Verarbeitungen des primären
Transkripts der Gene oder die Gegenwart eines Transkripts einer
weiteren homologen Message auf. Eine dieser Messages kann für eine lösliche,
nicht-transmembran gebundene Form von HRG-α kodieren. Solche Mes sages (5) können zur Produktion von cDNA
herangezogen werden, die für lösliche nicht-transmembran-gebundene
Formen von HRG-α kodieren.
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Beispiel 5
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Zellwachstums-Stimulierung
durch HRG-α
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Mehrere unterschiedliche Brustkrebs-Zelllinien,
die den EGF-Rezeptor oder den p185HER2-Rezeptor exprimieren,
wurden auf ihre Sensitivität
gegenüber
Wachstumshemmung oder -Stimulierung durch Ligandenpräparate untersucht.
Die getesteten Zelllinien waren SK-BR-3 (ATCC NTB 30), eine Zelllinie,
die p185HER2 überexprimiert; MDA-MB-468 (ATCC NTB 132),
eine Linie, die den EGF-Rezeptor übeexprimiert; und MCF-7-Zellen
(ATCC NTB 22), die einen moderaten Wert an p185HER2-Expression
aufweisen. Diese Zellen wurden gemäß bekannter Zellkulturtechniken
in Kultur gehalten und passagiert. Die Zellen wurden in einem 1 :
1-Gemisch von DMEM und F-12-Medium mit 10 Rinderfötenserum
gezüchtet.
Für diesen
Test wurden die Stammkulturen mit Trypsin behandelt, um die Zellen
von der Kulturschale zu lösen,
und in einer Menge von etwa 20.000 Zellen/Napf auf eine 96-Napf-Mikrotiterplatte
plattiert. Während
des Wachstumstests wurden sie mit 1% Rinderfötenserum in Medium gehalten.
Die Testproben wurden durch Filtration durch 0,22 μm-Filter
sterilisiert und jeweils 4 Näpfen
zugegeben und die Zellen bei 37°C
3–5 Tage
inkubiert. Am Ende der Wachstumsperiode wurde das Medium aus jedem
Napf abgesaugt, und die Zellen wurden mit Kristallviolett behandelt (Lewis,
G. et al., Cancer Research 347, 5382–5385 [1987]). Die Menge an
Kristallviolett-Extinktion, die proportional zur Anzahl an Zellen
in jedem Napf ist, wurde auf einem Durchfluss-Plattenlesegerät gemessen.
Die Werte von mehreren Näpfen
für jede
Testprobe wurden gemittelt. Unbehandelte Näpfe dienten auf jeder Schale
als Vergleiche. Die Ergebnisse sind als prozentuelles Wachstum im
Verhältnis
zu den Vergleichszellen ausgedrückt.
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Der gerinigte HRG-α-Ligand wurde
auf Aktivität
im Zellwachstumstest untersucht; Die Ergebnisse sind in 7 veranschaulicht. Bei
einer Konzentration von etwa 1 nM Li gand zeigten beide Zelllinien,
die den p185HER2-Rezeptor exprimieren (SK-BR-2
und MCF-7) Wachstumsstimulierung im Verhältnis zu den Vergleichen, während der
Zelltyp (MDA-MB-468), der nur den EGF-Rezeptor exprimiert, keine
deutliche Reaktion aufwies. Diese Ergebnisse stimmten mit jenen überein,
die man aus den Autophosphorylierungs-Experimenten mit den diversen
Zelllinien erzielte. Die Ergebnisse belegen, dass HRG-α-Ligand für den p185HER2-Rezeptor spezifisch ist und keine deutliche
Wechselwirkung mit dem EGF-Rezeptor bei diesen Konzentrationen aufweist.
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HRG konkurriert nicht mit Antikörpern gegen
die extrazelluläre
Domäne
von p185HER2 doch die monoklonalen Antikörper Anti-p185HER2 2C4 und 7F3 (die selbst antiproliferativ
sind) antagonisieren HRG.
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Beispiel 6
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Klonieren und Sequenzieren
von HRG-β1
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Die Isolierung von HRG-β1-cDNA
erfolgte unter Einsatz eines Hybridisierungsfragments der für HRG-α kodierenden
DNA-Sequenz, um zusätzliche
cDNA-Sequenzen aus der aus MDA-MB-231-Zellen bestehenden cDNA-Bibliothek
auszuwählen.
Klon λher11.1-dbI (HRG-β1)
wurde in einer λgt10 Oligo-dT-geprimten cDNA-Bibliothek aus
MDA-MB-231-poly
A+-mRNA identifiziert. Radioaktiv markierte
synthetische DNA-Sonden, die mit den 5'- und 3'-Enden von λher16 (HRG-α) übereinstimmten, wurden in einer
Hybridisierungsreaktion unter sehr strengen Bedingungen verwendet,
um den λher11.1
dbI-Klon zu isolieren.
Die DNA-Nucleotidsequenz des ?her11.1dbI-Klons ist in 8 (SEQ.-ID Nr. 9) dargestellt. HRG-β-Aminosäuresequenz
ist mit HRG-a homolog – vom
aminoterminalen Ende an Position Asp 15 von HRG-α bis zum 3'-Ende von HRG-α (mit Ausnahme der unten angeführten Positionen).
Außerdem
erstreckt sich für
HRG-β1 kodierende DNA über 189 Basenpaare länger als λher16 in
3'-Richtung und
liefert ein Stopcodon nach Val 675. An Nucleotidposition 247 von λher11.1dbI
befindet sich ein A ersetzendes G, was zur Substitution von Gln(Q)
anstelle von Arg(R)in HRG-β1 führt,
wie dies aus der 2. Zeile von 9 ersichtlich
ist (SEQ.-ID Nr. 8 und SEQ 9) führt.
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Im Bereich des EGF-Motivs gibt es
eine weitere Differenz zwischen HRG-α und HRGβ1. Diese
Unterschiede sind unten in einer vergrößerten Ansicht der Homologie
zwischen HRG-α und
HRG-β1, in der Region des EGF-Motivs oder der
GFD veranschaulicht. Die spezifische Sequenz entspricht HRG-α-Aminosäuren 221–286 (siehe 9). Die Sterne zeigen identische
Reste im nachstehenden Vergleich an (SEQ.-ID Nr. 10 und SEQ.-ID
Nr. 11).
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Beispiel 7
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Expression von HRG in
E. coli
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HRG-α und HRG-β1 wurden
in E. coli unter Verwendung der DNA-Sequenzen von 4 und 8 exprimiert,
die für
HRG kodieren (unter der Steuerung des alkalischen Phosphatase-Promotors
und der STII-Leadersequenz). In der anfänglichen Charakterisierung
von HRG-Aktivität
waren die natürlichen
Amino- und Carboxytermini des HRG-Moleküls nicht präzise definiert. Nach dem Vergleich
von HRG mit EGF und TGF-α-Sequenzen
jedoch konnten die Anmelder erwarten, dass verkürzte Formen von HRG, die etwa
bei Ser 221 beginnen und etwa bei Glu 277 von 4 enden, möglicherweise biologische Aktivität aufweisen.
Analoge Regionen aller Hereguline können identifiziert und exprimiert
werden. Eine andere verkürzte
Form wurde konstruiert, um einen N-terminalen Asp-Rest, gefolgt
von den Resten 221–277
von HRG-α,
aufzuweisen. Aufgrund einer zufälligen
Rahmenverlagerungs-Mutation nach Glu 277 war die HRG-α-Sequenz
um 13 Aminosäuren
auf dem Carboxy-terminalen Ende verlängert. Somit war das Carboxy-terminale
Ende Glu 277 von HRG-α,
gefolgt von der 13 Aminosäuren
umfassenden Sequenz RPNARLPPGVFYC (SEQ.-ID Nr. 20).
-
Die Expression dieses Konstrukts
wurde durch Wachstum der Zellen in Phosphat-abgereichertem Medium
etwa 20 Stunden lang induziert. Rekombinantes Protein wurde durch
Ernten der Zellpaste und Resuspendieren in 10 mM Tris (pH 8), Homogenisieren,
Inkubieren bei 4°C über den
Zeitraum von 40 Minuten und anschließendes Zentrifugieren bei 15.000
U/min (Sorvall) gereinigt. Der Überstand
wurde auf einer 30 K-Ultrafiltrationsmembran (Amicon) konzentriert
und das Filtrat auf eine in 10 mM Tris, pH 8, äquilibrierte MonoQ-Säule aufgebracht.
Die Durchflussfraktionen aus der MonoQ-Säule wurden auf 0,05% T' FA eingestellt und
C4-Reverse-Phase-HPLC unterzogen. Die Elution erfolgte mit einem
Gradienten von 10–25
Acenotril in 0,1 TFA/H2O. Das Lösungsmittel
wurde durch Lyophilisierung entfernt und gereinigtes Protein in
0,1% Rinderserumalbumin in PBS resuspendiert. 10 zeigt HER-2-Rezeptor-Autophosphorylierungs-Daten
mit MCF-7-Zellen als Reaktion auf das gereinigte E. coli-abgeleitete
Protein. Dieses Material zeigt volle biologische Aktivität mit einem EC50 von 0,8 nM. Das gereinigte Material wurde
auch in Zellwachstumstests (Beispiel 5) untersucht und stellte sich
als hochwirksamer Stimulator von Zellwachstum heraus.
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Der rekombinante Expressionsvektor
für die
Synthese von HRG-β1 wurde in ähnlicher Weise wie HRG-α konstruiert.
Der Expressionsvektor enthielt DNA, die für HRG-β1-Aminosäuren kodierte
(von Ser 207 bis Leu 273; 4),
Diese für
HRG-β1, kodierende DNA wurde in den Expressionsvektor
stromab vom alkalischen Phosphatase-Promotor und die STII-Leadersequenz
rekombinant gespleißt.
Ein zusätzlicher
Serinrest wurde in folge des rekombinanten Konstruktionsprozesses
auf dem Carboxy-Terminus gespleißt. Der für HRG-β1 kodierende
Expressionsvektor diente zum Transformieren von E. coli und exprimierte
in Phosphat-abgereichertem Medium. Induzierte E. coli wurden pelletiert,
in 10 mM Tris (pH 7,5) resuspendiert und ultraschallbehandelt. Zellbruchstücke wurden
durch Zentrifugieen pelletiert und der Überstand vor dem Test durch
einen sterilen Filter filtriert. Die Expression von HRG-β1 wurde
durch die Detektion von Protein mit der Fähigkeit, Autophosphorylierung
des HER-2-Rezeptors in MCF-7-Zellen zu stimulieren, bestätigt.
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Es wurde ein ähnlicher Expressionsvektor
wie oben für
HRG-β1 beschrieben mit einem C-terminalen Tyrosinrest
anstelle des Serinrests konstruiert. Dieser Vektor wurde in E. coli
transformiert und wie oben exprimiert. Die Reinigung dieses rekombinanten
Proteins erfolgte wie für
rekombinantes HRG-α beschrieben.
Die massenspektrometrische Analyse zeigte, dass das gereinigte Protein
aus Formen bestand, die kürzer
als erwartet waren. Aminosäure-Sequenzieren
belegte, dass das Protein den erwünschten N-terminalen Rest (Ser) besaß, aber
am C-Terminus gekürzt
war (wurde durch Massenspektrometrie ermittelt). Die Großteil (> 80%) des Proteins
bestand aus einer Form, die 51 Aminosäuren lang war und ein C-terminales
Methionin (Met 271) besaß (SEQ.-ID
Nr. 9). Es wurde auch ein kleiner Abschnitt einer kürzeren Form
(49 Reste) detektiert, der an Val 269 gekürzt war. Beide verkürzten Formen
zeigten allerdings volle biologische Aktivität im HER-2-Rezeptor-Autophosphorylierungs-Test.
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Beispiel 8
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Isolierung von HRG-β2-
und -β3-Varianten
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Es wurden HRG-β2- und
-β3-Varianten isoliert, um cDNA-Klone zu erhalten,
die sich in 5'-Richtung
weiter erstrecken. Eine spezifisch geprimte cDNA-Bibliothek wurde
in λgt10
konstruiert, indem der chemisch synthetisierte Antisense-Primer
3' CCTTCCCGTTCT-TCTTCCTCGCTCC (SEQ.-ID
Nr. 21) verwendet wurde. Dieser Primer befindet sich zwi schen den
Nucleotiden 167–190
in der Sequenz von λher16
(4). Die Isolierung
von Klon λ5'her13 (nicht mit λher13 zu
verwechseln) erfolgte durch Hybridisieren einer synthetischen DNA-Sonde,
die mit dem 5'-Ende
von λherl6 übereinstimmte,
unter sehr strengen Bedingungen mit der spezifisch geprimten cDNA-Bibliothek.
Die Nucleotidsequenz von λ5'her13 ist aus 11 ersichtlich (SEQ.-ID
Nr. 22). Die aus 496 Basenpaaren bestehende Nucleotidsequenz von λ5'her13 ist homolog
mit der Sequenz von λher-16 zwischen den Nucleotiden
309–496
von λ5'her13 und 3–190 von λher16. λ5'her13 erstreckt sich
um 102 Aminosäuren über den
offenen Leserahmen von λherl6.
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Die Isolierung von HRG-β-Varianten
erfolgte durch Sondieren einer neu produzierten cDNA-Bibliothek (aus
oligo dT-geprimter λgt10
MDA-MB-231-mRNA abgeleitet) mit synthetischen Sonden, die mit dem
5'-Ende von λ5'her13 und der Cystein-reichen
EGFähnlichen
Region von λher16 übereinstimmen.
3 Varianten von HRG-β wurden
identifiziert, isoliert und sequenziert. Die Aminosäure-Homologien
zwischen allen Heregulinen sind aus 15 ersichtlich
(SEQ.-ID NR. 26–30).
-
HRG-Polypeptide λher76 (HRG-β2) (SEQ.-ID
Nr. 23), λher78
(HRG-β3) (SEQ.-ID Nr. 24) und λher84 (HRG-β2-ähnlich)
(SEQ.-ID Nr. 25) gelten als Varianten von λher11.1.dbI (HRG-β1),
da zwar die abgeleitete Aminosäuresequenz
zwischen Cystein 1 und Cystein 6 des EGF-ähnlichen Motivs identisch ist,
aber ihre Sequenzen vor der vorhergesagten Transmembran-Domäne abweichen,
die wahrscheinlich mit Aminosäure
248 in λher-11.1 dbI beginnt.
Die Nucleotidsequenzen und abgeleiteten Aminosäuresequenzen von λher76, λher78 und λher84 sind
in 12, 13 bzw. 14 zu sehen.
-
Die Varianten enthalten jeweils ein
TGA-Stopcodon 148 Basen 5' vom
ersten Methioninrest in ihren Sequenzen. Daher kann das ATG-Codon
an Nucleotidposition 135–137
von λherl6
und das entsprechende ATG in den anderen HRG-Klonen als Anfangs-Methionin
(Aminosäure
1) definiert werden. Die Klone λher11.1 dbI, λher76, λher84 und λher78 kodieren
alle für
Glutamm an Aminosaure 38 (15),
während
Klon her16 für
Arginin kodiert (4,
Position 82).
-
Die abgeleitete Aminosäuresequenz
von λher76
(HRG-β1) weist einen Klon voller Länge auf,
der für 637
Aminosäuren
kodiert. Es teilt sich ein identische abgeleitete Aminosäuresequenz
als λher11.1
dbI, außer dass
die Reste, die Aminosäuren
232–239
von λher11.1
dbI entsprechen, deletiert wurden. Die abgeleitete Aminosäure von λher84 besitzt
die gleiche Aminosäuresequenz
wie λher76 – beginnend
mit dem Anfangs-Methionin (Aminosäure 1, 15) durch den EGF-ähnlichen Bereich und die Transmembran-Domäne. λher84 gelangt
jedoch an Arginin 421 (λher84-Nummerierung)
zu einem frühen
Stopcodon. Anschließend
zweigt die untranslatierte 3'-Sequenz
ab. Die abgeleitete Aminosäuresequenz
von λher78
(HRG-β3)
ist mit HRG-β1 und HRG-β2 durch Aminosäure 230 homolog, wo die Sequenz
für 11
Aminosäuren
abzweigt und dann aufhört.
Somit besitzt HRG-β3 keine Transmembran-Region. Die untranslatierte
3'-Sequenz ist mit
den anderen Klonen nicht homolog.
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Beispiel 9
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Expression von HRG-β-Formen
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Um HRG-β-Formen in Säugetierzellen zu exprimieren,
wurden cDNA-Nucleotidsequenzen voller Länge aus λher76 (HRG-β2) oder λher84 in
den Säugetier-Expressionsvektor
pRK5.1 subkloniert. Dieser Vektor ist ein Derivat von pRK5, das
einen Zytomegalie-Promotor, gefolgt von einem 5'-Intron, einem Klonierungs-Polylinker
und einem frühen
SV-40-Polyadenylationssignal,
enthält.
COS7-, Affen- oder Humannieren-293-Zellen wurden transfiziert und
konditioniertes Medium im MCF-7-Zellen-p185/her2-Autophosphorylierungs-Assay
untersucht. Eine positive Response bestätigte die Expression der cDNA
aus λher76
(HRG-β2) und λher84 (HRG-β3).
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Überstände aus
einem im großem
Maßstab
durchgetührten
transienten Expressionsexperiments wurden auf YM10-Membran (Amicon)
konzentriert und auf eine Sepharose-Säule aufgebracht (siehe Beispiel
1). Aktivität
(Tyrosin-Phosphorylierungsassay) wurde im 0,6 M NaCl-Elutionspool
detektiert und auf einer Polyasparaginsäuren-Säule weiter gereinigt (siehe
oben). Durch SDS-Gelanalyse und Aktivitätstests wurde festgestellt,
dass die aktiven Fraktionen dieser Säule hochgereinigt waren und
eine einzelne Bande von Protein mit einem scheinbaren Molekulargewicht
von 45 kD enthielten. Somit besitzt das exprimierte Protein chromatographische
und strukturelle Eigenschaften, die jenen der nativen Form von Heregulin
(ursprünglich
aus den MDA-231-Zellen isoliert) stark ähneln. Im kleinen Maßstab durchgeführte transiente
Expressionsexperimete mit Konstrukten aus λher84-cDNA zeigten auch vergleichbare
Werte an Aktivität
in den Zellüberständen aus dieser
Variantenform. Die Expression der Transmembran-minus-Variante, HRG-β3,
wird derzeit untersucht.
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Beispiel 10
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proHRG-α- und proHRG-β1-cDNA
wurden in Epstein-Barr-Virus gespleißt, das aus Zytomegalievirus enthaltenden
Expressionsvektoren abgeleitet war. rHRG wurden (im Wesentlichen
wie in Beispiel 2) von serumfeiem Medium stabil transfizierter CEN4-Zellen
(Humannieren-293-Zellen; ATCC Nr. 1573) gereinigt, die den EB-Virus-EBNA-1-Transaktivator
exprimieren. In anderen Experimenten lieferten transiente proHRG-α-, -β1-
und -β2-Expressionskonstrukte voller Länge p185HER2-Phosphorylierungsaktivität im konditionierten
Medium transfizierter COS7-Affennierenzellen. Ähnliche Konstrukte von pro-HRG-β3 voller
Länge ergaben
allerdings keine Aktivität,
was den Schluss nahe legt, dass die hydrophobe Domäne, die
in proHRG-β3 fehlt, aber in den anderen proHRG vorhanden
ist, für
die Sekretion von reifem Protein notwendig ist. Gekürzte Versionen von
pro-HRG-α (63 Aminosäuren, Serin
177 bis Tyrosin 239) und proHRG-β1 (68 Aminosäuren, Serin 177 bis Tyrosin
241), die jeweils für
die GFD-Struktureinheit und dazwischen liegende Flankierungsregionen
kodieren, wurden auch in E. coli exprimiert. Man kann da von ausgehen,
dass homologe gekürzte
Versionen von NRG-β3 als aktive Moleküle exprimiert werden. Diese
gekürzten
Proteine wurden vom periplasmatischen Raum und Kulturbrühe von E.
coli gereinigt, die mit Expressionsvektoren transformiert waren;
diese waren ausgebildet, rekombinante Proteine zu sekretieren (C.
N. Change, M. Rey, B. Bochener, N. Heyneker, G. Gray, Gene 55, 189
[1987]). Diese Proteine stimulierten auch Tyrosin-Phosphorylierung
von p185HER2, jedoch nicht p107HER1 – ein Indikator
dafür,
dass die biologische Aktivität
von HRG in der EGF-ähnlichen
Domäne
des Proteins liegt und dass Kohlenhydratgruppen für die Aktivität in diesem
Test nicht wesentlich sin. Die NTD hemmt oder unterdrückt diese
Aktivität
nicht.
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Beispiel 11
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Verschiedene Humangewebe wurden auf
Gegenwart von HRG-mRNA untersucht. Transkripte wurden in Brust,
Eierstöcken,
Hoden, Prostata, Herz, Skelettmuskeln, Lunge, Leber, Niere, Speicheldrüsen, Dünndarm und
Milz, nicht jedoch in Bauch, Bauchspeicheldrüse, Uterus oder Plazenta festgestellt.
Während
die meisten dieser Gewebe die gleichen 3 Klassen von Transkripten
aufweisen wie die MDA-MB-231-Zellen (6,6 kb, 2,5 kb und 1,8 kb),
wurde nur die 6,6 kb-Message für
das Herz und die Skelettmuskeln beobachtet. Im Gehirn wird ein einzelnes
Transkript von 2,2 kb beobachtet, und in den Hoden tritt das Transkript
von 6,6 kb gemeinsam mit den anderen von 2,2 kb, 1,9 kb und 1,5
kb in Erscheinung. Das für
HRG identifizierte gewebespezifische Expressionsmuster unterscheidet
sich von jenem von p185HER2; Beispielsweise
enthalten die Leber, die Milz und das Gehirn von Erwachsenen HRG,
aber keine p185HER2-Transkripte, während Bauch,
Bauchspeicheldrüse,
Uterus und Plazenta p185HER2-Transkripte,
aber keine HRG-mRNA aufweisen.
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