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Gebiet der
Erfindung
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Die
vorliegende Erfindung betrifft die Pflanzengentechnik und insbesondere
die Plastidetransformation in höheren
Pflanzen. Die Erfindung stellt neue Promotorsequenzen bereit, die
für die
Expression fremder Gene von Interesse in verschiedenen Pflanzenspezies
zweckdienlich sind.
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Hintergrund
der Erfindung
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Chloroplastengene
werden von einer RNA-Polymerase transkribiert, die Plastide-kodierte
Untereinheiten enthält,
die zu den α-, β- und β'-Untereinheiten der
E.-coli-RNA-Polymerase
homolog sind. Die von diesem Enzym genutzten Promotoren sind den σ70-Promotoren
von E. coli ähnlich
und bestehen aus –35-
und –10-Konsensuselementen
(G. L. Igloi und N. Kossel, Crit. Rev. Plant Sci. 10, 525 (1992);
W. Gruissem und J. C. Tonkyn, Crit. Rev. Plant Sci. 12, -19 (1993)).
Die Promotorauswahl durch die Plastide-kodierte RNA-Polymerase hängt von
Kern-kodierten Sigma-artigen Faktoren ab (Link et al., Plant promotors
and transcription factors, Springer Verlag, Heidelberg, S. 63–83 (1994)).
Außerdem
wird die Transkriptionsaktivität
aus einigen Promotoren durch Kern-kodierte Transkriptionsfaktoren
moduliert, die mit Elementen stromauf des Core-Promotors wechselwirken
(L. A. Allison und P. Maliga, EMBO J. 14, 3721–3730; R. Iratni, L. Baeza,
A. Andreeva, R. Mache, S. Lerbs-Mache, Genes Dev. 8, 2928 (1994)).
Diese Faktoren vermitteln die Kernkontrolle der Plastidegenexpression
als Reaktion auf entwicklungs- und milieubedingte Signale.
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Es
sind Vermutungen über
die Existenz eines zweiten Transkriptionssystems in Plastiden angestellt worden.
Jedoch ist ein direkter Beweis zur Unterstützung einer solchen Vermutung
vordem nicht erbracht worden. Die Identifizierung eines neuen, zweiten
Transkriptionssystems in Plastiden stellt einen signifikanten Fortschritt
auf dem Gebiet der Pflanzengentechnik dar. Ein solches System ermöglicht höhere Flexibilität und Auswahl
an für
die Plastidetransformation verfügbaren
Pflanzenspezies und erleichtert die gewebespezifische Expression
fremder Proteine und RNAs über
Konstrukte, die durch DNA-Rekombinationstechniken manipuliert werden
können.
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Zusammenfassung
der Erfindung
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Diese
Erfindung stellt DNA-Konstrukte und Verfahren zum stabilen Transformieren
von Plastiden von mehrzelligen Pflanzen bereit. Die DNA-Konstrukte
der Erfindung erweitern die Auswahl an Pflanzenspezies, die transformiert
werden können,
und erleichtern die gewebespezifische Expression fremder Gene von
Interesse.
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Nach
einem Aspekt der Erfindung werden DNA-Konstrukte bereitgestellt,
die neue Promotorsequenzen enthalten, die von einer Kern-kodierten
Plastide- (NEP-, Nuclear-Encoded-Plastid-) RNA-Polymerase erkannt
werden. Das DNA-Konstrukt enthält
eine transformierende DNA, umfassend ein Targeting-Segment, zumindest
eine zur Insertion von zumindest einem fremden Gen von Interesse
adaptierte Klonierungsstelle, wobei die Expression des fremden Gens
von Interesse durch einen von einer NEP-Polymerase erkannten Promotor
reguliert wird, und ein Plastide-selektierbares Markergen.
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Die
Verwendung von Promotorelementen, die von einer Plastide-kodierten
Plastide- (PEP-,
Plastid-Encoded-Plastid-) RNA-Polymerase erkannt werden, zur Verstärkung der
Expression fremder Gene von Interesse ist ein weiterer Aspekt der
vorliegenden Erfindung. Wie die oben beschriebenen Konstrukte enthalten diese
Konstrukte ebenfalls ein Targeting-Segment und eine Klonierungsstelle
zur Expression eines fremden Gens von Interesse.
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Die
von der Plastide-kodierten Plastide-RNA-Polymerase erkannten Promotoren
sind in photosynthetischen Geweben, wie z. B. im Blatt, gründlich charakterisiert
worden. Im Gegensatz dazu steuert das Kern-kodierte Polymerase-Transkriptionssystem
der vorliegenden Erfindung die Expression von Plastidegenen auch in
Wurzeln, Samen und Meristemgewebe. In den meisten Pflanzen, einschließlich Mais,
Baumwolle und Weizen, wird die Pflanzenregeneration über somatische
Embryogenese (d. h. Meristemgewebe umfassend) erzielt. In einer
bevorzugten Ausführungsform
der Erfindung wird die effiziente Plastidetransformation in diesen Feldfrüchten stark
vereinfacht, und zwar über
die Verwendung des NEP-Plastidetranskriptionssystems, der Promotoren
und Polymerasen der vorliegenden Erfindung.
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Die
NEP-Promotoren der Erfindung werden in gegenwärtig verfügbare Plastidetransformationsvektoren
und Protokolle für
deren Verwendung inkorporiert, wie z. B. jene, die in den US-Patenten
Nr. 5.451.513 und 5.877.402 beschrieben sind und auch von Svab und
Maliga, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90, 913 (1993), beschrieben werden.
Um transgene Pflanzen zu erhalten, werden Plastiden nicht-photosynthetischer
Gewebe mit selektierbaren Markergenen transformiert, die aus NEP-Promotoren
exprimiert und von der Kern-kodierten Polymerase transkribiert werden.
Desgleichen werden zur Expression von Proteinen von Interesse Expressionskassetten
für die
starke Expression in nicht-photosynthetischen Geweben konstruiert,
und zwar unter Verwendung des aus der Kern-kodierten Polymerase
transkribierten NEP-Promotors. In einem weiteren Aspekt der Erfindung
werden PEP-Promotoren der Erfindung in gegenwärtig verfügbare Plastidetransformationsvektoren
und Protokolle zu deren Verwendung inkorporiert.
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In
noch einem weiteren Aspekt der Erfindung kann das NEP-Transkriptionssystem
auch mit dem σ70-Typ-System über die Verwendung von NEP-PEP-Doppel-Promotoren
kombiniert werden.
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Kurzbeschreibung
der Abbildungen
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1.
Deletion von rpoB aus dem Tabak-Plastidegenom durch gezielten Genersatz.
(A) Die homologe Rekombination (diagonale Linien) über Plastide-DNA-Squenzen,
die aadA im Plasmid pLAA57 flankieren, resultiert im Ersatz von
rpoB (Sac-I- → Sma-I-Fragment)
im Plastidegenom der Wildform (ptDNA) durch aadA-Sequenzen, was
das ΔrpoB-Plastidegenom
(ΔrpoB-ptDNA)
liefert. Abkürzungen:
rpoB, rpoC1, rpoC2 sind Plastidegene, die für die β-, β'- und β''-Untereinheiten
der E.-coli-artigen RNA-Polymerase kodieren; aadA ist ein chimäres Spectinomycin-Resistenzgen.
Restriktionsenzymerkennungsstellen: P, PstI, Sm, SmaI; Sc, SacI.
(B) Pigmentmangel ist mit der Deletion von rpoB assoziiert. Zelluläre Gesamt-DNA
wurde aus grünem
(Bahnen 1, 3, 5) und weißem
(Bahnen 2, 4, 6) Blattgewebe aus drei unabhängig transformierten Linien
(Linie Nt-pLAA57-11B, Bahnen 1 und 2; Linie Nt-pLAA57-16B, Bahnen 3 und
4; Linie Nt-pLAA57-18C, Bahnen 5 und 6) und aus grünem Blattgewebe
der Wildform (Nt, Bahn 7) isoliert. Die DNA wurde mit Pst 1 verdaut,
und der Gelblot wurde mit einem DNA-Fragment (Nucleotidpositionen
22.883–24.486
der ptDNA, Nummerierung gemäß K. Shinozaki
et al., EMBO J. 5, 2043 (1986)) hybridisiert, das einen Abschnitt
von rpoC1 enthielt (starke schwarze Linie in 1A).
Die Sonde hybridisiert an ein 9,0-kb-Fragment aus dem Genom der
Wildform und an ein 4,2-kb-Fragment aus der ΔrpoB-ptDNA. (C) Die DNA-Gelblot-Analyse
bestätigt
das Fehlen von ptDNA-Kopien der Wildform in weißen Sprösslingen der Linie Nt-pLAA57-10A (Bahn
2) und in der weißen
Samennachkommenschaft einer gepfropften Pflanze derselben Linie
(Bahn 3). DNA aus grünem
Blattgewebe der Wildform wurde auf Bahn 1 aufgegeben. Man beachte
das Fehlen des 9,0-kb-Fragments der ptDNA der Wildform in ΔrpoB-Pflanzen.
Der Blot wurde wie für 1B hergestellt.
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2.
Deletion von rpoB resultiert in einem pigmentarmen Phänotyp. (A)
Grüne Pflanzen
der Wildform (links), pigmentarme ΔrpoB- (rechts) und chimäre (Mitte)
Pflanzen sind dargestellt. (B) Blühende chimäre Pflanze im Gewächshaus.
Man beachte die weißen
Blattränder,
die ΔrpoB-Plastiden
in der zweiten Blattschicht anzeigen, welche die Keimbahnzellen
bildet.
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3.
(A) Plastiden (P) in Blatt-Mesophyllzellen von ΔrpoB-Pflanzen, denen organisierte
photosynthetische Membranen fehlen. Abkürzungen: N, Kern; V, Vesikeln,
M, Mitochondrium. (B) Zum Vergleich ist eine elektronenmikroskopische
Aufnahme eines Blatt-Chloroplasten der Wildform (Cp) mit Thylakoidmembranen (T)
gezeigt. Die Vergrößerung in
(A) sowie (B) beträgt
7.800X.
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4.
(Oben) Ansammlung von Plastide-mRNAs für (A) photosynthetische Gene
und (B) Gene des genetischen Systems in den ΔrpoB-Pflanzen. Gelblots wurden
mit zellulärer
Gesamt-RNA (A, 3 μg
pro Bahn; B, 5 μg
pro Bahn) aus Wildform- (Bahnen 1, 3, 5) und ΔrpoB- (Bahnen 2, 4, 6) Blattgewebe
hergestellt und hybridisierten an die bezeichneten Plastidegensequenzen.
(Unten) Die oben gezeigten Blots wurden mit 25S-rDNA-Sequenzen erneut
sondiert. Hybridisierungssignale wurden mit einem Molecular-Dynamics-Phosphorlmager
quantifiziert und gegen das 25S-rRNA-Signal normiert. Das Vielfache
der Signalintensitäten
der Wildform gegenüber ΔrpoB für jede Sonde
ist unter den Bahnen dargestellt.
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5.
Die Transkription in den ΔrpoB-Pflanzen
beginnt aus einem nicht-kanonischen Promotor. (A) Primerextensionsanalyse
wurde verwendet, um die 5'-Enden
von rbcL- und 16SrDNA-Transkripten
in den Wildform- (Bahnen 1, 3) und ΔrpoB- (Bahnen 2, 4) Pflanzen
zu kartieren. Primäre
Transkripte sind durch Kreise markiert (offen für die Wildform, geschlossen
für ΔrpoB), prozessierte
Transkripte durch ein Dreieck. Transkripte unbekannten Ursprungs
sind durch Sterne markiert. Die begleitenden Sequenzleitern (Beladungsreihenfolge
GATC) wurden unter Verwendung derselben Primer erzeugt, die in den
Primerextensionsreaktionen verwendet wurden. Die Zahlen neben jedem
Extensionsprodukt markieren den Abstand vom ersten Nucleotid der kodierenden
Sequenz für
rbcL und vom ersten Nucleotid der reifen 16S-rRNA. (B) Kartierung
von primären Transkripten
für 16S-rRNA
in den Wildform- (Bahn 2) und ΔrpoB-
(Bahn 3) Pflanzen. Blatt-Gesamt-RNA (20 μg) wurde in vitro gecappt, und
gecappte 16S-rRNA-Spezies wurden mittels RNAse-Schutz nach Hybridisieren mit
einer komplementären
RNA-Sonde identifiziert. Gecappte geschützte Produkte sind wie in (A)
gekennzeichnet. Bahn 1 enthält
RNA-Standards der bezeichneten Größen. (C) DNA-Sequenz der 16SrDNA-Stromaufregion
mit Transkripten, die aus Promotoren für die Plastide-kodierten (σ70-Typ,
P1) und Kern-kodierten (P2) Polymerasen (die Bezeichnung P1 und
P2 basiert auf A. Vera und M. Sugiura, Curr. Genet. 27, 280 (1995)) initiieren.
Consensus-σ70-Promotorelemente (–35 und –10) sind eingerahmt. Initiationsstellen
sind wie in (A) und (B) durch Kreise markiert. Die Nummerie rung
beginnt vom ersten Nucleotid stromauf der kodierenden 16SrDNA-Region
(–1 =
Nucleotid 102.757 im Tabak-Plastidegenom).
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6.
Anreicherung von Plastide-mRNAs in Wildform- und ΔrpoB-Tabakblättern. Die
Blots für
die Plastidegene (siehe Beispiel 1) sind wie folgt gruppiert: (A)
mRNA ist in den Blättern
von Pflanzen der Wildform reichlicher vorhanden als in ΔrpoB-Pflanzen.
(B) Die Mengen an mRNA sind in Wildform- und ΔrpoB-Blättern vergleichbar oder sind
(C) in ΔrpoB-Blättern höher. Gelblots
wurden mit zellulärer
Gesamt-RNA (3 μg
pro Bahn) aus Wildform- (Bahn 1) und ΔrpoB- (Bahn 2) Blattgewebe hergestellt
und an die bezeichneten Plastidegensequenzen hybridisiert. (Untere
Tafel) Um die Beladung zu überprüfen, wurden
die oben gezeigten Blots erneut mit 25S-rDNA-Sequenzen sondiert.
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7.
Kartierung von atpB-Transkriptionsinitiationsstellen in Wildform-
und ΔrpoB-Tabakblättern. (A) Primerextensionsanalyse.
Enden-markierte Primerextensionsprodukte aus Wildform- (wt-) und ΔrpoB- (T57-) Proben
wurden entlang der durch Verwendung desselben Primers erhaltenen
homologen Sequenz laufen gelassen. Die Zahlen entlang der Sequenz
beziehen sich auf den Abstand vom ATG-Translationsinitiationscodon.
Primäre
Transkripte aus NEP- und PEP-Promotoren sind durch volle bzw. offene
Kreise markiert. (B) In-vitro-Capping- und RNAse-Schutz-Test zur
Identifizierung primärer
Transkript-5'-Enden.
Bahnen wurden mit ΔrpoB-
(T57; 1, 2) und Wildform- (wt; 4, 5) RNA-Proben mit (2, 4) und ohne
(1, 5) schützender
komplementärer Antisense-RNA
beladen. Molekulargewichts- (MW-) Marker (100, 200, 300, 400 und
500 Nucleotide) wurden in Bahn 3 aufgegeben. Das Transkript-5'-Ende in (A) entspricht
der Größe des geschützten Fragments
in Klammern: –254
(277 nt), –289
(311). Man beachte das Artefakt etwas unter dem 200-nt-Marker, der
in den ungeschützten
RNA-Proben vorhanden ist. (C) Physikalische Karte der atpB-rbcL-Intergen-Region.
Die Kartenposition der primären
Transkript-5'-Enden
für die
atpB-NEP- und -PEP-Promotoren
sind wie in (A) gekennzeichnet.
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8.
Kartierung der atpl-Transkriptionsinitiationsstellen in Wildform-
und ΔrpoB-Tabakblättern. (A) Primerextensionsanalyse.
Enden-markierte Primerextensionsprodukte der Wildform- (wt-) und ΔrpoB- (T57-) Proben
wurden entlang der durch Verwendung desselben Primers erhaltenen
homologen Sequenz laufen gelassen. Die Zahlen entlang der Sequenz
beziehen sich auf den Abstand vom ATG-Translationsinitiationscodon.
Primäre
Transkripte aus NEP- und PEP-Promotoren sind durch volle bzw. offene
Kreise bezeichnet. (B) In-vitro-Capping- und RNAse-Schutz-Test zur
Identifizierung primärer
Transkript-5'-Enden.
Die Bahnen wurden mit ΔrpoB-
(T57; 1, 2) und Wildform- (wt; 4, 5) RNA-Proben mit (2, 4) und ohne
(1, 5) schützender
komplementärer
Antisense-RNA beladen. Molekulargewichts- (MW-) Marker (100, 200,
300, 400 und 500 Nucleotide) wurden in Bahn 3 aufgetragen. Das Transkript-5'-Ende in (A) entspricht
der Größe des geschützten Fragments
in Klammern: –130
(235 nt), –207,
209, 212 (303, 305, 309; nicht aufgelöst). Man beachte das Artefakt etwas
unter dem 200-nt-Marker, der in den ungeschützten RNA-Proben vorhanden
ist. (C) Physikalische Karte der rps2-atpI-Intergen-Region. Die
Kartenposition der primären
Transkript-5'-Enden
für die
atpI-NEP- und -PEP-Promotoren sind wie in (A) gekennzeichnet.
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9.
Kartierung von clpP-Transkriptionsinitiationsstellen in Wildform-
und ΔrpoB-Tabakblättern. (A) Primerextensionsanalyse.
Enden-markierte Primerextensionsprodukte der Wildform- (wt-) und ΔrpoB- (T57-) Proben
wurden entlang der durch Verwendung desselben Primers erhaltenen
homologen Sequenz laufen gelassen. Die Zahlen entlang der Sequenz
beziehen sich auf den Abstand vom ATG-Translationsinitiationscodon.
Primäre
Transkripte aus NEP- und PEP-Promotoren sind durch volle bzw. offene
Kreise bezeichnet. (B) In-vitro-Capping- und RNAse-Schutz-Test zur
Identifizierung primärer
Transkript-5'-Enden.
Die Bahnen wurden mit ΔrpoB-
(T57; 1, 2) und Wildform- (wt; 4, 5) RNA-Proben mit (2, 4) und ohne
(1, 5) schützender
komplementärer
Antisense-RNA beladen. Molekulargewichts- (MW-) Marker (100, 200,
300, 400 und 500 Nucleotide) wurden in Bahn 3 aufgetragen. Das Transkript-5'-Ende in (A) entspricht
der Größe des geschützten Fragments
in Klammern: –53
(96 nt), –95
(138 nt), –173
(216 nt) und –511
(69 nt). Man beachte das Artefakt etwas unter dem 200-nt-Marker,
der in den ungeschützten
RNA-Proben vorhanden ist. (C) Physikalische Karte der clpP-psbB-Intergen-Region.
Die Kartenposition der primären
Transkript-5'-Enden
für die
clpP-NEP- und -PEP-Promotoren sind wie in (A) gekennzeichnet.
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10.
Kartierung von accD-Transkriptionsinitiationsstellen in Wildform-
und ΔrpoB-Tabakblättern. (A)
Primerextensionsanalyse. Enden-markierte Primerextensionsprodukte
der Wildform- (wt-) und ΔrpoB- (T57-)
Proben wurden entlang der durch Verwendung desselben Primers erhaltenen
homologen Sequenz laufen gelassen. Die Zahlen entlang der Sequenz
beziehen sich auf den Abstand vom ATG-Translationsinitiationscodon.
Das primäre
Transkript für
den PaccD-129-NEP-Promotor ist durch einen vollen Kreis bezeichnet. (B)
In-vitro-Capping- und RNAse-Schutz-Test zur Identifizierung primärer Transkript-5'-Enden. Die Bahnen wurden
mit ΔrpoB-
(T57; 1, 2) und Wildform- (wt; 4, 5) RNA-Proben mit (2, 4) und ohne
(1, 5) schützender
komplementärer
Antisense-RNA beladen. Molekulargewichts- (MW-) Marker (100, 200,
300, 400 und 500 Nucleotide) wurden in Bahn 3 aufgetragen. Das –57-Transkript-5'-Ende in (A) entspricht dem geschützten 103-nt-Fragment.
Man beachte das Artefakt etwas unter dem 200-nt-Marker, der in den
ungeschützten RNA-Proben
vorhanden ist. (C) Physikalische Karte der accD-rbcL-Intergen-Region.
Die Kartenposition des primären
Transkript-5'-Endes
für den
PaccD-129-NEP-Promotor ist gekennzeichnet.
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11.
Vergleichende Anordnung von DNA-Sequenzen, welche die NEP-Promotor-Transkriptionsinitiationsstellen
flankieren. Nucleotide mit mehr als 6 Übereinstimmungen sind eingerahmt.
Die der Transkriptionsinitiationsstelle benachbarte Konsensussequenz
ist darunter dargestellt. Die Positionen von 5'-Enden sind durch volle Kreise markiert.
Man beachte, dass die 5'-Enden
für Prps16-152
und Prps16-107 nicht gecappt wurden und möglicherweise keine primären Transkripte
sind.
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12.
NEP- und PEP-Polymerasen stellen über die Erkennung unterschiedlicher
Promotoren einen Mechanismus für
die selektive Transkription von Plastidegenen bereit. Man beachte,
dass manche Gene nur PEP-Promotoren aufweisen (Photosys tem I und
Photosystem II) und andere PEP- sowie NEP-Promotoren (die meisten
Haushaltsgene) oder nur NEP-Promotoren (accD) aufweisen.
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13.
Ein schematisches Diagramm eines aus einem NEP-Promotor exprimierten
chimären
Plastidegens.
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Beschreibung
der Erfindung
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Mehrere
Berichte haben die Existenz einer weiteren Plastide-lokalisierten,
Kern-kodierten RNA-Polymerase nahe gelegt (im Überblick behandelt in Gruissem
und Tonkyn (1993); Igloi und Kossel (1992); Mullet (1993); Link
(1994)) – durch
Deletieren des für
die essentielle β-Untereinheit
der E.-coli-ähnlichen
Tabak-RNA-Polymerase kodierenden rpoB-Gens. Die Existenz eines zweiten
Plastide-Transkriptionssystems, das vom Kern kodiert wird, ist nachgewiesen
worden (Allison et al., EMBO J. 15, 2802–2809 (1996)). Die Deletion
von rpoB lieferte photosynthetisch defekte pigmentarme Pflanzen.
Eine Untersuchung der Plastide-Ultrastruktur in Blattmesophyllzellen
der ΔrpoB-Pflanzen
offenbarte Proplastide-artige Organellen, denen die gestapelten
Thylakoidmembrananordnungen fehlten, die für photosynthetisch aktive Chlorplasten
charakteristisch sind. Transkripte für die photosynthetischen rbcL-,
psbA- und psbD-Gene
waren niedrig, wogegen sich mRNAs für die rpl16-, atpI- und 16SrDNA-Gene
auf das Ausmaß der
Wildform oder darüber
anreicherten. Das Fehlen der Transkriptanreicherung für die photosynthetischen
Gene war auf das Fehlen von σ70-Typ-Promotoraktivität zurückzuführen. Während in Tabakblättern der
Wildform das ribosomale RNA-Operon normalerweise aus einem σ70-Typ-Promotor
transkribiert wird, wurde in den ΔrpoB-Pflanzen
das rRNA-Operon aus einem Nicht-σ70-Promotor transkribiert. Das rRNA-Operon
ist die erste Transkriptionseinheit, für die sowohl eine Plastide-kodierte
als auch eine Kern-kodierte Plastide-RNA-Polymerase (PEP bzw. NEP)
identifiziert wurde.
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Eine
Analyse der Promotorregionen anderer Gene hat offenbart, dass das
rRNA-Operon nicht
einzigartig ist. Es ist ein Element einer großen Klasse von Plastidege nen,
die zumindest je einen Promotor für PEP und NEP mit einer Möglichkeit
zur Expression durch eine der beiden Plastide-RNA-Polymerasen aufweisen. Außerdem sind
Plastidegene identifiziert worden, die ausschließlich durch NEP transkribiert
werden. Darüber hinaus
legen die Daten nahe, dass zusätzliche
genspezifische Mechanismen die NEP-Transkript-Mengen in verschiedenen
Plastide-Typen regulieren.
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Eine
NEP-Transkriptionsstartstelle ist ungefähr 62 Basen stromauf des reifen
16SrRNA-Terminus identifiziert worden. Die die Initiationsstelle
umgebende Sequenz ist unter zahlreichen untersuchten Pflanzenspezies
höchst
konservativ und zeigt keine Ähnlichkeit
mit der PEP-Promotorconsensussequenz. Für die Erkennung und Bindung
der Kern-kodierten Polymerase wichtige NEP-Promotorconsensussequenzen
(analog zu den –10-
und –35-Sequenzen
der E.-coli-artigen Transkriptionsinitiationsstelle) sind bevorzugt
innerhalb von ungefähr
50 Nucleotiden in beiden Richtungen der NEP-Transkriptionsstartstelle
lokalisiert. Wie in Beispiel 1 ausführlicher beschrieben wird,
existieren mehrere verschiedene NEP-Promotoren, und NEP-Promotoren finden
sich manchmal in Verbindung mit PEP-Promotoren.
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Die
Polymerasen der Erfindung können
mittels Chromatographie unter Verwendung von Standardverfahren gereinigt
werden. Die NEP-Polymeraseaktivität in Säulenfraktionen kann unter Einsatz
von DNA-Segmenten, die NEP-Promotorregion umfassen, als Template
in In-vitro-Transkriptionsreaktionen gemessen werden. Alternativ
dazu können
NEP-Promotorsegmente an eine Matrix gebunden werden, die durch irgendein Mittel
abtrennbar ist (z. B. magnetische Perlen). Die matrixgebundene DNA
wird mit einem Pflanzenextrakt unter Bedingungen inkubiert, bei
denen die Bindung der Kern-kodierten Polymerase an DNA erwartet
wird. Der Matrix/DNA/Polymerasekomplex wird dann vom Pflanzenextrakt
abgetrennt, und das gebundene Protein kann dann isoliert und charakterisiert
werden. Das mit einem der oben erwähnten Verfahren gereinigte
Protein kann verwendet werden, um Antikörper zu produzieren, um Expressionsbibliotheken
zu sondieren, und zwar zum Zwecke des Isolierens der Kerngene oder
cDNAs, die für
die Kern-kodierte Polymerase kodieren.
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Als
ein alternativer Ansatz für
die Isolierung der NEP-Polymerase können Proteine mit spezifischer
Affinität
für das
Promotorfragment isoliert werden, und es kann die N-terminate Aminosäuresequenz
mittels Mikrosequenzierung bestimmt werden. Die Aminosäuresequenz
kann dann verwendet werden, um geeignete PCR-Primer für die Genisolierung
zu konstruieren.
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Die
Aktivität
des bisher bekannten Plastide-kodierten σ70-Typ-Transkriptionssystems
ist in photosynthetisch aktiven Geweben, wie z. B. im Blatt, gut
charakterisiert worden. Im Gegensatz dazu steuert das Kern-kodierte
Polymerasetranskriptionssystem der vorliegenden Erfindung die Expression
von Plastidegenen auch in Wurzeln, Samen und Meristemgewebe. In
den meisten Pflanzen, einschließlich
Mais, Baumwolle und Weizen, wird die Pflanzenregeneration über somatische
Embryogenese (d. h. Meristemgewebe umfassend) erzielt. Die effiziente
Plastidetransformation wird in diesen Feldfrüchten durch die Verwendung
des NEP-Plastidetranskriptionssystems der vorliegenden Erfindung
ermöglicht
oder wesentlich erleichtert.
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Die
NEP-Promotoren der Erfindung können
in gegenwärtig
verfügbare
Plastidetransformationsvektoren und Protokolle ihrer Verwendung
inkorporiert werden, wie z. B. jene, die in den US-Patenten Nr.
5.451.513 und 5.877.402 beschrieben sind und auch von Svab und Maliga,
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90, 913 (1993), beschrieben werden. Um
transgene Pflanzen zu erhalten, werden Plastiden nicht-photosynthetischer
Gewebe mit selektierbaren Markergenen transformiert, die aus NEP-Promotoren
exprimiert und von der Kern-kodierten Polymerase transkribiert werden.
Desgleichen werden zur Expression von Proteinen von Interesse Expressionskassetten
für die
starke Expression in nicht-photosynthetischen Geweben konstruiert,
und zwar unter Verwendung des aus der Kern-kodierten Polymerase
transkribierten NEP-Promotors. Das NEP-Transkriptionssystem kann
auch mit dem σ70-Typ-System über die Verwendung von NEP-PEP-Doppel-Promotoren
kombiniert werden. In manchen Fällen
kann auch die Expression von Transgenen aus NEP-Promotoren in photosynthetischem
Gewebe wünschenswert
sein.
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Die
in den untenstehenden Beispielen I–III dargelegte ausführliche
Beschreibung beschreibt bevorzugte Verfahren zum Herstellen und
Verwenden der DNA-Konstrukte der vorliegenden Erfindung und zur
praktischen Umsetzung der Verfahren der Erfindung. Alle molekularen
Klonierungs- und DNA-Rekombinationstechniken, die nicht speziell
beschrieben sind, werden mittels Standardverfahren durchgeführt, wie
sie z. B. in Ausubel (Hrsg.), Current Protocols in Molecular Biology,
John Wiley & Sons
Inc. (1994), allgemein dargelegt sind.
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Die
folgenden nicht einschränkenden
Beispiele beschreiben die Erfindung ausführlicher.
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Beispiel 1
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Nachweis eines
zweiten eigenständigen
Plastide-Transkriptionssystems durch Deletion von rpoB
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Um
die Existenz einer Nicht-E.-coli-artigen RNA-Polymerase in Plastiden
nachzuweisen, wurde das Gen für
eine der essentiellen Untereinheiten des E.-coli-artigen Enzyms
aus dem Tabak-Plastidegenom deletiert. mRNA-Mengen wurden daraufhin
in den mutierten Plastiden festgestellt. Die Daten weisen darauf
hin, dass bei Abwesenheit des Plastide-kodierten, E.-coli-artigen
Enzyms die Expression mancher Photogene drastisch vermindert ist.
Im Gegensatz dazu sind die Transkriptmengen für die Plastidegene, die für den Genexpressionsapparat
kodieren, ähnlich
den Mengen in Pflanzen der Wildform. Daher transkribiert die Nicht-E.-coli-artige
RNA-Polymerase selektiv eine Untermenge von Plastidegenen. Dieser
zweite Transkriptionsapparat initiiert nicht aus typischen E.-coli-σ70-Promotoren,
sondern erkennt eine neue Promotorsequenz.
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Materialien und Verfahren
für Beispiel
1
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Plasmidkonstruktion.
Plasmid pLAA57 ist ein Derivat von pBSKS+ (Stratagene), das ein
Sac-I- → Bam-HI-Fragment
(Nucleotide 22.658–29.820)
der ptDNA trägt.
Ein internes Sac-I- → Sma-I-DNA-Fragment im
ptDNA-Insert zwischen den Nucleotiden 24.456 und 28.192 wurde durch
ein chimäres
Spectinomycin-Resistenz- (aadA-) Gen ersetzt. Das aadA-Gen ist identisch
mit dem beschriebenen (Z. Svab und P. Maliga, Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 90, 913 (1993)) mit der Ausnahme, dass die psbA-3'-Region kürzer ist
und wie beschrieben (J. M. Staub und P. Maliga, Plant J. 6, 547
(1994)) in einem Xba-I- → Dra-I-Fragment
enthalten ist.
-
Pflanzentransformation.
Zur Plastidetransformation wurden Wolframpartikel mit pLAA57-DNA
beschichtet (Z. Svab und P. Maliga, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90,
913 (1993)) und in die Blätter
von Nicotiana-tabacum-Pflanzen unter Verwendung der PDS1000He-Biolistic-Gun
von DuPont bei 1.100 psi eingeschleust. Transgene Sprösslinge
wurden aseptisch auf 500 mg/ml Spectinomycin-Dihydrochlorid enthaltendem RMOP-Medium
selektiert (Z. Svab, P. Hajdukiewicz, P. Maliga, Proc. Natl. Acad.
Sci. USA 87, 8526 (1990)). Transgene Stecklinge wurden einwurzeln
gelassen und auf RM-Medium gehalten, das aus Agar-verfestigten MS-Salzen
besteht (T. Murashige und F. Skoog, Physiol. Plant. 15, 493 (1962))
und 3% Saccharose enthielt.
-
Elektronenmikroskopie.
Elektronenmikroskopie wurde an vollständig entfalteten Blättern aus
Wildform- und ΔrpoB-Stecklingen
durchgeführt,
die in steriler Kultur auf RM-Medium
mit 3% Saccharose gezüchtet worden
waren. Das Gewebe wurde 2 Stunden lang in 2% Glutaraldehyd, 0,2
M Saccharose, 0,1 M Phosphatpuffer (pH 6,8) bei Raumtemperatur fixiert
und drei Mal in 0,2 M Saccharose, 0,1 M Phosphatpuffer gewaschen.
Fixierte Gewebe wurden in gepuffertem 1%-igen Osmiumtetroxid mit
0,2 M Saccharose nachfixiert, in einer abgestuften Ethanolreihe
entwässert
und in Spurr-Epoxyharz
(hart) eingebettet, geschnitten und mit Uranylacetat und Bleicitrat
für die
Transmissionselektronenmikroskopie kontrastiert.
-
Gelblots.
Blatt-Gesamt-DNA wurde wie beschrieben hergestellt (I. J. Mettler,
Plant Mol. Biol. Rep. 5, 346 (1987)), mit Restriktionsendonuclease
PstI verdaut, an 0,7%-igen
Agarosegelen getrennt und unter Verwendung des Posiblot-Transfer-Geräts (Stratagene)
auf Hybond N (Amersham) übertragen.
Die Hybridisierung an ein Zufalls-Primer-markiertes Fragment wurde
in Rapid Hybridisation Buffer (Amersham) über Nacht bei 65°C durchgeführt. Blatt-Gesamt-DNA
wurde unter Verwendung von TRIzol (GIBCO BRL) nach dem Protokoll
des Herstellers hergestellt. Die RNA wurde der Elektrophorese an
1%-igen Agarose/Formaldehyd-Gelen unterzogen und dann auf Nylonmembran übertragen
und wie für
die DNA-Blots sondiert.
-
Synthese
der Sonden. Doppelsträngige
DNA-Sonden für
psbA, atpI und rp116 wurden mittels zufallsgeprimter 32P-Markierung
von PCR-erzeugten DNA-Fragmenten hergestellt. Die Sequenzen der
für die
PCR verwendeten Primer gemeinsam mit ihren Positionen in der Tabak-ptDNA
(K. Shinozaki et al., EMBO J. 5, 2043 (1986)) sind die folgenden:
psbA, 5'-Primer
= 5'-CGCTTCTGTAACTGG-3' (komplementär zu den
Nucleotiden 1.550 bis 1.536 der ptDNA), 3'-Primer = 5'-TGACTGTCAACTACAG-3' (Nucleotide 667
bis 682); atpI, 5'-Primer =
5'-GTTCCATCAATACTC-3' (komplementär zu den
Nucleotiden 15.985 bis 15.971), 3'-Primer
= 5'-GCCGCGGCTAAAGTT-3' (Nucleotide 15.292
bis 15.306); rp116, 5'-Primer
= 5'-TCCCACGTTCAAGGT-3' (komplementär zu den
Nucleotiden 84.244 bis 84.230), 3'-Primer = 5'-TGAGTTCGTATAGGC-3' (Nucleotide 83.685 bis 83.699). Um
Sonden für
rbcL, psbD/C und 16S-rRNA zu erzeugen, wurden die folgenden restriktionsverdauten DNA-Fragmente 32P-markiert: rbcL, ein Bam-HI-Fragment (Nucleotide
58.047 bis 59.285 in der ptDNA); psbD/C, ein Sac-II- → Hind-III-Fragment
des Tabak-psbD/C-Operons (Nucleotide 34.691–36.393); 16S-rRNA, ein Eco-RI- → Eco-RV-Fragment
(Nucleotide 138.447 bis 140.885 in der ptDNA).
-
Die
Sonde für
Tabak-25S-rRNA stammte aus pKDR1 (D. Dempsey, K. W. Wobbe, D. F.
Klessig, Mol. Plant Path. 83, 1021 (1993)) und enthielt ein Eco-RI-Fragment
von 3,75 kb aus einem in Plasmid pBR325 klonierten Tabak-25S/18S-Locus.
Beim Hybridisieren von Gelblots auf 25S-rRNA wurde 32P-markierte
doppelsträngige
DNA-Son de mit unmarkiertem Plasmid pKDR1 entsprechend einem 2fachen Überschuss
gegenüber der
Menge von auf dem Filter vorhandener RNA gemischt.
-
Normieren
von DNA-Mengen mittels Plastidegenom-Kopiezahl. Um zu testen, ob
Veränderungen
der Plastidegenom-Kopiezahl zu den abgeschätzten Unterschieden der Genexpression
beitrugen, wurden zelluläre
Gesamt-DNA und -RNA aus gleichen Mengen Blattgewebe von Wildform-
und ΔrpoB-Pflanzen
hergestellt. Um die Anzahl von Plastidegenomkopien pro Äquivalent
Blattmasse zu vergleichen, wurden DNA-Gelblots mit einem gleichen Volumen
jedes DNA-Präparats
durchgeführt
und mit einem radioaktiv markierten Eco-RI- → Eco-RV-Fragment (von den Nucleotiden
138.447 bis 140.845 der ptDNA (K. Shinozaki et al., EMBO J. 5, 2043 (1986)))
der 16SrDNA-Sequenz sondiert. Die Quantifizierung mittels Phosphorlmage-Analyse
zeigte eine gleiche Anzahl von Plastidegenomkopien in jeder Probe.
Die mittels RNA-Gelblots an gleichen Volumina jedes RNA-Präparats gemessene
Menge an 16S-rRNA aus gleichen Gewebeproben war in den ΔrpoB-Pflanzen
um das 2,5fache vermindert. Dieser Wert war der geschätzten 3fachen
Verminderung bei Normierung mit dem zytoplasmatischen 25S-rRNA-Signal
(3B) ähnlich.
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Primerextensionsreaktionen.
Primerextensionsreaktionen wurden an 3 μg (Wildform) oder 10 μg (ΔrpoB) Blatt-Gesamt-RNA
wie beschrieben (L. A. Allison und P. Maliga, EMBO J., im Druck)
unter Verwendung der folgenden Primer durchgeführt: 16SrRNA: 5'-TTCATAGTTGCATTACTTATAGCTTC-3' (komplementär zu den
Nucleotiden 102.757–102.732);
rbcL: 5'-ACTTGCTTTAGTCTCTGTTTGTGGTGACAT
(komplementär
zu Nucleotiden 57.616–57.587).
Sequenzleitern wurden mit denselben Primern unter Verwendung des Sequenase-II-Sets
(USB) erzeugt.
-
Identifizierung
primärer
Transkripte mittels In-vitro-Capping. Blatt-Gesamt-RNA (20 μg) aus Wildform- und ΔrpoB-Pflanzen
wurde in Gegenwart von [α-32P]GTP (J. C. Kennell und D. R. Pring, Mol.
Gen. Genet. 216, 16 (1989)) gecappt. Markierte 16SrRNAs wurden mittels
Ribonucleaseschutz (A. Vera und M. Sugiura, Plant Mol. Biol. 19,
309 (1992)9 unter Verwendung des RPAII-Sets (Ambion) detektiert.
Um die schützende
komplementäre
RNA herzustellen, wurde die 16SrDNA-Stromaufregion (Nucleotide 102.526–102.761
der ptDNA) unter Verwendung der folgenden Primer PCR-amplifiziert:
der 5'-Primer war
5'-CCTCTAGACCCTAAGCCCAATGTG-3', entsprechend den
Nucleotiden 102.526 und 102.541 der ptDNA (K. Shinozaki et al.,
EMBO J. 5, 2043 (1986), unterstrichen) plus eine XbaI-Stelle; der
3'-Primer war 5'-CCGGTACCGAGATTCATAGTTGCATTAC-3', komplementär zu den
Nucleotiden 102.761 bis 102.742 der ptDNA (unterstrichen) plus eine Kpn-I-Stelle.
Das amplifizierte Produkt wurde als ein Xba-I- → Kpn-I-Fragment in den Xba-I-
und Kpn-I-restriktionsverdauten pBSKS+-Vektor (Stratagene) kloniert.
Um zum 5'-Ende von
16SrRNAs komplementäre
unmarkierte RNA zu erzeugen, wurde das resultierende Plasmid mit
XbaI linearisiert und in einer Megascript- (Ambion) Reaktion mit
T3-RNA-Polymerase transkribiert. Marker (100, 200, 300, 400 und
500 Nucleotide) wurden mit dem RNA-Century-Markers-Template-Set
(Ambion) nach dem Protokoll des Herstellers hergestellt. Der 72-Nucleotid-Marker
war das reife prozessierte Transkript aus dem Plastide-trnV-Gen
und wurde mittels RNAse-Schutz erzeugt.
-
Ergebnisse
und Diskussion
-
Die
Zerstörung
der E.-coli-artigen RNA-Polymeraseaktivität in Tabak-Plastiden resultiert
in einem pigmentarmen Phänotyp.
Um die Zerstörung
anderer Funktionen der Plastidegene zu vermeiden, wurde zur Deletion
auf das rpoB-Gen abgezielt, da es das erste Leseraster eines Operons
ist, das ausschließlich
für Untereinheiten
der E.-coli-artigen
Plastidepolymerase kodiert (K. Shinozaki et al., EMBO J. 5, 2043
(1986)). Die Deletion wurde durch Ersetzen des Großteils der
für rpoB
kodierenden Region (3.015 von 3.212 Basenpaaren) und von 691 bp
der nichtkodierenden Strom-auf-Sequenz
durch ein chimäres
Spectinomycin-Resistenz- (aadA-) Gen (Z. Svab und P. Maliga, Proc.
Natl. Acad. Sci. USA 90, 913 (1993)) in einem klonierten Plastiden-DNA-
(ptDNA-) Fragment erreicht. Das resultierende Plasmid wurde durch
Partikelbeschuss in Tabak-Chloroplasten eingeführt, wo das aadA-Gen in das
Plastidegenom über
flankierende Plastide-DNA-Sequenzen wie in 1A dargestellt
integrierte. Da das genetische System der Plastiden mit bis zu 10.000
identischen Kopien der ptDNA pro Blattzelle höchst polyploid ist, wurde eine
selektive Amplifikation transformierter Genkopien durchgeführt, indem
das beschossene Gewebe auf Spectinomycin enthaltendem Medium gezüchtet wurde
(P. Maliga, Trends Biotechnol. 11, 101 (1993)).
-
Aus
der anfänglichen
Selektionsrunde wurden mehrere Spectinomycin-resistente Pflanzen
erhalten, die Sektoren von weißem
Blattgewebe aufwiesen (2A). Die DNA-Gelblotanalyse
weißer
und grüner
Sektoren zeigte an, dass der Pigmentmangel mit der Deletion von
rpoB in drei unabhängig
transformierten Linien korrelierte (1B).
Die meisten DNA-Proben aus dem pigmentarmen Gewebe, beispielsweise
Bahn 4 in 1B, enthielten ein Gemisch
aus Wildform- und transformierten Genomkopien. Das vollständige Fehlen
von Wildform-ptDNA-Kopien war für
die Interpretation der Daten entscheidend. Daher wurden, um nur
transformierte Plastidegenome enthaltende Pflanzen zu erhalten,
Sprösslinge
aus den Sektoren mit weißem
Gewebe regeneriert. Dieses Verfahren lieferte einheitlich weiße Pflanzen
(2A), die keine ptDNA der Wildform
enthielten, wie mittels DNA-Gelblotanalyse beurteilt wurde (1C). Die Regeneration aus diesen weißen Blättern auf
Spectinomycinfreiem Medium lieferte ausschließlich pigmentarme Sprösslinge,
was die vollständige Abwesenheit
von Plastidegenomen der Wildform in allen Blattschichten und Zelltypen
bestätigte.
-
Es
ist schwierig, Samen aus Tabakpflanzen zu erhalten, die in steriler
Kultur gezüchtet
wurden. Zufälligerweise
erhielten die Erfinder während
der Pflanzenregeneration aus primären Transformanten eine Periklinalchimäre (S. Poethig,
Trends Genetics 5, 273 (1989)), die für die Plastidemutation in der
L2-Blattschicht homoplasmisch war (2A).
Diese Linie wurde auf Tabak der Wildform gepfropft und wurde im
Gewächshaus zur
Reife gebracht (2B). Samen aus selbstbestäubenden
Blüten
lieferten einheitlich weiße
Sämlinge,
in denen mittels DNA-Gelblotanalyse keine Plastidegenome der Wildform
nachgewiesen werden konnten (1C).
-
Plastiden
in Blättern
der ΔrpoB-Pflanzen
fehlen die Thylakoidmembranen. Die pigmentarmen ΔrpoB-Pflanzen waren unfähig, photoautotroph
zu wachsen. Wenn sie jedoch zum Ausgleich ihres Mangels an Photosynthese
auf Saccharose enthaltendem Medium gehalten wurden, wuchsen sie
normal, jedoch mit einer verminderten Geschwindigkeit im Vergleich
zu Pflanzen der Wildform, und zeigten keine merklichen Änderungen
der Organmorphologie. Darüber
hinaus keimten ΔrpoB-Sämlinge mit
höherer
Effizienz und entwickelten sich zu Pflanzen. Diese Beobachtungen
weisen darauf hin, dass die E.-coli-artige Plastide-RNA-Polymerase
für die
Erhaltung der für
Pflanzenwachstum und Differenzierung notwendigen, nicht-photosynthetischen
Plastidefunktionen nicht erforderlich ist.
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Eine
Untersuchung der Plastide-Ultrastruktur in Blatt-Mesophyllzellen
der ΔrpoB-Pflanzen offenbarte, dass
die mutierten Plastiden kleiner und runder als Chloroplasten der
Wildform waren und eine mittlere Länge von 2–5 μm im Vergleich zu 5–9 μm für Chloroplasten
der Wildform aufwiesen. Die ΔrpoB-Plastiden
sind daher größer als
undifferenzierte Proplastiden, deren mittlere Länge 1 μm beträgt (M. R. Thomas und R. J.
Rose, Planta 158, 329 (1983)). Außerdem enthielten ΔrpoB-Plastiden
typischerweise mehrere Vesikel unregelmäßiger Größe und Form, und es fehlten
ihnen die gestapelten Thylakoidmembrananordnungen, die für photosynthetisch
aktive Chloroplasten charakteristisch sind (3).
-
Die
Transkription von Plastidegenen wird in ΔrpoB-Plastiden aufrechterhalten.
In Abwesenheit der β-Untereinheit
wurde keine Transkription aus Plastidepromotoren des σ70-Typs
erwartet. Um zu ermitteln, ob irgendeine Transkriptionsaktivität in den ΔrpoB-Plastiden
aufrechterhalten wurde, wurde die Anreicherung von RNAs mittels
RNA-Gelblotanalyse untersucht. Transkripte wurden auf zwei verschiedene
Klassen von Plastidegenen überprüft (K. Shinozaki
et al., EMBO J. 5, 2043 (1986)). Die erste Gruppe umfasste Gene,
die für
Untereinheiten des photosynthetischen Apparates kodieren: das psbD/C-Operon,
das für
die Untereinheiten D2 und CP43 des Photosystems II kodiert; rbcL,
das für
die große
Untereinheit von Ribulose-1,5-biphosphatcarboxylase kodiert; und
psbA, das für
die D1-Untereinheit des Photosystem-II-Re aktionszentrums kodiert.
Die zweite Gruppe enthielt Gene für Komponenten des Genexpressionsapparats:
rp116, das für
eine ribosomale Proteinuntereinheit kodiert, und das 16SrDNA-Gen.
Alle Plastide-RNA-Quantifizierungen wurden gegen zytoplasmatische
ribosomale 25S-RNA-Mengen normiert.
-
Überraschenderweise
wurde eine Anreicherung von mRNAs für alle der untersuchten Gene
detektiert. Jedoch war die Wirkung der rpoB-Deletion auf die Transkriptanreicherung
für die
beiden Klassen von Genen drastisch unterschiedlich. Die stationären mRNA-Konzentrationen
der photosynthetischen Gene psbD/C, rbcL und psbA waren im Vergleich
zu den Wildform-Konzentrationen um das 40- bis 100fache vermindert
(4A; Signale waren bei längerer Exposition
in allen ΔrpoB-Bahnen
sichtbar). Im Gegensatz dazu wurden die Transkriptmengen für Kern-kodierte
Polymerasegene weit weniger beeinflusst. Es wurde eine 3fache Verminderung
für 16S-rRNA
gemessen, und eine tatsächliche
Erhöhung
für die
mehrfachen Transkripte, die aus dem das rpl16-Gen enthaltenden polycistronischen
Operon entstehen, wurde ebenfalls beobachtet (4B).
Diese Daten weisen darauf hin, dass, während die Expression von Genen,
die für
den photosynthetischen Apparat kodieren, in ΔrpoB-Pflanzen defekt ist, sich die RNAs für Gene,
die an den Haushaltsfunktionen beteiligt sind, ungefähr auf das
Ausmaß der
Wildform oder mehr anreichern.
-
Das
16SrDNA-Gen wird aus einem neuen Promotor in ΔrpoB-Pflanzen transkribiert.
Die Anreicherung von Plastide-RNAs bestätigte, dass eine RNA-Polymeraseaktivität in Plastiden
vorliegt, denen die β-Untereinheit
des E.-coli-artigen Enzyms fehlt. Jedoch ist die Migration von Plastidegenen
zum Kern nachgewiesen worden (S. L. Baldauf und J. D. Palmer, Nature
334, 262 (1990); J. S. Gantt, S. L. Baldauf, P. J. Calie, N. F.
Weeden und J. D. Palmer, EMBO J. 10, 3073 (1991); M. W. Gray, Curr.
Op. Genet. Dev. 3, 884 (1993)). Daher wäre es denkbar, dass die Transkription
in ΔrpoB-Plastiden aus σ70-Typ-Promotoren
initiiert, wenn eine Kernkopie von rpoB existierte, dessen Produkt
in Plastiden importiert und zu einem funktionstüchtigen E.-coli-artigen Enzym assembliert
werden könnte.
Um festzustellen, ob die in ΔrpoB-Pflanzen
nachgewiesenen Plastidetranskripte Produkte der Transkription aus
einem σ70-Typ- Promotor
waren, wurden die 5'-Transkriptenden
für vier
Gene kartiert, nämlich
rbcL (K. Shinozaki und M. Sugiura, Gene 20, 91 (1982)), 16SrDNA
(A. Vera und M. Sugiura, Curr. Genet. 27, 280 (1995)), psbA (M.
Sugita und M. Sugiura, Mol. Gen. Genet. 195, 308 (1984)) und psbD (W.
B. Yao, B. Y. Meng, M. Tanaka, M. Sugiura, Nucl. Acids Res. 17,
9583 (1989)), für
die die Transkriptionsinitiationsstellen früher ermittelt worden waren.
Keines der 5'-Enden
zeigte sich auf der Karte bei den σ70-Typ-Promotorinitiationsstellen
(Daten sind für
rbcL und 16SrDNA in 5A dargestellt).
Daher wurde der Schluss gezogen, dass die verbleibende RNA-Polymeraseaktivität in den ΔrpoB-Plastiden
nicht auf ein E.-coli-artiges Enzym zurückzuführen war, jedoch ein zweites
einzigartiges Plastidetranskriptionssystem darstellt. Dieses verschiedene
RNA-Polymeraseenzym wird als Kern-kodierte Plastide-RNA-Polymerase
(NEP, Nuclear-Encoded-Plastid-RNA-Polymerase) bezeichnet, um sie
vom E.-coli-artigen
Enzym zu unterscheiden, das die Erfinder als Plastide-kodierte Plastide-RNA-Polymerase (PEP,
Plastid-Encoded-Plastid-RNA-Polymerase) bezeichnen. Da das Tabak-Plastidegenom
vollständig
sequenziert worden ist und da die wenigen nicht identifizierten
Leseraster keine Sequenzähnlichkeit
mit bekannten RNA-Polymeraseuntereinheiten aufweisen (K. Shinozaki
et al., EMBO J. 5, 2043 (1986)), ist die Transkription durch die
Kern-kodierte RNA-Polymerase auf Kerngenprodukte angewiesen.
-
In
Abwesenheit der Transkription aus σ70-Typ-Promotoren
in den ΔrpoB-Pflanzen
blieb die Frage, welche Promotoren die Quelle der Plastide-RNAs
waren. Das in den ΔrpoB-Pflanzen
nachgewiesene 16S-rRNA-5'-Ende
wurde auf der Karte 62 Nucleotide stromauf des reifen 16S-rRNA-5'-Terminus (5A) gezeigt. Dieses 5'-Ende wurde mittels In-vitro-Capping
als ein primäres
Transkript ermittelt (5B). Ein markantes
primäres
Transkript mit einem ähnlichen
5'-Ende wurde neulich
in Proplastiden von heterotroph kultivierten Tabakzellen beschrieben
und wurde P2 genannt (A. Vera und M. Sugiura, Curr. Genet. 27, 280
(1995)); dieses Transkript ist in sehr niedrigen Mengen auch in
Blattzellen der Wildform vorhanden (A. Vera und M. Sugiura, Curr.
Genet. 27, 280 (1995); 5A, längere Exposition,
nicht gezeigt). Die die Initiationsstelle umgebende Sequenz ist
unter allen untersuchten Pflanzenspezies höchst konserviert und weist
keine Ähnlichkeit
mit der σ70-Consensussequenz auf (A. Vera und M. Sugiura,
Curr. Genet. 27, 280 (1995)). Auf Basis seiner herausragenden Verwendung
in ΔrpoB-Pflanzen
wurde der Schluss gezogen, dass dieser einzigartige Promotor vom NEP-Transkriptionsapparat
genutzt wird.
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Im
Gegensatz zur 16S-rRNA wurden die hauptsächlichen Transkripte für die photosynthetischen
Gene rbcL und psbD/C auf der Karte bei früher charakterisierten prozessierten
Enden gezeigt (Daten für
rbcL in 5 dargestellt; L. Hanley-Bowdoin,
E. M. Orozco und N. -H. Chua, Mol. Cell. Biol. 5, 2733 (1985); J.
E. Mullet, E. M. Orozco und N. -H. Chua, Plant Mol. Biol. 4, 39
(1985); S. Reinbothe, C. Reinbothe, C. Heintzen, C. Seidenbecher
und B. Parthier, EMBO J. 12, 1505 (1993)). Weitere untergeordnete
Transkriptenden wurden auf der Karte stromauf der prozessierten
Termini gezeigt. Daher sind die niedrigen Ausmaße der Transkriptanreicherung
für diese
photosynthetischen Gene das Ergebnis der Stromauf-Promotoraktivität und anschließenden Prozessierung
der Read-through-RNAs, um Transkripte korrekter Größe zu erhalten.
-
Vorgeschlagene
Rollen für
die beiden Plastide-Transkriptionssysteme. In den ΔrpoB-Pflanzen tritt eine Anreicherung
von RNAs auf, die vom NEP-System transkribiert werden. Dies weist
auf eine Rolle für
die Kern-kodierte RNA-Polymerase bei der Erhaltung der Expression
von Plastide-Haushaltsgenen hin. Offenbar sind diese Expressionsausmaße ausreichend,
um das Wachstum und die Differenzierung von nicht-photoautotrophen
Pflanzen zu fördern.
Im Gegensatz dazu ist die E.-coli-artige PEP-RNA-Polymerase erforderlich,
um die hohen Mengen an Plastidegen-Transkripten bereitzustellen,
die für
die Entwicklung von photosynthetisch aktiven Chloroplasten notwendig
sind. Die vorgeschlagene Rolle für
die Kern-kodierte RNA-Polymerase impliziert einen hohen Bedarf für ihre Tätigkeit
während
der frühen
Phasen der Chloroplastenentwicklung, bevor die PEP-RNA-Polymerase
aktiv ist (J. E. Mullet, Plant Physiol. 103, 309 (1993)). Die entwicklungsmäßige Regulation
einer Kern-kodierten RNA-Polymerase wird durch die Beobachtung unterstützt, dass
der Kern-kodierte Polymerase-P2-Promotor des 16SrDNA-Gens in Proplastiden
kultivierter Tabakzel len aktiver ist als in Blatt-Chloroplasten
(A. Vera und M. Sugiura, Curr. Genet. 27, 280 (1995)).
-
Beispiel II
-
Transkription
durch zwei unterschiedliche RNA-Polymerasen ist ein allgemeiner
Regulationsmechanismus der Genexpression in höheren Pflanzen
-
Wie
in Beispiel I beschrieben, führte
die Anreicherung von Transkripten in Pflanzen, denen die PEP-Polymerase
fehlt, zur Identifizierung eines NEP-Promotors für das ribosomale Plastide-RNA-Operon
(Allison et al., EMBO J. 14, 3721–3730 (1996)). Um die Kartierung
weiterer NEP-Promotoren zu erleichtern, wurde die mRNA-Anreicherung
in ΔrpoB-Pflanzen
für die
meisten Klassen von Plastidegenen untersucht. Die hierin beschriebenen
neuen Promotorsequenzen können
verwendet werden, um die Palette von Spezies zu erweitern, bei denen
eine solche Plastidetransformation durchführbar ist und um die Expression
fremder Gene von Interesse auf eine gewebespezifische Weise anzutreiben.
-
Materialien
und Verfahren für
Beispiel II
-
RNA-Gelblots.
Gesamt-Blatt-RNA wurde mittels TRIzol (GIBCO BRL) nach dem Protokoll
des Herstellers hergestellt. Die RNA wurde an 1%-igen Agarose/Formaldehyd-Gelen der Elektrophorese
unterzogen und dann unter Verwendung des Posiblot-Transferapparats
(Stratagene) auf Hybond N (Amersham) übertragen. Die Hybridisierung
an das Zufalls-Primer-markierte Fragment wurde in Rapid Hybridisation
(Amersham) über Nacht
bei 65°C
durchgeführt.
Doppelsträngige
DNA-Sonden wurden mittels zufallsgeprimter 32P-Markierung von
PCR-erzeugten DNA-Fragmenten hergestellt. Die Sequenz der zur PCR
verwendeten Primer gemeinsam mit ihren Positionen in der Tabak-ptDNA
(Shinozaki et al. (1996), s. o.) sind die Folgenden:
-
-
Die
rps16-mRNA wurde mit einem aus Plasmid pJS40 isolierten EcoRI-Fragment
sondiert, das Sequenzen zwischen den Nucleotiden 4.938/5.363 und
6.149/6.656 der Tabak-ptDNA enthielt (Shinozaki et al. (1986), s.
o.). Die Sonde für
Tabak-25SrRNA stammte aus Plasmid pKDR1 (Dempsey et al., Mol. Plant
Path. 83, 1021 (1993)), das ein 3,75-kb-EcoRI-Fragment aus einem
in Plasmid pBR325 klonierten Tabak-25S/18S-Locus enthält. Bei
der Hybridisierung von Gelblots auf 25S-rRNA wurde 32P-markierte
doppelsträngige
DNA-Sonde mit unmarkiertem Plasmid pKDR1 entsprechend einem 2fachen Überschuss
gegenüber der
am Filter vorhandenen RNA-Menge gemischt.
-
Primerextensionsreaktionen.
Primerextensionsreaktionen wurden an 10 μg (Wildform) oder 10 μg (ΔrpoB) Blatt-Gesamt-RNA
wie beschrieben (Allison und Maliga, EMBO J. 15, 2802–2809 (1995))
durchgeführt.
Die Primer sind unten aufgezählt.
Unterstrichene Oligonucleotide wurden ebenfalls verwendet, um die Capping-Konstrukte
zu erzeugen.
-
-
Sequenzleitern
wurden mit denselben Primern unter Verwendung des Sequenase-II-Sets (USB) erzeugt.
-
Identifizierung
primärer
Transkripte mittels In-vitro-Capping. Blatt-Gesamt-RNA (20 mg) aus
Wildform- und ΔrpoB-Pflanzen
wurde in Gegenwart von [a-32P]GTP gecappt (Kennell und Pring, Mol.
Gen. Genet. 216, 16–24
(1989)). Markierte RNAs wurden mittels Ribonucleaseschutz (Vera
und Sugiura (1992), s. o.) unter Verwendung des RPAII-Sets (Ambion)
nachgewiesen. Um die schützende
komplementäre
RNA herzustellen, wurde die 16SrDNA-Stromaufregion (Nucleotide 102.526–102.761
der ptDNA) unter Verwendung der unten aufgezählten Primer PCR-amplifiziert.
Die 5'-Primer wurden so
konstruiert, dass sie eine XbaI-Restriktionsstelle (unterstrichen)
stromauf des amplifizierten Fragments anfügten. Die 3'-Primer wurden so konstruiert, dass
sie eine KpnI-Stelle (unterstrichen) stromab der amplifizierten
Sequenz anfügten.
Das amplifizierte Produkt wurde als XbaI- → KpnI-Fragment in mit XbaI
und KpnI restriktionsverdauten pBSKS+-Vektor (Stratagene) kloniert. Um
zum 5'-Ende von
RNAs komplementäre
unmarkierte RNA zu erzeugen, wurde das resultierende Plasmid mit
XbaI linearisiert und in einer Megascript- (Ambion) Reaktion mit
T3-RNA-Polymerase transkribiert. Marker (100, 200, 300, 400 und
500 Nucleotide) wurden mit dem RNA-Century-Markers-Template-Set
(Ambion) nach dem Protokoll des Herstellers hergestellt.
-
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DNA-Sequenzanalyse.
DNA-Sequenzanalyse wurde unter Einsatz des Wisconsin Sequence Analysis Package
(Genetics Computer Group Inc.) durchgeführt.
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Ergebnisse
und Diskussion
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Auf
Basis der Anreicherung von mRNAs in Wildform- und ΔrpoB-Blättern können die
Plastidegene in drei Klassen unterteilt werden. Die erste Klasse
umfasst Gene, für
die sich die mRNAs in großen
Mengen in Blättern
der Wildform und in sehr geringen Mengen in den Blättern von ΔrpoB-Pflanzen
anreichern (6A). Gene, die dieser
Klasse angehören,
sind psaA (Photosystem-I-Gen), psbB und psbE (Photosystem-II-Gene), petB (Cytochrom-b6/f-Komplex-Gen),
ndhA (Atmungsketten-NADH-Dehydrogenase-Homolog; Matsubayashi et
al., Mol. Gen. Gent. 210, 385–393
(1987)) und rps14 (Ribosomenprotein-Gen). Die zweite Klasse umfasst Plastidegene,
für die
sich die mRNAs in etwa gleichen Mengen in Wildform- und ΔrpoB-Blättern anreichern (6B). Diese Klasse umfasst atpB (ATP-Synthase-Gen),
ndhF (Atmungsketten-NADH-Dehydrogenase-Homolog-Gen;
Matsubayashi et al. (1987), s. o.), rps16 (Ribosomenprotein-Gen)
und ORF1901 (ein Gen mit unbekannter Funktion; Wolfe et al., J.
Mol. Biol. 223, 95–104
(1992)). Die dritte Klasse umfasst Gene, für die in den ΔrpoB-Blättern signifikant
mehr mRNA vorliegt als in den Blättern
von Pflanzen der Wildform (6C). Typisch
für diese
Klasse sind rpl33 und rpl18 (Ribosomprotein-Gene), accD (für eine Untereinheit der Acetyl-CoA-Carboxylase
kodierend; Sasaki et al., Plant Physiol. 108, 445–449 (1993))
und ORF2280 (mutmaßliche
ATPase mit unbekannter Funktion; Wolfe, Curr. Genet. 25, 379–383 (1994)).
Zwei weitere Gene dieser Klasse, ndhB (Atmungsketten-NADH-Dehydrogenase-Homolog;
Matsubayashi et al. (1987), s. o.) und clpP (für die proteolytische Untereinheit
der ATP-abhängigen
Clp-Protease kodierend; Maurizi et al., J. Biol. Chem. 265, 12546–12552 (1990);
Gray et al., Plant Mol. Biol. 15, 947–950 (1990)), bilden eine Untergruppe
dieser Klasse, die signifikante Mengen an mRNA in Blättern der
Wildform aufweisen.
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Die
atpB- und atpI-ATP-Synthasegene weisen NEP- sowie PEP-Promotoren
auf.
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Die
RNA-Gelblotanalyse identifizierte eine Reihe von Genen und Operonen,
für die
hohe Transkriptmengen in ΔrpoB-Blättern aufrechterhalten
werden. Um zusätzliche
NEP-Promotoren zu identifizieren, ist das 5'-Ende mehrerer Transkripte mittels Primerextensionsanalyse
kartiert worden. 5'-Enden
können
jene der primären
Transkripte sein, die einen Promotor kennzeichnen, oder die durch
RNA-Prozessierung erzeugt werden. Da primäre Plastidetranskripte Triphosphatgruppen
an ihren 5'-Enden
beibehalten, ermöglichte
die spezifische [32P]-GMP-Übertragung
auf diese RNA-Moleküle durch
das Enzym Guanylyltransferase die genaue Unterscheidung zwischen
primären
Transkripten und prozessierten Enden. Für das Tabak-atpB-Operon sind Transkript-5'-Enden von Orozco
et al., Curr. Genet. 17, 65–71
(1990), an den Nucleotidpositionen –611, –502, –488, –289 und –255 stromauf des Translationsinitiationscodons
identifiziert worden (7C). Die 5'-Enden sind relativ
zum Translationsinitiationscodon (ATG) nummeriert, wenn das Nucleotid
direkt stromauf von A sich an Position –1 befindet. Die Primerextensionsanalyse
identifizierte jedes dieser 5'-Enden in den Pflanzen
der Wildform der Erfinder (7A). In
der ΔrpoB-Probe
war nur die –289-RNA-Spezies
vorhanden, deren 5'-Ende ein
Substrat für
Guanylyltransferase war (7B). Daher
wird die –289-RNA
aus einem NEP-Promotor,
PatpB-289, transkribiert. Interessanterweise ist das –289-Transkript
in den Blättern
der Wildform vorhanden, obgleich es weniger häufig als in den ΔrpoB-Pflanzen ist. Die –255-, –488- und –611-Transkripte
fehlen in den ΔrpoB-Pflanzen
(7A). DNA-Fragmente, die diese Promotoren
enthalten (nicht jedoch PatpB-289),
werden von der E.-coli-RNA-Polymerase erkannt (Orozco et al. (1990),
s. o.) und werden durch PEP in Plastiden transkribiert. Das atpA-Operon
umfasst die atpI, -atpH-atpF-atpA-Gene (8C).
In Tabakblättern
der Wildform sind die mRNA-5'-Enden an drei Regionen
stromauf von atpI kartiert worden: die –209-Region, wobei 5'-Enden auf der Karte
bei den Nucleotiden –212, –209 und –207 gezeigt
wurden, und 5'-Enden
bei den Nucleotiden –130
und –85.
In ΔrpoB-Blättern ist
nur das –207-Transkript detektierbar
(8A). Dieses Transkript konnte in der ΔrpoB-RNA-Probe
gecappt werden (8B), und daher wird
es von einem NEP-Promotor transkribiert.
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Ein
Signal an dieser Position wurde auch in der In-vitro-Capping-Reaktion
von RNA-Proben der
Wildform erhalten. Die –209-
und –212-Transkripte
könnten
auf die Aktivität
eines überlappenden
PEP-Promotors oder auf die Bildung mehrerer Transkripte aus dem
NEP-Promotor in Pflanzen der Wildform zurückzuführen sein. Das –130-Transkript,
das nur in Blatt-RNA der Wildform vorhanden ist, konnte ebenfalls
gecappt werden (8A, 8B).
Da Sequenzen vorliegen, die den –10/–35-Elementen am korrekten Zwischenraum
stromauf dieses 5'-Endes ähnlich sind,
wird es von der PEP-Polymerase transkribiert.
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Ein
clpP-NEP-Promotor wird in Chloroplasten in höchstem Ausmaß exprimiert.
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Das
clpP-Protease-Untereinheit-Gen gehört ebenfalls zu derjenigen
Klasse, die sowohl NEP- als auch PEP-Promotoren aufweist. Die Primerextensionsanalyse
in den Pflanzen der Wildform identifizierte RNA-5'-Enden an den Nucleotidpositionen –53, –95 und –173, während die
Karte in ΔrpoB-Pflanzen
die 5'-Enden an
die –53-, –173-und –511-Nucleotidpositionen
zeigt (9A). Die In-vitro-Capping-Reaktion
verifizierte, dass alle dieser drei primäre Transkripte sind (9B). Drei der Transkripte leiten sich
von NEP-Promotoren her. Der PclpP-53-Promotor wird in Wildform-
sowie ΔrpoB-Pflanzen
in höchstem
Ausmaß exprimiert
und stellt folglich eine selbstständige Klasse von NEP-Promotoren
mit einem Potenzial für
die starke Expression in verschiedenen Gewebetypen dar. Der PclpP-53-Promotor
ist im Spinat gut konserviert (Westhoff, Mol. Gen. Genet. 201, 115–123 (1985)).
Weitere clpP-Promotoren für
NEP sind PclP-173 und PclP-511. Da das PclpP-511-Transkript sich
nur in ΔrpoB-Pflanzen anreichert
(9A), ist es ein Kandidat für den regulierten NEP-Promotor.
Man beachte ferner, dass das PclpP-511 sich innerhalb der psbB-Kodierungsregion
befindet und seine Expression durch den konvergenten psbB-PEP-Promotor
beeinflusst werden kann (9C).
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Der
einzige PEP-Promotor direkt stromauf von clpP ist PclpP-95. RNAs
aus diesem Promotor reichern sich nur in Blättern der Wildform an, und
PclpP-95 weist Strom aufsequenzen auf, die an die konservierten –10-/–35-Elemente
erinnern (nicht dargestellt).
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Das
accD-Gen wird ausschließlich
aus einem NEP-Promotor transkribiert.
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Für das Lipidbiosynthese-Gen
accD reichert sich mRNA in hohen Mengen nur in ΔrpoB-Pflanzen an. Ein hauptsächliches
Transkript initiiert an der Nucleotidposition –129 (10A),
die in vitro gecappt werden kann (10B).
Daher wird diese RNA aus einem NEP-Promotor transkribiert. Da PaccD-129
keine signifikante Aktivität
in den photosynthetisch aktiven Blatt-Mesophyllzellen aufweist,
dient es als Kandidat für
einen regulierten NEP-Promotor mit einem charakteristischen gewebespezifischen
Expressionsmuster.
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NEP-Promotoren
haben einen der Transkriptionsinitiationsstelle benachbarten beweglichen
Konsensus gemeinsam.
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Sequenzen,
welche die Transkriptionsinitiationsstellen flankieren, wurden vergleichend
angeordnet, um konservierte NEP-Promotorelemente zu identifizieren
(11). In der vergleichenden Sequenzanordnung sind
neun in dieser Untersuchung identifizierte Promotoren und Prrn-62,
der in Allison et al. (1996), s. o., beschriebene NEP-Promotor,
umfasst. Sequenzen für
PORF2280-1577 und PORF1901-41 sind ebenfalls umfasst, für deren
5'-Enden durch Capping
in vitro gezeigt worden ist, dass sie primäre Transkripte sind (Daten nicht
gezeigt). Beide dieser Promotoren sind in ΔrpoB-Blättern aktiv, nicht jedoch in
den Blättern
der Pflanzen der Wildform. Ebenfalls in der vergleichenden Sequenzanordnung
umfasst sind vorläufige
NEP-Promotoren für
rps2 und rps16, für
die mehr mRNA in ΔrpoB-Pflanzen
vorliegt. Die 5'-Enden
dieser Transkripte wurden mittels Primerextensionsanalyse kartiert.
Der In-vitro-Capping-Test
schlug wegen der niedrigen Menge der mRNAs fehl (Daten nicht gezeigt).
Die mehrfache vergleichende Sequenzanordnung der die NEP-5'-Enden unmittelbar
flankierenden Regionen identifizierten einen beweglichen Consensus
von 10 Nucleotiden rund um die Transkriptionsinitiationsstelle (11).
Eine Konservie rung zusätzlicher
Nucleotide stromauf und stromab ist ebenfalls offensichtlich. Auffallend
ist das Fehlen von Sequenzkonservierung zwischen dem PclpP-53 und anderen
NEP-Promotoren, welcher der einzige in Chloroplasten höchst aktive
Promotor ist. Angesichts des Fehlens von Sequenzähnlichkeit wurde diese Sequenz
nicht in die vergleichende Anordnung aufgenommen. Sequenzen rund
um die PclP-53-Transkriptionsinitiationsstelle
sind gesondert am unteren Ende der 11 dargestellt.
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NEP-
und PEP-Polymerasen stellen über
die Erkennung einzelner Promotoren einen Mechanismus für die selektive
Transkription von Plastidegenen bereit (12). Die
hierin bereitgestellten Daten beweisen, dass manche Gene nur PEP-Promotoren
oder NEP-Promotoren aufweisen, während
andere sowohl PEP- als auch NEP-Regulationssequenzen aufweisen.
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Beispiel III
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NEP-Promotoren zur Expression
von selektierbaren Markergenen
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Zwecks
Vielseitigkeit und für
universelle Anwendungen ist die Expression von selektierbaren Markergenen
für die
Plastidetransformation in allen Gewebetypen und in einem hohen Ausmaß wünschenswert.
Selektierbare Markergene in den gegenwärtig eingesetzten Plastidetransformationsvektoren
werden aus PEP-Promotoren exprimiert, die von der Plastide-kodierten
RNA-Polymerase erkannt werden. Die PEP-Polymerase transkribiert
photosynthetische Gene und manche der Haushaltsgene und scheint
daher die dominante RNA-Polymerase in photosynthetisch aktiven Blattgeweben
zu sein. Effiziente Plastidetransformation ist in Tabak auf Basis
von Chloroplastentransformation in Blattzellen erzielt worden. Jedoch
ist die Pflanzenregeneration nicht durchführbar oder ist aus den Blättern der
meisten landwirtschaftlich bedeutenden Getreidefrüchten einschließlich Mais,
Reis, Weizen und in Baumwolle nicht praktikabel. Bei diesen Feldfrüchten werden transgene
Pflanzen typischerweise durch Transformieren embryogener Gewebekulturzellen
oder von Sämlingsgewebe erhalten.
Wenn man bedenkt, dass diese Gewebe nicht photosynthetisch sind,
scheint die Expression von Markergenen durch NEP-Promotoren, die
in nichtgrünen
Geweben aktiv sind, besonders vorteilhaft zu sein und wird die Transformation
von Plastiden in allen nicht-photosynthetischen Gewebetypen erleichtern.
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Ein
besonders zweckdienlicher Promotor zum Antrieb der Expression von
Markergenen ist der PclpP-53-promotor. Dieser Promotor wird in den
Proplastiden von ΔrpoB-Pflanzen im höchsten Ausmaß exprimiert
und könnte
daher auch in den Proplastiden embryogener Zellkulturen, die transgene
Getreidepflanzen liefern, im höchsten
Ausmaß exprimiert
werden. Aus diesen Promotoren exprimierte Markergene werden weiters
zweckdienlich sein, um Plastidetransformanten in beschossenen Blattkulturen
zu selektieren, da sich dieser Promotor als in Chloroplasten aktiv
erwiesen hat. Aus Promotoren, wie z. B. dem PclpP-53-Promotor, exprimierte
Markergene werden breite Anwendung finden, um transformierte Plastiden
zu erhalten.
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Die
selektierbaren Markergene werden unter Verwendung der in den US-Patenten
Nr. 5.451.513 und 5.877.402 dargelegten Prinzipien konstruiert.
Ein transformierendes DNA-Konstrukt ist in 13 dargestellt. Im
Spezielleren wird der PclpP-53-Promotor stromauf eines für einen
Plastide-selektierbaren Marker kodierenden DNA-Segments kloniert. Signale für die Translation
werden durch Inkorporieren geeigneter DNA-Sequenzen zwischen dem
Promotorfragment und der für
den selektierbaren Marker kodierenden Region bereitgestellt. 3'-untranslatierte
Segmente eines Plastidegens werden stromab des selektierbaren Markers
kloniert, um Signale für
die Transkriptionstermination bereitzustellen und die chimäre mRNA
zu stabilisieren. Der Einsatz der 3'-untranslatierten Region von aus NEP-Promotoren
exprimierten Genen ist bevorzugt, da die Erfordernisse für die Transkriptionstermination
für die
NEP- und PEP-Polymerasen verschieden sein können.
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PclpP-53
ist ein besonders starker NEP-Promotor. Jedoch könnten Pflanzen mit transformierten
Plastiden auch mit schwachen Promotoren erhalten werden. Es gibt mehrere
Beispiele für
derartige schwache NEP-Promotoren in den vorangegangenen Beispielen,
beispielsweise PclpP-173.
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Expression
von gewebespezifischen, von NEP-Promotoren angetriebenen Plastidetransgenen.
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Die
gewebespezifische Expression von Plastidetransgenen ist für viele
Anwendungen wünschenswert.
Die gewebespezifische Expression eines Proteins, welches das Pflanzengewebe
für Wurzelnematoden abstoßend oder
toxisch macht, kann in Wurzeln wünschenswert
sein. Jedoch würde
die Expression desselben Proteins in den Blättern die Pflanzenressourcen
aufzehren und könnte
die Ausnutzung der in der Luft befindlichen Pflanzenteile beeinträchtigen.
Da sie am häufigsten
in nichtgrünen
Geweben exprimiert werden, sind die in dieser Anmeldung beschriebenen
NEP-Promotoren und die aus der NEP-Polymerase im Allgemeinen exprimierten
Promotoren eine reiche Quelle an gewebespezifischen Promotoren für die transgene
Expression.
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Mehrere
Arten der NEP-Promotoren, beispielsweise PclpP-511, werden in Proplastiden
von ΔrpoB-Pflanzen
im höchsten
Ausmaß exprimiert.
Proplastiden sind im essbaren Teil des Karfiols (Blumenkohls) vorhanden.
Daher wird die Expression fremder Gene im Karfiol im hohen Ausmaß aus diesem
Promotor in den essbaren Teilen der Pflanze erwartet.
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Das
Plastidegen accD kodiert für
eine Untereinheit der prokaryotischen Acetyl-CoA-Carboxylase, ein Enzym, das an der Lipidbiosynthese
beteiligt ist. Interessanterweise ist die Menge an accD-mRNA in
Blättern des
Wildtyps niedrig, während
sie in den Proplastiden von ΔrpoB-Pflanzen
hoch ist. Diese Beobachtung legt nahe, dass PaccD-129 in nichtgrünen Plastiden
von aktiv an der Lipidbiosynthese beteiligten Geweben aktiv ist,
wie z. B. in den Plastiden des sich entwickelnden Samens, der reich
an Öl ist.