DE698020C - Faeden, Baender und Schlaeuche aus Polyvinylverbindungen - Google Patents

Description

• Fäden, Bänder und Schläuche aus Polyvinylverbindungen Es ist bereits bekannt, daß Fäden, Saiten, _Bänder, Schläuche u. dgl. aus Polyvinylalkohol durch die Eigenschaft ausgezeichnet sind, vom Organismus reaktionslos vertragen zu «erden und insbesondere bei Verwendung als chirurgisches Verschlußmaterial die bei Catgut, Seide u. dgl. gegebene schwerwiegende Gefahr der Eiterung mit Sicherheit ausschließen. Für diese F'äden.usw. aus Polyvinylalkohol ist es ferner bekannt, ihre Resorbierbarkeit durch Zusatz von wasserlöslichen resorbierbaren Stoffen, wie Gelatine, Gummiarten und Zucker oder Stoffen, die durch Fermentabbau wasserlöslich werden, wie Eiweißstoffen, Stärke usw. zu erhöhen. Auch Borax hat man ihnen schon zu dem gleichen Zw,ecke zugesetzt, ebenso sind keimtötende Stoffe sowie Barium- und Wismutverbindungen als Zusätze zu Fäden aus Polyvinylalkohol bereits bekannt. Bei der weiteren Bearbeitung dieses Gebietes hat sich ergeben, daß diese werttollen Eigenschaften nicht auf den Polyvinylalkohol beschränkt, sondern auch anderen " Polyvinylverbindungen eigen sind. Beispielsweise können Fäden aus wasserunlöslichen Estern, Äthern, oder Acetalen des Polyvinylalkohols, oder aus Estern der Polyacrylsäure oder Polyitakonsäure oder aus Polystyrolen zum Vernähen von Wunden benutzt werden.
• Durch die Möglichkeit, für den jeweiligen chirurgischen Zweck ein besonders geeignetes Glied der Gruppe der wasserunlöslichen Polyvinylverbindungen auszuwählen, wird die Anwendbarkeit des bei der Einführung des Polyvinylalkohols auf dem Gebiete verwirklichten Grundsatzes erheblich erweitert. Die Möglichkeit, durch Herstellung von künstlichen chirurgischen Fäden u. dgl. aus Polyvinylverbindungen die wirkliche Sterilität der Erzeugnisse sicher zu erreichen und zugleich eine zweckentsprechende Abwandlung der Eigenschaften zu ermöglichen, ist nunmehr auch für die wesentlich vielseitigere Klasse der Polyvinylverbindungen überhaupt erschlossen. Im übrigen weisen die neuen Fäden usw. gegenüber denen aus Polyvinylalkohol alle mit der Wasserunlöslichkeit verbundenen Vorteile auf. Sie können im Gegensatz zu den aus Polyvinylalkohol hergestellten in wäßrigen Sterilisierlösungen aufbewahrt werden usw. Von den in der Chirurgie außer Catgut verwendeten Nahtmaterialien aus Seide u. dgl. unterscheiden sich die aus Polyvinylverbindungen bestehenden vorteilhaft dadurch, daß sie keine Eiweißkörper enthalten und deshalb nicht den durch körperfremdes Eiweiß auf die Gewebe ausgeübten Reiz wie Seide ausüben. Die nach der Erfindung zu verwendenden Polyvinylverbindungen nichtalkoholischer' Natur weisen eine ganz überraschende Verträglichkeit im Organismus auf. Hinzu kommt der ebenso überraschende Befund, daß auch sie in abgestuftem Maße resorbierbar gemacht werden können.
• Die Möglichkeit einer zweckentsprechenden Auswahl wird dadurch erweitert, daß auch Gemische bzw. Verbindungen von verschiedenartigen Polyvinylkörpern der obengenannten Art sowie Gemische von solchen Verbindungen mit den weiter unten genannten Stoffen als chirurgische Fäden u. dgl. verwendbar sind. Beispielsweise kommen Umsetzungsprodukte von Polyvinylacetat mit Sulfosäuren, wie SulfosalicylEäure, in Betracht.
• Obgleich Resorbierbarkeit nicht in allen Fällen erforderlich oder erwünscht ist, beispielsweise beim Ersatz von Seide für chirurgische Zwecke, ist es doch von großer Bedeutung, daß an sich nicht oder nicht genügend resorbierbaren Polyvinylkörpern durch geeignete Zusätze und durch geeignete Dosierung dieser Zusätze eine beliebig abzustufende Resorbierbarkeit verliehen werden kann. Die obengenannten, für Fäden usw. aus Polyvinylalkohol bekannten Zusätze, die die Resorbierbarkeit an sich schwer #resorbierbarer Polyvinylalkohole vergrößern oder ihre Eigenschaften in sonstiger Beziehung verbessern, erfahren hier. eine erhebliche Erweiterung ihres Anwendungsgebietes. Eine spezifische Wirkung wird außerdem erzielt durch Einverleibung von Elektrolyten, wie beispielsweise organischen Säuren, wie Oxalsäure, Apfelsäure u. dgl., oder ihren Salzen und insbesondere auch Säuren, die mit negativen oder positiven Resten substituiert sind. So sind Sulfosalicylsäure, Benzölsulfosäure, Toluolsülfosäure, Trichloressigsäure, Glykokoll, Asparaginsäure sehr wirksam. Andererseits ist sehr wirksam Phenylhydrazin-Chlorhydrat. Aber auch anorganische Elektrolyte, wie Nickelnitrat, Kaliumbichromat u. a., sowie der als Zusatz zu Gegenständen aus Polyvinylalkohol bekannte Borax begünstigen die Resorbierbarkeit. Überraschenderweise erhöhen Zusätze dieser Art mehr oder weniger auch die Festigkeit der Fäden- usw. aus Polyvinylverbindungen.
• Um die Resorption z. B. des Polyvinylacetats zu befördern, kann man ihm Sulfosalicylsäure oder Benzolsulfosäure, gegebenenfalls in Form ihrer Salze zusetzen. Die Resorption des Polyacrylsäureesters kann durch Zugabe von Sulfosalicylsäure befördert werden. Es genügen im allgemeinen einige Prozent als Zusatz, z. B. 5 bis io°/o. Durch die Höhe und Art des Zusatzes kann man die Resorbierbarkeit nach Belieben abstufen. Ist die Resorbierbarkeit zu groß, wird die Zusatzmenge verringert, und umgekehrt. Die resorptionsbefördernden Stoffe können ebenso wie die unten ängeführten weiteren Zusätze unter Umständen schon dem zur Herstellung der Polyvinylverbindung dienenden Ausgangsstöff zugesetzt werden. Stellt man beispielsweise Fäden aus teilweise verestertem oder acetalisiertem Polyvinylalkohol dadurch her, daß man Lösungen von Estern oder Acetalen verspinnt und die so erhaltenen Fäden nachträglich partiell verseift, so kann man gegebenenfalls die Zusätze schon den zu verspinnenden Lösungen zusetzen.
• Im Bedarfsfalle kann, wie schon angedeutet, auch die Festigkeit der Fäden usw. aus Polyvinylverbindungen verstärkt werden. Das läßt sich beispielsweise durch Zusätze von geeigneten anorganischen Elektrolyten bewirken, unter denen insbesondere Rhodanverbindungen, wie Kalium- oder Ammoniumrhodanid, genannt seien. Eine sehr erhebliche Verfestigung ergibt auch ein Zusatz vonZuckern, wieTraubenzucker, der bereits als Zusatz zu Fäden u. dgl. aus Polyvinylalkohol bekannt ist. Die mechanische Festigkeit beispielsweise von Fäden aus Polyvinylacetat kann sowohl durch Zusatz von Rhodaniden wie auch von Traubenzucker oder Borax oder durch gleichzeitigen Zusatz solcher Stoffe verstärkt werden. Auch hier nimmt man etwa 5 bis io°/a Zusatz, doch kann die Zusatzmenge entsprechend den Erfordernissen und dem gewünschten Ergebnis verändert werden.
• Weiterhin kommen Zusätze mit bakterizider -Wirkung in Betracht, wie sie bereits für Fäden aus Polyvinylalkohol bekannt sind. Geeignet sind alle bakteriziden Stoffe, die sich mit den Polyvinylverbindungen vertragen. Es seien aus der großen Anzahl der Zusätze bakteriziden Charakters verschiedene Gruppen herausgehoben, z. B. Ester aromatischer Säuren, wie Propylbenzoat, ferner Verbindungen oder Sole von Metallen, wie Silber, Quecksilber, Wismut u. a. Auch Schwefelverbindungen und sonstige bekannte Stoffe mit bakterizider Wirkung kommen in Betracht.
• Beispielsweise nehmen Fäden aus Polyvinyl acetat durch Zusatz von Propylbenzoat oder von Quecksilberchlorid stark bakterizide Eigenschaften an. Es genügen hier je nach ihrer bakteriziden Wirkung meist schon Zusätze von geringen Mengen. Beispiel i Eine 2o°/aige Lösung von Polyvinylformal in Dioxan wurde bei 7o' unter ioo Atmosphären in der in der Spinntechnik üblichen Weise durch eine Düse versponnen. Der austretende Faden wurde im Verhältnis i : 2 gestreckt und i Stunde bei 8o' getrocknet. Er besaß eine Dicke von 0,3 mm, eine Reißfestigkeit von 2,2 kg und eine Dehnbarkeit von 2o°/0. Beispiel 2 Die Ausgangslösung für die Herstellung der Fäden gemäß Beispiel i wurde mit 1,2°/o Ammoniumrhodanid versetzt. Die aus dieser Lösung gewonnenen Fäden wiesen eine gesteigerte Festigkeit auf.

Claims (4)

1. PATENTANSPRLCHG: i. Die Verwendung von Fäden, Saiten, Bändern, Schläuchen aus in Wasser unlöslichen Polyvinylyerbindungen, deren Gemischen bzw. Verbindungen mit oder ohne Zusätze für .chirurgische Zwecke als Verschlußmaterial für die Chirurgie, beispielsweise als Ersatzstoffe für Catgut, Seide, Zwirn, Pferdehaar.
2. 2. Fäden usw. gemäß Anspruch i, gekennzeichnet durch einen Zusatz von für Körpergewebe verträglichen Elektrolvten, nämlich organischen Säuren, wie OZalsäure, Apfelsäure u. dgl., oder ihren Salzen und insbesondere auch Säuren, die mit negativen oder positiven Resten substituiert sind, wie Sulfosalicylsäure, Benzolsulfosäure, Toluosulfosäure, Trichloressigsäure, Glykokoll, Asparaginsäure,@ ferner von Phenylhydrazinchlorhydrat, Nickelnitrat und Kaliumbichromat.
3. 3. Fäden usw. gemäß Anspruch i und a, gekennzeichnet durch einen Zusatz von Rhodanverbindungen.
4. 4. Fäden usw. gemäß Anspruch i bis 3, gekennzeichnet durch bakterizide Zusätze, wie Ester aromatischer Säuren, z. B. Propylbenzoat, ferner Salze oder Verbindungen oder Sole von Metallen, wie Silber, Quecksilber und Schwefelverbindungen.