Hamburg: Hilals Schicksal weiter unklar

Das Schicksal der vor sechs Jahren in Hamburg verschwundenen Hilal Ercan ist weiter unklar. Ein 31 Jahre alter Verdächtiger, der am Mittwoch überraschend den Mord an dem 10 Jahre alten Mädchen gestand, hat sein Mordgeständnis am Donnerstag Nachmittag widerrufen. Das teilte die Polizei mit. Nach langen Vernehmungen hatte er zunächst zugegeben, Hilal in seinem Auto erwürgt zu haben. Die Leiche habe er anschließend in einem Waldstück vergraben. Noch während Beamte mit Leichenspürhunden das Gelände im Stadtteil Bahrenfeld absuchten, widerrief der 31jährige seine Aussage. „Wir sind sicher, daß er der Täter ist“ Ulrich Tille von der Mordkommission sagte, der Mann bleibt weiter tatverdächtig. „Wirsind sicher, daß es sich um den Täter handelt“, meinte Polizeisprecher Ralf Meyer. Im Jahr 2000 hatte der Verdächtige ein Mädchen gewürgt und erst kurz vor dessen Tod von dem Opfer abgelassen. Er stellte sich anschließend der Polizei. Wegen Kindesmißbrauchs in sieben Fällen wurde er im Jahr 2000 zu sieben Jahren verurteilt und sitzt seitdem im Maßregelvollzug des Hamburger Klinikums Nord. Die Eltern von Hilal hoffen seit sechs Jahren auf Klarheit über das Schicksal ihrer Tochter. „Es ist ein schwarzer Fleck in ihrem Leben“, sagte Reinhard Chedor, einst Chefermittler im „Fall Hilal“ und nun Hamburgs LKA-Chef. Es geschah am hellichten Tag Es geschah am hellichten Tag: die damals zehnjährige Hilal hatte ein gutes Zeugnis nach Hause gebracht und durfte sich am 27. Januar 1999 zur Belohnung Süßigkeiten kaufen. Gegen 13.30 Uhr wurde das türkische Mädchen mit den langen schwarzen Haaren im Einkaufszentrum „Elbgaustraße„ im Stadtteil Lurup zuletzt gesehen - nur einen Steinwurf entfernt von dem achtstöckigen Mehrfamilienhaus, in dem es mit seinen Eltern und zwei Geschwistern wohnte. Immer wieder wandten sich die Eltern an die Öffentlichkeit, hofften auf den entscheidenden Hinweis. „Wir wünschen uns so sehr, daß sie gefunden wird, wir können nicht zur Ruhe kommen“, sagte die Mutter Ayla Ercan und hoffte noch Jahre nach dem Verschwinden ihrer Tochter: „Sie wird gefunden, wenn sie nicht vergessen wird.“ Jahrelang sucht die Polizei - zeitweise mit einer Sonderkommission „Morgenland“ - erfolglos nach dem Kind: Leichensuchhunde des Roten Kreuzes durchstöberten die Keller benachbarter Häuser, ein Hubschrauber suchte die Gegend von oben ab, Dutzende Polizisten verteilten Handzettel mit Fotos der Vermissten, in Hamburg undUmgebung fuhr Monate lang kaum ein Bus ohne ein Suchplakat - vergebens. Auch Hinweise von Hellsehern und Aufrufe in den Fernsehsendungen „Aktenzeichen XY - ungelöst“ und „Fahndungsakte“ brachten keine heiße Spur. „Die Familie geht durch ein Fegefeuer“ In den vergangenen Jahren hat die Kripo fast 500 Hinweise verfolgt, sagte Ulrich Tille, der inzwischen in der Mordkommission die Fahndung nach dem Kind leitet. Mehrere Verdächtige aus anderen Taten wurden genauer unter die Lupe genommen. Auch der 31jährige geriet so Anfang 2005 ins Visier der Fahnder. Als sein Alibi für die Tatzeit den Nachforschungen der Kripo nicht standhielt, geriet er immer mehr in Verdacht. Schließlich offenbarte er sich den Ermittlern: „Ja, ich habe Hilal getötet.“ Das Mädchen habe sich in seinem Auto seinen Zudringlichkeiten widersetzt, er habe sie daraufhin erwürgt und in Müllsäcken verpackt in einem Wald vergraben. Auch nach seinem Widerruf wird der Mann weiter verhört. Die Polizei glaubt nach wie vor: „Wir haben den Richtigen.“ Gewissheit gibt es allerdings noch nicht - auch nicht für die jetzt wieder von Kripo-Beamten intensiv betreuten Eltern. Tille: „Die Familie gehtdurch ein Fegefeuer.“