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Starke vaginale Blutungen beobachtet: Lösen mRNA-Impfstoffe Zyklusstörungen aus?

Eine junge Frau wird in Italien mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpft.

In den sozialen Netzwerken häufen sich Berichte von Frauen, die nach der Corona-Impfung mit mRNA-Impfstoffen an starken vaginalen Blutungen leiden. Doch als offizielle Nebenwirkung wurde das Phänomen bisher nicht erfasst. Wie wahrscheinlich ist ein Zusammenhang?

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Die ersten Fälle wurden Anfang Februar dieses Jahres in Israel bekannt, wo zu diesem Zeitpunkt bereits viele Frauen jüngerer Altersgruppen geimpft wurden, hauptsächlich mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer. In Internetforen schilderten daraufhin mehrere Geimpfte, dass ihre Regelblutung zum falschen Zeitpunkt auftrat und heftiger und schmerzhafter verlief.

Auch das israelische Gesundheitsministerium wurde darauf aufmerksam, hielt einen Zusammenhang aber nicht für erwiesen. Es sei schwer zu sagen, ob die Blutungen durch die Impfung ausgelöst würden, da die Periode durch viele Faktoren beeinflusst werden könne wie „Stress oder die Ernährung“, teilte das Ministerium mit. Es werde die Angelegenheit aber weiter verfolgen und untersuchen. Ergebnisse einer solchen Untersuchung wurden bisher noch nicht veröffentlicht.

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Mehr als 500 Frauen melden sich bei Twitter

Ebenfalls Ende Februar startete Kathryn Clancy, Professorin für Anthropologie an der University of Illinois, einen Aufruf bei Twitter. Sie selbst hatte nach der Corona-Impfung eine verfrühte und starke Periodenblutung bekommen und Ähnliches aus dem Bekanntenkreis gehört. Nun wollte sie wissen, ob es anderen Geimpften genauso gegangen war. Mehrere hundert Frauen, die mit den mRNA-Vakzinen von Moderna oder Biontech/Pfizer geimpft worden waren, antworteten ihr.

In den Tweets schildern die Geimpften Zyklusstörungen und lang anhaltende, überaus starke und schmerzhafte Blutungen, die nach der Impfung auftraten. Eine Frau berichtet zum Beispiel, dass sie zum dritten Mal in einem Monat ihre Regel­blutung bekam, eine andere schreibt, dass bei ihr eine Ovarialzyste geplatzt sei. Auch berichten Frauen in den 50ern, die eigentlich schon seit Jahren in der Menopause waren, dass sie kurz nach der Impfung erneut starke und heftige Blutungen hatten. Weitere solcher Schilderungen finden sich unter anderem im Social-Media-Netzwerk Reddit.

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Allein anhand der Erfahrungsberichte lässt sich jedoch nicht bestimmen, mit welcher Häufigkeit die Blutungen bei Frauen nach der Impfung auftreten. Und in den Zulassungsstudien der Hersteller wurden die geimpften Frauen nicht nach Unregelmäßigkeiten bei ihrer Monatsblutung befragt: Eine wissenschaftliche Untersuchung des Phänomens fehlt also bisher. Da es sich noch nicht um eine offiziell anerkannte Nebenwirkung der Impfung handelt, werden die Symptome offenbar auch nicht regelmäßig an die zuständigen Stellen gemeldet. Viele Frauen ziehen es stattdessen vor, sich mit anderen Betroffenen im Internet auszutauschen.

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Ärzte nehmen Berichte nicht ernst

So schreiben mehrere von ihnen bei Twitter, dass sie die Blutungen stark beunruhigt hätten und sie zwar einen Zusammen­hang mit der Impfung vermuteten, sich aber nicht trauten, dies bei ihrem Arzt oder ihrer Ärztin zu äußern. Andere twittern, dass sie von ihrem Arzt ausgelacht wurden, als sie ihn auf einen möglichen Zusammenhang angesprochen hätten. Auch die israelische Zeitung „Haaretz“ berichtet, dass das Phänomen von starken Blutungen nach der Impfung bekannt sei, aber oft nicht gemeldet werde, weil der Zusammenhang noch nicht wissenschaftlich erwiesen sei. Selbst auf Bögen, mit denen Mediziner und Medizinerinnen im Auftrag des israelischen Gesundheitsministeriums Nebenwirkungen erfassen sollen, würden die Zyklusstörungen oft nicht eingetragen.

In Deutschland ist das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) für die Überwachung der Nebenwirkungen von Impfungen zuständig. In den Berichten, in denen das PEI die häufigsten und schwersten Nebenwirkungen der Impfungen bekannt macht, werden vaginale Blutungen bisher nicht aufgelistet. Allerdings erfasst auch das PEI nur solche Fälle, die von Geimpften oder ihren Ärzten oder Ärztinnen aus eigener Initiative an die offiziellen Stellen gemeldet werden.

Entzündungsreaktion könnte Östrogenspiegel beeinflussen

Kathryn Clancy, die zunächst bei Twitter über das Thema geschrieben hatte, hat nun mit einer größer angelegten Internet­umfrage begonnen, die sie wissenschaftlich auswerten will. Bis Ende April sollen schon mehr als 25.000 Frauen dort Angaben zu einer möglichen Zyklusbeeinträchtigung nach der Impfung gemacht haben.

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Nicht nur ob, sondern auch wie genau die mRNA-Impfungen den Zyklus beeinflussen könnten, gilt es noch zu erforschen. Clancy selbst schreibt bei Twitter, dass womöglich eine Entzündungsreaktion im Körper der Grund sein könnte, ausgelöst durch die in mRNA-Impfstoffen enthaltenen Lipid-Nanopartikel. Diese Partikel stehen bereits im Verdacht, bei einigen Geimpften schwere allergische Reaktionen auszulösen.

Akshat Jain, Hämatologin an der Loma Linda University School of Medicine, hat eine ähnliche Erklärung. Eine Entzündungs­reaktion als Folge der Impfung könne die massive Ausschüttung des Hormons Östrogen anregen, was wiederum die Regelblutungen auslösen könne, erklärte die Expertin gegenüber ABC-News.

Blutungen auch nach HPV-Impfung

Auch die Medizinerin Lior Shahar, die an der Tel Aviv University unterrichtet, hält einen solchen Zusammenhang für möglich. Entzündungsvorgänge im Körper seien eine übliche Impfreaktion und könnten Vaginalblutungen beeinflussen, dies sei zum Beispiel auch von der HPV-Impfung bekannt, so Shahar im Gespräch mit der Zeitung „Haaretz“. Tatsächlich hatten einer Studie aus Japan zufolge junge Frauen nach der HPV-Impfung vermehrt wegen schwerer vaginaler Blutungen das Krankenhaus aufsuchen müssen. Ebenso scheint die Influenzaimpfung den Hormonzyklus stören zu können.

Bislang sieht es so aus, als ob die Zyklusstörungen nach der Corona-Impfung nur vorübergehend auftreten und die Gesund­­heit der Betroffenen nicht dauerhaft beeinträchtigt wird. Wenn sich der Zusammenhang mit der Impfung bestätigt, müssten Frauen jedoch künftig darüber aufgeklärt werden. Und das Risiko schwerer Blutungen müsste insbesondere bei der Impfung von Frauen mit aktuellem Kinderwunsch oder Schwangeren berücksichtigt werden.

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